Albanien 2015

 

14. – 30. März 2015

Karte zu unserer Reise durch Albanien:

 

Das unbekannte Land

14. März 2015

Kurz nach fünf Uhr morgens kündet der Lautsprecher an, dass wir demnächst in Igoumenitsa ankommen werden. In dieser Nacht sind wir von Bari (Italien) nach Griechenland gefahren. Um sechs Uhr verlassen wir die Fähre.
Was nun?
Da weder auf dem Navi noch auf der Karte noch aus den spärlich vorhandenen Wegweisern ein klarer Zielort eruierbar ist, fahren wir aufs Gratwohl los, Richtung Albanien und überqueren bei Konispol die Grenze.

 

Der albanische Doppeladler

 

Nun sind wir in Albanien, einem Land, von dem wir keine Vorstellung haben und über das wir nur sehr wenig wissen. Wir haben weder eine vernünftige Strassenkarte noch albanisches Geld.
In Butrint, einem Touristenort, wollen wir uns dies besorgen.

Wir fahren durch eine schöne, karge Hügellandschaft. Als wir kurz anhalten, werden wir von einem jüngeren Mann auf Englisch angesprochen. Er sagt uns, dass er ganz in der Nähe einen Zeltplatz führe. Wir könnten uns den einmal ansehen, wenn wir wollten.
Wir haben die letzte Nacht kaum geschlafen und finden, dass dies ein guter Einstieg für Albanien ist.

 


In Ksamil finden wir zwar keinen Zeltplatz vor, doch wir bleiben auf der Wiese vor den Appartementshäusern, die seine Familie im Sommer an Touristen vermietet.
Für 10 Euro (wir haben immer noch keine albanische Lek) erhalten wir einen ruhigen, sicheren Übernachtungsplatz mit Strom und Frischwasser. Zudem dürfen wir die Toilette und Dusche in einem der Appartements benutzen.
Die ganze Familie kommt und begrüsst uns. Die Mutter schenkt uns sogar einige Zitronen vom Baum im Garten. Die Tochter bringen uns die ersten albanischen Worte bei.

Hier ein kleiner „Crashkurs“:
– Hallo = Përshëndetje,
– Danke = Falerminderit
– auf Wiedersehen = Mirupafshim
– ja = po
– nein = jo

Wir fühlen uns in Albanien herzlich willkommen.

Der Gang ins Dorf, zu den zwei Bankomaten, ist erfolglos. Der eine erkennt unsere Karte nicht, beim anderen wird während der Transaktion der Bildschirm schwarz. Zum Glück spuckt er wenigstens unsere Karte wieder aus.

Beim Spaziergang am nahe Meer entdecken wir die schöne Bucht von Ksamil.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Uns fallen einige zerstörte Bauten in der Umgebung ins Auge.
Später erzählt uns Elton, ein Sohn der Familie, dass die Häuser ohne „Dokumente“ errichtet wurden und dass die Regierung diese zerstören liess. Er lässt vorsichtig durchblicken, dass hier viel Korruption herrsche, und dass es schwierig sei, eine politische Meinung zu äussern. Falls sich die Machtverhältnisse ändern würden, müsse man mit Sanktionen rechnen.

 

 

 

 

 

 

 

Am Abend ziehen wir nochmals los. Wir staunen über die schlichte Schönheit der Moschee und des Minaretts.

 

Moschee von Ksamil

 

Am Strand spazieren wir diesmal in die andere Richtung. Hier steht eine Reihe einfacher Bars und Restaurants. Im Sommer muss da die Post abgehen.

 

Bucht von Ksamil, von einer geschlossenen Strandkneipe aus

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Syri i Kalter (Blue Eye)

15. März 2015

Am Morgen füllen wir unseren Frischwassertank, verabschieden uns von der Familie und fahren nach Sarandë. Unser Gastgeber ist gestern extra dort beim Tourismusbüro vorbeigefahren und hat für uns abgeklärt, ob es offen ist und ob es dort Strassenkarten zu kaufen gibt.
Und wirklich, wir können in Sarandë unsere dringendsten Probleme lösen. Wir kriegen Geld vom (dritten) Bankomaten, können einen Strassenatlas vom südlichen Balkan kaufen und unseren Dieseltank füllen.
Das macht den Wohnmobilisten so richtig glücklich: Abwassertank leer, Frischwasser- und Dieseltank voll, Geld in der Landeswährung und eine vernünftige Strassenkarte. 🙂
Die zwei Tipps der Frau im Tourismusbüro sind ebenfalls Volltreffer:
Wir fahren eine löcherige Strasse zur Burg Kalaja e Lekursit hinauf und geniessen die sensationelle Rundumsicht.

 

 

Die ehemalige Burg ist heute ein schönes Restaurant, das nur im Sommer geöffnet ist.

 

 

 

 

Beat hat wieder einen Vogel!

Ein melodiöser Gesang macht ihn auf das kleine Federbällchen aufmerksam. Er packt die Kamera aus und drückt ab. Er stellt fest: „In Albanien gibt es sogar ungekämmte Vögel.“

 

Haubenlerche (Galerida cristata)

 

Dann fahren wir weiter nach Syri i Kalter. Die Quelle soll einen Abstecher wert sein.

 

Strasse nach Syri i Kalter

 

Dort drückt das Wasser mit riesiger Kraft senkrecht aus dem Boden. Pro Sekunde sprudeln rund 7.5 m³ (umgerechnet 50 Badewannen voll, pro Sekunde!!!) 10 °C kaltes Wasser aus dem Boden. Wie tief die Quelle ist, weiss man nicht.Wegen dem enormen Wasserdruck konnten bisher erst die obersten 50 Meter erforscht werden.
Doch nicht nur die technischen Daten sind faszinierend.
Das glasklare Wasser wirkt von oben gesehen wie ein blaues Auge. Daher der Name: Syri i Kalter oder: Blue Eye. Das Farbenspiel der Blau- und Grüntöne ist wunderschön.

 

 

Es ist sehr eindrücklich, wie aus dem Nichts unvermittelt ein stattlicher Bach aus dem Boden fliesst.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Nacht verbringen wir ganz in der Nähe auf einem Parkplatz eines Restaurants, das so früh im Jahr noch geschlossen ist.
Zum Dank schenken wir dem armen ungestreichelten Husky, der hierher zu gehören scheint, einige Streicheleinheiten und sammeln, wie immer an unseren Übernachtungsplätzen, herumliegenden Müll ein.

 


Link zur heutigen Strecke:

 

 

Einsamer Sandstrand

16. März 2015

Heute gehts zurück nach Sarandë. Am Rande der Stadt haben sich einige Roma niedergelassen. Sie scheinen vom Altmetallhandel und vom Betteln zu leben.

 

Romakinder neben ihren Behausungen

 

Nun fahren wir durch eine karge Landschaft, hinter der malerisch ein Schneeberg hervorlugt. Immer wieder sind ganze Hügelzüge terrassiert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Kuh, die es sich auf der Strasse gemütlich gemacht hat, lässt sich von nichts und niemandem stören. Als ehemalige Rinderhirten können wir da nicht einfach vorbeifahren.

 

 

Beat fotografiert und ein Auto hält an. Ein Albaner fragt ihn zuerst auf albanisch, dann auf englisch, ob dies der Weg nach Vlorë sei. Beat antwortet, dass er dies hoffe, da wir selber dorthin fahren wollten. Der Mann lacht und findet es „funny“, dass er als Albaner einen Ausländer nach dem Weg fragt. Als er hört, dass wir aus der Schweiz kommen, findet er es gar „crazy“, dass ein Schweizer in Albanien Kühe fotografiert. Lachend fährt er weiter.

 

Auch das ist Albanien

 

Unterwegs sehen wir einen schmalen, asphaltierten Weg, der zum Kloster „Manesteri San Thodori“ führen soll. Wir folgen dem Wegweiser und gelangen nach ca. zwei Kilometern zu einem ruhig gelegenen Parkplatz. Zum „Kloster“ hinauf führt ein breiter Weg, der mit schönen Steinplattten belegt ist. Wir betreten den Klosterhof. Die Klinken am Tor sind zwar abgebrochen, aber man kann das Schloss noch öffnen. Die Gebäude sind nur noch Ruinen und es gibt keinerlei Informationen. Es ist fragwürdig, warum der aufwändige Weg angelegt wurde.

Wir beschliessen hier zu schlafen. Zuerst wollen wir uns aber noch etwas bewegen. Wir folgen einem Weg, der zum Meer hinunter zu führen scheint. Nach etwa dreiviertel Stunden sehen wir von oben eine einsame Bucht mit Sandstrand, durch den ein Bach ins Meer fliesst.

 

 

 

 

 

 

Wenn wir ein Zelt dabei hätten, würden wir heute Nacht hier schlafen.

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind die einzigen Menschen weit und breit und schlendern in der schönen Bucht herum. Im Sommer scheint es hier doch einige Badegäste zu geben. In einer der zwei Hütten sind Liegestühle gestapelt. Die andere scheint jeweils eine Strandbar zu beherbergen. Überlaufen kann es jedoch kaum sein, denn der einzige Weg, der hier herunter führt, ist nur mit einem geländegängigen Fahrzeug oder zu Fuss zu meistern.

Link zur heutigen Strecke:

Link zum heutigen Spaziergang:

 

 

Ziegen

17. März 2015

Wir sind müde von den vielen Eindrücken der letzten Tage. Deshalb wollen wir heute an diesem ruhigen Platz bleiben.

Plötzlich hören wir Rufe, Pfiffe und Glockengebimmel. Eine Hirte zieht mit einer Ziegenherde an unserem Wohnmobil vorbei. Annette fragt den Mann (mit Aufsagen der Zahlen von 1 bis 10 und fragenden Gesten), wieviele Tiere er hüte. Er schreibt mit seinem Hirtenstab die Zahl in den Sand: 178.

 

 

Er dirigiert die riesige Herde ohne Hund, nur mit Pfiffen, Zurufen und mit vielen rollenden „RRRRs“.
Beim Weiterziehen präsentieren sich einige Ziegen wie auf dem Laufsteg. Wir staunen über die Vielfalt der langhaarigen Tiere.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über den Lhogara-Pass nach Apollonia

18. März 2015

Wir fahren über viele Haarnadelkurven den Lhogara-Pass hoch. Der Blick aufs Meer und die wolkenverhangenen Schneeberge ist einmalig.

 

 

 

 

Kurz nach dem Pass finden wir eine Wasserstelle, wo wir unseren Tank und unsere Flaschen wieder auffüllen können. Auf dem Bild sieht man leider auch viel Müll. Wir haben Albanien bis jetzt als ein wunderschönes und sehr vielfältiges Land erlebt. Man sieht viele gepflegte Landschaften, Häuser und Autos.
Für uns unbegreiflich ist der allgegenwärtige Müll. Überall am Strassenrand und an den Bachläufen ist er unübersehbar. Wir fahren durch Dörfer, in denen kein einziger Abfalleimer oder -container zu sehen ist.
Schade!!!

 

 

Ein weiteres Problem ist der Strassenzustand. Viele Verkehrswege scheinen mehr Löcher aufzuweisen als ebene Flächen. Solche Löcher oder gar abgerutschte Strassenteile tauchen oft ganz plötzlich auf. Meistens sind sie nicht oder nur schlecht gekennzeichnet.

 

Abgerutschte Stützmauer

 

Am Strassennetz wird aber fleissig gebaut und viele Strecken sind bereits in einem guten Zustand. Doch auch hier kann plötzlich und unerwartet ein Loch oder Absatz die Autofahrer ganz arg durchschütteln.
Die Moral: Fahre immer nur so schnell, dass du jederzeit (auch in der Dämmerung und nachts) auf der überblickbaren Strecke anhalten kannst.
Kurz vor Vlorë finden wir ein Restaurant mit Bar, wo wir auf der Sonnenterrasse einen Internetzugang erhalten.
Annette setzt den letzten Blogteil (Apulien) online und Beat geniesst die Aussicht und die kühle Cola.

 

 

 

Blick auf Vlorë

 

Danach fahren wir weiter nach Apollonia (bei Fier). Wir sind spät unterwegs und es wird bereits Nacht. Die Strasse ist in einem guten Zustand. Einzig auf die dunkel gekleideten Fussgänger, Velofahrer und unbeleuchteten Traktoren (zum Abbiegen schwenkt man die dunkelgraue Mütze) muss man aufpassen.
Wir parken ausserhalb von Apollonia und ärgern damit offensichtlich den „Wachhund“ der Ausgrabungsstätte, der lange Zeit unermüdlich zu uns runterkläfft.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Apollonia

19. März 2015

Heute besuchen wir die Ausgrabungsstätte Apollonia. (ein bisschen Kultur schadet niemandem; oder?)
Apollonia (albanisch: Apoloni/a) ist eine Ruinenstätte nahe der Stadt Fier. Sie wurde 588 v. Chr. als dorische Kolonie von Korfu gegründet. Sie wurde nach dem Gott Apollon benannt. Fast tausend Jahre lang war sie ein wichtiges städtisches Zentrum. Es wird geschätzt, dass zur Blütezeit innerhalb der vier Kilometer langen Stadtmauer etwa 60.000 Menschen lebten.

 

Blick vom Odeon auf das Stadthaus

 

Apollonia wurde auf einem Hügel etwa einen Kilometer nördlich des Flusses Vjosa gebaut, der nach wenigen Kilometern ins Adriatische Meer mündet und in der Antike bis zur Stadt herauf schiffbar gewesen ist.

Seit 229 v. Chr. stand es unter römischen Schutz. Im Innern des ehemaligen Marienklosters, das auf dem Gelände errichtet wurde, befindet sich ein Museum.

 

Auf der Galerie des Museums werden einzelne Fragmente schön präsentiert.

 

Die zur römischen Zeit wichtige Hafenstadt an der Küste Illyriens umfasste im 4. Jahrhundert n. Chr. 81 Hektar. Der Verfall des Handelszentrums setzte ein, als ein Erdbeben den Lauf des Flusses Vjosa änderte und der Hafen Apollonias verlandete.

 

Säulenkapitelle der römischen Kirche

 

Vom Hügel, auf dem die antike Stadt stand, hat man einen schönen Ausblick über das Dorf Pojan und die fruchtbare Ebene, die bis ans Adriatische Meer reicht.

 

 

Doch auch kleinere, unscheinbare Objekte aus der neuesten Zeit (zum Ort passend mit dem Namen eines griechischen Gottes) werden von uns entdeckt und gewürdigt:

 

Hermesfinger (Hermodactylustuberosus)

 

Hermes ist in der griechischen Mythologie der Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten. Das nehmen wir als gutes Omen. Dass er andererseits auch der Gott der Diebe ist, verdrängen wir aus Selbstschutz.

Am Nachmittag fahren wir in die nahe Stadt Fier. Dort verkaufen die vielen Klein- und Kleinsthändler am Strassenrand alles, was man zum täglichen Leben braucht. Wir sehen einen Mann, der lediglich fünf Salatköpfe, wohl aus dem eigenen Garten, anbietet.

Hier ein kleiner Eindruck:

 

 

 

Werkzeugverkauf zwischen dem Plastikwarenhändler und der Bar

 

 

Der Eierverkäufer steht am Strassenrand bei einem Schwatz.

 

 

Rechts der „grosse Gemüser“ mit eigenem Geschäft, links die Kleinsthändler, die ihre Gartenprodukte feilbieten.

 

So vergeht der Tag wie im Fluge und wir bleiben für eine weitere Nacht in Apollonia.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Abenteuer: Autofahren in den Bergen

20. März 2015

Nach dem Frühstück fahren wir über Fier nach Berat. Nochmals bestaunen wir die vielen Strassenhändler bei ihrer Arbeit.

 

 

Die Strasse kurz vor Berat wird erneuert und ist zur Zeit kaum befahrbar mit all den Löchern und dem Werksverkehr.
Von weitem sehen wir ein grosses Schiff auf der Wiese stehen. Es entpuppt sich als Bar /Cafe.
Eine sehr originelle Idee, finden wir. So ist die Raststätte nicht zu verfehlen.

 

 

Berat ist eine der ältesten Städte Albaniens. Die erste schriftliche Erwähnung der „schönen, weissen Stadt“ stammt aus dem 9. Jhd. Die Altstadt wurde 1961 offiziell zur „Museumsstadt“ ernannt und blieb dadurch von Neubauten verschont. 2008 wurde sie in die Liste des Unesco Weltkulturerbe aufgenommen.

Link zu Berat auf Wikipedia:

Wir parken in der Nähe der Universität, die unübersehbar und pompös im Tal steht.

 

 

Berat ist bekannt für seine pittoreske Altstadt, die sich auf beiden Seiten des Flusses Osumit ausbreitet. Die verschachtelten Häuser drängen sich dicht an den Berg und lassen kaum Platz für die Gassen.

 

 

Wir schlendern durch die Gässchen. Plötzlich taucht ein Mann auf. Er spricht uns auf englisch an: Vasil sei sein Name und er zeige uns den Platz mit dem schönsten Blick über die Stadt. Wir würden die Altstadt lieber alleine erkunden, doch er lässt sich nicht abschütteln. Er erzählt viel von den Kirchen und Moscheen und den Brücken über den Fluss und den Bergen und von seiner Familie.
Natürlich ist seine Frau gestorben und seine Tochter noch in der Schule und seine Mutter sehr alt, gebrechlich und arm. Deshalb bittet er uns um Geld. Als wir darauf nicht eingehen, zieht er endlich von dannen und wir können in Ruhe den Ort geniessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unten, im neueren Teil der Stadt, steht eine Kirche unmittelbar neben einer Moschee.
Wir erinnern uns an den italienischsprechenden, alten Mann, den wir vor wenigen Tagen getroffen haben. Er hat uns erklärt, dass in Albanien die Menschen der verschiedenen Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander leben. Er als orthodoxer Christ lade seine moslemischen Freunde jeweils zu Ostern ein und er werde von diesen zum Bejram (Opferfest) eingeladen.

 

 

Der Himmel ist strahlend blau und das Wetter scheint stabil. Wir beschliessen durch das Hinterland Albaniens Richtung Tepelenë fahren.
Wir haben keine Ahnung, wie die Strassenverhältnisse sind, wollen aber umkehren, wenn es zu prekär wird.
Zu Beginn ist die Strasse noch asphaltiert und in gutem Zustand.

 

Blick zurück auf Berat

 

Später wechselt der Belag, und wir fahren auf einer mit runden Steinen gepflasterten Strasse, die aussieht wie die alten Römerwege, die wir kennen. Das ist zwar holperig, aber fahrbar. Probleme bereiten nur die Stellen, an denen Steine fehlen. Mit unserem Fahrzeug müssen wir da immer die beste Spur wählen, damit wir nicht plötzlich mit der Achse oder was da noch alles unter dem Fahrzeug hängt, anstehen.
Schalten ist nun nicht mehr nötig, denn schneller als im ersten Gang kann man sowieso nicht fahren.

 

 

Auch hier im Hinterland sieht man kaum verwildertes Land. Die Dörfer sind gepflegt. Auf den Wiesen und in den Baumplantagen arbeiten die Bauern meistens ohne Maschinen. Je weiter weg von der Stadt, desto öfter werden Esel als Transportmittel eingesetzt.

 

 

In grösseren Höhen verschwinden dann die Kulturpflanzen und wir fahren durch karges Weideland.
Sehr häufig sieht man Schaf- und Ziegenherden, die meist von zwei Hirten begleitet werden.

Die „Strasse“ wird immer mehr zur Herausforderung. Sie ist nun nicht mehr gepflastert und zum Teil sehr schmal. Zum Glück gibt es kaum Verkehr. Wir begegnen etwa jede Stunde einem der wenigen Geländewagen, die hier vorbeifahren und haben Glück. Es passt jedes Mal mit dem Kreuzen. In den ungünstigsten Fällen hätten wir 1-2 Kilometer rückwärts fahren müssen bis zur nächsten breiteren Stelle.
Die Leute sind ausnahmslos freundlich, staunen zuerst und grüssen dann freudig. Unser WoMo ist wohl das erste Fahrzeug, mit ausländischem Nummernschild und ohne Allrad, das hier durchfährt.
Ein paarmal schaffen wir die nächste Kuppe nur mit durchdrehenden Rädern. Passagen mit erdig-lehmigem Untergrund folgen. Wir sind froh, dass das Wetter trocken und stabil ist. Bei Regen hätten wir diese Strecke nicht geschafft und wenden wäre an einigen Stellen unmöglich gewesen.

 

 

Die „Strasse“ führt oft über den Grat und die Aussicht ist einmalig. In der Nähe des kleinen Dorfes Terpan übernachten wir.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wieder ins Tal

21. März 2015

Ein weiterer wolkenloser Tag begrüsst uns. Wir spazieren auf den nahen Hügel, und geniessen die grandiose Rundsicht. Hier befinden sich auch einige Gräber. Laut Grabstein wurde eine Frau 104 Jahre alt.
In Albanien trifft man immer wieder auf solche einzelne Grabstätten in der Natur, oft an schöner Aussichtslage. Es gibt aber auch grosse Friedhöfe. Einen haben wir gesehen, auf dem sowohl Christen als auch Moslems beerdigt wurden.

 

 

Heute ist das erste Wegstück breit und in gutem Zustand.

Folgende Fotos sollen einen Eindruck vom Hinterland Albaniens vermitteln:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Uns fallen immer wieder Puppen, Stofftiere, ja ganze „Vogelscheuchen“ auf. Diese hängen überall: an Rohbauten, Häusern, Zäunen, in Rebbergen etc.

In manchen Gegenden sind sie allgegenwärtig, in anderen nur selten zu sehen.
In Albanien ist der Aberglaube noch stark verbreitet. Diese Figuren sollen die Häuser und Felder schützen, indem sie „den bösen Blick“ auf sich ziehen.

 

 

In Buz treffen wir wieder auf eine asphaltierte Strasse, die ins Tal hinunter führt. Das einzige Restaurant hier oben in „the middle of nowhere“ scheint nicht besonders gut zu laufen. Der Besitzer stoppt uns, indem er uns vor das Auto rennt und uns mit vielen Gesten in sein Lokal zu locken versucht. Wir haben jedoch ausgiebig gefrühstückt und fahren weiter. Die Strasse führt zum Teil steil ins Tal hinunter. Der Asphaltstreifen ist schmal, extrem bucklig und löcherig, nichts also mit gemütlicher Fahrt.

Dafür geniessen wir die Sicht auf einen der vielen unverbauten, mäandrierenden Flüsse Albaniens, die sich ihren Weg noch selber suchen dürfen.

 

 

In Memaliaj sind wir stolz, diese abenteuerliche Strecke gemeistert zu haben, aber auch froh, nun wieder im Tal zu sein.
Die 57 km Bergstrecke von Berat nach Memalija haben wir in rund sieben Stunden (reine Fahrzeit) „durchrast“. 😉

Vor Këlcyrë finden wir eine Grab- und Gedenkstätte für griechischen Soldaten, die hier bei einer Schlacht gegen die Italiener 1943 gefallen sind.
Der grosse Parkplatz liegt etwas abseits der Strasse, ein idealer Übernachtungsplatz für uns.

 

Wer findet unser Wohnmobil auf diesem Bild?

 

 

Die Kirche in der riesigen Gedenkstätte mit Soldatengräbern

 

Wir beschliessen den Tag mit einem Abendspaziergang im Tal. Dabei kommen wir an drei Schaf- und Kuh-„ställen“ vorbei.

Albanien ist ein Land der Hirten. Überall trifft man sie. Wir haben Frauen und Männer gesehen, die eine einzelne Kuh am Strick dem Strassenrand entlang oder in Wiesen führten. Andere haben zwei, drei Kühe gehütet, manchmal mit Kälbern. Aber meistens sind es Schaf- oder Ziegenhirten. Die Grösse der Herden variiert von ein paar wenigen Tieren bis hin zu stattlicher Anzahl, die meist von zwei Männern gehütet werden. Oft sind auch Hunde dabei, doch haben wir nie gesehen, dass diese zum Treiben eingesetzt werden.
Am Abend werden die Tiere in einen Unterstand getrieben. Die Hirten schlafen daneben in einfachen Hütten.

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Zeit für ein Thermalbad in freier Natur!

22. März 2015

Wir wollen in unserem Reiseblog nicht nur die Schokoladenseiten zeigen.
Landschaftlich ist Albanien sehr vielfältig und schön und die Leute sind ausserordentlich freundlich.
Abstossend und für uns unverständlich ist jedoch der Müll, der überall herumliegt. Alles wird bedenkenlos weggeschmissen und die Abhänge hinuntergekippt.
Wir sammeln jeweils an unseren Übernachtungsplätzen herumliegenden Abfall ein und werfen ihn dann in Müllcontainer, die wir antreffen. Hier sind wir aber nicht sicher, ob dieser auch fachgerecht entsorgt oder verbrannt wird.

An Bach- und Flussläufen kann man jeweils den Hochwasserstand am Plastik, der in den Büschen und Bäumen hängt, ablesen.

Schade!!!

 

 

Unterwegs fotografieren wir wieder Objekte, die Rebberge und Felder vor dem „bösen Blick“ schützen sollen. Besonders angetan hat es uns ein Kuhschädel, der auf einem Stab steckt. Er ist der beste Beweis dafür, dass solche Objekte den Blick wirklich auf sich ziehen. Wir stellen fest: der Zauber wirkt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurz nach Permët folgen wir dem Wegweiser in ein Seitental, der eine Thermalquelle verspricht. Nach sechs Kilometern, in Benjë-Novaselë werden wir fündig. Tafeln weisen darauf hin, dass diese Anlage mit Hilfe der Schweizerischen Eidgenossenschaft entstanden ist.

 

 

Das Bassin erreicht man zu Fuss über eine schöne alte Brücke.
Wir steigen in das gut 30 °C warme Wasser, das hier aus dem Berg fliesst. Ein Paar tummelt sich bereits in dem rund 8×10 Meter grossen Becken. So baden nun im Hinterland Albaniens: ein verliebtes Paar aus Grossbritannien und wir, (ein Paar, das sich liebt) aus der Schweiz.

 

Brücke zur Thermalquelle

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Von Arbeitstieren und leerem Handy-Akku

23. März 2015

Am Morgen steht neben unserem Wohnmobil ein Pferd mit Packsattel. Da ist wohl jemand früher aufgestanden als wir.
Wir sehen oft gebastete Esel und Pferde. Die Bauern reiten auf ihnen zur Arbeit auf die Felder.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun fahren wir wieder aus dem Tal mit der Thermalquelle hinaus und weiter auf einer sehr schönen Strecke nach Hudënisht. Einmal mehr staunen wir, wie ein Stück abgerutschter Strassenrand „gesichert“ ist. Zwei etwas grössere Steine auf der Fahrbahn müssen genügen.

 

 

Der Himmel ist bedeckt. Der Weg führt zuerst durch karges, hügeliges Land, dann wird das Tal breiter und nach Ersekë fahren wir durch eine weite Ebene.

 

 

 

 

Kurz nach dem Pass Qafa e Hazërit schauen wir auf eine riesige Baustelle hinunter. Bulldozer bewegen ganze Berge. Wir können uns nicht vorstellen, was hier gebaut wird. Für einen Stausee fehlt das Wasser. Eine grosse Schafherde zieht den Hügel hinab. Wenn hier weiter so gebaut wird, gibt es bald kein Gras mehr zu fressen.

 

 

Annette befragt zwei junge Männer, die auf der Strasse stehen und wohl bei Bedarf den Verkehr regeln. Der eine spricht kein Englisch und der andere tippt hilfsbereit auf albanisch den gesuchten Begriff ins Handy ein, um ihn dann übersetzen zu lassen. Leider sind die Akkus leer, bevor wir zu unserer Information kommen.
In Hudënisht wollen wir auf dem Campingplatz übernachten, der im Stellplatzführer von 2014 aufgeführt ist. Wir haben die genauen Koordinaten, doch der Platz existiert nicht mehr. Er musste dem Ausbau der Strasse weichen.
Wir sind müde, es regnet und wird dunkel. Deshalb fahren wir kurz entschlossen von der schlammigen Fahrbahn auf einen ebenen Platz, der direkt am grossen Ohridsee liegt.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf einer Hauptstrasse 2. Ordnung

24. März 2015

Morgens um Vier werden wir geweckt. Neben unserem Wohnmobil hören wir schabende Geräusche und leise Stimmen. Schlaftrunken wagen wir einen Blick in die dunkle Nacht. Einige Lichter von Taschenlampen bewegen sich in unmittelbarer Nähe.
Erst nach einiger Zeit stellen wir fest, dass da draussen Fischer ihre Boote vorbereiten, um auf den See hinauszurudern. Unsere Anspannung legt sich und wir schlafen beruhigt wieder ein.

Als es hell wird, sehen wir die Fischerboote draussen auf dem See umringt von Kormoranen.

 

 

Nicht nur die Bauern, auch die Fischer benutzen als Transportmittel Esel. Diese stehen dann geduldig am Ufer und warten auf die Rückkehr ihrer Besitzer.

 

 

Der grösste Teil des Fangs wird direkt an der Strasse verkauft. Wir kommen so zu vier fangfrischen Seeforellen.

Dann geht es weiter nach Librazhd. Von hier aus fahren wir nochmals weg von der Hauptverkehrsstrassen, diesmal auf einer Hauptstrasse 2. Ordnung, wie wir dem Strassenatlas entnehmen, und nicht mehr auf Nebenstrassen wie das letzte Mal.

Wieder staunen wir, wie hier in Albanien die Äcker in den Ebenen und Felder in den Hügel- und Bergregionen gepflegt werden. Selten sieht man einen verwilderten Flecken Erde.

 

 

 

 

Etwas anders sieht es zum Teil mit der Führung der Stromleitungen aus. Wieso Masten aufstellen, wenn es doch Bäume gibt, scheint man sich hier gesagt zu haben.

 

 

Die „Hauptstrasse 2. Ordnung“ ist etwas anders, als wir es von der Schweiz her gewohnt sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber wir sind uns inzwischen so Einiges gewohnt und fahren guter Dinge weiter. Auch als es dann wenig später so aussieht, geben wir noch nicht auf.

 

 

Kurz darauf verengt sich die Strasse auf eine Fahrspur und führt in Serpentinen durch einen Wald den Berg hoch. Nun sind wir doch etwas verunsichert. Wir fahren rückwärts auf den breiten Weg.
Ein Jeep fährt heran. Wir stoppen ihn um herauszufinden, ob die Strasse weiter vorne noch schlechter wird. In dem Gefährt sitzen vier Polizisten, die alle hilfsbereit aussteigen. Doch keiner spricht auch nur einen Brocken Englisch. Sie glauben, wir hätten uns verfahren und zeigen in die verschiedenen Richtungen und nennen jeweils die Ortsnamen, die an diesen Wegen liegen. Auf Annettes Frage (auf Albanisch) Strasse gut? Strasse schlecht? geben sie keine Antwort. Zuletzt will uns der Chef gar einen seiner Polizisten mitgeben, damit der uns zurück nach Librazhd führt. Doch da kommen wir her und wollen zumindest heute nicht mehr dorthin zurückkehren. Wir bedanken uns freundlich und sie fahren winkend weiter.
Nun nähern sich drei Bauern, die dem Schauspiel zugeschaut haben. Sie wiederholen immer wieder ungläubig lachend, dass dies die „Polici“ gewesen sei. Sie scheinen darüber zu staunen, dass wir es gewagt haben, solche Autoritätspersonen anzuhalten. Die Bauern verstehen aber Annettes Frage und weisen in die Richtung, aus der wir gekommen sind und sagen „Strasse gut“ und für die Richtung, in die wir wollen: „Strasse schlecht“. Nun wissen wir, woran wir sind und beschliessen umzukehren.

 

 

Auf dem Weg zurück übernachten wir oberhalb von Zgosht direkt neben der Strasse, die hier in einwandfreiem Zustand ist. Der Blick ins Tal ist grandios. Aus den vereinzelt vorbeifahrenden Fahrzeugen winken uns die Männer freundlich zu.
Zur Krönung des Tages kochen wir uns die Forellen, die am Morgen früh noch im Ohridsee herumgeschwommen sind.

Menu du jour:
Forellen blau mit Salzkartoffeln und viel zerlassener Butter, als Beilage Salat … ein Festessen!

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Zu hoher LKW und zu tiefer Sand

25. März 2015

Uns fällt auf, dass viele Häuser in Albanien sehr gepflegt und oft bunt sind, manche gestrichen, manche mit Mosaiken versehen oder aus Natursteinen erbaut.

 

Reiseblog

 

 

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Vielleicht gibt es schönere Standorte, doch die Strasse ist (noch) wenig befahren und die Aussicht unverbaubar.

 

Kurz nach 10 Uhr morgens fragt Annette in Librazhd in einem Internet-Café, ob wir uns mit unserem PC ins Internet einloggen können. Der Angestellte zögert. Er sei nicht der Inhaber und dürfe dies nicht entscheiden. Der Chef komme ….und streckt 5 Finger in die Höhe… Annette fragt: „also in 5 Minuten?“ Nein, meint er, um 5 Uhr Nachmittags. So lange wollen wir nicht warten. Ausgangs Librazhd versuchen wir es in einem Restaurant, mit Erfolg.

Unterwegs erleben wir die Probleme eines griechischen Lastwagenfahrers hautnah mit. Die Lichthöhe der Brücke ist mit 4.70 Meter angegeben und scheint auf der linken Fahrspur leicht höher zu sein. Deshalb wohl wählte der Chauffeur diesen Weg.

 

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Doch auch das nützt nichts. Sein Kollege, der seinen Laster unmittelbar hinter der Brücke so abgestellt hat, dass jeglicher Verkehr blockiert ist, stellt sich auf die Raupe der Baumaschine um die Höhe zu kontrollieren.

 

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Zentimeter für Zentimeter bewegt sich der Tieflader vorwärts und alle schauen gespannt nach oben, doch es fehlen 2 bis 3 cm. Der Chauffeur muss aufgeben und das Gefährt zurücksetzen. Das Problem dürfte für die beiden Fahrer nicht einfach zu lösen sein. Wir sehen auf unserer Strassenkarte keine Alternativroute.

Etwas später lässt uns ein „Fleischer“ am Strassenrand stoppen. Ein halbes Lamm baumelt an einem rostigen Gestell. Das Messer steckt zwischen den Schenkeln. Ob sich der Kunde da selber ein Stück abschneiden darf? Wir jedenfalls verzichten. 😉

 

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Heute wollen wir in Divjakë übernachten. Dort soll es eine schöne Stelle direkt am Meer geben. Wir haben die Koordinaten eingegeben und unser Navi führt uns über immer schlechtere Strassen vorbei an den letzten Häusern in einen Pinienwald. Die Zweige und Brombeerranken reichen in den Pfad hinein. Zum Glück haben wir eine Rebschere dabei und können so die verholzten Äste kürzen. Doch plötzlich bricht die Schere entzwei. Hinter uns stehen zwei Motorradfahrer, die wir blockieren. Darum fahren wir wohl oder übel weiter, was uns zerkratzte Acrylscheiben einbringt.

Wenig später öffnet sich der Wald und wir sehen das offene Meer vor uns. Leider trennt ein flacher Wasserlauf die Fahrspur vom offenen Sandstrand. Wir sind weitab von den letzten Häusern und wagen nicht den Bach zu durchqueren, da wir fürchten steckenzubleiben. So stellen wir unser Gefährt neben den Pfad zwischen die Dünen.
Hier lässt sich auch gut schlafen, trösten wir uns. Aber es ärgert uns schon, dass wir nicht bis ans Meer fahren können. Dort steht einsam, an schönster Stelle, bereits ein Wohnmobil. Wir spazieren zu Fuss dorthin um herauszufinden, ob es vielleicht noch einen anderen Weg gibt.

Als wir uns dem Wohnmobil nähern, schlägt unsere Enttäuschung in Erleichterung um.
Wir haben riesiges Glück gehabt!

Der Renault scheint schon länger hier zu stehen. Er trägt italienische Kennzeichen und steckt bis über die Achsen im Sand. Wir malen uns aus, wie die Besitzer diesen idyllischen Ort ansteuerten und dann im Sand stecken geblieben sind. Wahrscheinlich konnte sie hier, weitab von der Zivilisation, niemand mehr herausziehen und das traurige Ende eines fröhlichen Urlaubs war besiegelt.

Zum Glück blieb uns dieses Schicksal erspart.

 

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In der Nacht weckt uns durchdringendes Geheul. Was mag das wohl sein? Wölfe gibt es in Albanien unseres Wissens nicht. Wir fühlen uns aber in unserem „Heim“ geborgen und schlafen schnell wieder ein.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Von Pelikanen und Wasserbüffeln

26. März 2015

Am Morgen fahren wir wieder zurück. Bei den ersten Häusern überholt uns ein Motorrad und der Fahrer bedeutet uns anzuhalten.
Dorian ist Biologe und Ranger hier im Nationalpark Karavasta. Er lädt uns ein die Pelikane zu beobachten, die es hier gibt. Wir folgen ihm zum Wildhüter-Haus. Dort steigen wir in seinen Range Rover um. Er fährt uns auf eine Landzunge weit in die Lagune hinaus, wo eine Aussichtsplattform steht.
Mit dem Fernglas sehen wir die Pelikane und gleich daneben viele Flamingos. Auch Silberreiher, Graureiher sowie Enten und Blässhühner gibt es zu sehen. In dieser Lagune leben und brüten von Januar bis Juli 70-80 dalmatische Pelikane. Danach ziehen sie in den Norden Albaniens in die Gegend von Shkodër.

 

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Dorians Englisch ist nur rudimentär, aber seine Begeisterung ist ansteckend. Komplexe Erklärungen tippt er auf Albanisch ins Handy ein und lässt Annette die englische Übersetzung lesen.
Der Park wird zwar von der jetzigen Regierung unterstützt und die Ranger erhalten ihren Lohn vom Staat, aber das Parlament wird alle vier Jahre neu gewählt und dann wird jeweils von neuem entschieden wie es mit dem Park weiter geht.

Wir erzählen Dorian von dem nächtlichen Geheul in den Dünen und er klärt uns auf, dass dies Schakale gewesen sind.

 

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Leider sind die brütenden Pelikane zum Fotografieren zu weit entfernt. Doch auch so beeindrucken die grossen Vögel, wenn sie zum Fischen über das Wasser fliegen.

Da wir seine Begeisterung teilen, fährt Dorian uns noch an eine andere Lagune. Hier wurde eine bestehende Insel vergrössert und durch einen langen Holzsteg erschlossen. Sie soll als Brutplatz für viele Wasservögel dienen.

 

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Während des Ausflugs führt unser Guide mehrere Telefonate, in denen er erzählt, dass er Schweizer Touristen herumführe. Er ist offensichtlich stolz auf „seinen“ Naturpark und mit Leib und Seele engagiert.

Wir haben vor der Führung keinen Preis ausgehandelt und sind nun auf einiges gefasst. Doch Dorian meint, das koste nichts. Wenn wir jedoch etwas an die Benzinkosten zahlen wollten, wäre das auch willkommen. Mit unserem Obulus scheint er zufrieden zu sein.
Zum Schluss müssen wir uns auf einem Zettel verewigen (sein Chef habe ihm das aufgetragen), der dann in das offizielle Gästebuch geklebt werde.

Kurz nachdem wir den Nationalpark verlassen haben, treffen wir auf eine Herde Wasserbüffel mit ihrem Hirten.
Er spricht nur albanisch, freut sich aber offensichtlich über unser Interesse. Stolz präsentiert er uns seine Herde. Es ist ihm wichtig, dass wir die halbwilden Tiere streicheln können.

 

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Die Neugier siegt über die Angst und das Tier lässt sich schlussendlich von Annette kraulen.

 

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Wir fahren über Fushë nach Krujë. Hier soll es einen alten Bazar geben, den wir uns ansehen wollen. Es ist jedoch bereits Nachmittag und ein grosses Verkehrs-Chaos herrscht in den engen Strassen. Deshalb beschliessen wir weiterzufahren.
Die Strasse ist zum Teil sehr eng, aber frisch asphaltiert. Auf dem Pass werden wir von Baumaschinen gestoppt. Ein grösseres Stück Strasse ist abgerutscht und wird nun wieder neu in den Berghang hinein gebaggert. Ein Mann, der sich mit seinen zwei Söhnen die Baustelle anschaut, erklärt uns, dass die Strasse hier zwar passierbar, unten im Tal jedoch noch nicht ausgebaut und in sehr schlechtem Zustand sei.

Wir beschliessen umzukehren und stellen unser Gefährt für diese Nacht auf eine Aufschüttung neben der Passstrasse.

 

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Link zur heutigen Strecke:

 

 

Krujë

27. März 2015

Am Morgen füllen wir unsere Wasservorräte auf. Eine Röhre führt das köstliche Nass durch die Stützmauer und lässt es dann die Strasse hinunter laufen. Einheimische füllten dort gestern Abend ihren Kanister und versicherten uns, dass dies „gutes Wasser“ sei.

 

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An dieser Strasse treffen wir einen Hirten mit seiner Ziegenherde. Die Ziegen suchen sich ihr Futter in den steilen Felsen an den unmöglichsten Orten. Wir fragen uns, ob er am Abend noch alle Tiere beisammen hat.

 

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In Krujë finden wir einen der begehrten Parkplätze und kaufen im Bazar: Salat, Lauch und frischen Schafskäse, in den ganze Paprikas eingelegt sind. Zum Schluss schenkt uns ein Händler noch drei Äpfel, obwohl wir bei ihm gar nichts eingekauft haben.

 

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Bazar von Krujë

 

Danach spazieren wir zur Burg hoch. Hier ist das Skanderbeg-Museum untergebracht. Fürst Gjergj Skanderbeg ist durch seine Verteidigung Albaniens gegen die Osmanen im 15. Jhd. berühmt geworden und wird heute von vielen als Nationalheld gefeiert.
Wir verzichten jedoch auf einen Besuch, da die Ausstellung nur auf albanisch angeschrieben sein soll.
Wir erfreuen uns an anderen Dingen, zum Beispiel an den originellen „Blumentöpfen“…

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… oder schauen einem Mädchen zu, dass auf dem Platz, wo Kinder einem Ball hinterher rennen, in aller Ruhe ein Steinmännchen errichtet.

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Am Fussweg von der Burg zurück ins Dorf reiht sich eine Bude an die andere. Alle verkaufen Souvenirs. Die VerkäuferInnen sind auffordernd, aber nicht zudringlich.

 

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Selbst im Eingang zum Burghof werden Souvenirs verkauft.

 

 

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Vor einer modischen Kleiderboutique bleiben wir stehen. Selbst hier hängt im Schaufenster ein Knoblauchzopf, der böse Blicke auf sich ziehen und Geister vertreiben soll. „Sicher ist sicher!“ oder „Nützt’s nichts, so schadet’s nichts!“, scheint sich der Besitzer gesagt zu haben.

 

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Nun verlassen wir den Touristenort Krujë.
Wir nehmen nochmals einen Anlauf und wollen eine weitere Strecke durch die Berge Albaniens fahren.
Das Wetter verschlechtert sich aber zusehends. Jenseits des Kalimash-Tunnels herrscht dicker Nebel und es regnet heftig. Als wir dann noch sehen, dass „unsere“ Strasse eine Baustelle ist, beschliessen wir umzukehren.

 

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Auf dem Rückweg fahren wir in Rubik zur „Kisha se Shëlbuemit“ (Kirche Christi Himmelfahrt) hoch, die von einem Felsen aufs Tal hinunter blickt.

 

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Blick von der Kapelle auf Rubik und den Fluss Fan

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Ausspannen

28. / 29. März 2014

Heute fahren wir nach Lezhë. Unterwegs staunen wir einmal mehr über die vielen Strassenhändler.
Vor einer Kreuzung stehen mehrere Stände, die alle mehr oder weniger dasselbe verkaufen. Die Früchte leuchten fröhlich in den trüben Tag.

 

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In dem gesichtslosen Städchen Lezhë gibt es einen Stellplatz mit Internetanschluss. Hier bleiben wir zwei Tage, um uns etwas zu erholen und Wäsche zu waschen. Die vielen Eindrücke der letzten Tage wollen verarbeitet werden.

Link zur Strecke vom 28. März:

 

 

Albanien, wir kommen wieder!

30. März 2015

Leider müssen wir heute Albanien verlassen, da wir in der Schweiz unaufschiebbare Termine haben.
Gerne wären wir noch zwei bis drei Wochen geblieben. Albanien fasziniert uns sehr und wir wollen später nochmals hierher zurückkehren.

Bevor wir die Grenze zu Montenegro überqueren, kaufen wir nochmals Eier. Ein Strassenhändler scheint auf „Geflügel“ spezialisiert zu sein. Er verkauft Eier und Hennen. Auf Wunsch des Kunden werden die Hühner auch vor Ort geschlachtet.

 

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Annette beim Eierkauf

 

 

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Folgendes Foto scheint uns ein Sinnbild für Albanien:
Das Land kommt aus einer schwierigen Vergangenheit und bemüht sich offensichtlich den Anschluss an die neue Zeit zu schaffen.

 

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Wir hoffen, dass dabei nicht allzu viele Menschen zu Verlierern werden. Dass die Albaner ihre Freundlichkeit bewahren können und dass die sehenswerte Landschaft nicht aus lauter Streben nach Profit zerstört wird.

Link zur heutigen Strecke:

8 Gedanken zu “Albanien 2015

  1. Hallo,
    ein toller Bericht. Wir freuen uns auf das nächste Jahr. Wir starten aus Deutschland Anfang April 2017 mit 2 Wohnwagen als Zugfahrzeuge 2 SUV. Unsere Reise wird etwas anders verlaufen. Wir lassen die Wohnwagen auf verschiedenen Campingplätze stehen und fahren mit den Zugfahrzeuge ins Landesinnere. Wir machen allerdings zuerst eine Griechenlandrundfahrt und auf dem Rückweg gehts durch Albanien. Insgesamt sind wir aber mindestens 3 Monate unterwegs. Die Route ist fertig ausgearbeitet. Für Touren in Albanien kaufen wir ein Routebook von HoBO Team das individuell für uns erstellt wird. http://www.hobo-team.de/.
    Zuerst geht es aber Mitte Oktober zur Überwinterung bis Anfang März nach Spanien.
    Ich wünsche Euch weiter schöne Reisen und eine Gute Zeit

    • Hallo Helmut,
      da habt ihr ja ein tolles Reiseprojekt vor euch. Unsere Reise durch Albanien dauerte nur etwas mehr als zwei Wochen, viel zu kurz für dieses faszinierende Land.
      Wir wünschen euch weiterhin viel Freude und viele schöne Erlebnisse beim Reisen.

  2. Toller Bericht, fahren in 2 Wochen ebenfalls nach Albanien und sind schon sehr gespannt. Frage: Wie habt Ihr die Entsorgung vom WC und Brauchwasser gelöst? Beste Grüße Dietmar

    • Schön, dass euch unser Blogbeitrag gefallen hat.
      Wir haben eine SOG-Toilette, kommen also ohne jegliche Chemie aus. Trotzdem entleeren wir sie, nur auf Camping oder Stellplätzen. Wir benutzen unser eigenes Klo nur im Notfall und besuchen normalerweise öffentliche Toiletten oder kombinieren das Notwendige mit einem Besuch in einem Café. 😉

      Wir wünschen euch einen kurzweiligen Aufenthalt im wunderschönen Albanien.
      Beat und Annette

  3. Hallo, euer Albanienbericht ist einfach herrlich. Vielen Dank für viele nützliche Hinweise. Meine Frau und ich fahren im Mai nach Albanien und freuen uns scho darauf. LG aus Österreich

    • Hallo
      Wir sind mit gemischten Gefühlen nach Albanien gefahren und waren dann aber total begeistert. Die Landschaft ist traumhaft und die Menschen sehr freundlich. Wir sind vorwiegend frei gestanden (hielten uns dabei aber von grösseren Ortschaften und Städten fern) und hatten kein einziges Mal ein ungutes Gefühl.
      Wir wünschen euch viele schöne Erlebnisse.
      Liebe Grüsse aus Schwedisch-Lappland

  4. Grüazi Annette und Beat!
    Eben habe ich euren Reisebericht fasziniert aufgesogen. Wohnmobil-urlaub.at hat mich zu Euch geführt. Ich suche nach neuen Wegen, Landschaften und Erlebnissen, dafür ist Albanien bestimmt das richtige Reiseziel. Jedoch zweifle ich eben an der Reisetauglichkeit unseres GFK-Koffers, in mehreren Dingen.
    Hatten wir doch schon dieses Jahr in Karelien einiges an Erfahrungen sammeln müssen.
    Ja, die Müllgeschichte ist uns darum auch nicht gänzlich unbekannt! Einfach ein Unding! Bezüglich Müll fehlt vielerorts die entsprechende Sensibilität.
    Gerne würde ich mich eventuell wieder bei Euch melden, bezüglich diverser Ratschläge.
    Jetzt muss ich nur noch meine Co-Pilotin für Eure Reisestrecke überzeugen, denn auf unseren Griechenlandreisen haben wir immer über Albanien gesprochen..
    Eure HP und der Albanienbericht gefällt mir sehr gut, so kommen jetzt die anderen Berichte an die Reihe.
    Werde deswegen einen Link bei mir setzen.
    Jetzt gehe ich aber zum wohlverdienten Zvieri!
    Viele schöne Reisen und viele nette Begegnungen wünschen Euch,
    Wolfi und Uschi

    • Liebe Uschi, lieber Wolfi,
      wir waren von Albanien begeistert und wären sehr gerne länger als zwei Wochen dort geblieben. Die Leute waren ausnahmslos sehr nett. Mit unseren paar Worten Albanisch (Hallo, Danke, auf Wiedersehen) gewannen wir die Herzen im Nu. Wir fühlten uns willkommen und erlebten nicht einen einzigen Moment, in dem wir uns „irgendwie nicht wohl“ gefühlt hätten.
      Auch landschaftlich hat das Land viel zu bieten: die Küsten mit den weissen Stränden, die unverbauten Flüsse, die schroffen Berge, alles wirklich sehenswert. Dazu all die Ausgrabungen, die Altstädte mit den Souks, die Moscheen und Kirchen… Die Strassenverhältnisse sind allerdings höchst unterschiedlich: von glatt und neu asphaltiert bis zu reinen Schlaglochpisten mit rudimentären Warnungen wechselt es innert weniger Meter. Aber unser Fazit bleibt: Albanien ist eine Reise wert.
      Leider hatten wir noch keine Zeit eure Homepage ausführlich anzuschauen, aber speziell eure Berichte über Karelien interessieren uns sehr.

      Liebe Grüsse

      Annette und Beat

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