Mostar ade

 

Von der Brücke zur Quelle zum Wasserfall

24. Oktober 2019

Weil es gestern so schön war, spazieren wir heute Morgen nochmals durch die Altstadt hin zur weltberühmten Brücke Stari most.

In Städten halten wir immer Ausschau nach schön bemalten Hausfassaden und auch in Mostar werden wir fündig.

Das Bild des brasilianischen Künstlers Dinho Bento gefällt uns sehr.

 

Hausfassade bemalt von Dinho Bento

 

Weniger kunstvoll, aber dafür sehr bunt, präsentiert sich an bester Lage in der Altstadt das Hostel Backpackers.

 

 

Zum Schmunzeln bringt uns ein Auto, das bis auf den Fahrersitz mit nackten Frauentorsos vollgestopft ist.

 

Frauenhandel?

 

Auf dem Markt …

 

Markt in Mostar

 

… und in den Souvenirläden der Altstadt ist noch wenig los. Hier kann man wirklich alles kaufen, was man nicht braucht.

 

Souvenir aus Mostar gefällig?

 

Gut, zugegeben, Lampen können mitunter nützlich sein.

 

 

Auch die Stari most kann man in allerlei Formen kaufen, zum Beispiel in Kupfer gestanzt, als Fotografie oder Gemälde.

 

 

Langsam bevölkert sich die Altstadt. Erste Touristengruppen werden von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geschleust.

 

 

 

 

Wir bewundern die imposante Brücke vom Ufer der Neretva aus, als plötzlich ein Mann in Badehose über das Geländer steigt …

 

 

… und Anstalten macht hinunter zu springen.

 

 

Wir sind gespannt und warten.
Beat hat die Kamera im Anschlag und freut sich bereits auf die schöne Serienaufnahme.
Wir warten …. und warten … und warten … und … irgendwann klettert der Brückenspringer wieder zurück.
Da wurde wohl zu wenig gespendet für den gefährlichen Sprung.

Wikipedia weiss dazu:
„Es besteht unter den jungen Männern der Stadt die Tradition, 20 m hoch von der Geländermaurer der Brücke in die 13 °C kalte Neretva zu springen, heutzutage nach Bezahlung durch Touristen.“

Unter dem folgenden Link haben wir einen sehenswerten, kurzen Dokumentarfilm des Bayerischen Rundfunks über die Tradition des Brückenspringens in Mostar entdeckt.

Link zum youtube-Filmchen über das Brückenspringen in Mostar:

Länger warten bringt nichts, darum fahren wir nach Blagaj zum Haus der Derwische an der Quelle der Buna.

 

Haus der Derwische in Blagaj

 

Die Buna fliesst bereits als stattlicher Fluss aus der Felsenhöhle, die man auf einem Schlauchboot besichtigen kann.
Aus dem Untergrund quellen 43 m³ Wasser pro Sekunde. Wir stehen also vor einer der kräftigsten Karstquellen Europas.

 

Quelle der Buna

 

 

Grund der Buna

 

Da wir hier weder küssen noch Alkohol trinken, weder schwimmen noch Geld in den Fluss werfen wollen und auch keinen lärmenden Lautsprecher mit uns herumtragen, dürfen wir das Gebäude besichtigen.

 

 

Die Tekija (bosnische Bezeichnung für einen islamischen Sakralbau) für Derwische ist ein beliebter muslimischer Pilgerort.

Wieder lassen wir Wikipedia sprechen:

„Eine Tekke … bosnisch tekija … ist ein Zentrum einer Sufi-Bruderschaft (Derwisch-Orden, bzw. tariqa) und bedeutet „Rückzugsort“, „Schutz“ oder „Asyl“. Seltener ist von einem Konvent die Rede, denn man kann eine Tekke nicht mit der christlichen Vorstellung eines Klosters vergleichen.“

„Der Ausdruck Derwisch bezeichnet vor allem in den europäischen Sprachen einen Sufi, einen Angehörigen einer muslimischen asketisch-religiösen Ordensgemeinschaft (tariqa), die im Allgemeinen für ihre Bescheidenheit und Disziplin bekannt ist.“

Wir bewundern die vielen schönen Details in und an dem Gebäude während monoton-meditativer Singsang erklingt. In einem Gebetsraum rufen einige Frauen und Männer auf diese Weise Gott an.
Die rituelle Waschung findet im Hamamlik unter einer Sternenkuppel statt.

 

Sternenkuppel des Hamamlik

 

 

Hamamlik

 

 

 

Wir sind tief beeindruckt von der Ausstrahlung des Gebäudes und der ruhigen, friedlichen Stimmung.

Nun wechseln wir die Seite.
Nein, nicht die religiöse, wir konvertieren nicht zu Islam, sondern spazieren auf die andere Seite des Flusses.
Von hier kommt das stilvolle Gebäude, das sich an den Berg anzulehnen scheint, noch besser zur Geltung.

 

Haus der Derwische in Blagaj

 

Auch die Insekten geniessen den heissen (wieder über 30° C) Tag. Ein Trauermantel versucht mit geöffneten Flügeln so viel Wärme zu tanken wie möglich.

 

Trauermantel (Nymphalis antiopa)

 

Gleich daneben wirft eine Gottesanbeterin ihren Schatten auf den Fels.

 

Schattenspiel

 

 

Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa)

 

In Čapljina in einem Kreisverkehr liegt ein grosser Sack mit Mandarinen am Strassenrand. Der ist wohl von einem Lieferwagen heruntergefallen. Wir reagieren schnell und überfahren ihn nicht, sondern laden ihn ein. Nun sind wir geschätzte 40 Kilogramm Mandarinen reicher. 😀

Wir erreichen die Kravica Wasserfälle kurz vor Sonnenuntergang und beschliessen auf dem Parkplatz zu übernachten.
Dort steht bereits ein altes Mercedes-WoMo aus Paderborn. Wir bringen Juri und Sara eine grosse Tüte Mandarinen vorbei.

Unser Abendspaziergang führt, wie könnte es anders sein, hinunter an den Fuss der Wasserfälle.

 

Von hier stürzt das Wasser in die Tiefe.

 

 

Kravica Wasserfälle

 

Die letzten Sonnenstrahlen schaffen es nur noch knapp über die Böschung.

 

 

Wir kehren bald zu unserem NOBIS zurück.
Annette entdeckt eine Heuschrecke, die nach dem Motto : „Gell, du siehst mich nicht!“ bewegungslos auf den Blättern steht.
Tja, liebe Heuschrecke, da kennst du Annettes Sperberblick aber schlecht!

 

Ägyptische Wanderheuschrecke (Anacridium aegyptium)

 

Nach dem Abendessen steigen wir nochmals zu den Wasserfällen hinunter, die nun beleuchtet sind.

 

Kravica Wasserfälle bei Nacht

 

Link zum Spaziergang zum Haus der Dewische und zur Quelle der Buna:

Link zum Spaziergang zu den Kravica Wasserfälle:

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf nach Mostar!

 

Überraschung über Überraschung!

23. Oktober 2019

Endlich wird auch Beat klar, warum Mehl und Zucker so wichtig sind. Annette backt für ihn einen Geburtstagskuchen auf dem Gasherd im Omnia-Backofen! Einen Kokos-Bananen-Cake, seinen Lieblingskuchen!!

Diese Überraschung ist gelungen, vielen Dank, Annette!

Die Sonne spielt ebenfalls mit, ein weiterer wunderschöner Herbsttag mit Temperaturen über 30° C kündigt sich an.

 

Übernachtungsplatz am Klinje-See

 

Nach einem üppigen Frühstück mit Rührei, Kuchen und, und, und … fahren wir dem Klinje-See entlang nach Gacko.

 

Klinje-See

 

Die Landschaft und Vegetation haben sich nach der Bistrica-Schlucht, durch die wir gestern gekommen sind, schlagartig verändert. Vorbei ist es mit den lieblichen, bewaldeten Hügeln und den saftigen Wiesen. Hier haben Karstfelsen und karge Weiden das Sagen.

 

Karstlandschaft oberhalb von Gacko

 

Das Markanteste in Gacko ist das Kraftwerk. Was wir auf den ersten Blick für ein Atomkraftwerk halten, ist in Wirklichkeit ein Braunkohlekraftwerk.

 

Braunkohlekraftwerk in Gacko

 

 

 

Die Braunkohle wird im Tagebau gewonnen, was die Landschaft um die Stadt massgeblich gestaltet.

 

Abraumhaufen bei Gacko

 

Diese Abraumhaufen stören die Schafe so wenig wie der Verkehr. Unbeirrt lecken sie etwas für uns nicht Ersichtliches von der Strasse.

 

 

Wenig später sehen wir etwas wahnsinnig, ausserordentlich und extrem Ungewöhnliches! Ein Flugzeug klaut mit langen Kabeln Strom direkt von einer Hochspannungsleitung!!!
Wenn wir das nicht mit eigenen Augen gesehen und sogar fotografiert hätten, würden wir es niemals glauben!
Schau selber!

 

Flugzeug zapft Hochspannungsleitung an!

 

Da es nicht unser Strom ist, unterlassen wir es die Polizei zu rufen, sondern fahren weiter und klauen unsererseits Herbstbilder von der Natur.

Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: das weiss der Obstbaum …

 

Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.

 

… aber auch Beat kombiniert:
Mehl und Zucker -> Geburtstagskuchen!
Annette will unbedingt heute noch in Mostar ankommen -> eine weitere Überraschung ist geplant!

 

Leuchtender Herbst

 

Immer wieder faszinieren uns die Samenstände der Waldrebe.

 

Waldrebe (Clematis)

 

 

In Mostar parken wir in der Nähe des Bahnhofes und gehen zu Fuss weiter. Annette scheint ein konkretes Ziel anzusteuern. Beat trottet hinterher und fotografiert nebenbei einige Gebäude.

Ein orientalisch anmutendes Mehrfamilienhaus …

 

 

… steht nahe beim ehemaligen Kaufhaus Razvitak. Dieses wurde 1970 von Ante Pelyaga errichtet und im Bosnienkrieg (1992-95) zerstört.

 

Kaufhaus Razvitak, im Bosnienkrieg zerstört

 

Nun haben wir Annettes Ziel erreicht. Wir stehen vor dem Tor des Muslibegovic House, einem Museum und Bosnisches National Monument.
Und, Überraschung Nummer zwei für Beat: in diesem traditionellen, osmanischen Haus werden wir übernachten!

 

Muslibegovic House

 

 

 

Natürlich genügt heute ein normales Bett nicht, es muss schon ein Himmelbett sein.

 

Unser Schlafzimmer

 

Das ist noch nicht das Ende der Überraschungen. Das Haus ist gleichzeitig ein Museum. Obwohl die Saison zu Ende ist, gibt es für Hotelgäste noch eine Extra-Führung durch die Räume. Gabi, die Managerin, erklärt uns in perfektem Deutsch die wechselvolle Geschichte des Hauses. Auch aus der jüngeren Vergangenheit weiss sie packende und erschütternde Ereignisse zu erzählen.

 

Eingangshalle

 

 

Herrenzimmer

 

 

Kunstvolle Holzdecke

 

Wer sich für das Muslibegovic House interessiert, hier der Link: Muslibegovic House

Später spazieren wir zum nahen Zentrum und bewundern die geschichtsträchtige Brücke Stari most, die sich über den Fluss Neretva schwingt.

 

Stari most

 

Wikipedia weiss dazu:

„Die Brücke wurde 1556 bis 1566 … erbaut.“

„Laut einer weiteren Legende wurde für den Bau der Brücke ungewaschene Schafwolle, Eiweiß und Honig als Bindemittel (Mörtel) benutzt, weshalb im gesamten Gebiet Eierverzehr absolut verboten war. Angeblich wurden 300.000 Eier verwendet.“

„Die Brücke gilt seit Jahrhunderten als die symbolische Brücke zwischen Ost und West, nicht nur zwischen der Welt des Christentums und der islamischen Welt, sondern auch zwischen den katholischen Kroaten und orthodoxen Serben. Die Brücke wurde 1993 im Bosnienkrieg zerstört und danach wiederaufgebaut.“

2005 wurde sie in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

 

Stari most mit Kulturzentrum Yunus Emre

 

Nun gehen wir nicht etwa zurück, nein, Überraschung Nummer vier ist angesagt: Abendessen in der Gartenwirtschaft des Restaurant Šadrvan.
Beat bestellt sich eine Bosnische Platte mit sehr viel verschiedenem Fleisch, Reis, Gemüse und Salat, während Annette kulinarisch etwas kürzer tritt und Minifrikadellen an Sahnesauce mit Reis geniesst.

 

 

Allein schon der Spaziergang durch die beleuchtete Altstadt zurück zum Hotel wäre eine Reise nach Mostar wert.

 

 

 

Stari most by night

 

Vielen Dank, Annette, für den wunderbaren Tag!

Link zur heutigen Strecke: