Jajce
17. Oktober 2019
Wir fahren auf einer schmalen Nebenstrasse und freuen uns an den bunten Herbstwäldern. Wohin man auch guckt, nah oder fern, der Herbst in Bosnien und Herzegowina ist traumhaft schön.
Bei Medna leuchtet ein idyllisch gelegenes Haus mit den Laubbäumen um die Wette.
Nach Mračaj sehen wir in einer Waldlichtung eine grosse Schafherde. Wir staunen, wieviele Esel zwischen den Schafen weiden.
Während Beat die Herde in Pixel bannt, bezirzt Annette zwei junge Hütehunde. Die Wollknäuel können nicht genug Streicheleinheiten kriegen. Annette hat im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun.
Die Bauern in Bosnien und Herzegowina pressen ihr Heu nicht zu grossen Ballen umwickelt mit Kunstofffolie. Stattdessen sieht man im ganzen Land hohe Heuhaufen, die um einen Masten aufgeschichtet wurden. Sie sind meist mit einem kleinen Stück Plastik abgedeckt, das mit zusammengebundenen Ästen fixiert ist. So kann das Regenwasser nicht dem Mast entlang in den Haufen eindringen.
Kurz vor Jajce besuchen wir das historische Mühlendorf, das noch aus der osmanischen Zeit stammt. Viele kleine Holzhüttchen stehen auf Stelzen am Hang.
Heute sind die Mühlen nicht mehr in Betrieb.
Obwohl hier nicht mehr gearbeitet wird und die Türen verschlossen sind …
… geschehen sonderbare Dinge!
Eine Frau versucht durch einen Spalt im Holz ins Innere einer Hütte zu sehen. (Wer es ist, verraten wir nicht!)
Während andere Erinnerungsfotos schiessen …
… übermittelt eine Asiatin die Sehenswürdigkeit mündlich und zeitnah nach Hause.
Das bunte Treiben der Menschen lässt die Pfahlbauten kalt, wie das Wasser, das um sie herum und unter ihnen hindurch fliesst.
Selbst das Wasserrad dreht sich nicht mehr und träumt von bewegten, längst vergangenen Zeiten.
In Jajce kann man nicht nur alte Mühlen bestaunen.
Der Fluss Pliva fällt unmittelbar unterhalb der Stadt über eine 22 Meter hohe Felswand in die Vrbas-Schlucht.
Man kann das Schauspiel auch von einer Plattform auf Wasserfallhöhe aus bewundern. Eine kalte Dusche ist im Eintrittspreis inbegriffen. 😉
Oberhalb des Naturspektakels verbindet eine Brücke die beiden Stadtteile miteinander.
Unzählige Liebesschlösser hängen am Geländer. Wir fragen uns, wer diejenigen entfernt, die von Pärchen stammen, die sich wieder trennen. Das soll ja vorkommen!
Wir spazieren durch den Ort und gönnen uns ein Eis bei Temperaturen von über 25° C.
Ein letzter Blick zurück auf das schöne Städtchen zeigt uns: Hier könnte man gut und gerne mehrere Tage verbringen.
Wie wenn wir heute nicht schon genug Schönes gesehen hätten, fahren wir in Podmilačje an einer imposanten Kirche vorbei. Der moderne Betonbau ist auch vor der Fertigstellung beeindruckend.
Wie mag das dereinst hier drinnen aussehen?
Unser Interesse an dem Rohbau wird nicht von allen geteilt. Eine Bewohnerin des Geländes hält lieber draussen an der wärmenden Sonne ein Nickerchen.
Wir ziehen weiter und wollen an einem Aussichtspunkt auf den Parkplatz einbiegen. Das stört jedoch zwei Polizisten, die uns unmissverständlich wegweisen. Sie brauchen den Platz für Fahrzeugkontrollen und wir scheinen nicht kontrollwürdig.
Also fahren wir weiter und parken bei der nächsen Gelegenheit. Kaum steht unser NOBIS still, brausen die beiden Ordnungshüter auch schon an uns vorbei. Wir vermuten, dass sie vom Feierabend überrascht wurden und das Feld fluchtartig verlassen mussten. Uns haben sie noch weggewiesen, was bei Polizisten unter Arbeit läuft. 😉
Wie dem auch sei, wir können nun doch noch den schönen Ausblick auf den Vrbas im Abendlicht geniessen.
Zum Schlafen fahren wir auf den Parkplatz des Klosters Krupa. Sogar eine mobile Toilettenkabine steht da. Die sind zwar nicht immer die saubersten, aber zur Not … Es heisst ja nicht ohne Grund „Notdurft verrichten“. (Wer ruft da: „So ein Scheiss?“)
Banja Luka
18. Oktober 2019
Heute ist Grossstadt angesagt. Wir fahren nach Banja Luka und wollen uns für diese Nacht in einem Hotel verwöhnen lassen.
Nachdem wir uns im Courtyard by Marriott einquartiert haben, schlendern wir durch die Stadt.
Die feierliche Stimmung in der Christ-Erlöser-Kathedrale beeindruckt uns tief.
Der Kirchenraum ist erfüllt von dezenten Chorgesängen.
Wikipedia weiss zu der Kathedrale:
„Die Christ-Erlöser-Kathedrale wurde von 1993 bis 2004 originalgetreu wieder aufgebaut, nachdem im Zweiten Weltkrieg die Serbisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskathedrale, die hier vorher stand, von den kroatischen Ustaša-Faschisten zerstört worden war. Sie ist die Kathedrale der Eparchie Banja Luka, der Serbisch-Orthodoxen Kirche und ist Jesus Christus, dem Erlöser geweiht.“
Typisch für die orthodoxen Kirchen sind die vielen Ikonen (Bilder von Heiligen), die immer vor goldenem Hintergrund stehen.
Selbst die Decke und die Kuppel sind mit Ikonen verziert.
Danach schlendern wir zum Fluss Vrbas, setzen uns auf das Deck eines Restaurantschiffs und trinken etwas.
Annette kann von ihrem Platz aus die Leute beobachten, die über die nahen Brücke gehen. Das ist für Beat schwieriger, da dieser Übergang in seinem Rücken liegt. Doch Not macht erfinderisch: Wozu sind denn spiegelnde Scheiben da?
Übrigens, dass das Bild unscharf ist, liegt an der Scheibe und nicht an Beats Alkoholpegel!!!
Vor dem Kastel stehen zwei Fischer im Vrbas und warten auf fette Beute.
Heute Abend wollen wir etwas typisch Bosnisches essen gehen.
Wir erkundigen uns deshalb im Tourismusbüro, wo dies möglich sei. Irgendwie scheint das schwierig zu beantworten. Erst als Annette die Dame fragt, wohin sie denn ihre Grosseltern zum Abendessen einladen würde, strahlt diese und antwortet: Mein Grossvater würde da, da oder da essen gehen.
Wir entscheiden uns für das Restaurant A&D.
Dort bestellen wir eine „Bosnische Fleischplatte“ mit verschiedenen Ćevapi, Hähnchenfleisch und in Speck eingerollten Rippchenstückchen am Spiess, als Beilage Pommes und sehr viel rohe Zwiebeln. Dazu serbischen Salat (Tomaten, Peperoni, Peperoncini, Gurken und noch mehr rohe Zwiebeln!). Die Menge ist beeindruckend (700 g Fleisch), doch wir schaffen alles.
Vollgefr…, müde und zufrieden schlendern wir zurück ins Hotel, wo wir aus unserem Schlafzimmerfenster im 10. Stock einen letzten Blick auf Banja Luka bei Nacht werfen.
Ihr beide schreibt immer so schön, da wird der eigene Blick auf die schönen Details wieder einmal geschärft. Liebe Grüße
Danke für das Kompliment. Es geht uns mit euren Berichten genauso.
Liebe Grüsse nach Sizilien
Beat und Annette