Auf nach Stockholm
8. April 2016
Heute fliegen wir von Arvidsjaur nach Stockholm. Nach fünf Monaten Landleben wollen wir etwas Stadtluft schnuppern.
In Stockholm werden wir bei der Busfahrt vom Flughafen zur Stadt von den vielen optischen Reizen überflutet. Die Augen scannen die vorbeifliegende Landschaft und saugen unaufhörlich alles Geschriebene auf. Wir lesen jede Werbetafel und jedes Schild. Nur mit viel Anstrengung und nur für kurze Zeit gelingt es uns diese sinnlose Informationsflut zu ignorieren.
Wir sind bereits um 10:00 Uhr im Hotel und dürfen dort das Gepäck deponieren. Zu Fuss machen wir uns auf die erste Entdeckungsreise.
Das Wetter ist „aprilmässig“. Kurze Regenschauer wechseln sich innert kürzester Zeit mit Sonnenschein ab.
Vor einem der Regenschauer flüchten wir in die Klara Kyrka.
Die Stimmung ist sehr gelöst und das Gotteshaus beherbergt die unterschiedlichsten Besucher. In einer Ecke steht ein runder Tisch, an dem einige Frauen beim Kaffee sitzen und an einer Decke häkeln.
Einige „Penner“, die ihren Hausrat in Plastiksäcken mit sich herumtragen, ruhen sich in der geheizten Kirche aus.
Ein dunkelhäutiger Mann betet.
Eine uralte Frau, die kaum mehr Haaren auf dem Kopf hat, liest in einem Buch.
Ein Geschäftsmann mit Aktentasche tritt ein, bekreuzigt sich, schliesst kurz die Augen, bekreuzigt sich nochmals und geht wieder.
Dazwischen spazieren einige Touristen, den Fotoapparat vor der Brust, durch das Kirchenschiff.
In einer Ecke steht kein Geldautomat und kein Getränkeautomat, aber ein „Kollektomat“.
Wir freuen uns, dass es noch Kirchen gibt, in denen alle Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft, willkommen sind.
Im Bild oben scheint der Turm der Klara Kyrka auf einem Bürogebäude zu stehen. Dieses Bild zeigt symbolisch, wie unter dem Dach dieser Kirche alle Menschen Platz finden.
Fotografiska Museum, Stockholm
9. April 2016
Heute besuchen wir das Fotomuseum.
Uns fällt auf, dass in Stockholm vor jedem Einkaufsladen und öffentlichen Gebäude Bettler sitzen. Eine solche Bettlerdichte haben wir bis jetzt in Europa noch nirgends angetroffen.
Die Bilder von Erik Johansson, der sich „Fotograf und Retuscheur“ nennt, beeindrucken uns sehr. Er bringt den surrealen Stil von René Magritte oder Salvador Dalì mit modernen Bildbearbeitungstechniken zu ungeahnter Hochform.
Beat staunt zum Beispiel darüber, wie Eisfischen mit Motorsäge funktionniert.
Für uns, die wir in Zukunft wieder (mit dem Wohnmobil „NOBIS“) auf der Strasse wohnen werden, sind die letzten zwei Bilder sehr interessant. Mit dem Titel „Go Your Own Road“ können wir uns voll und ganz identifizieren.
Tief beeindruckt verlassen wir nach ein paar Stunden das Museum wieder. Ein sonniger Frühlingstag nimmt uns am Ausgang in Empfang und wir schlendern durch die Altstadt „Gamla Stan“ zurück zu unserem Hotel.
Uns gefällt „Gamla Stan“ mit ihren schmalen Gassen, schönen alten Gebäude, in denen Geschäfte aller Art untergebracht sind .
An einer Ecke wird mit lauter Musik und vielen Fahnen gegen die Todesstrafe im Iran demonstriert.
Auch eine indische gekleidete Gruppe Menschen nutzt den linden Frühlingstag um mit ihrem eintönig meditativen „Hare Krischna“-Gesang durch die Gassen zu tanzen und für ihre Sekte zu werben.
Müde lassen wir uns in einem Strassenkaffee nieder und geniessen das bunte Treiben bei einer leckeren heissen Schokolade.
Stockholm lebt
10. April 2016
Die Sonne lockt uns vom Frühstücksbuffet weg hinaus in die Stadt.
Nach fünf Monaten Winter geniessen wir die warmen Temperaturen und das Erwachen der Natur.
An gepflegten Häusern vorbei spazieren wir zur Insel Djurgården. Wir wollen das Skansen-Museum, ein Freiluftmuseum, besuchen.
Am Djurgårdsbrunnsviken warten die Fahrräder vergeblich auf Kundschaft. Heute Sonntag scheint spazieren angesagt.
Im Freiluftmuseum „Skansen“ stehen zahlreiche alte Häuser aus ganz Schweden.
Wir Naturfreaks haben jedoch vor allem Augen für die Tiere, die auf dieser Inselanlage wohnen.
Viele Wildtiere fühlen sich in dieser Stadtoase wohl und bewegen sich frei. Andere, wie Luchse, Wölfe und Bären sind zu unserem Glück in grosszügigen Anlagen eingesperrt.
Ein Pfau schlägt sein Rad und wir verstehen, wieso man diesen Vögeln das Prädikat „stolz“ anhängt.
Zum Schluss gehen wir in eines der wenigen historischen Häuser, die offen stehen und sehen einer Frau in historischer Tracht bei der Arbeit zu. Sie erklärt uns, dass dieses Haus 200 Jahre alt sei und dass in jener Zeit die Frauen ihren Stoff oft selber gewoben hätten.
Sie wickelt Garn auf eine Spule.
Kurz bevor wir die Museums-Insel verlassen, sehen wir Sonderbares.
Ein blauer Bus fährt von der Strasse weg, eine Rampe hinunter an den Djurgårdsbrunnsviken. Nach einiger Zeit fährt er langsam ins Wasser und versinkt dort nicht etwa, sondern fährt wie ein Boot den Fjord hinauf, Richtung Stadtzentrum.
Bisher haben wir lediglich gehört, dass es Amphibienfahrzeuge gibt, heute sehen wir zum ersten Mal eines!