Frankreich, wir sind da!
7. April 2017
Heute sind wir in Frankreich angekommen und haben am Lac de Matemale einen Übernachtungsplatz gefunden. Der Stausee ist halbleer und entsprechend hässlich mit seinen vegetationslosen Ufern.
Dafür finden wir im Wald wunderschöne lila blühende Alpenveilchen.
Camping du Lac Matemale
8. April 2017
Gegen Mittag fahren wir die rekordverdächtige Strecke von zwei Kilometer bis zum nahen Campingplatz, der mit lediglich drei Sternen klassifiziert ist.
Dabei gibt es hier (im Preis inbegriffen) einen Whirlpool und eine Sauna! Und, für uns viel wichtiger: WiFi!
Die Plätze sind gross und liegen zwischen hohen Bäumen.
Die Dame an der Rezeption erzählt zudem, dass der Stausee im Sommer jeweils voll sei.
Lac du Lampy
9. April 2017
Am Lac du Lampy geniessen wir im Restaurant die Frühlingssonne und Waffeln mit Maronen-Crème.
Frisch gestärkt spazieren wir um den See, der idyllisch im Wald liegt.
Plötzlich entdecken wir eine Robbe … gibt es ja gar nicht in Frankreich … also genauer hinschauen! … einen Stein in Robbenform, der nahe dem Ufer ein Sonnenbad nimmt.
Am Abend stellen wir unseren NOBIS neben die Strasse am See.
Die Parkverbotsschilder haben uns zuerst davon abgehalten, aber einige andere Wohnmobile parken ebenfalls da und ein netter Franzose erklärt uns, dass hier im Südosten Frankreichs die Menschen und auch die Polizisten freundlich und kulant seien. Er habe hier schon mehrmals genächtigt und nie ein Problem gehabt.
Wir glauben ihm … und er hat (für diesmal?) recht!
Link zum Spaziergang um den Lac du Lampy:
Die Rochers de Sidobre
10. April 2017
In Castres lassen wir unsere defekte Nummernschild-Beleuchtung reparieren. Als es ans Bezahlen geht, meint der Werkstattchef in gutem Deutsch: „Das kostet nichts“ und wünscht uns „weiterhin eine gute Reise“.
Wir freuen uns sehr über die noble Geste.
Unterwegs entdeckt Beat eine Hinweistafel auf die Rochers de Sidobre.
Unsere Neugier ist geweckt. Wir verlassen unsere Route und folgen den Wegweisern.
Beim Touristen-Informationscenter erfahren wir, dass es hier in der Region ganz wundersame Steinformationen gibt.
Fürs erste erkunden wir die nähere Umgebung und erfreuen uns an dem behauenen Granit, der in der Region gewonnen und verarbeitet wird.
Ein Künstler hat eine Hand aus einem Felsen gehauen …
… ein anderer ein Auge aus einer aufgestellten Granitplatte.
Wenn man durch dieses guckt, schaut man direkt in ein weiteres Auge, auf der anderen Seite des Teiches, das sich wiederum im Wasser spiegelt.
Wunderbar!
Ein kurzes Video im Center zeigt, wie zwei Mädchen einen 900 Tonnen schweren Felsen in Sept Faux zum Schaukeln bringen.
Wir fahren hin und sehen uns dieses Wunder der Natur an.
Das Besteigen des Felsens ist zwar verboten und das labile Gebilde mit einer Kette gesichert, aber auch so können wir nur staunen.
Im Garten des Nachbarn leuchten einzelne Kamelienblüten im Gegenlicht aus dem schattigen Busch.
Diese Gegend fasziniert uns und wir beschliessen morgen weitere „Steinwunder“ zu besichtigen.
Nun fahren wir durch Saint Salvy de la Balme und sehen durch zwei offenen Tore in ein Haus, in dem Männer Steinplatten behauen.
Die haben sich ja gar nicht bewegt!
Wir parken im Dorf und spazieren zurück zu dem mysteriösen Gebäude.
Erst jetzt, auf den zweiten Blick, sehen wir, dass die Tore dieses Hauses geschlossen sind und die Steinhauer so perfekt darauf gemalt wurden, dass man im Vorbeifahren glaubt, echte Menschen zu sehen.
Der Titel dieses Werkes heisst auf Deutsch: „Ein Augentäuscher illustriert die Arbeit am Granit.“
Augentäuscher, „tromp-l’oeil“, wie wahr!
Super gemacht, wir jedenfalls sind darauf hereingefallen.
Beim Chaos de la Balme, einem Gebiet mit vielen verschieden grossen, runden Felsen, bleiben wir über Nacht.
Wo so viele wunderliche Steine liegen, gibt es auch wunderliche Geschichten.
Hier eine davon:
Eine kluge Magd war es leid jeden Tag Wasser im weit entfernten Bach zu holen und durch die Wiesen voller Felsbrocken zu schleppen.
Der Teufel versprach ihr den Bach in die Nähe des Hauses zu leiten und alle Felsbrocken über Nacht noch vor dem ersten Hahnenschrei wegzuschaffen, wenn sie ihm dafür ihre Seele verkaufe.
Die Magd willigte ein.
Am Abend sperrte sie den Hahn in einen Korb.
Der Teufel zog mit seinem Pferdefuss eine tiefe Furche und der Bach änderte seinen Lauf. Die Felsbrocken hob er auf und warf sie mit Getöse in den nahen Wald.
Als er den zweitletzten Stein beseitigt hatte, öffnete die Magd blitzschnell den Korb und leuchtete mit der Lampe hinein, worauf der Hahn zu krähen begann.
Der Teufel wurde wütend, sah aber ein, dass die schlaue Magd ihn ausgetrickst hatte. Schlussendlich zog er lachend von dannen, denn er war ein guter Verlierer.
Noch mehr Steine!
11. April 2017
Nach dem Frühstück fahren wir los auf der Suche nach weiteren aussergewöhnlichen Felsen.
Aber ein zarter Zaun aus gesteckten Weidenruten, die nun austreiben, veranlasst uns zu einem ersten Stopp.
Dann geht es weiter zum „Felsenbach“. Ein unscheinbarer Bach fliesst zwischen einem Band aus mächtigen Felsen, das sich wie ein Wasserlauf durch den Wald schlängelt.
Der Peyro Clabado ist ein 780 Tonnen schwerer Fels, der auf einer winzigen Unterlage liegt.
Peyro Clabado kommt aus dem Okzitanischen und bedeutet „festgenagelter Stein“.
Es ist kaum zu glauben, dass sich diese Steine und Steinformationen durch Erosion bildeten und nicht etwa von Menschenhand erschaffen und aufeinander gelegt wurden.
Den Table d’orientation dagegen haben Menschen aufgeschichtet. Eine Rampe führt auf diesen Aussichtsturm „der anderen Art“.
Diese Steine und Felsen sind nicht etwa durch Abrieb in einem Fluss oder Gletscher entstanden, sondern durch die sogenannte Wollsackverwitterung. Sie erodieren Schicht für Schicht von aussen, so wie man eine Zwiebel schält.
Für alle, die mehr über die Wollsackverwitterung erfahren möchten, hier der Link zu Wikipedia:
Auf den Oberflächen haben sich verschiedene Flechten und Moose angesiedelt und bilden so eine Art abstrakter Kunst, „made by nature“.
Nun besuchen wir wieder grössere Objekte. Zuerst den Gans-Felsen (Roc de l’oie).
Und wirklich, wir finden eine graue Riesengans, die auf dem Nest Eier auszubrüten scheint.
Nicht weit von der Gans liegen „drei Käse“ aufeinander. Sogar das Gewürz auf dem obersten fehlt nicht.
Auf dem Rückweg entdeckt Annette im Wald einen übel gelaunten Fisch. Dieser fehlt in der übersichtlichen Broschüre, die uns von einer Sehenswürdigkeit zur anderen führt.
Aber wenn das kein Fisch ist, fressen wir eine Büchse Ölsardinen mitsamt der Dose!
Zum Schluss fahren wir zum „Wasserfall der Forelle“.
Wir finden dass „unser“ Fisch eher ein Fisch ist als dieser Fels im Wasser. Vor allem das ovale Auge will so gar nicht zu einer Forelle passen.
Eine Legende erklärt, wie es dazu kam:
Ein Zauberer verliebte sich in die schöne Tochter des Forellenkönigs. Er versprach ihr ewige Liebe und Treue. Als aber die Zeit der Wanderung nahte, verliess ihn die Forellenprinzessin und zog mit den anderen Fischen flussaufwärts. Der Zauberer raste vor Zorn und verfolgte sie. Am Wasserfall holt er sie ein. Er sprach einen Fluch und verwandelte sie in einen Stein.
So viel zum Thema „ewige Liebe“…..
Ob sich die Steinforelle von Raupen ernährt, wissen wir nicht. Doch hängen viele dieser Larven an dünnen Fäden von den umliegenden Bäumen und Sträuchern.
Nun wird es aber höchste Zeit den Weg Richtung Schweiz wieder unter die Räder zu nehmen.
Da wir aber gerade über Fische und Futter geschrieben haben, stoppen wir trotzdem in Roquecourbe und schiessen ein Bild von den Anglern am Wehr.
Bei Lacaune finden wir im Wald zwei Teiche, wo zwar angeln, nicht aber übernachten verboten ist. 😉
Eine Nachtigall singt uns in den Schlaf.
Viaduc de Millau
12. April 2017
In Spanien wurden wir zu grossen Fans des Jamón ibérica.
Und hier in Frankreich, in Lacaune bewundern wir eine andere Art Schinken, die an einer Strassenverzweigung steht.
Auch der Jambon de Lacaune scheint zu schmecken. Jemand hat hier dünne Tranchen von dem originellen Eisenschinken geschnitten.
Nach all den wunderschönen Granitformationen von Sidobre bleibt uns bei Millau der Mund wegen Beton offen stehen … wir erblicken das Viadukt von Millau!
Über diese kühne, filigrane Konstruktion führt die Autobahn A75 über das Tarntal.
Zu unserem Glück fahren WIR meist auf Nebenstrassen durch die Landschaft und dadurch kommen wir in den Genuss dieses imposanten Anblicks.
„Das Viadukt ist mit 2460 m die längste Schrägseilbrücke der Welt und bei einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 m das höchste Bauwerk Frankreichs.“ (Wikipedia)
In Boyne zweigen wir ab und fahren die schmale Strasse hoch zum Château de Peyrelade. Hier auf dem Parkplatz mit Aussicht bleiben wir.
Eine Tafel gibt Auskunft über die Ruine.
Auch eine Wanze informiert sich über den historischen Bau, der zur Zeit leider geschlossen ist.
Da sich das Schloss in der Morgensonne schöner präsentiert, jetzt aber Abend ist und unser Blogbeitrag hier endet, musst du dich leider bis zum nächsten Mal gedulden, wenn du ein Bild davon sehen willst. 😉