Von steilen Leitern und gemächlichen Flossfahrten

 

Durch die Suchá Belá Schlucht

5. Juli 2018

Wir fahren nach Podlesok. Der Parkplatz-Wächter kommandiert uns so lange auf der Wiese rum (NEIN, nicht so! Front gegen den Feldweg … 20 Zentimeter mehr nach links … einen halben Meter zurück!!) bis der NOBIS genau so steht, wie er sich das vorstellt.
Endlich passt es!
Schmunzelnd wandern wir zum Eingang in die Suchá Belá Schlucht.

 

 

Der Weg liegt zu Beginn mitten im Bachbett, aber es gibt immer Kiesbänke oder Trittsteine. Nach einem eher gemächlicher Start wird die Schlucht enger und steiler. An schwierigen Stellen wurden unzählige Holzstiegen, Treppen, Leitern, Gitter, Seile und Ketten angebracht.
Einzelne Wanderer kommen dabei ziemlich an ihre Grenzen.
Und es leuchtet nun auch ein, warum die Schlucht nur in dieser Richtung begangen werden darf.

Hier ein paar Eindrücke von dieser einmaligen Wanderung:

 

 

 

 

 

 

 

Gebirgsstelze (Motacilla cinerea)

 

 

 

 

 

 

 

 

Schwindelfreiheit ist eine Voraussetzung!!

 

 

 

 

 

 

 

Am Ausgang der Schlucht steht ein kleines Holzhäuschen über einer Quelle. Fröhlich sprudelt das Wasser durch die kurze Röhre, bevor es den weiten Weg zum Meer selber suchen darf.

 

„Quellfassung“

 

Wir wandern auf der Forststrasse zurück zu unserem NOBIS. Immer wieder überholen uns Wanderer auf Mountain-Bikes, die man oberhalb der Schlucht für die Talfahrt mieten kann. Doch gemäss unserem Motto: „Zu Fuss sieht man am meisten“, verzichten wir auf die Räder.

Ein Schwalbenschwanz will sich partout nicht fotografieren lassen. Immer wieder setzt er sich auf einer Türkenbundlilie dekorativ in Szene, aber sobald sich ihm Beat mit der Kamera nähert, flattert er weiter.
So wollen wir uns mit der Blume begnügen, doch siehe da, ein Sechsfleck-Widderchen nutzt die seltene Gelegenheit auf unserem Reise-Blog der ganzen Welt vorgestellt zu werden.

 

Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae) auf einer Türkenbundlilie (Lilium martagon)

 

Unter den Insekten spricht es sich schnell herum, dass man hier entdeckt und eventuell sogar berühmt werden kann. Plötzlich krabbeln auch noch eine mit Goldstaub geschmückte Motte und ein glänzend roter Käfer herum. Es gibt keine Grenzen bei Casting-Shows 😉 !
Wir tun unsere Pflicht und zeigen sie hier. Vielleicht ist das ja der Start zu einer internationalen Karriere. Der Tiere natürlich… 😉

 

 

Eine Hummel will nicht berühmt werden. Schnell verkriecht sie sich in einer Fingerhut-Blüte.

 

Hummel (Bombus) in einer Blüte des Gelben Fingerhutes (Digitalis lutea)

 

Link zur Wanderung durch die Suchá Belá Schlucht: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Sprayer in Vel ‚ká Lomnica

6. Juli 2018

Schon früh am Morgen brennt die Sonne und der NOBIS verwandelt sich in einen Backofen. Zum Frühstück fahren wir einige Kilometer weiter an einen schattigen Waldrand.

In Vel ‚ká Lomnica haben wir die seltene Gelegenheit einigen Sprayern am helllichten Tage bei der Arbeit zuzuschauen. An Hand von Vorlagen auf Papier oder dem Handy bemalen sie kunstvoll eine lange Mauer.
Einiges ist bereits fertig gestellt, anderes noch im Entstehen.

 

 

Plötzlich rennen alle panikartig davon. Die Spraydosen lassen sie auf dem Trottoir zurück! … Nein, nicht die Polizei hat sie vertrieben, sondern ein Regenschauer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beeindruckend, oder?

 

Wir fahren weiter nach Červený Kláštor. Von dort wollen wir uns morgen auf einem Floss den Dunajec, den Grenzfluss zu Polen, hinunter treiben lassen.

Zum Abendbrot bereiten wir den Schweizer Klassiker: „Gschwellti mit Chäs!“ zu. Für Nicht-Schweizerdeutschsprechende: Pellkartoffeln mit Käse.
Der slowakische Käse ist ausserordentlich lecker. Es gibt die verschiedensten Sorten. Am meisten staunen wir über die geflochtenen oder geknoteten „Käseschnüre“ und die Käsebänder, die aufgerollt und anschliessend geräuchert worden sind.

 

Slowakische Käseplatte

 

Moment….. der Käse mit den grossen Löchern ist doch ein Emmentaler!
Richtig, gut beobachtet: aber ein in der Slowakei hergestellter. Gute Dinge kann man ja übernehmen … wir warten also auf den Schweizer Käsezopf!

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Flossfahrt auf dem Dunajec

7. Juli 2018:

Am frühen Morgen hätte uns eine Bachstelze gerne geweckt, doch mit vollem Schnabel pfeift es sich schlecht.

 

Bachstelze (Motacilla alba )

 

Wir sind aber eh schon wach, haben bereits gefrühstückt und stehen um 9:00 Uhr an der Kasse um ein Ticket für die Flossfahrt zu ergattern.
Ein Junge bindet mit einem Seil je fünf „Holztröge“ zu einem Floss zusammen. Danach werden vorne einige Tannenzweige befestigt, damit die Wellen gebrochen und die Touristen nicht nass werden.
Es wird aber auch erzählt, was der wahre Zweck dieses Reisigs sei: „Es wird zum Kränzeflechten für ertrunkene Touristen genutzt. Dieser Service ist im Fahrpreis inbegriffen.“

 

Ein Floss wird vorbereitet.

 

Wie dem auch sei, wir wagen uns auf eines dieser schaukelnden Gebilde. Bereits nach kurzer Zeit fahren wir an einem der seltenen Schwarzstörche vorbei, der unbeeindruckt durch das seichte Wasser watet und nach Beute Ausschau hält.

 

Schwarzstorch (Ciconia nigra)

 

Doch auch eine andere Spezie hätte gerne Fisch auf dem Speisezettel.

 

Fliegenfischer im Dunajec

 

Gemütlich treiben wir den Fluss hinunter. Vor uns tauchen die „Drei Kronen“ (Polen) auf. Gemächlich ziehen wir an ihnen vorbei.

 

Die steilen spitzigen Felswände des „Drei-Kronen-Massivs“

 

Das Floss wird von zwei Profis gesteuert. Der Frontmann gibt immer wieder Erklärungen ab, leider nur auf Slowakisch. Wir geniessen die Fahrt um so mehr, müssen wir doch nicht den Worten lauschen, sondern können unseren eigenen stillen Beobachtungen nachhängen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So staunen wir über die vielen Kanuten, die mit den Stromschnellen kämpfen und …

 

 

… sind einmal mehr verblüfft über die vielen verschiedenen Grüntöne, die der Wald zur Schau stellt.

 

Symphonie in Grün

 

Nach einer guten Stunde landen wir wieder an. Die Touristen steigen aus und das Floss wird in seine Einzelteile zerlegt und auf einen bereitstehenden LKW geladen.
Wir sind froh, dass wir uns bereits mit den Ersten auf die Fahrt gemacht haben. In immer kleineren Abständen folgt Floss auf Floss.

 

 

Einige müssen sogar in einer Kolonne hintereinander herfahren.

 

Flüssiger Kolonnenverkehr auf dem Dunajec

 

„Und schau da!“ … „Wo?“ … „Da!“ …
Da schwimmt der Fisch, auf den weiter oben der Storch und der Fischer gelauert haben … schlaues Tier!

 

Döbel (Squalius cephalus)

 

Auch hier wäre es möglich mit gemieteten Fahrrädern oder gar mit einer Pferdekutsche zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Doch wer uns kennt, der weiss: „Die wandern.“

Der Weg dem Fluss entlang führt an der schönen Kirche von Sromowce Niżne in Polen vorbei …

 

Katholische Kirche in Sromowce Niżne (PL)

 

… und am Friedhof von Červený Kláštor, wo eine ebenfalls sehenswerte Kirche steht. Die Fassade aus rundgeschliffenen Flusssteinen ist beeindruckend.

 

Friedhofskapelle von Červený Kláštor

 

Kurz vor dem Ausgangspunkt wacht ein Unbekannter mit aufmerksamem, hölzernem Blick.

 

Unbekannter Wächter

 

Nach zwei Stunden Wanderzeit sind wir wieder in Červený Kláštor. Gerade richtig, um dem Abladen der Flosse zuzuschauen. Die Männer arbeiten Hand in Hand, ohne viele Worte. Jeder weiss genau, was seine Aufgabe ist und so ist der LKW im Nu entladen.

 

Abladen der Holzkästen

 

Andere lassen die Holzkästen zu Wasser und binden sie dort wieder zu Flossen zusammen.

 

Ein Floss wird zusammengebaut.

 

Am späteren Nachmittag fahren wir auf den nächsten Pass hinter Rel’ov. Dort am Ende einer Nebenstrasse finden wir einen hübschen Übernachtungsplatz. Von da blicken wir auf die Hohe Tatra mit dem Gipfel Lomnický štít. Der ist unser morgiges Ziel.

 

Einmal mehr ein wunderschöner Übernachtungsplatz im Nirgendwo

 

Link zur Bootsfahrt auf dem Dunajec und der Wanderung zurück an den Ausgangspunkt:

Link zur heutigen Strecke: