Peloponnes ade!

 

Von einer grossen und vielen kleinen Attraktionen

16. Februar 2018

Die Sonne ist zurückgekehrt und unser Thermometer steigt auf über 20°C.
Deshalb verlassen wir den Campingplatz und fahren weiter gegen Norden. Der Wind bläst immer noch stark und im Bad in Agia Kiriaki baden die Wellen für sich allein. Kein Mensch wagt sich heute in das aufgewühlte Wasser.

 

„Badi“ in Agia Kiriaki

 

Wir lassen uns durch blühende Bananenstauden ablenken und schauen nicht mehr aufs Navi. Plötzlich fahren wir am Eiffelturm vorbei!
Der steht doch in Paris und nicht in Filiatra auf dem Peloponnes … haben wir geglaubt.

 

Eiffelturm in Filiatra

 

Natürlich müssen wir googeln und finden heraus, dass dieser ca. 40 Meter hohe Turm von einem in die USA ausgewanderten Griechen der Gemeinde geschenkt wurde. Er wollte seinem unbedeutenden Heimatdorf wenigstens eine Attraktion geben.

Uns hätten die Blüten der hohen Bananenstauden als Attraktionen gereicht. Auf den Azoren besassen wir eigene Bananen. Schon damals haben uns die seltsamen Fruchtstände fasziniert.

 

Blüte einer Bananenpflanze in Filiatra

 

 

 

Nun geht es weiter an den Kaiafa-See. Das Thermalbad dort ist im Winter geschlossen. Das Wasser fliesst durch einen Bach in den See. Aber der lauwarme, schweflig riechende Bach ist verschlammt und lädt nicht zum Baden, aber dafür der wunderschöne Platz am See zum Übernachten.

 

Übernachtungsplatz am Kaiafa-See

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Man muss ja nicht alles verstehen!

17. Februar 2018

Nach einer sehr ruhigen Nacht frühstücken wir gemütlich an diesem lauschigen Platz und brechen dann auf. Natürlich erst nachdem wir den selbsternannten vierbeinigen Wächter gefüttert haben, der sich gestern Abend bei uns gemeldet und neben unserem Wohnmobil geschlafen hat.

Die Strasse, auf der wir fahren, scheint noch im Bau zu sein. Frisch asphaltierte Abschnitte wechseln sich mit buckligen Pisten ab. Weit und breit sind jedoch keine Arbeiter oder Baumaschinen zu sehen. Ist vielleicht das Geld ausgegangen?
Vor Miarakiti fahen wir über eine alte, schmale, baufällige Brücke, neben der eine beinahe fertige steht. Die neue ist sogar schon mit Leitplanken versehen, jedoch nicht an die Strasse angeschlossen.
Man muss ja nicht alles verstehen!

 

Neue Brücke vor Miarakiti

 

Vier kleine Ecken müssen noch betoniert werden, doch das Schalungsmaterial wurde bereits weggeführt. Die vorstehenden Armierungseisen sind in den Augen von Beat, dem ehemaligen Maurer, ein modernes Kunstwerk.

 

Armierungseisen-Kunstwerk

 

Auf einem Parkplatz bei Karitena legen wir eine Pause ein. Von hier steigen wir zur byzantinischen Alfios-Brücke hinunter. Diese ist jedoch baufällig, das Betreten ist verboten.
Viel schöner ist der Blick unter der neueren Brücke hindurch hinauf zur Festung, die 1254 errichtet wurde. Heute stehen nur mehr die Aussenmauern der Anlage.

 

Festungshügel von Karitena

 

Das Dorf Stemnisa gefällt uns. Es scheint sich gemütlich zwischen die Hügel zu kuscheln.

 

Stemnisa

 

Kurz vor Kalavrita führt die Strasse schneckenförmig um den Hügel herum zum Heldendenkmal hinauf.
Dieses erinnert an den Beginn des Griechischen Unabhängigkeitskrieges 1821. Es stellt den Soldaten, den Priester und das befreite Griechenland dar.

 

Irooi-Denkmal: der Krieger, der Priester und das befreite Griechenland

 

Die Rundumsicht ist fantastisch. Einige Wiesen stehen nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage unter Wasser.

 

Überschwemmte Wiesen bei Kerpini

 

Wir beschliessen diese Nacht am Strassenrand auf dem Hügel zu verbringen und parken so, dass wir möglichst lange die Abendsonne und morgen möglichst früh die ersten Sonnenstrahlen geniessen können.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Massaker von Kalavrita

18. Februar 2018

Die Morgensonne färbt die schneebedeckten Berge des Erymanthos-Massivs rosa.

 

Morgenstimmung vom NOBIS aus

 

Die Nacht war mit 5°C sehr kalt. Wir sind froh, dass wir nicht in der Ebene im feuchten Nebel übernachtet haben. Dieser löst sich schnell auf.

Wir fahren an den überschwemmten Wiesen vorbei und geniessen die Bilder, die daraus entstehen.

 

 

Die alten, knorrigen Bäume wirken gespiegelt wie filigrane Scherenschnitte.

 

 

In Kalavrita besuchen wir zuerst die Gedenkstätte auf dem Exekutionsplatz und anschliessend das Holocaust- Museum des Massakers vom 13. Dezember 1943.

 

Gedenkstätte des Massakers von Kalavrita

 

 

 

 

 

Griechische Freiheitskämpfer nahmen Mitte Oktober 1943 rund 80 deutsche Soldaten fest. Diese wollten sie gegen Kriegsgefangene austauschen.
Die Nazis versuchten jedoch ihre Kameraden mit Gewalt zu befreien, weshalb die Partisanen ihre Gefangenen am 7. Dezember 1943 töteten.
Darauf wurde die „schärfste Form der Sühnemassnahmen“ befohlen. Kalavrita und 25 weitere Dörfer sowie das Kloster Agía Lávra sollten zerstört werden.
Am 13. Dezember mussten sich alle Bewohner des Orts im Schulhaus versammeln. Die Frauen und Kinder wurden eingesperrt. Sämtliche männlichen Bewohner über 15 Jahren richteten die Nazis auf dem nahen Hügel mit Maschinengewehrensalven hin. Nur 13 der 653 Männer überlebten das Massaker, weil sie von den Deutschen für tot gehalten wurden.
Alle Häuser des Dorfes wurden niedergebrannt, das Vieh konfisziert.

 

Eine Frau schleppt ihren erschossenen Mann weg, um ihn zu beerdigen.

 

Die verzweifelten Frauen versuchten (oft mit blossen Händen) ihre Toten in der gefrorenen Erde zu begraben.

In dem ehemaligen Schulhaus wurde ein Holocaust-Museum eingerichtet. Unter anderem erzählen Überlebende auf Videos, wie sie diese Tage erlebt haben.
Das geht unter die Haut!

Hier drei der ausgestellten (Original-)Schriftstücke der deutschen Wehrmacht:

 

 

 

 

Lange sitzen wir sprachlos in einem nahen Café und versuchen diese geballte Ladung an Unmenschlichkeit zu verdauen.

Später raffen wir uns auf, um nach Ano Mesorrougi zu fahren. Von dort wollen wir morgen zum Fluss Styx wandern.
Die starken Unwetter vom November und der letzten Tage haben viele Schäden verursacht. Überall sind Spuren von Murgängen zu sehen. Ein riesiger Felsblock hat gar eine massive Stützmauer beschädigt.

 

 

Die Strasse hinauf nach Ano Mesorrougi wird immer schmaler, teilweise ist der Rand unterspült und weggebrochen. Angeschwemmte Erde liegt haufenweise auf und neben der Fahrbahn.
Da das Wetter sehr wechselhaft ist, brechen wir kurz hinter Valimi unser Unternehmen ab und kehren um. Wir wollen in dem unstabilen, wassergesättigten Gelände kein unnötiges Risiko eingehen.

 

Kurz vor Ampelokipoi

 

In Valimitika stellen wir uns auf einen gepflästerten Parkplatz ans Meer. Hier in der Ebene sind keine Murgänge zu erwarten.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Letzter Tag auf dem Peloponnes

19. Februar 2018

Morgen werden wir den Peloponnes verlassen. Zum Abschluss wollen wir die berühmte Hängebrücke von Patras bei Nacht bewundern. Da wird sie jeweils blau beleuchtet, steht im Reiseführer.

Wir suchen deshalb einen Übernachtungsplatz mit gutem Blick auf das kolossale Bauwerk. Ein Ozeanriese liegt an einem kleinen Dock festgebunden wenige Meter vor uns im Meer. Hat der keinen Tiefgang oder fällt hier der Strand so abrupt ab?

 

 

 

 

Heute scheint der nationale Drachenflugtag zu sein. An jeder Ecke stehen Eltern und lassen Drachen steigen. Die Kinder dürfen jeweils zu den Flugobjekten hochschauen und sich daran freuen.
Das Ganze erinnert ein wenig an den Vater, der seinem Sohn eine elektrische Eisenbahn zu Weihnachten schenkt. So eine hatte er sich als Kind sehnlichst gewünscht. Nun darf er endlich damit spielen … der Vater.

 

 

Ein Drachen hat sich selbständig gemacht und lacht nun von den Streben der Brücke herab den Besitzer aus, der ihn gängeln wollte (nach Duden: „einen anderen in seinem Handeln beeinflussen oder bestimmen“).

 

 

Ein kleiner Junge freut sich riesig, als sein Vater den Drachen vom Himmel holt. Fröhlich rennt er hin und her und versucht das Flugobjekt am Schweif zu fassen.

 

„Gleich hab ich dich!“

 

Ach ja, … eigentlich wollten wir ja über die Brücke schreiben und sie in ihrer nächtlichen Pracht zeigen.
Also: die Meeresenge zwischen Rio und Antirrio ist zwar nur 2,5 km breit, aber diese haben es in sich. Das Gebiet liegt auf zwei verschiedenen tektonischen Platten und driftet pro Jahr um mehrere Millimeter auseinander. Es treten immer wieder heftige Erdbeben auf. Und der Meeresgrund besteht aus instabilen Sand- und Tonschichten. Lange Zeit hielt man es für unmöglich bei solchen Gegebenheiten eine sichere Brücke zu bauen.
Die 2004 eingeweihte Harilaos-Trikoupi-Brücke (die zweitlängste Schrägseilbrücke der Welt) wird getragen von vier gigantischen Pylonen, die einen Durchmesser von rund 90 m im Bereich des Sockels aufweisen und mehr als 150 m über die Wasseroberfläche ragen. Diese Träger stehen auf bis zu 3 m dicken Gleitlagern, welche wiederum auf einer Platte mit mehr als 100 m Durchmesser befinden. Sie haben also keine feste Verbindung zum Untergrund. Die Fahrbahnen hängen „frei“ an Fächern von Stahlseilen.

Und sie wird um diese Jahreszeit nachts NICHT beleuchtet!

 

 

 

 

 

 

Natürlich fehlt auch das Detail nicht, denn womit brüsten sich selbstbewusste Boulevard-Journalisten? … Genau: „Wir gehen näher ran!“

 

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Im Südwesten des Peloponnes

 

Die Tropfsteinhöhle bei Pyrgos Dirou

8. Februar 2018

Die Vlychada Diros ist das längste Höhlensystem Griechenlands.
Wir sitzen nur zu fünft in einem kleinen, flachen Boot und wollen uns von einem Guide auf dem Wasserweg durch das Höhlensystem gondeln lassen. Einer Frau wird es bald zu eng, sie gerät in Panik und wir müssen kurz nach dem Start umkehren, damit sie die Unterwelt wieder verlassen kann.

 

Starthafen der unterirdischen „Expedition“

 

Die verwinkelte Höhle ist voller Tropfsteinen in allen denkbaren Farben und Formen.
Die ruhige Fahrt zwischen den Stalaktiten hindurch, oft knapp unter der Höhlendecke ist sehr beeindruckend. An manchen Stellen bleiben keine fünf Zentimeter zwischen Boot und Seitenwand.
Das Wasser ist kristallklar und stellenweise bis zu 70 m tief.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach 1200 Metern Bootsfahrt spazieren wir die letzten 300 Meter zu Fuss bis zum Ausgang.
Bis heute sind 15.4 km der Höhle erforscht und vermessen worden. Der grösste Teil liegt vollständig unter Wasser.

Wieder draussen geniessen wir die Sonne und das knallige Rot der Anemonen.

 

Kronen-Anemone (Anemone coronaria)

 

In Neo Itilo lockt ein Gratis-Parkplatz für Camper. Der Besitzer der nahen Taverne weist uns darauf hin, dass es bei ihm auch eine Toilette gebe, die wir benützen dürften.

 

Blick von Neo Itilo zum Taygetos Gebirge mit Profitis Ilias

 

Bald schon merken wir, dass das eigentlich ein Parkplatz für Katzen ist.

 

Parkplatz für Katzen

 

Bei einem kleinen Strandspaziergang stossen wir auf ein Nest, in dem drei grosse Eier liegen. Weit und breit ist kein Vogel zu sehen, doch wir wissen, dass es sich um „Avis insolita“ handelt, die das Nest gebaut und die Eier hineingelegt haben, denn …

 

Nest eines Avis insolita

 

… wir selber, etwas schräge Vögel, sind die stolze Erbauer. Ein Land-Art-Kunstwerk made bei unserwegs!

Am Abend lassen wir es uns in der Taverne gut gehen. Vor allem das „frisch von meiner Mutter zubereitete Bohnenmus“, aber auch der griechische Salat,  die frittierten Fische und die Pommes schmecken vorzüglich.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Die Wasserfälle von Karama

9. Februar 2018

Der Frühling ist ausgebrochen auf dem Peloponnes. Die Wiesen sind grün und überall blühen Blumen.

 

Bunter Strassenrand

 

Die edlen Schwertlilien leuchten gleich büschelweise in den Wiesen.

 

Schwertlilien (Iris)

 

Gestern waren wir auf dem Wasser, heute zieht es uns ans Wasser. Wir machen einen Abstecher zu den Polilimnio von Karama (Wasserfälle und Seen).
Vom Parkplatz aus führt ein breiter Weg hinunter zum ersten See. Nun geht es zum Teil auf abenteuerlichen Pfaden über Felsen dem Wasser entlang. Viele kleine Seen und Wasserfälle gibt es zu entdecken.

Leider ist der Himmel bedeckt und Regen liegt in der Luft. Die Naturstrasse, die zu unserem Parkplatz führt, ist eine Sackgasse und an einer Stelle sehr steil. Sie könnte schmierig und rutschig werden.

Wir müssen uns deshalb beeilen. Schade, das wilde Tal wäre einen längeren Besuch wert.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir wandern zum Parkplatz zurück, schwer beladen mit Abfall, den wir in einen der Container schmeissen. Erste Regentropfen fallen und wir fahren sofort los.
Bei Agios Andreas stellen wir uns auf einen wunderschön gelegenen, ehemaligen Campingplatz direkt ans Meer. Wir können uns nicht vorstellen, warum der idyllische Platz aufgegeben wurde.

Link zur Wanderung an die Wasserfälle und Seen von Polilimnio: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Altes Lehmhaus

10. Februar 2018

Regen und stürmische Winde vertreiben uns von diesem ruhigen Platz.

 

Übernachtungsplatz in Agios Andreas

 

Da das Wetter die nächsten Tage unbeständig bleiben soll, fahren wir auf den Campingplatz von Methoni.

Unterwegs sehen wir eines der seltenen, alten Häuser, die noch aus Lehmziegeln gebaut sind.

 

Lehmziegel-Haus

 

 

Vermauerte Lehmziegel

 

In Methoni ist der Campingplatz „halboffen“.
Das grosse Gittertor am Eingang ist bis auf eine schmale Lücke zugezogen, die Rezeption geschlossen. Hinter vielen winterfest eingepackten Caravans entdeckt Annette zwei Wohnmobile. Eine Holländerin weiss, dass man sich im Dorf beim Gemüsehändler melden muss, was wir postwendend tun. Nun dürfen wir uns bei strömendem Regen auf dem Platz installieren.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Methoni und seine Festung

11. – 15. Februar 2018

Am Morgen steht der halbe Platz unter Wasser. Wohlweislich haben wir uns gestern auf eine betonierte Fläche gestellt.

Wir haben Glück und müssen uns nicht um das Gelbe vom Ei streiten, denn das hartgekochte hat gleich zwei!

 

Zwei in eins

 

Morgen soll die Sonne scheinen. Wir sind froh, denn der Berg an schmutziger Wäsche ist gross.

Und wirklich am Morgen klart es, zuerst noch zögerlich, dann immer schneller auf.
Annette füllt die erste Waschmaschine und Beat spannt die Leine zwischen die Bäume.
Die Wäsche hängt, die Sonne scheint, wir sind happy.

Doch plötzlich verdüstert sich der Himmel. Die ersten Regentropfen fallen, bevor wir die noch feuchte Wäsche wieder von der Leine nehmen können.
Wir folgern: Die Meteorologen in Griechenland haben die selbe Ausbildung genossen wie ihre Kollegen in der Schweiz. 😉
Da loben wir uns die alte Bauernregel, die immer stimmt:

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert das Wetter oder bleibt, wie’s ist!“

Die Wäsche hängen wir übrigens nochmals auf, dieses Mal unter einem halbwegs dichten Vordach bei den Geschirrspülbecken.

Das Wetter bleibt sehr wechselhaft. Wir nutzen die sonnigen Abschnitte für Ausflüge ins Dorf.
Im Methoni werden die Stromleitungen noch unter freiem Himmel geführt, was Beat zu einem spannungsvollen Bild verhilft.

 

Kein Stromkabel-Salat

 

Einmal bringt eine ältere Wohnmobil-Nachbarin eine kleine Schildkröte vorbei. Diese hat sie in der Nähe des Meeres auf einem Stein gefunden. Das arme Tier lag auf dem Rücken und konnte sich nicht selber umdrehen.
Sie bittet uns mithilfe des Internets abzuklären, ob das eine Meeres- oder eine Landschildkröte ist. Je nachdem muss sie ins Wasser oder in eine Wiese ausgesiedelt werden.

Auf Annettes Hand scheint es ihr zu gefallen …

 

 

… aber auf den Boden gesetzt, zieht sie sich erst einmal zurück. Sicher ist sicher!

 

 

Erst nach einiger Zeit wagt sie sich wieder hervor und krabbelt vorwärts.

 

 

Google sei dank, darf das kleine Wesen bald wieder frische Kräuter kauen.

Das Wahrzeichen von Methoni ist die venezianische Festung aus dem 12. Jh. und der Turm Burtzi, der ihr vorgelagert auf einer kleinen Insel steht.
Je nach Wetter und Tageszeit präsentiert sich der Wehrturm anders. In der Morgensonne leuchtet er rötlich und wechselt im Laufe des Vormittags auf grau.

 

Burtzi im Morgenlicht

 

 

Burtzi bei strahlender Sonne

 

Natürlich interessiert uns dieser besonders. Er ist mit dem Kastell über einen Damm verbunden.

 

Burtzi vom Fort aus gesehen

 

Stammt die steinerne Kanonenkugel in der Wand von einer längst vergangenen Schlacht?

 

Steinerne Kanonenkugel im Turm

 

In den Turm führt eine enge, gewendelte Steintreppe …

 

 

… mit Ausblick aus vergitterten Fenstern.

 

 

Doch schon im ersten Stock ist es fertig mit Treppensteigen. Der hölzerne Innenausbau ist bereits vor Jahren eingestürzt und wurde entfernt. Umso imposanter ist nun der Blick in die Kuppel.

 

Kuppel des Wehrturms

 

Wir kehren über den Damm zurück ins Fort.

 

Damm zurück zum Fort

 

Von der Festung geniesst man einen schönen Blick auf den pittoresken Hafen von Methoni.

 

Hafen von Methoni

 

Auf dem Weg durch die weitläufige Wehranlage staunen wir über das pyramidenförmige Steindach eines Gebäudes. Waren hier einst die alten Ägypter zu Besuch?

 

 

Das wechselhafte Wetter hält uns länger als geplant auf dem Campingplatz. Doch Morgen soll es weiter gehen … nordwärts!

 

 

Baumstarker Abschluss unserer Zeit auf Kreta

 

Niedliche Welpen und ein selbstbewusster Kater

4. Februar 2018

In Nea Roumata spielen ein paar Welpen hinter einem Zaun am Strassenrand.
Wir stoppen, um sie zu beobachten. Sofort tapsen sie herbei und lassen sich streicheln. Wir tun das, so gut das durch den Maschendraht geht.

 

Niedlicher Welpe

 

Plötzlich ruft uns ein Mann auf Englisch etwas zu.
Wir drehen uns um.
Von seiner Terrasse herab bietet er uns einen Welpen an. Als wir zögern, meint er, wir könnten auch mehrere mitnehmen. Auf unser Argument, dass wir im Wohnmobil keinen Platz hätten, entgegnet er, dass es keine grossen Hunde seien, sie würden auch klein bleiben.

Obwohl uns einer besonders treuherzig anschaut, reissen wir uns los und fahren wir ohne Vierbeiner weiter.

Wenig später erfreut sich unser Auge an den ausgelegten Netzen unter den Olivenbäumen. Die sind hier nicht grün oder schwarz, sondern orange; ein schöner Kontrast zu den olivgrünen Bäumen.

 

 

 

 

 

 

Am unteren Ende der Irini-Schlucht wollen wir auf dem Parkplatz für Wanderer und Besucher der Taverne, die leider im Winter geschlossen ist, übernachten.
Kaum steigen wir aus dem Fahrzeug, kommt ein Kater selbstbewusst auf uns zu und macht uns klar, dass das sein Platz ist und beileibe nicht kostenfrei. Laut miauend fordert er Streicheleinheiten und Futter ein. Wir entrichten den Obolus gerne.
Der Eintreiber scheint mit unserer Gabe zufrieden und schläft diese Nacht unter unserem NOBIS. Vielleicht gibt es ja morgen mehr?

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wanderung durch die Agia Irini-Schlucht

5. Februar 2018

Heute wandern wir die Agia Irini-Schlucht hinauf und wieder zurück.
In diesem einsamen Tal gibt es keinen Handy-Empfang und auch sonst kaum Verbindungen zur Aussenwelt.
So hat ein Baum nicht mitbekommen, dass bereits Winter ist und steht noch immer in seinem Herbstkleid da.

 

Baum im Herbstkleid

 

Andere haben ihre Blätter bereits abgeworfen und gar mit einem Stück verwittertem Holz zugedeckt.

 

 

Der Weg ist wunderschön angelegt und gut gekennzeichnet. An einer Stelle hilft sogar eine improvisierte Leiter, den kleinen Felsen zu überwinden.

 

Klettern oder steigen

Der Weg ist eng, aber nicht zu verfehlen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir lernen:
Ein Stein ist ein Stein.
Zwei Steine aufeinander gelegt sind ein Steinmännchen!
Zwei Steine aufeinander gelegt auf einem abgestorbenen Ast sind ein Kunstwerk!

Merke: nicht nur Reisen, auch Wandern bildet!

 

 

 

 

An einigen Orten, wo sich die Schlucht weitet, liegen lauschige Picknickplätze unter grossen, alten Platanen.

 

 

Oft ist der Pfad durch Holzgeländer gesichert.

 

 

 

Wanderweg-Serpentinen

 

 

Sensationelle Entdeckung: Platane frisst Felsen!

Was wir in dieser Schlucht entdecken, lässt uns das Blut in den Adern gefrieren.
Ein Stein wird von einer Platane umgebracht, indem sie seinen Kopf zerquetscht. Danach frisst der brutale Baum den bedauernswerten Felsbrocken genüsslich auf.

Du glaubst das nicht?

Wir liefern fotografische Beweise!!!

Platane zerquetscht Steinkopf!

Baum frisst Stein!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschockt wenden wir uns ab und sehen, wohin dieses Steinfressen führen kann. Die Wurzeln einer Platane, die einmal auf einem Felsen wuchs, stehen in der Luft. Der darunterliegende Fels wurde vom Baum vertilgt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der unersättliche Baum hat sich bereits einen weiteren Felsbrocken in den Mund gesteckt!

 

 

Jetzt wo wir die Ernährungsgewohnheiten der Platanen entlarvt haben, fallen uns überall die offenen Münder auf. Eine können wir gar beim Kauen beobachten.

 

Platane kaut mit offenem Mund.

 

Nun verstehen wir auch die dekorativen Eidechsenwurzen auf einer Platane zu deuten. Das ist ein Grabgesteck!

 

Eidechsenwurz (Typhonium venustum)

 

Mit Gänsehaut verlassen wir diese schaurig-schöne Schlucht wieder. Scheinheilig winkt uns eine Platane mit einem bunten Blatt zum Abschied nach.

 

Herbstblatt einer Platane

 

Ab heute machen wir um Platanen einen grossen Bogen. Sicher ist sicher!

Wir haben nicht lange Zeit uns über die grausige Entdeckung Gedanken zu machen, denn vor unserem NOBIS steht der Parkplatzkater und fordert lauthals die Gebühr ein. Keine Frage, ohne Bezahlung kommen wir hier nicht mehr weg.

Übrigens: für die wunderschöne, aber anstrengende Wanderung über Stock und Stein haben wir 4 ¾ Stunden gebraucht.

Auf Kreta werden die Weiden oft mit Zäunen aus Armierungsnetzen abgegrenzt. Damit die Schafe und Ziegen nicht über die Strassen in Nachbars Grundstück eindringen, stehen an vielen Nebenstrassen Hunde, die an improvisierte Hütten angekettet sind. Sobald sich Weidetiere nähern, werden diese von den Wächtern mit lautem Bellen zurückgetrieben. Viele dieser Wachhunde sind aber verängstigt und versuchen sich zu verstecken, wenn wir uns zu Fuss nähern.

 

Vierbeiniger Strassenwächter

 

In Paleochora übernachten wir einmal mehr am Strand mit Sicht auf die Stadt mit ihrer markanten Festungsruine.

Link zur Wanderung durch durch die Agia Irini-Schlucht: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

3000 Jahre alter Olivenbaum

6. Februar 2018

Nach dem Frühstück besichtigen wir Paleochora.

 

Paleochora

 

Die Burgruine gibt nicht viel her, doch an der Strandpromenade entdecken wir einen originellen Wasserfisch. Was das ist? Ein Wasserhahn, der kein Hahn, sondern eben ein Fisch ist. Ist doch logfisch, oder?

 

„Wasserfisch“

 

Beim Fischhändler decken wir uns mit frischem Fisch ein. Er selber scheint Schnaps lieber zu mögen, wie seine Fahne und die beinahe leere Flasche neben der Kasse nahelegen. Obwohl er sich extrem langsam bewegt und schon undeutlich spricht, schafft er es jetzt am späteren Vormittag noch, die Fische sauber auszunehmen. Wie wird das in zwei Stunden sein?

In Floria sehen wir eine Katze, die Wasser aus einem Brunnen trinkt. Die sonnengewärmte Nische oberhalb der Wasserschale ist ideal, um bequem den Durst zu löschen.

 

„Katzentränke“

 

In Kakopetros biegen wir spontan ab zu einem „Monumental olive tree“.
Kurz vor Palea Roumata werden wir fündig. Direkt an der Strasse liegt ein kleiner, wunderschön angelegter Park mit einigen uralten Olivenbäumen.

 

Pärkchen in Palea Roumata

 

Hier mangelt es an nichts. Nebst dem Picknicktisch und einer Wasserstelle steht für die spirituelle Nahrung eine kleine Kapelle da.

Atemberaubend ist der Methusalem unter den Olivenbäumen. Annette erforscht mutig das Innere. Olivenbäume scheinen friedfertiger zu sein als Platanen. Als sie lebendig und unversehrt wieder heraustritt, wagt sich auch Beat in die Nähe dieses Ungetüms.

 

Annette im Olivenbaum

 

An der Basis weist der Stamm den gewaltigen Durchmesser von 4,7m bis 5,3m (Umfang: 21,6m), auf einer Höhe von 80 cm noch 3,7m bis 4,3m (Umfang 10,5m) auf.

 

Zusammen sind wir drei über 3100 Jahre alt!

 

Im Park stehen auch zwei Orangenbäume. Niemand scheint die süssen, reifen Früchte zu ernten und so retten wir einige der Heruntergefallenen vor dem Verfaulen. Danke für die 3 ½ kg feinen Saftorangen!

Im Dorf steht eine öffentliche Toilette und auch ein freies WiFi-Netz ist vorhanden. Was wünscht man sich mehr?

Am Eingang einiger Dörfer in dieser Gegend stehen Tafeln mit „Welcome to the martyred village of XY“.
Auch Palea Roumata hatte unter Vergeltungsaktionen der Nazis gelitten. Der Hafen von Paleochora sollte eingenommen und gesichert werden, um eine mögliche Landung von alliierten Truppen von Nordafrika her abzuwehren. Im Mai 1941 verhinderte die Lokalbevölkerung spontan die Durchfahrt einer Gruppe von Soldaten mit Wehrmachtsgespannen. Obwohl die Zivilisten kaum bewaffnet und nicht ausgebildet waren, konnten sie sich drei Tage lang halten.
Die Vergeltungsmassnahmen („Holocaust von Kandanos“) waren barbarisch: In Kandanos, Floria und Katopetro wurden an die 200 Einwohner exekutiert, die Überlebenden vertrieben. Die Soldaten zündeten alle Häuser an und schlachteten die Nutztiere ab. Die Dörfer wurden zu „Todeszonen“ erklärt.

Eine Erinnerungstafel an die Opfer und zwei eindrückliche Plaketten erinnern an den Widerstand der Zivilbevölkerung.

Auch Frauen haben zu den Waffen gegriffen …

 

 

… und ein Bauer versucht einen Soldaten mit einem Stein zu erschlagen.

 

 

Da wir morgen mit der Fähre Kreta wieder verlassen wollen, bleiben wir nicht hier, sondern fahren nach Kissamos, wo wir uns am Hafen für die Nacht installieren.

Link zur heutigen Strecke:

 

Fähre ab Kissamos … oder doch nicht?

7. Februar 2018

Heute um 9:00 Uhr soll die Fähre, wie jeden Mittwoch, von Kissamos nach Gythio fahren.
Annette wollte schon am 29. Januar per E-Mail die Fahrkarten in der Agentur in Gythio reservieren. Eine direkte Buchung über das Internet ist nicht möglich. Doch ihr wurde mitgeteilt, dass der Fahrplan für den Februar noch nicht verfügbar sei. Sie solle sich Anfang Februar nochmals melden, aber nicht unter dieser Adresse, sondern über eine der drei Telefonnummern, die in der Mail aufgeführt waren.
Annette rief am 2. Februar an. Eine der Nummern war nicht mehr in Betrieb. Auf den anderen zwei ertönte jeweils dieselbe griechische Ansage ab Band. Ein Kellner, der sich diese anhörte, erklärte ihr, dass sie mit dem Hospital in Chania verbunden sei.

Dass die Reederei krank sein könnte, kam uns da (noch) nicht in den Sinn.

Im Internet entdeckte Annette nach viel Suchen die Agentur in Chania, die diese Tickets ausstellen soll. Auf eine Mail von uns rief kurz darauf ein Mann an und informierte uns, was die Überfahrt kosten würde und dass die Fähre um 9:00 Uhr ablegen würde, wenn es das Wetter zuliesse.
Wir könnten am Mittwoch, also heute, am Morgen ab 8:00 Uhr die Tickets am Schalter im Hafen abholen.

Es ist 8:15 Uhr und Annette steht am Schalter. Der Himmel ist bedeckt und der Wind moderat. Also, Fahrkarten lösen und auf das Schiff fahren, das bereit steht und die Landebrücke heruntergelassen hat.

Denken wir!

Aber die nette Frau meint, sie wisse nicht, ob der Kapitän heute nach Gythio fahre. Sie ruft ihn an und der meint, nein, das Wetter sei schlecht.
Die Frau erklärt nun Annette ausführlich, mit welchen Fähren wir von wo und über welche Stationen doch noch irgendwie von der Insel weg kämen.
Annette: „Vielleicht legt die Fähre einfach später ab, bei unserer Anreise war sie ja auch wegen des schlechten Wetters verspätet“
Angestellte: „Da fragen Sie am besten den Kapitän selber, er steht dort drüben beim Schiff auf dem Pier.“

Als Annette Beat die skurrile Geschichte erzählt, lachen wir erst mal eine Runde. Wie soll eine Fähre so jemals rentieren?
In diesem Moment sehen wir einen LKW heranfahren und im Bauch der Fähre verschwinden.
Und schon eilt die Frau aus ihrem Büro: „Der Kapitän hat eben angerufen, er fährt nun doch!“
Und wirklich, wir dürfen bezahlen und ebenfalls verladen.
Aber auch das ist nicht ganz einfach, denn die vielen Offiziellen sind sich nicht einig, ob wir nun rechts oder links, weiter vorne oder weiter hinten parken sollen. Schlussendlich klappt es dann doch noch und wir fahren pünktlich um 9:00 Uhr aus dem Hafen.

Übrigens: unterwegs werden auf den Inseln Antikythira und Kythira noch weitere Fahrzeuge und Personen aufgeladen, auf Kythira gar drei grosse LKW’s.

Vermutlich ist die Fährgesellschaft doch krank und die Telefonnummer des Krankenhauses war gar nicht so falsch, wie wir anfangs meinten. 🙂

 

Keiner scheint hier den Durchblick zu haben.

 

Gibt es für das Schiff IONIS der Anen Lines doch noch einen Lichtblick, wie für dieses Fischerboot?

 

Lichtblick auf der Überfahrt nach Gythio

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Von Ierapetra nach Matala

 

Vom Meer zum See

28. Januar 2018

Nach acht Tagen Campingplatz verabschieden wir uns von den wenigen Mitcampern und der Familie, die den Platz führt und uns so reich mit Gemüse und Früchten beschenkt hat.
Wir fahren durch Ierapetra zum Stausee Bramiana.

 

Ierapetra

 

Der See dient als Wasserspeicher für die vielen Gewächshäuser, die in dieser Gegend Kretas liegen. Er ist der grösste Stausee Kretas, doch wegen des trockenen Winters erst sehr wenig gefüllt.
Wir geniessen zwar die tägliche Sonne und Temperaturen von über 20°C, aber die Insel benötigt dringend Regen.

 

Stausee Bramiana

 

Ein Platz oberhalb des Sees gefällt uns so gut, dass wir gleich über Nacht bleiben.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Vom See zum Meer

29. Januar 2018

Wir fahren zurück an die Südküste. Viele Gewächshäuser stehen auf kleinen Ebenen, die in steile Berghänge gebaggert wurden.

 

Gewächshäuser auf Kreta

 

Bei Keratokambos stellen wir unseren NOBIS zwischen die Tamarisken ans Meer. Dann, Tisch und Stühle raus und die warmen Temperaturen bei einem Aperitif geniessen.

 

 

Beat probiert sein neues Luftsofa aus. Das originelle Teil muss man nicht mühsam aufpumpen. Nein, man hält den offenen Teil in den Wind, wartet, bis die zwei Kammern gefüllt sind und dreht dann das Ende zu und fixiert es mit einem Klick-Verschluss.
Es ist so bequem, dass er bald darauf einschläft.

 

Beat geniesst das Luftsofa.

 

Die Sonne taucht den Himmel in flammendes Rot und versinkt dann ziemlich schnell im Meer. Lange noch leuchtet der Horizont in immer dunkleren Rottönen.

 

Sonnenuntergang bei Keratokambos

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Stacheln an Kaktusfeigen und in der Landschaft

30. Januar 2018

Der Morgen ist ebenso spektakulär wie der Abend. Nun blinken die Wellen am Ufer in der aufgehenden Sonne wie Spiegel.

 

Sonnenaufgang bei Keratokambos

 

Wir versuchen auf Nebenstrassen durch das Asteroussia-Gebirge möglichst dem Meer entlang westwärts nach Matala zu fahren. Aber kurz nach Tsoutsouros müssen wir nach wenigen hundert Metern aufgeben. Die Schotterstrasse ist hier ohne Allradantrieb nicht mehr zu bewältigen.
Wir folgen nun der asphaltierten Strasse.

 

Passstrasse im Süden Kretas

 

Immer von Neuem faszinieren uns die Feigenkakteen mit ihren leuchtend roten Früchten. Mehr als einmal haben wir schon solche geerntet und uns dabei an den kaum sichtbaren Stacheln die Finger zerstochen.
Aber das Farben- und Wortspiel gefällt uns.

 

Kaktusfeigen auf Feigenkaktus

 

Das Bild von Gewächshäusern, die auf einer in den Berg gegrabenen Terrasse stehen, gibt uns die Gelegenheit das Müllproblem Griechenlands anzusprechen.

 

Gewächshäuser mit „Abfallschneise“

 

In Griechenland stehen an vielen Orten Container für Abfall, Recyclingmaterialien (Plastik, Papier, Karton, Metall) und Glas an den Strassenrändern. Trotzdem liegt an allen Strassenrändern, auf Parkplätzen und im angrenzenden Gelände viel Müll herum.
Wie die Stacheln an den saftigen Kaktusfeigen den Genuss schmälern, mindern diese „Müllstacheln“ die Freude an der Landschaft.
Schade, für dieses schöne Land mit seinen ausserordentlich freundlichen und offenen Menschen.

Bei Kali Limenes übernachten wir in der Nähe des Klosters Odigitria.

 

Kapelle des Klosters Odigitria bei Kali Limenes

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Vom Kloster Odigitria ins Hippiedorf Matala

31. Januar 2018

Wir besichtigen das Kloster Odigitria und seinen bekannten Olivenhain, der sogar von der EU Unterstützungsgelder erhalten hat.

 

Eingang zum Kloster Odigitria bei Kali Limenes

 

Bei den meisten sakralen Bauten Griechenlands flattern zwei Fahnen im Wind: die hellblau-weisse Landesflagge und eine gelbe mit Doppelkopfadler, die für die Griechisch-orthodoxe Kirche steht.
97% der Griechen gehören dieser Glaubensgemeinschaft an. Griechenland ist eines von 11 Ländern weltweit mit einer christlichen Staatsreligion. Die Priester werden also vom Staat bezahlt. Die Verflechtung von Kirche und Staat ist sehr eng.

 

 

 

Im Kloster Odigitria

 

 

Innenhof des Klosters Odigitria

 

In drei Räumen wurde ein kleines Museum eingerichtet. Wieder einmal fasziniert uns die Olivenmühle. An einem drehbaren Holzpfeiler hängen ein Holztrichter, in den die Oliven geleert wurden und drei aufgestellte Mühlsteine. Ob die Mühle von Hand oder mit Tieren betrieben wurde, ist leider nicht ersichtlich.

 

Alte Ölmühle

 

Die Bäume im Olivenhain werden nach traditioneller Art geschnitten und biologisch bewirtschaftet. Das Ernten ist bei diesen Hochstämmen viel komplizierter und aufwändiger als bei den heute üblichen niedrigeren Bäumen, die man vom Boden aus bearbeiten kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tor des Klosters Odigitria und Heck-Tor des NOBIS 😉

 

Nun geht’s nach Matala. Das frühere Hippiedorf liegt an einem Sandstrand zwischen zwei Felswänden.
Einer der Felsen ist voller Höhlen, die von den Römern zu einem Friedhof ausgebaut wurden.

In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts lebte hier eine Kommune von Hippies. Der Legende nach sollen auch Bob Dylans und Cat Stevens mit von der Partie gewesen sein. Joni Mitchell besingt Matala in ihrem Lied „Carey“.

 

Römischer Höhlenfriedhof

 

 

Grabkammer

 

 

Totenbett in einer Felsnische

 

Hier würden nun die Bilder von unserer Wanderung folgen: Eine Höhle, die noch bewohnt ist, eine wunderschöne, kleine, violett-gelb gefärbte Iris, ein Bild der Red Beach mit ihrem rötlichen Sand, und, und …
… würden folgen, wenn nicht Beat die Daten auf der Speicherkarte der Kamera vor dem Übertragen der Bilder auf den PC gelöscht hätte, das geht zwar schneller, ist aber schlecht! 😦

Wer das alles trotzdem sehen möchte, dem bleibt nichts anderes übrig, als selber hierher zu reisen. Es lohnt sich!

Link zur Wanderung bei Matala: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Matala

1. / 2. Februar 2018

Der Campingplatz in Matala ist im Winter nicht in Betrieb, aber die Tore sind offen. Die Toiletten und Duschen sind versifft, aber frisches Wasser und Strom sind gratis zu haben. Das lockt einige Dauercamper und Aussteiger an, die ihr „Revier“ in Schrebergartenmanier mit Schilfrohr und Ästen abgesteckt haben. Das mutet absurd an und lässt uns schmunzeln.

Wir selber bleiben drei Tage und nutzen das Internet im Strandcafé, mit dem schmuddeligen, herumschlurfenden Besitzer und dem aufmerksamen Kellner, den wir von der Bekleidung her eher auf einer Baustelle erwarten würden.

Am Dorfeingang von Matala steht eine wundersame Skulptur. Der kretische Künstler Spyros Stefanakis hat Gesichter und Ornamente in den Baum geschnitzt. Kein Reisender kann hier vorbeigehen ohne seinen Fotoapparat zu zücken.
Auch wir zücken und sind somit Reisende (quod erat demonstrandum)!

 

Skulptur in Matala von Spyros Stefanakis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Den römischen Höhlengräbern gegenüber drückt sich Kneipe an Kneipe an den Felsen. Leider sind jetzt im Winter alle geschlossen.

 

 

In einer Gaststätten steht ein Tisch auf einem Bugspriet über dem Meer. Hier könnte man frühstücken wie auf einem Segeltörn.

 

Improvisierter Bug eines Segelbootes

 

 

Über die Berge an den Kournas-See

3. Februar 2018

Heute verlassen wir Matala wieder und fahren zum Kournas-See. In Agia Galini kaufen wir in einer Metzgerei Lammkoteletts und … ja, das gibt es hier beim Fleischer, … frischen Schafskäse.
Annette mariniert die Koteletts sofort für das Abendessen, denn so werden sie mit jeder Minute besser.

Das Dorf ist sehr auf Touristen ausgerichtet, doch jetzt in der „toten Saison“ läuft nicht viel. In ein Wandgemälde von Marta Noemi Noriega aus Panama, das Dädalus in einem Männerkopf darstellt, interpretieren wir: „Die Gedanken sind frei!“

 

„Freiheit im Kopf“ in Agia Galini

 

Nach Vouvas führt die Strasse in vielen Serpentinen über das Lefka Ori Gebirge.

 

Serpentinen zwischen Vouvas und Imbros

 

Vom Kournas-See, dem grössten natürlichen See Kretas, haben wir etwas mehr erwartet. Er ist ziemlich klein und zudem nur etwa zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Auch hier macht sich der regenarme Winter bemerkbar. Wir fahren einem Schilfgürtel entlang, der nur von einem „Dorf“ aus Tavernen unterbrochen wird.
Am Ende der fahrbaren Strasse stellen wir unseren NOBIS auf einen kleinen Platz, lassen die Koteletts für heute in der Marinade liegen (wie gesagt: so werden sie mit jeder Minute besser!) und essen für einmal auswärts, feines gegrilltes Kaninchen und Lammragout.
Zur Nachspeise offeriert uns die Taverne ein leckeres Joghurt mit Kirschkompott und dazu ein kleines Kännchen mit Honig gesüsstem Raki.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Im Osten Kretas

 

Ins „Tal der Toten“

19. Januar 2018

Am Morgen schauen wir uns die karge Gegend etwas genauer an, in der wir übernachtet haben. Die Sonne ist, erst vor kurzem aufgegangen.

 

Sonnenaufgang bei Itanos

 

Unser NOBIS liegt noch im Schatten …

 

 

… während die ersten Sonnenstrahlen ein Bauernhaus wärmen, das etwas erhöht liegt.

 

Bauernhaus bei Itanos

 

Zu unseren Füssen befindet sich eine Ausgrabungsstätte. Die Fundstücke werden in der Ruine der Basilika gelagert.

 

Ausgegrabene Basilika von Itanos

 

In einen Steinquader wurden kunstvolle Muster hineingearbeitet. Ist das ein Stück von einem Fries?

 

 

Nach dem Frühstück fahren wir Richtung Kato Zakros, den Eingang zum „Tal der Toten“.

Bei der Abzweigung nach Paleokastro halten wir bei einem Obst- und Gemüseverkäufer an. Wir wollen Orangen kaufen. Der Verkäufer, ein älterer Mann, spricht ziemlich gut Englisch. Er bietet uns auch Zitronen und Brokkoli an. Er füllt eine grosse Plastiktüte und ist nicht zu bremsen, bis diese voll ist.
Als es ans Bezahlen geht, will er partout kein Geld annehmen („it’s free for you!“) und verschwindet in seinem Wohnwagen. Er schenkt uns 1 kg Zitronen, 5 kg Orangen und 1½ kg Brokkoli.

Efcharisto poli, unbekannter Gemüseverschenker!

Der Osten Kretas besteht vorwiegend aus steinigen Hügeln und schroffen Tälern. Hier finden Schafe und Ziegen zwischen den stacheligen Büschen nur wenige Gräser.

 

Schafe im Gegenlicht

 

In den Senken dagegen stehen viele Olivenbäume, einige Dattelpalmen und Gewächshäuser. Alles muss bewässert werden. So sieht man neben den Strassen häufig mit Zählern ausgerüstete Wasserverteilanlagen.

 

Wasserverteiler

 

In Kato Zakros schnüren wir die Wanderschuhe und marschieren los. Wir wandern durch das „Tal der Toten“. In dieser Schlucht gibt es unzählig Höhlen, in denen bis in frühchristliche Zeit die Verstorbenen beigesetzt wurden.

 

Annette im Tal der Toten

 

Wir klettern zu einer der Höhlen hoch und suchen nach Anzeichen früherer Gräber.

 

 

Obwohl wir uns genau umsehen, finden wir nichts, das auf eine Begräbnisstätte hindeutet.

 

 

Eine der Höhlen ist sogar zweistöckig.

 

Zweistöckige Höhle

 

Es ist unglaublich, dass in diesem trockenen Tal überhaupt etwas wächst. Die Griechischen Golddisteln sind trocken und trotzdem (oder gerade deswegen) attraktiv.

 

Griechische Golddistel (Carlina graeca)

 

Aus einer kleinen Ritze wachsen Pflänzchen, die ums Überleben kämpfen.

 

Schicksals-Gemeinschaft

 

Irgendwelche Futterpflanzen muss es hier aber geben, denn wir treffen Schafe und Ziegen in dieser Schlucht.
Die Schafe tragen ein rotbraunes Fell, das aussieht als wäre es künstlich gefärbt …

 

Schaf mit spezieller Fellfarbe

 

… während die Ziegen auf Grau-Weiss setzen.

 

Steingrau und weiss ist diese Geiss!

 

Der steinige Pfad, der an einigen Stellen über Felsbrocken und einmal gar über eine Felswand führt, ist anstrengend zu gehen. Deshalb sind wir froh, als wir das Ende des Tals erreichen.

 

 

Der Wanderweg ist ziemlich gut mit roten Punkten markiert. Erst als wir auf die Hochebene gelangen, verlieren wir den Pfad für kurze Zeit. Natürlich treffen wir gerade da auf einen Zaun. Zum Glück finden wir einen Durchgang, der aber mit Draht verschlossen ist. Mühsam drehen wir den Draht von Hand auf und hinter uns wieder zu.

 

Abstieg von der Hochebene zum Ausgangspunkt der Wanderung

 

Nach vier Stunden sind wir zurück. Die Rundwanderung durch das raue Tal und über die mit kleinen stacheligen Büschen versehene Hochebene ist ein einmaliges Erlebnis.

Link zur Wanderung durch das „Tal der Toten“: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Durch Kretas kargen Osten

20. Januar 2018

Kurz hinter Zakros sehen wir Männer, die bei der Olivenernte mit Vibrolis arbeiten. Wir halten an und schauen interessiert zu. Ein Vibroli ist eine Art Stange, an deren Ende ca. 20 cm lange Kunststoffstäbchen rotieren. Damit schlägt man die Oliven vom Baum.
Keiner der Männer spricht englisch. Annette erzählt mit ihren paar Brocken Griechisch und Händen und Füssen von unseren Erfahrungen im Oliven ernten. Einer bietet uns an, auch mal auszuprobieren, wie man mit diesem Gerät umgeht.

 

Annette testet einen Vibroli

 

Mit diesem Gerät erntet man schneller und schlägt weniger Zweige von den Bäumen als von Hand.
Man benötigt jedoch einen Diesel-Generator.

Wir fahren weiter durch diese steinige Gegend und wundern uns, dass es möglich ist, auf diesem kargen Boden Olivenplantagen anzulegen.

 

Olivenhaine vor Xerokampos

 

Wo wenig Vegetation ist, müssen sich die Pflanzen schützen, damit sie nicht gefressen werden.
Die Disteln tun dies mit Stacheln.

 

Griechische Golddistel (Carlina graeca)

 

Die kugelige Dornbusch-Wolfsmilch schützt ihre jungen Blätter mit nadelspitzen Zweigen.

 

Dornbusch-Wolfsmilch (Euphorbia acanthothamnos)

 

Kurz nach Asprolithos rasten wir auf einer Bank am Meer. Das Thermometer zeigt 22°C. Wenn der kalte Wind nicht wäre, könnten wir jetzt, Mitte Januar, sogar in T-Shirts hier sitzen.

 

Bucht bei Asprolithos

 

Eine Gemeine Alraune breitet sich sternförmig auf dem warmen Boden aus.

 

Gemeine Alraune (Mandragora officinarum)

 

Eigentlich wollen wir auf den Campingplatz in Koutsounari fahren. Doch wenn wir uns an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten, ist das nicht möglich.

 

„… ähm … wie bitte?“

 

Irgendwann wird es uns zu dumm und wir missachten die Verkehrstafel. 😉

Auf dem riesigen Campingplatz in Koutsounari treffen wir nur ein einziges Wohnmobil an.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Waschtag

21. Januar 2018

Wir nutzen den sonnigen Tag zum Waschen. Heute trocknet unsere Wäsche für einmal zwischen Palmen und Olivenbäumen.

 

 

Nikos, der Besitzer des Campingplatzes, bringt uns Früchte und Gemüse, ein „kleines Geschenk der Familie“.

 

„Kleines Geschenk der Familie“

 

 

Auf dem Campingplatz von Koutsounari

22. – 27. Januar 2018

Wir bleiben mehrere Tage auf dem Campingplatz, erstellen einige Blogbeiträge, schreiben Mails, organisieren weitere Workaway-Jobs, reinigen das WoMo, lassen uns die Haare schneiden, etc. etc.
Aus den vielen Zitronen, die wir hier und vom Gemüsehändler erhalten haben, kocht Annette eine leckere Konfitüre.

Der Strand liegt nahe und lockt zu Spaziergängen.

 

Strand von Koutsounari

 

Danach verschlechtert sich das Wetter zunehmend und ein Sturmtief mit Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h sucht Kreta heim. Das Unwetter hält mehrere Tage an und wir sind froh, dass unser NOBIS hier im Windschatten der Gebäude stehen kann.

Am Strand spielt sich Unglaubliches ab. Ein Regenbogen steht am blauen Himmel! Das Unmögliche wird möglich, weil der heftige Wind den Regen von den Wolken, die am Gebirge hängen, kilometerweit bis über das Meer trägt.

 

Regenbogen unter blauem Himmel

 

Die aufgewühlte See bringt zusätzlich noch Gischt von unten.

 

 

Der Wind bläst das Wasser von den Wellenkämmen aufs Meer zurück.

Es ist wunderschön schön zu sehen, was sich da draussen abspielt, auch wenn man sich bei den Böen kaum auf den Beinen halten kann.

 

 

 

 

 

Nikos schaut beinahe täglich vorbei, und erkundigt sich besorgt nach unserem Wohlergehen.
Ein weiteres Mal bringt er Gemüse (über 4 kg). Annette verarbeitet die Tomaten (2 ½ kg) zu leckerem Sugo.
Ein anderes Mal schenkt er uns eine grosse Tüte voller Kartoffeln, alles aus eigenem Anbau, wie er stolz bemerkt.
Ja, verhungern werden wir hier nicht!