Zauberhaftes Landmannalaugar

 

Auf ins Landesinnere

22. August 2017

Heute zieht es uns landeinwärts. Die Landschaft wird mit jedem Kilometer einsamer und karger.
Bei Geldingalækur scheint ein Bauernhof mit bunten Farben gegen die Einöde anzukämpfen.

 

Einsame Siedlung bei Geldingalækur

 

Unvermittelt öffnet sich links der Strasse ein kleines Tal mit schwarzem Gestein … und schon ist es an unseren Autoscheiben vorbeigezogen. Wir stoppen und kehren um.
Der Stacheldrahtzaun ist für uns kein grosses Hindernis und schon tauchen wir immer weiter in die Schlucht ein.

 

Schlucht bei Bolholt

 

In dem dunklen Gestein müssen härtere Schichten eingebettet sein. So erodiert es zu schönen, gestreiften Felsen mit eigenartigen Formen.

 

 

 

 

Beim Sigöldufoss legen wir eine Pause ein. Der Wasserfall gefällt uns.

 

Sigöldufoss

 

An einer Stelle hat das Wasser zwei kleine Strudeltöpfe in den Fels geschliffen.

 

Strudeltöpfe

 

Die Schotterstrasse hinauf zum nahen Stausee ist mit einem Fahrverbot belegt. Fröhlich leuchtet das Schild in der Steppe.

 

Fahrverbotstafel als Farbtupfer

 

Hier gefällt es uns so gut, dass wir gleich die Nacht über bleiben, Platz ist ja genügend vorhanden.

 

Übernachtungsplatz oberhalb des Sigöldufoss

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wandern im Landmannalaugar

23. August 2017

Am Morgen geht es weiter nach Landmannalaugar. Wir fahren auf einer „F-Strasse“, das heisst, dass sie nur mit Allradfahrzeugen befahren werden darf.
Wir sind deshalb um unser Fahrzeug herumgegangen und haben konzentriert gezählt,  um sicher zu sein, dass keines der vier Räder fehlt. Zum Glück hat unser NOBIS alle seine Räder und wir somit ein Allradfahrzeug.
Stimmt doch, oder?

Die Schotterpiste führt durch eine Steinwüste.

 

 

Wir staunen über die verrückten Farben und Muster, in denen sich die Berge präsentieren.

 

 

 

 

 

 

Vor Landmannalaugar weiden einige Schafe in der kargen Steppe.

 

Irgendwas zu Fressen gibt es auch hier.

 

Vor dem grossen Park- und Campingplatz führt der Weg durch den Fluss Námskvisl. Wir parken auf dem Platz davor und schauen einigen Fahrzeuge zu, die hier furten.
Wir nehmen das Wagnis nicht auf uns, da wir befürchten, dass sich unser Luftfilter mit Wasser füllt.

 

Furten vor Landmannalaugar

 

Wir schnallen uns die Rucksäcke an und ziehen zu Fuss los. Die Rundwanderung über den Skalli und Brennisteinsalda (881 m ü. M.) ist unser Ziel.

Wir wandern durch eine Gegend, die von einem anderen Stern zu sein scheint. Worte genügen nicht, um das zu beschreiben, deshalb hier eine geballte Ladung Bilder:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sogar die Bäche leuchten bunt!

 

 

 

 

An einigen Stellen liegt auch Ende August noch Schnee.

 

 

Ein Trollmädchen mit spitzer Nase hebt den Zeigefinger und weist gegen den Himmel, wo der Schöpfer dieser Märchenlandschaft wohnen soll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einigen Stunden wandern und staunen sind wir wieder auf dem Talboden angelangt.
Die umliegenden Berge spiegeln sich in einem ruhigen See im Námskvísl-Tal.

 

See im Námskvísl-Tal

 

Einige Schafe weiden zwischen dem Wollgras …

 

 

… während sich ein Odinshühnchen mehr für Insekten interessiert.

 

Odinshühnchen (Phalaropus lobatus)

 

Nach fünfeinhalb Stunden Wanderzeit sind wir zurück bei unserem Wohnmobil.
Voller wunderbaren Eindrücke fahren wir einige Kilometer zurück auf einen Platz direkt bei den Stromschnellen am Tungaá , der uns auf der Herfahrt aufgefallen ist.

Link zur Rundwanderung im Landmannalaugar: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Fantastische Valagjá

24. August 2017

Am Morgen stehen zwei Autos in der Einfahrt zu dem kleinen Parkplatz, auf dem wir übernachtet haben. Diese gehören wohl den Leuten in den beiden Zelten, vermuten wir.
Noch einem üppigen Frühstück mit Rührei mit Champignons und Speck (die Energie, die wir gestern auf der Wanderung verbraucht haben, muss ja wieder zugeführt werden!) möchten wir gerne aufbrechen. Annette geht zu den Zelten hinüber und bringt die Bitte vor, die Autos doch umzuparken. Ein junger Mann taucht auf. Es stellt sich aber schnell heraus, dass sie mit dem hinteren Wagen nichts zu tun haben. Dieser Fahrer ist wohl auf einer Wanderung.
Wir beratschlagen, wie wir unser WoMo gefahrlos hinausfahren können. Es stehen drei Varianten zur Auswahl, aber keine überzeugt so richtig. Wir entscheiden uns für die „über den Hügel“-Version. Dies gelingt ganz gut, nur der Einfüllstutzen für den LPG-Tank schneidet eine Kerbe in den Boden. Der Untergrund besteht aber aus weichem Sand und hinterlässt keinen Schaden.

 

Staubige Wellblechpiste

 

Überall wird darauf hingewiesen, dass das Fahren neben der Piste verboten ist, da sich der empfindliche Boden unter diesen harten klimatischen Bedingungen nicht mehr von den Schäden erholen kann.
Trotzdem trifft man immer wieder auf Spuren, die irgendwelche hirnlose und egoistische „Freunde der Wildnis“ hinterlassen haben.

 

Irreversibler Landschaden neben der Piste

 

Wir fahren weiter durch unglaubliche, geologische Wunder.
Von Hügeln mit Streifenmuster und roten Spitzen bis hin zu Bergen mit vertauschten Farben: unten grau und oben grün.

 

 

 

Verkehrter Berg

 

Wir fahren auf der Wellblechpiste F225 weiter. Einen ersten Bach können wir problemlos furten. Die nächste Flussquerung ein paar Kilometer weiter bereitet uns aber einiges Kopfzerbrechen: viel Wasser, verschieden breite Stellen, Tiefe nicht einschätzbar, Ab- und Auffahrt am Ufer teilweise ziemlich steil …Welches ist wohl die beste Route?
Wir schauen ein paar Autos zu, wie sie die Strecke meistern und wagen uns dann selber in die Fluten.
Die Durchquerung auf der „idealen“ Route gelingt problemlos. Bravo NOBIS!

Der Erfolg macht uns mutig. Wir wagen den Abstecher zur Schlucht Valagjá.
Der Weg führt durch eine märchenhafte, pittoreske Landschaft. Das Lavagestein ist zum Teil mit dickem, hellem Moos überwachsen.

 

 

 

 

Und dann sehen wir ihn, den wenig bekannten Spaltenvulkan mit den schwarzen und roten Wänden. Man wähnt sich auf dem Mond.

 

Spaltenvulkan Valagjá

 

 

 

Annette am Valagjá

 

Nach einer kleinen Pause geht es zurück und weiter auf der F225.

 

Schotterstrasse in der Wüste Islands

 

Wir beschliessen nördlich des Þjorsá entlangzufahren. Der Weg dahin zieht sich ziemlich in die Länge, die Strasse (obwohl offiziell keine F-Strasse mehr) ist in sehr schlechtem Zustand.

Von oben entdecken wir einen lauschig gelegenen Parkplatz. Dort befindet sich ein Museumshof vor der Kulisse eines kleinen Wasserfalls, inmitten von grünen Hängen und kleinen Wäldchen. Das wohltuende Kontrastprogramm zu den kargen Landschaften des Fjallbak der letzten Tage.

 

Nachbau einer Kirche aus dem 11. Jahrhundert

 

 

Der Torfhof von Þjoðveldisbær ist ein Nachbau eines Gehöftes aus der Anfangszeit der Besiedlung Islands. Der Originalhof Stöng im Þjorsádalur wurde im Jahre 1104 beim Ausbruch des Vulkans Hekla unter Asche begraben und musste aufgegeben werden. Die Ruinen waren aber noch so aufschlussreich, dass sie als Vorlage für die Rekonstruktion dienten.

 

Hauswand aus Torfziegeln

 

Wir beschliessen hier zu bleiben.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Schafpferch von Skaftholt

25. August 2017

Wir sind müde von den Eindrücken, die uns die letzten Tage überrollt haben. Es passt uns deshalb bestens, dass ab Morgen für die nächsten Tage Regen vorhergesagt ist.
Wir fahren Richtung Langbrók, wo wir uns auf einem Campingplatz installieren wollen.

In Skaftholt lockt uns nochmals ein altes Bauwerk aus dem Auto.

 

Der Schafpferch von Skaftholt

 

Im Herbst werden die Schafe von den Bauern zu Pferd von den gemeinschaftlich genutzten Allmenden heruntergetrieben. Im Pferch werden sie an die einzelnen Besitzer verteilt. Bis zu 12’000 Tiere kann dieses Gehege fassen. Schon im 12. Jh. soll sich an dieser Stelle ein Schafpferch befunden haben.

 

 

Auf dem Campingplatz plaudert Annette lange mit der Frau, die den Platz aushilfsweise „hütet“. Sie empfiehlt ganz enthusiastisch den Besuch des Lava-Centres. Später ruft sie Annette nochmals zu sich und teilt ihr mit, dass morgen Stadtfest sei in Hvolsvöllur und darum werde der Eintritt ins Informationscenter reduziert, zudem werde gratis Fleischsuppe ausgegeben.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Lava-Center in Hvolsvöllur

26. August 2017

Es stürmt und regnet in Strömen. Das ideale Wetter für einen Besuch im Lava-Centre in Hvolsvöllur. Die Ausstellung wurde im Juni dieses Jahres neu eröffnet und ist wirklich sehr eindrucksvoll.
Unter anderem kann man an Bildschirmen ablesen, wo und wie stark in diesem Moment an ausgesuchten Messstellen auf Island die Erde bebt, und wie der Erdbebenverlauf der letzten Tage dort war.
Auf dem Parcours durch das Museum muss man sich in einem Korridor durch eine „Aschewolke“ tasten. In einem engen Durchgang wird man von einem heftigen Erdbeben überrascht. Das fährt nicht nur physisch in die Knochen!

Schon ein Besuch auf der Homepage lohnt sich! Link zum Lava-Centre

Wie das Leben spielen kann, erfahren wir von einem 85-jährigen Deutschen, der seit 20 Jahren hier auf Island lebt. Er hat uns in unserem Wohnmobil aufgesucht, um zu erzählen, dass er in der Schweiz viele Caritas Einsätze geleistet habe.
Seine Frau sei leider an Krebs gestorben. Danach habe er nochmals geheiratet, eine Frau aus Sri Lanka mit einer kleinen Tochter.
Als sein eigener Sohn mit dieser Frau durchgebrannt sei, habe er genug gehabt und sei hierher ausgewandert.
Nun lebt er in einem Altersheim, pflegt diverse Blumenrabatten und ist zufrieden mit seinem Leben.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Regen auf dem Campingplatz in Langbrók

27. – 28. August 2017

Wir verbringen die zwei Tage mit lesen, arbeiten am Blog und plaudern mit anderen Campern.
Ein Mann empfiehlt uns die Strecke zum Gletscher Gígjökull zu fahren, wenn wir mal so richtig furten wollten. Die Wasserstände der Bachläufe entlang des Flusses Markarfljót seien nicht sehr hoch und sollten für unseren Peugeot Boxer zu schaffen sein.

Ja, so beginnen Abenteuer!

 

 

Westmänner-Inseln

 

Spuren des Vulkanausbruchs von 1973

19. August 2017

Der Himmel ist wunderbar klar und wir wären bereit zur Überfahrt nach Heimaey, die einzige bewohnte der 15 Westmänner-Inseln. Doch leider ist die Fähre ausgebucht und wir haben erst für 14:45 Uhr Tickets erhalten.

 

Westmänner-Inseln

 

Doch Annette ist hartnäckig. und lässt die Dame am Schalter wissen, dass wir bereit wären sofort auf die nächste Fähre zu fahren, die um 12:45 Uhr ablegt.
Ab 12:15 Uhr treibt sie sich vor den Ticketschaltern herum. Und tatsächlich! 10 Minuten vor Abfahrt wird sie an den Schalter gerufen und erhält neue Tickets. Beat hat am Steuer des Wohnmobils gewartet und fährt auf ein Zeichen von ihr sofort los.

 

 

Vulkanausbruch
In der Nacht vom 23. Januar 1973 öffnete sich unmittelbar hinter dem Dorf Heimaey eine lange Erdspalte, aus der Dutzende Lavafontänen schossen, zum Teil mehrere hundert Meter hoch und über 1000°C heiss. Mehr als 5000 Menschen wurden innert kürzester Zeit evakuiert.

 

Vulkanausbruch 1973

 

Ein Teil des Dorfes wurde von der Lava verschüttet, viele Häuser wurden durch herunterstürzende, glühende Brocken beschädigt und brannten aus.

Die Hafeneinfahrt von 800 Metern Breite verengte sich zusehends, da sich die glühende Schmelze zeitweise mit 30 Metern pro Stunde voranschob. Sie drohte die Zufahrt zum Hafen zu blockieren. Ohne diesen (einen der wichtigsten Fischereihäfen Islands), hätte das ganze Dorf und damit das Leben und Arbeiten auf der Insel aufgegeben werden müssen.
Mit dem Mut der Verzweiflung wurde aus Wasserkanonen Meerwasser auf den Lavastrom gespritzt, in der Hoffnung diesen abzukühlen und umzulenken. Und das Unglaubliche gelang!!
Heute ist die Einfahrt noch 200m breit und das Hafenbeckens besser geschützt als zuvor.

 

Links die alte Felswand, rechts das neue Lavagestein von 1973

 

Ungewöhnliche Felswand

 

 

Schmale Einfahrtsrinne zum Hafen auf Heimaey

 

Die Auswirkungen der Katastrophe von 1973 sieht man auch heute noch überall. Die ausströmende Lava vergrösserte die Insel um 2,2 Quadratkilometer.

Wir fahren auf die Ostseite der Insel, auf das „neue“ Land.
Der Leuchtturm steht hier auf zwei Stützen über der erkalteten Schmelze.

 

Leuchtturm

 

Ein Motocrossfahrer nutzt diese unwirtliche Ecke als Trainingsstrecke.

 

Motocross auf erkalteter Lava

 

Nur 15 Jahre nach dem Vulkanausbruch, begann das Ehepaar Gauja und Elli in einer geschützten Mulde, in der lediglich Steine und Schlacke lagen, eine kleine Oase anzulegen.
Heute findet man hier etwa 700 verschiedene Pflanzenarten.

 

Gaujulundur, die Oase in der Lavawüste

 

 

Wir wandern auf den Vulkan Eldfell (Feuerberg), der 1973 entstand und einen Teil der Insel verwüstet hat.
Annette wählt den direkten Weg, während Beat den gemächlicheren Pfad unter die Füsse nimmt.

 

Annette am Feuerberg

 

 

Blick vom Eldfell

 

Die Auswirkungen der Katastrophe führen die folgenden zwei Bildern vor Augen.
Auf dem alten Bild sieht man die breite Hafeneinfahrt und einen Teil des Dorfes.
Auf unserem Foto, vom Eldfell aus aufgenommen, ist die Hafeneinfahrt viel schmaler und ein Teil der Häuser von der Lava zugedeckt.

 

Dorf und Hafeneinfahrt vor 1973

 

 

Dorf und Hafeneinfahrt heute

 

Wir sehen von oben auch, wie das scharfkantige rotschwarze Gestein von ersten Moosen und Flechten bewachsen wird.

 

 

Auf dem unteren Bild erkennt man drei Bodenformen: das rote Geröll des Eldfell, der mit Moos überzogene Lavaschutt und eine Wiese, die vom Vulkanausbruch verschont blieb.

 

 

Nun wandern wir wieder hinunter zu unserem NOBIS, den wir mitten in der Wüste geparkt haben. Es ist ein eigenartiges Gefühl, auf Boden zu wandern, der jünger ist als wir.

 

Wüstenlandschaft auf Heimaey

 

Auf einem Picknickplatz mit Blick auf die Insel Elliðaey und die „Nordinsel“, wie Island hier genannt wird, kochen wir unser Abendessen.
Die gegrillten Lammsteaks mit Kartoffelpüree und Fenchel schmecken vorzüglich.
Zur Nachspeise gibt es mit Orangenschokolade gefüllte Bananen, ebenfalls vom Grill.

Ja, wir schlemmen wie Gott in Island!

 

Nachtessen

 

Hier ist es so schön, dass wir auf dem Parkplatz daneben die Nacht verbringen.

Link zur Wanderung auf den Eldfell: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf den Heimaklettur

20. August 2017

Unten im Dorf sehen wir eine Fototafel mit der Mole, die den Hafen vor hohen Wellen schützen sollte und die bis 1973 offen ins Meer hinausragte. In der Verlängerung stand das runde Speicherbecken für Trinkwasser, das Schwimmbad und ein Teil des Dorfes.

 

Mole mit Wasserspeicher auf Heimaey vor 1973

 

Beim letzten Vulkanausbruch wurden diese Häuser mit Lava zugedeckt. Erst beim Wasserspeicher konnte die feurige Masse gestoppt werden.

 

Ehemaliger Trinkwasserspeicher

 

Die Hafenmole wurde meerseits mit Lava aufgefüllt. Darauf steht heute eine schöne Stabkirche im alten, norwegischen Stil.

 

Hafenmole auf Heimaey 2017

 

Die Stabkirche von innen

 

Auf einem der Bilder in der Kapelle sieht man Jesus im Boot stehen und dem Sturm auf dem See Genezareth Einhalt gebieten. Der Berg im Hintergrund erinnert an einen schneebedeckten Vulkan.

 

… und der Sturm legte sich …

 

Für heute haben wir genug von der traurigen Geschichte Heimaeys gesehen.

Wir fahren ans Südende der Insel. Vor uns liegen nur noch einige kleine, unbewohnte Eilande.
Doch auch hier kann man die Vulkanausbrüche nicht vergessen.
Surtsey, eine der Inseln, entstand von 1963 bis 1967. Bereits 1965 wurde sie zum Naturschutzgebiet erklärt. Seither beobachten Forscher, wie Pflanzen und Tiere neuen Lebensraum besiedeln.
Seit 2008 gilt sie als UNESCO-Welterbestätte.

 

Surtsey

 

Wieder zurück im Dorf fahren wir auf die Landzunge hinter dem Hafen. Dort entdecken wir ein steinernes Töpfchen mit Sitzlehne auf dem Kiesstrand. Vermutlich haben wir die Elfenmama beim Leeren gestört. Darum hat sie es kurzerhand stehen lassen und ist ins Meer geflüchtet.

Dort wartet sie, als Klippe getarnt, bis wir wieder verschwinden.

 

Töpfchen mit Lehne

 

Klippe oder Elfenmama?

 

Das tun wir bald und wandern kraxeln auf den Heimaklettur, mit 283 Metern der höchste Berg der Insel.
Es geht gleich abenteuerlich los. Über mehrere Holzleitern klettern wir über das erste Felsband. Die Passagen dazwischen sind mit Ketten gesichert.

 

„Wanderweg“ auf den Heimaklettur

 

Oberhalb der Felswand führt der schmale Pfad über eine abschüssige Wiese hinauf zum Gipfel..
Den Blick hinunter auf die Stadt teilen wir mit einem Papageientaucher.

 

Puffin am Heimaklettur

 

Bei schönstem Sonnenschein geniessen wir die Sicht über die Westmänner-Inseln.

 

Hafen von Heimaey

 

Heimaey mit Flugpiste

 

Wieder unten fahren wir nochmals zum Übernachtungsplatz von gestern.

Link zur Wanderung auf den Heimaklettur: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Eldheimar, ein Museum, das unter die Haut geht

21. August 2017

Die jüngere Vergangenheit dieser Insel lässt uns nicht mehr los.
Wir spazieren durch das Lavafeld, das man auf Isländisch „Hraun“ nennt (und „Chröin“ ausspricht). Nun forstet man diese Öde gezielt auf.

 

Jungwald im Hraun

 

Einem Eissturmvogel scheint es hier zu gefallen. Zufrieden sitzt er im weichen Moos und lässt sich von uns nicht stören.

 

Portrait eines Eissturmvogels (Fulmarus glacialis)

 

Der junge Wald wird von einem Lavamonster bewacht.

 

Lavamonster

 

Eine Steintafel erinnert daran, dass genau hier unter dem Lavaschutt ein Haus steht.

 

Hier liegt ein verschüttetes Haus.

 

Das herausgeputzte Heimaey leuchtet in der Sonne hinter dem Lavafeld hervor. Es zeugt vom Überlebenswillen der Insulaner, die sich von dieser Katastrophe nicht aus ihrer Heimat vertreiben liessen.

 

Heimaey

 

Mitten im Forst wurde ein lauschiger Picknickplatz mit Feuerstelle angelegt. Leider ist er total verdreckt.
Uns stört das und wir schaffen den Müll weg.
Seit wir unserwegs sind, sammeln wir an jedem Platz, an dem wir kostenlos übernachten können, herumliegenden Abfall ein, als kleines Dankeschön!

 

Wieder sauberer Grillplatz im Hraun

 

Gesammelter Müll

 

Der Vulkan stiess auch Unmengen von feiner Asche aus. Einige der Häuser stürzten unter diese Last ein.

 

Wohnhaus vor dem Vulkanausbruch

 

Wohnhaus nach dem Vulkanausbruch 1973

 

Spital nach dem Vulkanausbruch

 

Dasselbe renovierte Spital heute

 

Der Friedhof war fast zwei Meter hoch mit Asche zugedeckt. Lediglich der Torbogen mit der Aufschrift „ÉG LIFI OG ÞÉR MUNUD LIFA“ (Ich lebe und ihr sollt auch leben) ragte noch aus dem schwarzen Staub.

 

Friedhof von Heimaey unter der Asche

 

In mühsamer Handarbeit wurden die Grabstätten wieder von der Asche befreit.

 

 

 

Tor zum Friedhof von Heimaey

 

Insgesamt wurden 240 Mio. Kubikmeter Lava, Asche und Bimsstein ausgestossen. Rund 400 der 1300 Häuser wurden verschüttet, weitere 400 stark beschädigt.
Wie durch ein Wunder gab es nur ein einziges Todesopfer zu beklagen.

Zum Abschluss besuchen wir das Museum „Eldheimar, Pompeii des Nordens“.
Vor dem Museum steht, sozusagen als Vorgeschmack, ein kleines, teilweise freigeschaufeltes Haus.

 

 

Das Ausstellungsgebäude wurde über einem ausgegrabenen Haus errichtet.

 

Blick in das zerstörte Wohnhaus

 

Man erfährt viel über den Vulkanismus auf Island, die Entstehung und Entwicklung der Insel Surtsey und den Ausbruch auf Heimaey. Beide Ereignisse sind in einem eindrücklichen Film dokumentiert.

Die Geschichte dieser Insel beschäftigt uns so sehr, dass wir ihr in unserem Reiseblog viel Platz eingeräumt haben.

Doch nun wenden wir uns wieder der Gegenwart zu.
Draussen wartet ein roter Kater, der unbedingt gestreichelt werden will, was Annette liebend gerne übernimmt.

 

Wer geniesst es mehr?

 

Am Abend verlassen wir Heimaey wieder. Auf einem der Hafengebäude spielt ein Kind mit einem Schiff.
Heimaey hat eine Zukunft!

 

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf nach Reykjavík

 

Geothermalgebiet Seltún

17. August 2017

Eigentlich wollten wir heute, wie schon seit Tagen geplant, nach Reykjavík fahren. Aber unterwegs gibt es so viel zu sehen, dass wir den Besuch der City nochmals um einen Tag verschieben.

Rot-braune Berge künden ein weiteres Geothermalgebiet an. Wir haben schon einige gesehen, doch kriegen wir nicht genug von den Böden, aus denen es blubbert, dampft, zischt und stinkt. Deshalb stoppen wir auch hier.

 

 

Ein gepflegter Rundweg führt durch Seltún. Die unverwechselbaren Farben des Rhyoliths und der Schwefeldampf, der über allem liegt, ziehen uns sofort wieder in ihren Bann.

 

 

 

 

 

Kleine „Wasserkocher“

 

 

Unwirkliche Gesteinsfarben

 

Dann wandern wir weiter auf den dahinter liegenden Höhenzug, wo bis Anfang des 20. Jh. Schwefel abgebaut wurde.
Auf einem kleinen Pass sprudeln heisse Quellen. Das Wasser fliesst auf beide Seiten zu Tal.
Von oben geniesst man den schönen Blick über Seltún bis zum Kleifarvatn.

 

Seltún mit Kleifarvatn

 

Das warme Wasser verabschiedet sich durch ein kleines Bächlein und wir uns über die Strasse.

 

 

Vom Auto aus sehen wir das Herz am Bleikhóll, schauen uns kurz an und uns wird in diesem Moment klar: Wir haben unsere Herzen an Island verloren. Dieses karge Land voller Gegensätze, das immer von neuem Fantastisches bietet.

 

Bleikhóll mit Herz

 

Wasser, Sand und Fels … was braucht es mehr für eine eindrückliche Landschaft?

 

Kleifarvatn

 

Am Bláfjöll stellen wir uns auf den Parkplatz einer Lavahöhle.
Lavahöhlen oder -tunnels entstehen, wenn sich dickflüssige Lava an der Oberfläche schnell abkühlt und verfestigt, die darunterliegende Schicht noch weiterfliesst, aber keine neue Schmelze nachströmt.

 

Lavahöhle

 

Von der anderen Strassenseite grüssen die wunderschönen blauen Berge.

 

Bláfjöll, die blauen Berge

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Reykjavík

18. August 2017

Heute schaffen wir es endlich in die nördlichste Hauptstadt der Welt.
Natürlich geht das bei uns nicht direkt. Immer wieder begegnen wir Landschaften, Dingen oder Situationen, an denen wir unmöglich achtlos vorbeifahren können.

Kurz vor Hafnarfjörður hängen trockene Fischköpfe zu Tausenden an Holzgestellen. Zwei Männer sind gerade dabei einen Laster damit zu beladen. Sie arbeiten in einem Wahnsinnstempo und im Nu sind die gelben Plastikboxen voll.

 

 

Trotzdem nimmt sich einer Zeit um Annettes Fragen zu beantworten. Die Köpfe seien für den Export nach Nigeria und Brasilien bestimmt. Dort werde irgendetwas daraus gekocht. Was genau, wisse er nicht.

 

Getrocknete Fischköpfe

 

Kurz vor Mittag treffen wir in Reykjavík ein und können am alten Hafen kostenfrei parken.
Wir schlendern zum Touristen-Informationszentrum, wo man uns zwei Rundwanderungen empfiehlt. Diese hängen wir aneinander und lernen so einen Teil der Hauptstadt kennen.
Die erste Runde führt in weitem Bogen um den Stadtsee Tjörnin herum.

 

Tjörnin

 

Kunstvolle Fassadengemälde beeindrucken uns immer wieder.
Deshalb hier ein paar davon.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ob man den Blick hebt …

 

 

… oder senkt, …

 

 

… überall entdeckt man wundersame Details.

Wir sind froh, dass wir nicht unter einem so grossen Druck leben müssen wie „Der unbekannte Bürokrat“, der am Stadtsee steht.

 

„Der unbekannte Bürokrat“, Magnús Tómasson, 1993

 

In der Stadt herrscht viel Verkehr. Die isländischen Auto-Nummern sind normalerweise alphanumerisch und fünfstellig, in zwei Gruppen gegliedert und langweilig, wie die meisten Autoschilder dieser Welt.
Es gibt aber auch die andern, zu denen man kleine Geschichten erfinden kann.

Zum Beispiel:

„Mit den …

 

… die der Bankangestellte …

 

… erhalten hat, will er sich etwas Besonderes leisten. Vor Freude macht er einen …

… als er in einem Inserat von einem …

 

 

 

 

 

 

… liest, der …

… ist.“

 

 

 

 

 

 

Es gibt aber auch Einkaufsstrassen, zum Beispiel die Skólavörðustígur, in denen kaum Autos verkehren.

 

Skólavörðustígur in Reykjavík

 

Wir haben uns schon mehrmals über das schlechte Wetter beklagt, das diesen Sommer in Island vorherrscht. Doch das Schaufenster eines Outdoor-Ladens stimmt uns wieder milder, denn so etwas wie „Sommer“ erleben wir zwischendurch ja schon.

 

 

Selbstverständlich darf man Reykjavík nicht verlassen, ohne sein Wahrzeichen, die Hallgrímskirkja, besucht zu haben.

Wie sich die Malerin Bylgia Lind Pétursdóttir den Platz vor dieser Kirche wünscht, zeigt ein Bild, das in der Strassenausstellung auf dem Weg zur Kirche hängt.

 

Bild von Bylgia Lind Pétursdóttir

 

Und so sieht er in Realität aus.

 

Hallgrímskirkja in Reykjavík

 

Der Architekt der Kirche ist Guðjón Samúelsson, der auch das Gotteshaus in Akureyri entwarf.
Die Fassade ist Basaltsäulen nachempfunden, die weisse Farbe erinnert an Gletscher. Mit dem Bau wurde 1945 begonnen. Fertiggestellt wurde sie erst 1986, 41 Jahre später!

Wir treten ein und lassen uns von dem Bauwerk und der Stimmung, die da herrscht, gefangen nehmen.
Gerade jetzt findet eine Probe für ein Konzert mit Trompete und Orgel statt.

 

 

 

Chor der Hallgrímskirkja

 

Kirchenorgel der Hallgrímskirkja

 

 

„Martyrium“ von Sigurjón Ólafsson

 

Im Grossraum Reykjavík leben mehr als 210’000 Menschen und damit rund zwei Drittel aller Isländer. Überall wird fleissig gebaut und die neuen Hochhäuser verbreiten einen Hauch von Weltstadt.

 

Skyline an der Rauðarvík

 

 

 

 

 

 

 

Bei der „Sonnenfahrt“ beobachten wir eine Gruppe asiatischer Touristen. Annette stoppt die Zeit bei deren Ankunft. Sie steigen aus dem Reisebus. Der Reihe nach darf sich jede und jeder vor dem Kunstwerk in Pose stellen und vom jeweiligen Partner knipsen lassen. Danach wird gewechselt.
Am Schluss bleibt noch etwas Zeit und die Paare lassen sich nun zusammen ablichten.
Die ganz Originellen fotografieren das Kunstwerk gar von der anderen Seite.
Nach genau sieben Minuten steigen alle wieder ein und der Spuk ist vorbei.

 

„Sólfar“ von Jón Gunnar Árnason, ohne asiatische Touristen

 

Die „Sólfar“ symbolisiert die mystische Reise zur Sonne und wurde 1986 zum 200-Jahre-Jubiläum der Stadt Reykjavík aufgestellt.

Ein weiteres Wahrzeichen Reykjavíks ist die Konzerthalle Harpa, die am Meer steht.

 

Konzerthalle Harpa

 

 

 

 

 

 

Auf der Mole daneben hat jemand mit einfacheren Mitteln einen Steinbogen aufgestellt. Obwohl, oder gerade weil hier kein Glas verwendet wurde, haben wir freie Sicht auf das Esja-Gebirge.

 

Steinbogen vor dem Esja-Gebirge

 

Gleich um die Ecke ist es vorbei mit den sterilen Prunkbauten. Einheimische und Feriengäste geniessen den sonnigen Tag in einem gemütlichen Strassencafé.

 

 

Wir schauen uns die Ausstellung im Volcano-House und die beiden Filme zu den Ausbrüchen auf Westmännerinseln und des Eyafjallajökull an, die jeweils um 18:00 Uhr in deutscher Sprache gezeigt werden.
Zwei unglaublich eindrückliche Filme, die wir jedem wärmstens empfehlen können.

Danach schlendern wir zu unserem Wohnmobil zurück und entdecken dabei Kettenfahrräder … doch doch, das ist richtig geschrieben und sollte nicht etwa Fahrradketten heissen …

 

Kettenfahrräder!!!

 

… und wozu man ausgemusterte Schiffsschrauben verwenden kann.

 

Schiffsschraubensitze bei einer Bushaltestelle

 

Morgen wollen wir auf die Westmännerinseln übersetzen. Deshalb fahren wir heute noch bis zum Fährhafen in Landeyjahöfn.

 

Westmännerinseln

 

Link zur Wanderung durch Reykjavík:

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Im Südwesten Islands

 

Krater von Grábrók

9. August 2017

Wir fahren an den Kratern von Grábrók vorbei nach Borgarnes.

 

Ein Krater von Grábrók

 

Anschliessend kurven wir kreuz und quer durch die Gegend, bis wir einen Übernachtungsplatz gefunden haben, da unsere Favoriten auf der Karte in der Realität alle durch Tore versperrt sind.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Islandpferde

10. August 2017

Nach einer sehr angenehmen Nacht fahren wir zurück nach Borgarnes und kaufen in einer Bäckerei frische Brötchen zum Frühstück.

 

Boot in einer Bucht von Borgarnes

 

Im Landnahmezentrum informieren wir uns über die Besiedlungszeit Islands. Das Museum ist spannend aufgebaut und in Ton, Bildern und Filmen umgesetzt. Über den Audio-Guide ist es möglich die Ausstellung in deutscher Sprache (mit dezentem isländischen Akzent) zu erleben.
Gleich anschliessend lassen wir uns die blutrünstige Egils Saga erzählen. Die Szenen dazu sind stimmig durch Holzfiguren und „Holzrelief-Bilder“ dargestellt.

Danach fahren wir durch eine Schwemmlandschaft mit unzähligen vorgelagerten Schären Richtung Insel Hjörsey.
Wir finden einen schönen Übernachtungsplatz, direkt am Meer. Einzig einige Pferde scheinen hier zu leben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kaum haben wir das Geschirr vom Abendessen gespült, fährt ein Bauer in einem Geländewagen heran. Er schickt seinen Border Collie los und treibt die Pferde zurück.
Freundlich, aber bestimmt fordert er uns auf wegzufahren. Das sei kein Campingplatz und er müsse das Tor weiter vorne schliessen, damit die Pferde nicht mehr ausreissen können.
Wir leisten selbstverständlich sofort Folge. Er winkt uns beim Wegfahren zu, scheint also nicht verärgert zu sein.

Wir fahren ein paar Kilometer weiter und finden doch noch einen ruhigen Platz.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wanderung auf den Háihnjúkur

11. August 2017

Wir landen in Akranes. Für wenig Geld kann man die Foto-Ausstellung im Leuchtturm besichtigen und auf die Plattform hinauf steigen.

Von oben geniessen wir die Rundsicht und beobachten weit unter uns ein amüsantes Fotoshooting.

 

Gelber Mann fotografiert Freundin vor Leuchtturm

 

Auf dem Weg zum alten Leuchtturm fallen uns viele Schalen von Seeigeln auf. Die Felsplatten hier scheinen als „Seeigel-Knacker“ für die Vögel zu dienen.

 

Schale eines Seeigels

 

Zurück auf dem Parkplatz sehen wir im Rückspiegel ein Auto. Da dies aber nicht unser Spiegel ist, fahren wir trotzdem los… 🙂

 

 

… und stoppen erst wieder am Ausgangspunkt der Wanderung auf den Háihnjúkur.
Der Weg führt kontinuierlich bergan und ist sehr angenehm zu gehen. Einzig an einer Stelle kurz nach dem Start ist eine kleine Kletterpartie über die Felsen erforderlich.

 

Teichlandschaft und Akranes

 

Im oberen Teil wandert man dem Grat entlang und geniesst die Aussicht auf das Meer. Man sieht sogar bis Reykjavik.

 

Háihnjúkur

 

 

Fruchtbare Ebene am Fusse des Háihnjúkur

 

Der nette Herr vom Informations-Zentrum hat heute Morgen erwähnt, dass es in dieser Nacht mit grosser Wahrscheinlichkeit Nordlichter über Akranes geben werde.
Nordlichter im Sommer, das wollen wir uns nicht entgehen lassen und legen uns deshalb um Mitternacht bei den Leuchttürmen auf die Lauer.
Leider bedeckt sich der Himmel immer mehr und die Aurora Borealis finden, wenn überhaupt, für uns nicht sichtbar über den Wolken statt.
Um 1:00 Uhr geben wir auf und fahren zurück zu „unserem“ Wanderparkplatz, wo wir eine ruhige Nacht verbringen.

Link zur Wanderung auf den Háihnjúkur: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wanderung um den zweithöchsten Wasserfall Islands

12. August 2017

In Akranes schaut beim Campingplatz ein kühles Pärchen aufs Meer hinaus und beim Alters- und Pflegeheim hat es ein Felsbrocken auf die Spitzen getrieben.

Ja, solche Sachen entdeckt man in Island!

 

Skulptur beim Campingplatz Akranes

 

„Grettistak“ von Mágnus Tómasson

 

Gemäss der Infotafel gestaltete der isländische Künstler Mágnus Tómasson diese Skulptur zu Ehren der Vorfahren, die Island mit blossen Händen aufbauten.

Die Anlage des Altersheims ist sehr gepflegt. Trotzdem hat es auch Platz für dekorative wildwachsende Kräuter, die bei uns die Vorsilbe „Un-“ tragen.

 

Garten-Mittagsblume (Dorotheanthus bellidiformis)

 

(Un-?) Kraut

 

Heute wollen wir zu Fuss den Wasserfall Glymur, den zweithöchsten Wasserfall Islands umrunden.
Das Abenteuer beginnt bereits kurz nach dem Start. Der Weg führt durch eine Höhle …

 

Þvottahellir-Höhle

 

… und kurz darauf über den Bach, zuerst über Steine und dann auf einem Baumstamm. Zur Hilfe ist ein Stahlseil gespannt. Dieses muss man beim Wechsel von Stein auf Holz unterqueren, was einige Wanderer das Gleichgewicht verlieren lässt. Diese müssen dann bereits den steilen Aufstieg mit nassen Füssen antreten.

 

Annette auf der „Brücke“

 

Der Himmel verdunkelt sich immer mehr und es beginnt zu regnen. Was nun? – Umkehren oder weiterwandern? Wir warten erst mal ab und schon bald sehen wir durch den Regenschleier, dass über dem Meer wieder die Sonne scheint.

 

Die Regenfront zieht über uns hinweg.

 

Und wirklich, die Regenfront wandert wie wir Richtung Berg, aber zu unserem Glück viel schneller.
Bald schon stehen wir wieder in der Sonne und setzen unsere Wanderung fort.

Der Pfad führt zum Teil der Felskante entlang. Durch diese nicht ungefährliche Wegführung erhält man spektakuläre Sicht in die schmale Schlucht und den Glymur.

 

Glymur

 

Einige Raben warten geduldig auf einem Felsvorsprung. Hoffen sie auf unvorsichtige Wanderer, die abstürzen?

 

Kolkrabe (Corvus corvax)

 

Oberhalb des Glymur liegt eine riesige Hochebene.
Nun hat man die Wahl: Entweder man geht denselben Weg wieder zurück oder man furtet den eiskalten Bergbach, der hier sehr breit, dafür aber seicht ist.

 

Botnsá

 

Wir entschliessen uns (welch Überraschung! 😉 ) für die zweite Variante. Annette zieht Schuhe und Socken aus und geht unerschrocken voraus.

 

Annette watet durch den Botnsá

 

Mit leichtem Schaudern blicken wir auf die Wasserkante. Von hier geht es in freiem Fall 190 Meter in die Tiefe.

 

 

 

 

Kurz vor dem Talboden entdecken wir eine Basaltformation, die an eine Zipfelmütze erinnert.

 

„Zipfelmütze“ aus Basalt

 

Nach drei Stunden kommen wir wieder am Ausgangspunkt an. Diese Wanderung ist eine der schönsten, die wir auf Island unternommen haben.

Übernachten ist auf dem Wanderparkplatz verboten, doch weiter talauswärts werden wir fündig.

Link zur Wanderung um den Glymur: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Rekognoszieren für unseren Ausflug nach Reykjavík

13. August 2017

Wir möchten Reykjavík besuchen.
In einem Touristen- Informationszentrum wurde uns davon abgeraten mit dem Wohnmobil in die Stadt zu fahren. Es sei kaum möglich einen freien Parkplatz zu ergattern.
Deshalb suchen wir eine Busstation etwas ausserhalb, wo wir unseren NOBIS tagsüber stehen lassen können.
In Mjódd werden wir fündig.

Für heute ist es jedoch zu spät und wir fahren wieder aus dem Vorort ins Grüne. Dabei entdecken wir in Rauðhólar einen kleinen Park mit den verschiedensten Lavaformationen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Heiðmörk, einem Naherholungsgebiet der Hauptstadt mit viel Wald und noch mehr Spazierwegen, finden wir für diese Nacht einen Picknickplatz mit Schaukel.

Kurz nach uns fährt ein junger Hippie mit seinem Fahrrad vor. Er grüsst so freundlich wie sonst noch keiner hier in Island. Dann setzt er sich auf die Kinderschaukel, stösst sich kräftig ab und singt laut (und falsch) zur Musik, die ihm aus seinem i-Pod in die Ohren dröhnt. Was der wohl genommen hat?!?

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Campingplatz Sandgerði

14. / 15. August 2017

Da das Wetter wieder einmal auf Regen setzt, verbringen wir die nächsten zwei Tage auf dem Campingplatz in Sandgerði.
Dort trifft Annette Brigitte und Sigmar. Sie empfehlen ihr mit dem Wohnmobil nach Reykjavík zu fahren. Am alten Hafen gebe es einen grossen Kiesplatz, wo parken gratis sei.

Link zur Strecke vom 14. August 2017:

 

 

Halbinsel Reykjanes

16. August 2017

Endlich scheint wieder einmal die Sonne. Da das die nächsten Tage so bleiben soll, nehmen wir es gemütlich. Wir verschieben den Besuch von Reykjavík um einen weiteren Tag und erkunden erst mal die Halbinsel Reykjanes.

In Garðskagi fühlen wir uns in die Südsee versetzt. Nicht wegen den Temperaturen, aber wegen dem weissen Sandstrand, der zum Flanieren einlädt.

 

Beach von Garðskagi

 

Ein originelles Kunstwerk steht da. Leider gibt es keine Infotafel, auf der man lesen könnte, wer diese Skulptur erschaffen hat.

 

 

Dann besichtigen wir im Südwesten der Halbinsel Reykjanes die einzige Brücke der Welt, die zwei Kontinente verbindet.
Die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte wandern jedes Jahr um zwei Zentimeter auseinander. Das heisst, Island wird langsam, aber sicher auseinander gerissen.

 

Brücke über zwei Kontinente

 

Das können wir uns nicht vorstellen. Doch als wir uns zum Mittagessen harte Eier kochen, erleben wir direkt, wie diese gewaltigen Kräfte wirken.
Gerade heute driften die Platten innert weniger Minuten um 3,7 Millimeter auseinander, was sich sogar auf unsere Eier überträgt, wie das Bild beweist.

 

Kontinentaldrift, an unserem Ei abzulesen.

 

Wo so viel Bewegung in der Erdkruste ist, brodelt auch das Magma bis nahe an die Oberfläche.

Wir besuchen das Hochtemperaturgebiet Gúnnuhver. Hier befindet sich die grösste Schlammquelle Islands mit einer mächtigen Dampfsäule. Die Krateröffnung hat einen Durchmesser von 20 Metern.

Uns beeindrucken die Fumarolen, die irgendwo aus der Erde steigen, immer wieder aufs Neue.

 

Gúnnuhver

 

 

 

Vom Leuchtturm Reykjanes aus spazieren wir zu den Klippen.
Ein alter Gnom schaut griesgrämig auf die Fumarolen und erinnert sich an seine Jugend, als er noch feuriges Lava war.
Jaja, wir werden alle älter!

 

Lavastein-Gnom

 

Am Meer lässt sich eine Frau von ihrem Freund ablichten. So kann sie dereinst ihren Enkeln beweisen, dass sie auch mal jung und feurig war.

 

 

Die Wolken ziehen vorüber und plötzlich leuchtet der Leuchtturm, nomen est omen, in der Sonne.

 

Leuchtturm von Reykjanes

 

Dahinter sieht man das Geothermalkraftwerk Reykjanesvirkjun. Hier wird aus heissem Dampf elektrische Energie erzeugt. Umweltfreundlicher geht es nicht.

 

Geothermalkraftwerk Reykjanesvirkjun

 

Nachdem wir uns sattgesehen haben, ziehen wir weiter.

Bei Brimkellir klettern wir zum natürlichen Wasserbecken hinunter, das direkt am Meer liegt. Leider ist hier baden verboten.

 

Bad von Brimketill

 

Wir suchen einen Übernachtungsplatz. Ein Wegweiser bringt uns zu der Attraktion von Selatangar. Die „Attraktion“ entpuppt sich als klitzekleines Häuschen aus Stein, das früher von Fischern genutzt wurde.

Dafür ist der Parkplatz davor inmitten eines rauen Lavafeldes urig schön. Hier bleiben wir.

 

Übernachtungsplatz Selatangar

 

Ein letztes Mal lässt die Sonne die Wolken golden leuchten, bevor sie für heute hinter dem kantigen Gestein verschwindet.

 

 

Link zum Spaziergang zu den Klippen von Reykjanesvirkjun: Da auf „google maps“ ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

 Link zur heutigen Strecke:

 

 

Kerlingarfjöll

 

Auf ins Kerlingarfjöll

2. August 2017

Das Wetter treibt uns nicht zur Eile. Der Himmel ist bedeckt und wir erkunden erst mal die nähere Umgebung, bevor wir losfahren.
Die Natur hat für uns ein Blumenarrangement auf die Felsbrocken gelegt. Vielen Dank.

 

Natürliches Blumenarrangement

 

Der Himmel klart immer mehr auf und wir machen uns auf den Weg Richtung Kerlingarfjöll.
Die karge Landschaft im Hinterland Islands ist faszinierend.

 

Bláfell

 

Wo immer möglich versuchen Pflanzen die Steinwüste zu erobern.
Auf den Moosen bilden sich dekorative Wasserperlen.

 

 

 

 

Eine Pflanze macht uns mit ihren roten Blättern klar, dass der kurze Island-Sommer bald zu Ende ist. Heute ist der 2. August!

 

Erstes Anzeichen des Herbstes

 

Eine Gletscherzunge des Norðurjökull, reicht bis zum See Hvíarvatn.

 

Norðurjökull mit Hvíarvatn

 

Wir folgen der staubigen Schotterpiste.

 

 

 

 

Unvermittelt tut sich eine grüne Oase auf. Wir stehen vor dem Campingplatz Ásgarður.

 

Campingplatz Ásgarður

 

Doch unser Ziel ist das Kerlingarfjöll.
Wir fahren deshalb weiter bergauf. Souverän meistert unser NOBIS zwei knackige Steigungen mit vielen Schlaglöchern. Er ist jedoch froh, dass er die steilen Wegstücke mit etwas Schwung angehen darf.

Dann sind wir da. Die Aussicht auf das Hochtemperaturgebiet ist bereits vom Parkplatz aus atemberaubend. Eine märchenhafte Landschaft breitet sich zu unseren Füssen aus.

 

Kerlingarfjöll

 

Eine Wanderung führt uns durch die Hügellandschaft, vorbei an zischenden Steinen, kochenden Löchern, grauen Schlammquellen, stinkenden „Blubberis“, murmelnden Schmelzwasserbächen und schwefligen Dampfschwaden.

Wir sind sprachlos …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Obsidian (vulkanisches Glas)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

… ein letzter Blick auf die Rhyolith-Berge des Kerlingarfjölls

 

Erschlagen von so vielen wunderbaren Eindrücken bleiben wir mit unser Wohnmobil über Nacht auf dem Parkplatz.

Link zur Wanderung im Kerlingarfjöll: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Baden in der Schlucht Ásgarðarsá

3. August 2017

Am Morgen erwachen wir mit dem leichten Schwefelduft in der Nase, der nach faulen Eiern riecht.
Die Bilder von gestern werden wieder wach. Unglaublich, was wir hier auf Island alles sehen und erleben dürfen.

Der Nebel draussen löst sich langsam auf, während wir frühstücken. So können wir beobachten, wie sich die braunen Berghügel ihrer Nachthemden entledigen und nach und nach wieder auftauchen.

 

Unser NOBIS im Kerlingarfjöll

 

Später wandert Annette hinunter zu Campingplatz und Beat fährt unser rollendes Haus zum dazugehörigen Parkplatz. Dann machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Hot Pot, der etwa eine Stunde entfernt in der Schlucht Ásgarðarsá liegen soll.

Angeführt von einigen Reitern zieht eine Karawane mit 35 Pferden über die Hügel. Sind wir im wilden Westen?

 

Isländische „Pferdekarawane“

 

Der Weg führt an der Heisswasserfassung für den Campingplatz vorbei. Das austretende Wasser scheint sehr nährstoffreich zu sein. Viele bunte Algen wachsen in der Pfütze mit warmem Thermalwasser.

 

 

Das Wollgras weiter hinten mag’s lieber kühl. Es breitet sich auf einer moosigen Fläche aus.

 

 

Und dann kommt der erste Höhepunkt!
Aus einem grossen, rostroten Felsen am Weg spritzt frisches Quellwasser aus einem kleinen Loch.

 

Kleine Quelle im Fels

 

Nach einer weiteren halben Stunde sind wir am Hot Pot. Wunderschön liegt dieser in der Schlucht, direkt neben dem Bach.

 

Hot Pot am Ásgarðarsá

 

Das warme Wasser wird gefasst und quillt aus einem löchrigen Rohr in den Pool.
Nach einiger Zeit verlassen die anderen Badegäste diese Idylle und wir haben den einzigartigen Ort für uns alleine.

 

Annette unter der „Dusche“

 

Kurz bevor uns Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen wachsen, wandern wir zurück zu unserem Wohnmobil.

Wir verlassen diese eindrückliche Gegend und fahren weiter unten durch eine (für uns) vegetationslose Steinwüste. Einige genügsame Schafe scheinen hier aber doch noch etwas Fressbares zu finden.

 

Schafe in einer Wüste Islands

 

Immer wieder fliessen Bäche durch diese Steinlandschaft und sorgen dafür, dass anspruchslose Pflanzen wachsen können.

 

 

 

Arktisches Weidenröschen (Epilobium latifolium)

 

Am Blöndulón-See finden wir einmal mehr einen schönen, ruhigen Übernachtungsplatz, inmitten freier Natur.

Link zu Annettes Wanderung vom Kerlingarfjöll hinunter zum Campingplatz: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zum Spaziergang zum Hot Spot: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Zurück ins Grüne

4. August 2017

Unser Weg führt uns wieder zurück in bewohnte Gegenden.
Bei Galtaból zieht ein scheuer Eistaucher seine Runden. Der schwarzweiss gefleckte Taucher schwimmt gemächlich auf die andere Seite des Gewässers, als Beat sich mit der Kamera nähert.

Eistaucher brüten in Europa nur in Island. Sie sind nicht im Stande zu gehen. Sie kommen nur zum Brüten an Land und rutschen dann auf dem Bauch zum Nest und zurück ins Wasser.

 

Eistaucher (Gavia immer)

 

Nach den Tagen in der steinigen Einöde geniessen wir das grüne Flusstal der Blanda.

 

Flusstal Blanda

 

Mäandrierend zieht die Blanda ihre Spur über den Talboden.

 

Blanda

 

Eine Familie Singschwäne lässt sich den Fluss hinunter treiben.

 

Singschwäne (Cygnus cygnus)

 

Am Strassenrand blüht ein riesiges Feld Sumpf-Vergissmeinnicht.

 

Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides )

 

Ausserhalb von Ólafslundur stellen wir uns auf den Parkplatz, auf dem wir bereits früher einmal übernachtet haben.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auszeit in Hvammstangi

5. – 8. August 2017

Wir sind voller Eindrücke der fantastischen letzten Tage und brauchen eine Auszeit, um alles zu verarbeiten. Auch die schmutzige Wäsche will gewaschen sein und die Veröffentlichung eines neuen Blogbeitrags drängt sich auf.

Wir fahren deshalb auf den Campingplatz in Hvammstangi. Von einem früheren Besuch wissen wir, dass hier die Infrastruktur für unsere Bedürfnisse vorhanden ist.

 

Wäsche trocknen im Grillhaus

 

Link zur Strecke vom 5. August 2017: