Unbekanntes Albanien

 

Das unbekannte Land

14. März 2015

Kurz nach fünf Uhr morgens kündet der Lautsprecher an, dass wir demnächst in Igoumenitsa ankommen werden. In dieser Nacht sind wir von Bari (Italien) nach Griechenland gefahren. Um sechs Uhr verlassen wir die Fähre.
Was nun?
Da weder auf dem Navi noch auf der Karte noch aus den spärlich vorhandenen Wegweisern ein klarer Zielort eruierbar ist, fahren wir aufs Gratwohl los, Richtung Albanien und überqueren bei Konispol die Grenze.

 

Der albanische Doppeladler

 

Nun sind wir in Albanien, einem Land, von dem wir keine Vorstellung haben und über das wir nur sehr wenig wissen. Wir haben weder eine vernünftige Strassenkarte noch albanisches Geld.
In Butrint, einem Touristenort, wollen wir uns dies besorgen.

Wir fahren durch eine schöne, karge Hügellandschaft. Als wir kurz anhalten, werden wir von einem jüngeren Mann auf Englisch angesprochen. Er sagt uns, dass er ganz in der Nähe einen Zeltplatz führe. Wir könnten uns den einmal ansehen, wenn wir wollten.
Wir haben die letzte Nacht kaum geschlafen und finden, dass dies ein guter Einstieg für Albanien ist.

 


In Ksamil finden wir zwar keinen Zeltplatz vor, doch wir bleiben auf der Wiese vor den Appartementshäusern, die seine Familie im Sommer an Touristen vermietet.
Für 10 Euro (wir haben immer noch keine albanische Lek) erhalten wir einen ruhigen, sicheren Übernachtungsplatz mit Strom und Frischwasser. Zudem dürfen wir die Toilette und Dusche in einem der Appartements benutzen.
Die ganze Familie kommt und begrüsst uns. Die Mutter schenkt uns sogar einige Zitronen vom Baum im Garten. Die Tochter bringen uns die ersten albanischen Worte bei.

Hier ein kleiner „Crashkurs“:
– Hallo = Përshëndetje,
– Danke = Falerminderit
– auf Wiedersehen = Mirupafshim
– ja = po
– nein = jo

Wir fühlen uns in Albanien herzlich willkommen.

Der Gang ins Dorf, zu den zwei Bankomaten, ist erfolglos. Der eine erkennt unsere Karte nicht, beim anderen wird während der Transaktion der Bildschirm schwarz. Zum Glück spuckt er wenigstens unsere Karte wieder aus.

Beim Spaziergang am nahe Meer entdecken wir die schöne Bucht von Ksamil.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Uns fallen einige zerstörte Bauten in der Umgebung ins Auge.
Später erzählt uns Elton, ein Sohn der Familie, dass die Häuser ohne „Dokumente“ errichtet wurden und dass die Regierung diese zerstören liess. Er lässt vorsichtig durchblicken, dass hier viel Korruption herrsche, und dass es schwierig sei, eine politische Meinung zu äussern. Falls sich die Machtverhältnisse ändern würden, müsse man mit Sanktionen rechnen.

 

 

 

 

 

 

 

Am Abend ziehen wir nochmals los. Wir staunen über die schlichte Schönheit der Moschee und des Minaretts.

 

Moschee von Ksamil

 

Am Strand spazieren wir diesmal in die andere Richtung. Hier steht eine Reihe einfacher Bars und Restaurants. Im Sommer muss da die Post abgehen.

 

Bucht von Ksamil, von einer geschlossenen Strandkneipe aus

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Syri i Kalter (Blue Eye)

15. März 2015

Am Morgen füllen wir unseren Frischwassertank, verabschieden uns von der Familie und fahren nach Sarandë. Unser Gastgeber ist gestern extra dort beim Tourismusbüro vorbeigefahren und hat für uns abgeklärt, ob es offen ist und ob es dort Strassenkarten zu kaufen gibt.
Und wirklich, wir können in Sarandë unsere dringendsten Probleme lösen. Wir kriegen Geld vom (dritten) Bankomaten, können einen Strassenatlas vom südlichen Balkan kaufen und unseren Dieseltank füllen.
Das macht den Wohnmobilisten so richtig glücklich: Abwassertank leer, Frischwasser- und Dieseltank voll, Geld in der Landeswährung und eine vernünftige Strassenkarte. 🙂
Die zwei Tipps der Frau im Tourismusbüro sind ebenfalls Volltreffer:
Wir fahren eine löcherige Strasse zur Burg Kalaja e Lekursit hinauf und geniessen die sensationelle Rundumsicht.

 

 

Die ehemalige Burg ist heute ein schönes Restaurant, das nur im Sommer geöffnet ist.

 

 

 

 

Beat hat wieder einen Vogel!

Ein melodiöser Gesang macht ihn auf das kleine Federbällchen aufmerksam. Er packt die Kamera aus und drückt ab. Er stellt fest: „In Albanien gibt es sogar ungekämmte Vögel.“

 

Haubenlerche (Galerida cristata)

 

Dann fahren wir weiter nach Syri i Kalter. Die Quelle soll einen Abstecher wert sein.

 

Strasse nach Syri i Kalter

 

Dort drückt das Wasser mit riesiger Kraft senkrecht aus dem Boden. Pro Sekunde sprudeln rund 7.5 m³ (umgerechnet 50 Badewannen voll, pro Sekunde!!!) 10 °C kaltes Wasser aus dem Boden. Wie tief die Quelle ist, weiss man nicht.Wegen dem enormen Wasserdruck konnten bisher erst die obersten 50 Meter erforscht werden.
Doch nicht nur die technischen Daten sind faszinierend.
Das glasklare Wasser wirkt von oben gesehen wie ein blaues Auge. Daher der Name: Syri i Kalter oder: Blue Eye. Das Farbenspiel der Blau- und Grüntöne ist wunderschön.

 

 

Es ist sehr eindrücklich, wie aus dem Nichts unvermittelt ein stattlicher Bach aus dem Boden fliesst.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Nacht verbringen wir ganz in der Nähe auf einem Parkplatz eines Restaurants, das so früh im Jahr noch geschlossen ist.
Zum Dank schenken wir dem armen ungestreichelten Husky, der hierher zu gehören scheint, einige Streicheleinheiten und sammeln, wie immer an unseren Übernachtungsplätzen, herumliegenden Müll ein.

 


Link zur heutigen Strecke:

 

 

Einsamer Sandstrand

16. März 2015

Heute gehts zurück nach Sarandë. Am Rande der Stadt haben sich einige Roma niedergelassen. Sie scheinen vom Altmetallhandel und vom Betteln zu leben.

 

Romakinder neben ihren Behausungen

 

Nun fahren wir durch eine karge Landschaft, hinter der malerisch ein Schneeberg hervorlugt. Immer wieder sind ganze Hügelzüge terrassiert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Kuh, die es sich auf der Strasse gemütlich gemacht hat, lässt sich von nichts und niemandem stören. Als ehemalige Rinderhirten können wir da nicht einfach vorbeifahren.

 

 

Beat fotografiert und ein Auto hält an. Ein Albaner fragt ihn zuerst auf albanisch, dann auf englisch, ob dies der Weg nach Vlorë sei. Beat antwortet, dass er dies hoffe, da wir selber dorthin fahren wollten. Der Mann lacht und findet es „funny“, dass er als Albaner einen Ausländer nach dem Weg fragt. Als er hört, dass wir aus der Schweiz kommen, findet er es gar „crazy“, dass ein Schweizer in Albanien Kühe fotografiert. Lachend fährt er weiter.

 

Auch das ist Albanien

 

Unterwegs sehen wir einen schmalen, asphaltierten Weg, der zum Kloster „Manesteri San Thodori“ führen soll. Wir folgen dem Wegweiser und gelangen nach ca. zwei Kilometern zu einem ruhig gelegenen Parkplatz. Zum „Kloster“ hinauf führt ein breiter Weg, der mit schönen Steinplattten belegt ist. Wir betreten den Klosterhof. Die Klinken am Tor sind zwar abgebrochen, aber man kann das Schloss noch öffnen. Die Gebäude sind nur noch Ruinen und es gibt keinerlei Informationen. Es ist fragwürdig, warum der aufwändige Weg angelegt wurde.

Wir beschliessen hier zu schlafen. Zuerst wollen wir uns aber noch etwas bewegen. Wir folgen einem Weg, der zum Meer hinunter zu führen scheint. Nach etwa dreiviertel Stunden sehen wir von oben eine einsame Bucht mit Sandstrand, durch den ein Bach ins Meer fliesst.

 

 

 

 

 

 

Wenn wir ein Zelt dabei hätten, würden wir heute Nacht hier schlafen.

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind die einzigen Menschen weit und breit und schlendern in der schönen Bucht herum. Im Sommer scheint es hier doch einige Badegäste zu geben. In einer der zwei Hütten sind Liegestühle gestapelt. Die andere scheint jeweils eine Strandbar zu beherbergen. Überlaufen kann es jedoch kaum sein, denn der einzige Weg, der hier herunter führt, ist nur mit einem geländegängigen Fahrzeug oder zu Fuss zu meistern.

Link zur heutigen Strecke:

Link zum heutigen Spaziergang:

 

 

Ziegen

17. März 2015

Wir sind müde von den vielen Eindrücken der letzten Tage. Deshalb wollen wir heute an diesem ruhigen Platz bleiben.

Plötzlich hören wir Rufe, Pfiffe und Glockengebimmel. Eine Hirte zieht mit einer Ziegenherde an unserem Wohnmobil vorbei. Annette fragt den Mann (mit Aufsagen der Zahlen von 1 bis 10 und fragenden Gesten), wieviele Tiere er hüte. Er schreibt mit seinem Hirtenstab die Zahl in den Sand: 178.

 

 

Er dirigiert die riesige Herde ohne Hund, nur mit Pfiffen, Zurufen und mit vielen rollenden „RRRRs“.
Beim Weiterziehen präsentieren sich einige Ziegen wie auf dem Laufsteg. Wir staunen über die Vielfalt der langhaarigen Tiere.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über den Lhogara-Pass nach Apollonia

18. März 2015

Wir fahren über viele Haarnadelkurven den Lhogara-Pass hoch. Der Blick aufs Meer und die wolkenverhangenen Schneeberge ist einmalig.

 

 

 

 

Kurz nach dem Pass finden wir eine Wasserstelle, wo wir unseren Tank und unsere Flaschen wieder auffüllen können. Auf dem Bild sieht man leider auch viel Müll. Wir haben Albanien bis jetzt als ein wunderschönes und sehr vielfältiges Land erlebt. Man sieht viele gepflegte Landschaften, Häuser und Autos.
Für uns unbegreiflich ist der allgegenwärtige Müll. Überall am Strassenrand und an den Bachläufen ist er unübersehbar. Wir fahren durch Dörfer, in denen kein einziger Abfalleimer oder -container zu sehen ist.
Schade!!!

 

 

Ein weiteres Problem ist der Strassenzustand. Viele Verkehrswege scheinen mehr Löcher aufzuweisen als ebene Flächen. Solche Löcher oder gar abgerutschte Strassenteile tauchen oft ganz plötzlich auf. Meistens sind sie nicht oder nur schlecht gekennzeichnet.

 

Abgerutschte Stützmauer

 

Am Strassennetz wird aber fleissig gebaut und viele Strecken sind bereits in einem guten Zustand. Doch auch hier kann plötzlich und unerwartet ein Loch oder Absatz die Autofahrer ganz arg durchschütteln.
Die Moral: Fahre immer nur so schnell, dass du jederzeit (auch in der Dämmerung und nachts) auf der überblickbaren Strecke anhalten kannst.
Kurz vor Vlorë finden wir ein Restaurant mit Bar, wo wir auf der Sonnenterrasse einen Internetzugang erhalten.
Annette setzt den letzten Blogteil (Apulien) online und Beat geniesst die Aussicht und die kühle Cola.

 

 

 

Blick auf Vlorë

 

Danach fahren wir weiter nach Apollonia (bei Fier). Wir sind spät unterwegs und es wird bereits Nacht. Die Strasse ist in einem guten Zustand. Einzig auf die dunkel gekleideten Fussgänger, Velofahrer und unbeleuchteten Traktoren (zum Abbiegen schwenkt man die dunkelgraue Mütze) muss man aufpassen.
Wir parken ausserhalb von Apollonia und ärgern damit offensichtlich den „Wachhund“ der Ausgrabungsstätte, der lange Zeit unermüdlich zu uns runterkläfft.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Apollonia

19. März 2015

Heute besuchen wir die Ausgrabungsstätte Apollonia. (ein bisschen Kultur schadet niemandem; oder?)
Apollonia (albanisch: Apoloni/a) ist eine Ruinenstätte nahe der Stadt Fier. Sie wurde 588 v. Chr. als dorische Kolonie von Korfu gegründet. Sie wurde nach dem Gott Apollon benannt. Fast tausend Jahre lang war sie ein wichtiges städtisches Zentrum. Es wird geschätzt, dass zur Blütezeit innerhalb der vier Kilometer langen Stadtmauer etwa 60.000 Menschen lebten.

 

Blick vom Odeon auf das Stadthaus

 

Apollonia wurde auf einem Hügel etwa einen Kilometer nördlich des Flusses Vjosa gebaut, der nach wenigen Kilometern ins Adriatische Meer mündet und in der Antike bis zur Stadt herauf schiffbar gewesen ist.

Seit 229 v. Chr. stand es unter römischen Schutz. Im Innern des ehemaligen Marienklosters, das auf dem Gelände errichtet wurde, befindet sich ein Museum.

 

Auf der Galerie des Museums werden einzelne Fragmente schön präsentiert.

 

Die zur römischen Zeit wichtige Hafenstadt an der Küste Illyriens umfasste im 4. Jahrhundert n. Chr. 81 Hektar. Der Verfall des Handelszentrums setzte ein, als ein Erdbeben den Lauf des Flusses Vjosa änderte und der Hafen Apollonias verlandete.

 

Säulenkapitelle der römischen Kirche

 

Vom Hügel, auf dem die antike Stadt stand, hat man einen schönen Ausblick über das Dorf Pojan und die fruchtbare Ebene, die bis ans Adriatische Meer reicht.

 

 

Doch auch kleinere, unscheinbare Objekte aus der neuesten Zeit (zum Ort passend mit dem Namen eines griechischen Gottes) werden von uns entdeckt und gewürdigt:

 

Hermesfinger (Hermodactylustuberosus)

 

Hermes ist in der griechischen Mythologie der Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten. Das nehmen wir als gutes Omen. Dass er andererseits auch der Gott der Diebe ist, verdrängen wir aus Selbstschutz.

Am Nachmittag fahren wir in die nahe Stadt Fier. Dort verkaufen die vielen Klein- und Kleinsthändler am Strassenrand alles, was man zum täglichen Leben braucht. Wir sehen einen Mann, der lediglich fünf Salatköpfe, wohl aus dem eigenen Garten, anbietet.

Hier ein kleiner Eindruck:

 

 

 

Werkzeugverkauf zwischen dem Plastikwarenhändler und der Bar

 

 

Der Eierverkäufer steht am Strassenrand bei einem Schwatz.

 

 

Rechts der „grosse Gemüser“ mit eigenem Geschäft, links die Kleinsthändler, die ihre Gartenprodukte feilbieten.

 

So vergeht der Tag wie im Fluge und wir bleiben für eine weitere Nacht in Apollonia.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Apulien

 

Am Stausee

5. März 2015

Wir fahren nochmals nach Praia a Mare und queren dann Italiens Fuss vom tyrrhenischen zum ionischen Meer. In Senise schlafen wir direkt am Ufer des Stausees. Hier führte früher die Strasse auf die andere Talseite.

 

Schlafen am Lago di Senise, näher am Wasser geht nicht mehr 🙂

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Apulien, wir kommen!

6. März 2015

In der Nacht beginnt es zu regnen und es schüttet wie aus Kübeln.
Heute wollen wir nach Apulien fahren. Alle, denen wir das erzählt haben, (auch Italiener) haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass Apulien keine Reise wert sei. Wir wollen nun mit eigenen Augen sehen, wie langweilig diese Region, die Wade und der spitze Absatz Italiens, ist.

Wir fahren dem Meer entlang tristes Stranddorf reiht sich an tristes Stranddorf. Die wenigen Bars, die ganzjährig geöffnet sind, haben alle kein WiFi. Hier ist nur im Sommer etwas los.
Den Palmen trägt man Sorge. Untenstehendes Exemplar wurde von einem „Baumdoktor“ saniert, obwohl nur noch rund 1/3 des Durchmessers des Stammes steht.

 

 

 

 

 

 

 

Das Wetter trägt auch nicht zu guter Stimmung bei. Der Dauerregen setzt die Strasse teilweise unter Wasser und wir hoffen jeweils, dass sich darunter nicht irgendwo ein offener Schacht befindet.

 

 

Nur mit Mühe finden wir in Porto Cesareo einen akzeptablen Übernachtungsplatz auf einem kleinen, holprigen Feldweg zum Meer, der mehr aus „Pfützen“ als aus Steinen und Erde zu bestehen scheint.
War Apulien doch keine so gute Idee?

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf der Spitze des Absatzes

7. Marz 2015

Heute wollen wir der Küste entlang bis Maria de Leuca an die Spitze des Absatzes fahren. Die Küste wechselt von Sandstrand zu felsiger Steilküste.
Der Zugang zur Spitze ist abgesperrt und eine Tafel, die am Boden liegt, erklärt warum:
wir lesen mit „Aufmerksamkeit“ die deutsche Version und verstehen, dass wir hier „erdrutscht“ werden können.

 

Dieses Risiko nehmen wir auf uns. Schliesslich regnet es gerade mal nicht und auch wir wollen mal ganz an der Spitze sein!!!

 

Annette am Ende des „Stöckelschuhs Italien“

 

Wir wurden nicht „erdrutscht“ und fahren nun der adriatischen Meeresküste entlang nach Nordwesten.
Dass man hier sehr wohl „erdrutscht“ werden kann, merken wir einige Kilometer weiter.
Einzelne Strassenabschnitte sind gesperrt, da die Strasse durch die Regenfälle von oben und dem Nagen der Wellen von unten zum Teil ins Meer gestürzt ist.
Vor Corsano folgen wir dem Wegweiser: Torre Specchia Grande und finden etwas oberhalb des Meeres einen grossen Parkplatz. Heute hat, es mit Ausnahme der kurzen Zeit als wir in Maria de Leuca waren, ständig geregnet.
Deshalb sind folgende Fotos erst am Morgen darauf entstanden.

 

Morgenstimmung am TorreSpecchia Grande

 


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Von Olivenbäumen, Pagghiare, Therme …

8. März 2015

An unserem ersten regenfreien Tag in Apulien, werden wir mit Eindrücken überhäuft.

Apulien scheint uns heute alles zeigen zu wollen, was es an Sehenswürdigkeiten gibt.
Uns fällt auf, dass hier besonders viele alte Olivenbäume stehen. Jeder Baum ist in seiner Form einzigartig. Die Bäume werden gepflegt, einige sogar gestützt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sehen die ersten Pagghiare (rustikale Steinbauten ohne Spitzdach). Diese stehen auf den Feldern und wurden aus den herumliegenden Ackersteinen errichtet.

 

Pagghiara

 

In Santa Cesarea Terme spazieren wir in das eindrückliche Freibad hinunter. Das tief in den Felsen eingelassene „Bassin“ wird auf der Meerseite durch eine imposante Brücke geprägt.

 

 

Doch auch hier nagt der Zahn der Zeit. Weiter meerwärts müssen die künstlich angelegten Becken mit aufwändigen Stahlrohrgerüsten vor dem verwitterten Felsen geschützt werden.

 

 

Aber selbst das hat seinen Reiz, wenn man genauer hinschaut.

 

 

 

 

 

Über der ganzen Anlage steht eine Statue, die auf das Meer hinausblickt. Winkt sie ihrem Liebsten zum Abschied? Schützt sie die Freibadanlage? Wir haben herausgefunden, dass es sich um die Schutzheilige der Stadt, die heilige Cesarea handelt. Der Sage nach wurde sie von ihrem Vater verfolgt, der unmoralische Absichten hegte. Um ihre Jungfräulichkeit zu schützen floh die junge Frau hinaus zu den Klippen und stürzte zu Tode. Auch ihr Vater fiel in den Abgrund. Dort, wo der Leichnam der Jungfrau gefunden wurde, entspringt seitdem eine Quelle mit Heilwasser, dort wo der Vater lag, eine mit schwefelhaltigem Wasser.

 

Ein weiteres Kleinod, das oberhalb der Bäderanlage steht, wollen nicht für uns behalten. Der arabische Einfluss auf den Baustil ist offensichtlich.

 


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Krise in Italien

9. März 2015

Heute geht es von Santa Cesarea Terme nach Casino dei Turchi.
Am Ortsausgang von Otranto finden wir eine Wäscherei „Lavanderia fai da te“.
Während der Trockner läuft, plaudern wir mit einem anderen Kunden über die Arbeits- und Einkommensverhältnisse in der Schweiz und in Italien. Er als Lastwagenfahrer mit einer speziellen Bewilligung für schwere Erdtransporte verdiene im Monat ca. € 1’100, ein Maresciallo der Polizei etwa € 1’400. Vor 2 Jahren sei die Krise ganz schlimm gewesen, jetzt werde es langsam besser.

 

Am Strassenrand in Uggiano la Chiesa

 

Heute irren wir auf der Suche nach einem Schlafplatz ziemlich lange umher (überall stehen Verbotsschilder), bis wir schlussendlich auf einem Parkplatz in der Nähe von Casino dei Turchi übernachten.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Strandgut

10. März 2015

Am Morgen spaziert ein älteres italienisches Ehepaar an unserem Bus vorbei, schaut sich das Nummernschild an und sagt: „Ah, Sie kommen aus dem Aargau.“ Sie haben 45 Jahre lang in Murgenthal (AG) gelebt und sind nun als Rentner hierher zurück gekommen. Auf Annettes Frage, wie es sei, nach so vielen Jahren in die alte Heimat zurück zu kehren, antworten sie, dass all ihre Freunde in der Schweiz leben würden und sie hier kaum mehr Kontakte hätten. Dafür sei das Klima besser.

In San Gataldo legen wir eine Pause ein, geniessen die warme Sonne und spazieren der Küste entlang.

 

Die Umkleidekabinen und der Strand warten auf die Badesaison.

 

Am Strand finden wir eine Bierflasche für Beat und einen Teddybären für Annette. Da die Flasche leer und der Bär havariert ist, lassen wir beides liegen und begnügen uns mit den Fotos.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch hier haben Wetter und Meer ihre Spuren an den Mauern hinterlassen und so Gebilde von eigenwilliger Schönheit geschaffen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fahren wir in Punta Penne an die Küste. Sie ist total verdreckt und mit Müll übersät. Jemand hat eine Skulptur geschaffen, die wohl als Mahnmal gedacht ist.

 

 

Auf der Weiterfahrt ins Landesinnere entdecken wir ein Wesen, das von einem anderen Stern zu kommen scheint. Sein Aussehen scheint den Baum nicht weiter zu stören. Er wächst munter weiter.

 

Olivenpferd

 

Ein Stück weiter sehen wir ein erstes, neu gebautes Trullo (traditionelles rundes Steinhaus), das für diese Region typisch ist.

 

 

Vor Carovigno fahren wir zu einer Kirche und finden dort einmal mehr einen ruhigen Schlafplatz.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wallfahrtskirche und Trulli, Trulli, Trulli

11. März 2015

Am Morgen besichtigen wir die schmucklose Wallfahrts-Kirche, vor der wir geschlafen haben. Als wir eintreten, verstehen wir, warum hier einen riesiger Parkplatz angelegt wurde.

 

Santuariodella Santa Maria del Belvedere

 

Der Kirchenraum ist ausgebaut, wie man es sich von katholischen Kirchen gewohnt ist.
Für Überraschung sorgt aber der unterirdische Teil. Die Kirche ist über zwei Höhlen errichtet, in die man hinuntersteigen kann.
In der ersten Höhle steht ein Altar und zwei Kirchenbänke, wohl für Gottesdienste im ganz kleinen Rahmen.

 

Neben dem Altar steht eine Statue des Padre Pio, der in Süditalien allgegenwärtig ist.
1999 wurde er von Johannes Paul II. selig-, 2002 heiliggesprochen. Er ist einer der populärsten Heiligen Italiens.

 

 

 

 

 

 

Von diesem Raum aus führt eine steile Treppe in die untere Höhle.

 

 

Hier steht ein weiterer Altar. Daneben wurde ein ausserordentlich schönes Gemälde von Maria mit dem Kind auf den Fels gemalt. Es stammt aus dem 14. Jhd. und ist im senisischen Stil gemalt.

 

 

 

 

Tief beeindruckt fahren wir weiter.
Unterwegs sehen wir immer mehr Trulli, in den verschiedensten Bauweisen, Alter und Zuständen.
Apuliens landestypische Trulli – auch Zipfelmützenhäuschen genannt – prägen das Bild der Region. Der Name bezeichnet schlichte weiße Gebäude mit kegelförmigen Dächern. Ihre Bauweise ist klug durchdacht, denn sie bieten hervorragenden Schutz gegen die hohen Temperaturen im Sommer und den Regen im Winter. Die archaisch anmutenden Häuser waren einst Behausungen armer Leute auf dem Land, heute sind viele Trulli verlassen und verfallen. Doch die alten Gebäude werden derzeit neu entdeckt und häufig restauriert.

Hier eine kleine Auswahl:

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Zu einem besonders schönen, neuen Trullo fahren wir hin. Es wird zur Zeit erweitert. Der Baumeister will uns gleich ein solches Rundhaus in der Region verkaufen oder nach unseren Wünschen bauen. Als er hört, dass wir aus der Schweiz kommen, ist auch das für ihn kein Problem. Er würde sogar in die Schweiz fahren und uns dort eines erstellen. Damit wir seinen Namen nicht vergessen, schenkt er uns zum Abschied seinen schön gestalteten Werbekalender vom Jahre 2015 mit Fotos von Trulli, die er gebaut hat.

 

 

 


In Alberobello besteht ein ganzer Stadtteil vorwiegend aus Trulli. Er wurde zum Weltkulturerbe der Unesco ernannt.

Doch wie kam es zu der eigenwilligen Bauweise dieser Häuser, die nur in dieser Region Italiens stehen?
Im 17. Jahrhundert begann man diese Häuser im Auftrag des Grafen Giangirolamo II. Acquaviva d’Aragona zu bauen. Da dieser keine Steuern an den König von Neapel zahlen wollte, forderte er von den Bauern, ihre Häuser ohne Mörtel zu bauen, sondern nur aus Stein.
Dafür gibt es zwei verschiedene Begründungen:
1) So konnten man im Falle einer königlichen Inspektion die Steinhäuser ganz einfach abbauen und später wieder errichten.
2) Eine andere Quelle besagt, die Trulli hätten so nicht wie Wohnhäuser, sondern wie Ställe ausgesehen.

Hier noch einige Bilder aus Alberobello:

 

 

 

 

 

 

 

Selbst die Kirche wurde im „Trullistil“ erbaut.

 

 

 

 

Wir sind hin und weg von der Vielfalt und der Schönheit dieser Gebäude. Hoffentlich haben wir niemanden mit unserer Trulli-Bilderflut gelangeilt. Wir sind so begeistert, wir können nicht anders. 😉

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Grotte di Castellana

12. März 2015

Geschlafen haben wir in Grotte di Castellana, auf einem Park- und Stellplatz, der offiziell noch nicht geöffnet und deshalb noch gratis ist.
Heute besichtigen wir die Grotten und tauchen für zwei Stunden in die Unterwelt ab. Wir spazieren durch riesige Höhlen und schmale Gänge voller Stalaktiten, Stalagmiten und anderen Gebilden, die durch Wasser und Kalk entstanden sind. Ein solche riesiges und eindrückliches Tropfsteinhöhlensystem haben wir noch nie gesehen. Diese Formenvielfalt in den verschiedensten Farbtönen … Einmalig!
Leider darf man in der Höhle nicht fotografieren.

Ein Besuch lohnt sich auch, wenn man dafür eine längere Anreise in Kauf nehmen muss.
Link zu „Grotte di Castellana“:

 

Auf dem Weg nach Bari übernachten wir in Polignano a Mare, wind- und sichtgeschützt durch eine Natursteinmauer.

 

 

Der Abstecher nach Apulien hat sich, trotz dem miserablen Wetter am Anfang, gelohnt.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Weiter nach Albanien

13. März 2015

Heute, am Freitag, dem 13. wollen wir unsere Reise nach Albanien fortsetzen. In Bari finden wir nach langem Suchen einen Adapter, mit dem wir an einer Tankstelle unseren Flüssiggastank auffüllen können. EU zum Trotz sind deutsche Anschlüsse nicht mit italienischen kompatibel. Und kein Gas … gibt kein warmes Essen … gibt schlechte Laune!
Um 19:30 Uhr legt die Fähre nach Igoumenitsa ab. Igoumenitsa liegt in Griechenland nahe der albanischen Grenze.

Wir sind kaum vorbereitet auf den Balkan und deshalb um so gespannter, was wir da sehen und erleben werden.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Bella Calabria

 

Carabinieri

27. Februar 2015

Vor dem Weiterfahren füllen wir am Wasserhahn neben der Kapelle unseren Wassertank und unsere Trinkwasserflaschen. Zwei Frauen, die das sehen, warnen uns. Dies sei kein Trinkwasser. „L’acqua non è buona!“ Wir haben die letzten zwei Tage davon getrunken und keine Beschwerden verspürt. Trotzdem bringen sie uns kurze Zeit später eine Zweiliterflasche mit Mineralwasser.
Wir sind freudig überrascht, dass die Sorge um das Wohlergehen sogar uns Fremden zuteil wird.

In Cropani Marina finden wir eine „Fai ta te-„Wäscherei und Internetanschluss.

 

 

Auf der Fahrt ins Landesinnere springt uns nach einer Kurve obige Landschaft ins Auge. Das knallige Grün scheint unwirklich und wie gemalt.
Blinker rein, rechts ranfahren und anhalten.
Beat springt raus und auf die andere Strassenseite, um das Bild festzuhalten, solange die Sonne das Gras noch so leuchten lässt.
Plötzlich fährt hupend ein Auto heran. Beat hebt lässig grüssend die Hand und dreht sich um. Es ist ein Polizeiauto, das uns wohl darauf aufmerksam machen will, dass das Halten nach einer Kurve, auf einer Strasse, bei der man beim Vorbeifahren über die Sicherheitslinie fahren muss, nicht gerade der geeignete Ort zum Parkieren ist.
Jetzt werden wir wohl einige Euro los.
Aber nein, wir sind ja nicht in der Schweiz, sondern in Italien. Die Carabinieri winken freundlich und fahren vorbei.
Uff…!

In Magisano finden wir nach langem Suchen am Strassenrand einen Platz zum Schlafen.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Cedro

28. Februar 2015

Heute essen wir die Cedro, die wir vor einigen Tagen bei einem Gemüsehändler gekauft haben. Dies sei keine Zitrone, hat uns der eingeschärft. Cedri esse man wie Orangen!

Cedro

 

 

 

 

 

 

Die gelbe Zitrusfrucht hat etwa die Grösse einer Grapefruit.
Wir schneiden sie auf und staunen über das Verhältnis von Schale zu Fruchtfleisch. Beim ersten Bissen zieht es uns den Mund zusammen.
Wir können beim besten Willen keinen Unterschied zwischen dem Geschmack einer Cedro und dem einer Zitrone feststellen, ausser vielleicht dem, dass eine Cedro noch saurer ist.

Am Abend kaufen wir in Marcellinara auf einem Dorfspaziergang „Pasta fresca“. Die Nudeln schmecken vorzüglich und auch der Fenchel dazu (von den geschenkten 4 kg) ist uns noch nicht verleidet. 😉

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Mandelblüten

1. März 2015

Heute verschlägt es uns auf unsrer gemütlichen Reise nach Süden, mit vielen Abstechern ins Landesinnere, nach Ponte Assi.
Die vielen blühenden Mandelbäume künden den Frühling an. Die Temperaturen klettern auf über 20 °C.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser Schlafplatz ist für einmal ein ebener Platz, wo früher Kies abgebaut wurde. Der Blick über die Orangen- und Olivenhaine ist wunderschön.
Am Abend spazieren wir zum Fluss hinunter, der seinen Weg durch das Kiesbett selber bestimmen kann.

 

Monasterace im Abendlicht

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Morgenstund hat Gold im Mund

2. März

Am Morgen geht Beat mit der Kamera auf die Pirsch und bringt folgende Beute nach Hause:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir fahren nach Bova Marina. Der Friedhof dort liegt auf einem Hügel. Wir parkieren auf dem grossen Platz davor. Einmal mehr haben wir einen genialen Übernachtungsplatz mit super Aussicht gefunden.
Wir haben wegen unserer Panne Sizilien für dieses Mal als Reiseziel streichen müssen. Um so mehr geniessen wir die Aussicht von hier oben mit dem schneebedeckten Ätna im Hintergrund.

 

Die Küste an der Zehenspitze Italiens mit Bova Marina und Blick zum Ätna auf Sizilien

 

Wir stehen alleine auf diesem Platz. Es dunkelt bereits als ein Auto vorfährt und vor unserem Bus anhält.
Carabinieri!
Werden die uns jetzt auf den reizlosen Campingplatz am Meer schicken? Wir tun so, als hätten wir sie nicht bemerkt. Kurz darauf fährt ein zweites, ziviles Auto vor.
Die Polizisten steigen aus und diskutieren mit dem PW-Fahrer. Kurze Zeit später fahren beide Wagen wieder weg. Wir scheinen nicht zu stören und sind erleichtert, dass wir an diesem schönen Flecken bleiben dürfen.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Abenteuerlicher Ausflug

3. März 2015

Am Morgen um 7:00 Uhr fährt ein Auto vor. Ein Arbeiter mit oranger Warnweste, auf der „Comune di Bova Marina“ steht, steigt aus. Er kippt drei oder vier Schubkarren voll Grünzeug, das er im Friedhof geholt hat, über die Kante den Abhang hinunter. Er ist anscheinend der von der Gemeinde angestellte Friedhofsgärtner. Um ca. 7:30 Uhr, setzt er sich in sein Auto und verlässt es bis 10:00 Uhr, als wir wegfahren, nur noch um Zigaretten zu rauchen.

Wir fahren nach Melito di Porto Salvo, die südlichste Ecke von Italiens Stiefel. Der Ort ist ziemlich charakterlos, eng und heruntergekommen.

Uns zieht es ins Landesinnere. Wir fahren durch eine hügelige, mit Olivenhainen durchsetzte Landschaft Richtung Roccaforte del Greco.

 

 

Kurz vor dem Dorf ist die halbe Strasse abgesperrt. Daneben steht eine Fahrverbotstafel. Ein PW mit italienischen Kennzeichen fährt ohne zu zögern an der Absperrung vorbei. Wir folgen ihm. Wir vermuten, dass es sich hier wieder um eine der in Italien unverständlichen Signalisationen, (wie zum Beispiel Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 10 km/h für Baustellen, die schon lange geräumt sind), handelt.
Unterwegs fahren wir an fünf Stellen vorbei, an denen die Strasse zum Teil bis über die Hälfte der Breite abgerutscht ist. Die Signalistion war demnach vernünftig. Doch wir folgen unbeirrt dem einheimischen Automobilisten.

In Roccaforte del Greco hängt ausgangs Dorf wieder eine – diesmal sehr alte und vergammelte – Fahrverbotstafel. Die scheint nun wirklich nicht mehr zeitgemäss zu sein. Wir fahren weiter.
Kurz nach dem Dorf wird die Strasse offensichtlich nicht mehr unterhalten. Gras wächst aus den Löchern im Asphalt. In Ghorio scheinen nur noch drei Häuser bewohnt zu sein.
Unbeirrt fahren wir weiter ins Tal hinunter. Die Strasse führt an Felswänden vorbei, wird immer enger und viele Felsbrocken liegen auf der Fahrbahn. Annette muss mehrmals aussteigen, um die grössten wegzuräumen, damit wir überhaupt weiterfahren können. Wenden ist nicht mehr möglich. Die Strasse ist zu schmal und zu steil. Also Augen zu und durch. Unten angekommen verschnaufen wir ein wenig auf der breiten Brücke die über den tosenden Bergbach führt.
Was nun? Umkehren oder weiterfahren?
Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass es bis Roghudi Vecchio nicht mehr weit ist. Die Bewohner dieses Dorfes werden wohl auf der anderen Bergseite hoch fahren. Die Strasse muss folglich ab dort besser werden, überlegen wir uns.

Die Strasse ist nun nicht mehr so steil, aber immer wieder ist Geröll vom Berg heruntergerutscht und nur notdürftig beiseite geschafft worden. Auch die stützenden Mauern auf der Talseite sind zum Teil weggebrochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eingangs Roghudi Vecchio stoppen wir auf dem grossen Platz unterhalb der steilen Strasse, die sich in vielen Serpentinen den Berg hinauf schlängelt. Diese Strasse ist in noch schlechterem Zustand, als diejenige, auf der wir hierhergefahren sind.
Das Dorf wurde schon vor vielen Jahren verlassen. Einzig die Kirche ist, warum auch immer, später nochmals gestrichen worden. Die Häuser stehen leer, alle Türen und Fenster sind herausgerissen.
Wir kehren um und verlassen das Geisterdorf auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind. Der ist zwar schlecht, aber wir wissen wenigstens, worauf wir uns da einlassen.

 

Idyllisch gelegen, das Geisterdorf Roghudi Vecchio

 

Zum Schlafen fahren wir zurück zum Friedhof von Bova Marina mit seiner atemberaubenden Aussicht.

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Abschied von Kalabrien

4. März 2015

Pünktlich, wie gestern, um 7:00 Uhr fährt „unser“ Gemeindearbeiter, korrekt mit Warnweste bekleidet, auf den Platz. Er beginnt heute seine Arbeit damit, dass er rund zweieinhalb Stunden im Auto sitzt und die Zeitung liest. Wie sein weiterer Arbeitstag aussieht, wissen wir nicht, da wir um 9:30 Uhr weiterfahren.

Im Dorf Bova Marina fällt uns auf, dass alle Strassenschilder italienisch und griechisch beschriftet sind. Annette fragt eine alte Frau, warum das so ist. Sie erklärt uns, dass die Einwohner dieser Region ursprünglich von Griechenland stammen. Sie sprechen heute noch einen griechischen Dialekt.

In Wikipedia lesen wir später: „… Der griechisch-kalabrische (auch: griechisch-bovesianische) Dialekt ist ein (heute stark von der italienischen Sprache beeinflusster) moderner griechischer Dialekt. … Das Griechisch-Kalabrische ist im Rotbuch der bedrohten Sprachen der UNESCO aufgeführt, …“

 

Wir fahren nochmals dem Tyrrhenischen Meer entlang gegen Norden, da wir in Praia a Mare unsere grüne Internationale Versicherungskarte abholen müssen, die uns aus der Schweiz per Priority-Post ins New Hotel Blu Eden geschickt worden war. Nun, nach dreieinhalb Wochen, ist sie dort eingetroffen. Ohne diese Karte ist das Reisen durch die Balkanstaaten nicht möglich.

In Fiumefreddo Bruzio schlafen wir ein letztes Mal auf kalabrischem Boden.
„Dank“ unserer Panne blieben wir vier Wochen in Praia a Mare hängen und Kalabrien gefiel uns so gut, dass wir weitere 14 Tage anhängten und Sizilien für dieses Mal ausliessen.

Bella Calabria!

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Wieder unterwegs

 

Endlich weiter

19. Februar 2015

Endlich, 28 Tage nach unsere Panne, ist das letzte Ersatzteil eingetroffen. Wir können unser Wohnmobil um 18:00 Uhr in der Garage abholen.
Es ist bereits dunkel. Wir verzichten auf das Angebot der Hoteliersfamilie nochmals eine Nacht gratis im Hotel zu übernachten, weil wir in der Nähe einen sensationell schönen Aussichtspunkt gefunden haben, wo wir schlafen wollen.
Dort begiessen wir das „Ende unserer Blockade“ mit einem Glas Prosecco unter Sternenhimmel.

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Auf zur Madonna del Soccorso

20. Februar 2015

 

Frühstück mit Aussicht

 

Wir haben an der Nebenstrasse eine ruhige Nacht verbracht. Am Morgen diskutieren wir, wie viele Autos in der Nacht vorbeigefahren sind. Wir sind uns einig … es war ein einziges!

 

Übernachtungsplatz oberhalb von San Nicola Arcella

 

Heute wollen wir zuerst nochmals ein Stück Richtung Norden fahren. Auf unseren Ausflügen haben wir immer wieder eine kleine Kirche gesehen, die hinter zwei anderen Bergzügen zuoberst auf einem Berg thronte. Leider konnte uns niemand sagen, was das für eine Kapelle ist, und wie man dorthin gelangt. Erst gestern haben wir herausgefunden, dass es sich um Madonna del Soccorso handelt, die von Trecchina aus erreichbar ist.
Etwas unterhalb des Gipfels ist die Strasse schneebedeckt. Wir parken am Strassenrand und steigen den Rest zu Fuss hoch. Das Wetter ist traumhaft und ebenso die Aussicht.

 

Wallfahrts-Kapelle Madonna del Soccorso auf 1089 m.ü.M.

 

Nach diesem lohnenden Ausflug geht es wieder Richtung Süden.
Wir fahren in den Nationalpark della Sila. Nach vielen Haarnadelkurven, kurz vor dem Pass Crocetta, biegen wir rechts ab und schlafen für einmal mitten im Wald.

 

 

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Skigebiete in Kalabrien

21. Februar 2015

Heute setzen wir unsere Rundreise durch den Parco Nazionale della Sila fort. Auf dem Weg zum Pass Montescuro werden die Schneemauern am Strassenrand immer höher. Wir sind mit Sommerreifen unterwegs und deshalb froh, dass die Strasse aper ist. Auf dem Pass kehren wir, als ehemalige „Bergbeizer“, in einem schönen Rifuggio ein.
Bald darauf beginnt es aber zu schneien und wir verlassen das Lokal und den Pass fluchtartig.

ValicodiMontescuro (1630 m.ü.M.)

 

 

 

 

 

 

 

Wir fahren an schlittelnden Kindern und an einer Luftseilbahn, die Skifahrer auf den Berg bringt, vorbei ins Tal hinunter.
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz landen wir nach Silvana Mansio in einem Langlaufzenter.

 

 

 

 

 

 

Zur Zeit ist es trocken, doch der Himmel ist bedeckt und es sieht nach weiteren Niederschlägen aus. Eine Tafel klärt uns auf, dass wir wieder auf 1565 m.ü.M hinaufgefahren sind.
Wegen dem drohenden Schneefall beschliessen wir den Besuch des Nationalparkes Sila zu beenden und ins „Unterland“ zu fahren.
Vor Cerenzia folgen wir einem Wegweiser, der uns nach Acerentia, einem ehemaligen byzantinischen Dorf führt, das auf einem Hügel liegt.
Unterhalb dieser Ausgrabungsstädte befindet sich ein grosser, ruhiger Parkplatz. Hier bleiben wir diese Nacht.

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Sturm, Regen und Kultur

22. Februar 2015

In der Nacht beginnt es zu stürmen und es giesst in Strömen. Es prasselt auf unser WoMo, das vom Sturm hin und her geschüttelt wird, so dass wir kaum schlafen können.
Am Morgen liegt der grösste Teil des Parkplatzes unter Wasser und die Strasse gleicht einem Bach.
Das Unwetter tobt weiter. Deshalb bleiben wir hier und verbringen den Tag mit Lesen. Gegen Abend beruhigt sich das Wetter wieder.
Zum Glück haben wir die Kulturstätte gestern besichtigt. Heute im sturmgepeitschten Regen wären wir innert Sekunden nass geworden.

Acerentia war eine byzantinische Siedlung und liegt auf einem karstigen Tafelberg. Die Festung wurde zu Beginn des 9. Jhd. als Verteidigungsstellung gegen das osmanische Reich ausgebaut.

 

 

Ende des 9. Jhd. wurde Acerentia gar Bischofssitz.
Die Kirche war dem heiligen Theodor gewidmet, einem Drachentöter und Märtyrersoldaten aus dem 4. Jhd.

Der Heiliger Theodor mit …

 

 

 

 

 

 

… abgeschlagenen Drachenköpfen

 

 

 

 

 

 

 

Um 1720 bildet sich eine neue Doline (Einsturzkrater) mitten auf dem Dorfplatz.
Das Erdbeben von 1783 richtete grosse Verwüstungen an, neue Dolinen bildeten sich und das Wasser floss ab. Das restliche Wasser versalzte durch Mineralien aus dem Gestein und verursachte Krankheiten.
1860 wurde die Siedlung aufgegeben und die letzten Bewohner zogen nach Paparotto (heute: Cerenzia).

 

 

WiFi in der geöffneten Bar

23. Februar 2015

Heute geht’s nach Crotone.
Nach längerem Suchen finden wir in einer Bar am Meer ein „free WiFi“. Endlich können wir wieder einmal unsere Mails checken und im Internet surfen.
Zum Schlafen fahren wir nach Capo Colonna.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

WiFi vor der geschlossenen Bar

24. Februar 2015

Auf dem Weg zurück nach Crotone fällt uns ein wunderliches Baufragment auf. Wurde hier in kleinerem Rahmen ein Bau begonnen und nicht fertiggestellt?

Wir stoppen und sehen uns das Ganze aus der Nähe an.

Gekachelte Hausecke

Aussichtsbank im offenen Raum

 

 

 

 

 

 

Das Gebilde steht als Kunstwerk in der Landschaft. Leider ist die danebenstehende Infotafel nicht mehr lesbar.
Wir gönnen uns einige Minuten „Sicht aufs Meer durch das Fenster“ von der Ruhebank aus.

In Crotone ist „unsere WiFi-Bar“ leider geschlossen. Wir können trotzdem vom Gehsteig aus eine Internetverbindung aufbauen, aber das Arbeiten ohne Sitzgelegenheit ist unbequem. Zudem weht ein kalter Wind, der uns bald wieder vertreibt.

Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz kommen wir nach Le Castella. Dort ist der grosse Parkplatz aber bereits von Fahrenden belegt. Wir bestaunen das ins Meer gebaute Schloss und fahren weiter.

 


Ausserhalb von San Leonardo di Cutro finden wir auf einer Anhöhe, mit Sicht über das Meer, einen ruhigen Platz bei einer Kapelle.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Kein WiFi in der geöffneten Bar

25. Februar 2015

 

Aussicht von unserem Übernachtungsplatz aus

 

Wir beschliessen nochmals nach Crotone zurückzufahren, um dort in der Bar einen weiteren Blogteil online zu stellen.

In Crotone ist „unsre WiFi-Bar“ wieder geöffnet.

ABER …

… wir können keine Internet-Verbindung mehr herstellen – Unser PC hat sich „aufgehängt“. Alles ist blockiert.
Ein Telefonanruf beim Verkäufer unseres PCs in Norddeutschland hilft weiter. Er erklärt Annette, wie sie den PC trotz Blockade herunterfahren und wieder aufstarten kann. Alles scheint bestens.
Wir feiern dies mit zwei der hervorragenden „Cioccolate calde“, die es hier in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt z.B. mit Kokos, Orange-Zimt (Annettes Liebling), Peperoncino (Beats Favorit).

Nun aber los … unser Blogteil soll ja aufgeschaltet werden!
Doch der PC blockiert erneut. Nichts geht mehr.
Annette ruft nochmals beim PC-Spezialisten an, doch nun ist Mittagspause und nur der Beantworter zu hören. Gegen 16:00 Uhr klappt es dann doch noch. Annette deinstalliert zuerst zwei Programme, die die Sperrung ausgelöst haben, danach ist eine ungeschützte Internet-Verbindung wieder möglich. Herr Grell installiert uns nun per Fernwartung das neue Virenschutzprogramm und alles klappt wieder, wie wir uns das wünschen.
Wir sind froh, dass wir unseren PC bei einem Fachhändler gekauft haben und dadurch zu dieser kostenlosen Hilfe kamen.

Für Leser/innen aus Norddeutschland: Wir können diese Firma in Lütjenburg wärmstens empfehlen:

EDV und mehr

Inzwischen ist es dunkel geworden und wir haben für heute genug „PC-Gestürm“ gehabt. Deshalb fahren wir nochmals nach Capo Colonna auf den Platz, den wir bereits von vorgestern kennen.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Fenchel, so weit das Auge reicht

26. Februar 2015

Heute soll unser Blog endlich aktualisiert werden. Wir fahren wieder nach Crotone.
Unterwegs werden wir aber von einer Fenchelernte gebremst. (Oder ist es doch eher unsere Neugier?)

Vier LKWs mit Anhänger, beladen mit grossen Plastikkisten, stehen am Strassenrand.

 

 

Wir werden Zeuge einer Fenchelernte im grösseren Stil.

Der Chauffeur des roten LKWs will wissen, was es da zu fotografieren gebe. Wir erklären ihm, dass wir in der Schweiz derart riesige Fenchelflächen noch nie gesehen hätten.
Stolz erklärt er uns daraufhin, wie die Ernte hier abläuft:

 

Eine Gruppe schneidet den Fenchel und lässt ihn liegen.

 

Eine zweite Gruppe füllt die leeren Plastikkisten.

 

Der Fenchel wird dann von den LKWs ungeputzt und ungerüstet nach Neapel gefahren. Dort wird er verarbeitet und versandbereit verpackt.
Die Rüstabfälle werden wieder in die Kisten geworfen, hierher zurückgefahren und auf den Acker gekippt. Durch diesen Kreislauf bleibt möglichst viel Biomasse auf dem Feld.

Der Traktor links bringt die Rüstabfälle. Er kippt die Behälter auf den Acker. So entstehen die Haufen, die man im Vordergrund sieht.
Der Traktor rechts fährt die vollgeladenen Kisten zu den Lastwagen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Fenchelernte ist auch für die Wanderschäfer ein Highlight. Mit wenig Aufwand kriegen sie so ihre Schafe satt, die sich an den Abfällen die Bäuche vollschlagen. Auf diesem grossen Feld weiden gleich zwei Herden.

Stolz erklärt uns der Chauffeur, dass der „Finocchio“ von hier so gut sei, dass er nach ganz Europa exportiert werde.
Wie es sich für eine gute Führung gehört, fehlt auch ein „Werbe-Geschenk“ nicht. Er organisiert uns zum Abschied einige Knollen, die er selber sorgfältig, ja liebevoll rüstet und uns mitgibt. So kommen wir in den Genuss von 4 kg frischem, saftigem Fenchel.

Nach diesem spannenden und lehrreichen Intermezzo fahren wir in Crotone in unsere Internetbar und stellen den Blogteil – endlich – doch noch online.

Auf der Weiterfahrt fällt uns ein Gartencenter auf, das mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist.

Hier ein paar Hingucker:

 

 

 

 

 

 

 

 

Link zur heutigen Strecke: