Zwei Tage … vier Attraktionen!

 

Langjökull und Þingvellir

31. Juli 2017

Am Morgen verlassen wir diesen Übernachtungsplatz, der mitten im schroffen Lavagestein liegt.

 

Flechten auf Lavafelsen

 

Wir wagen uns mit unserem NOBIS auf die Hochland-Route des Kaldidalur mit Abstecher zum Gletscher Langjökull.
Der Weg führt durch eine Steinwüste. Der Fluss Geitá kündet mit weisser Gletschermilch den Langjökull an.

 

Geitá

 

Der Langjökull (mit 953 km2 der zweitgrösste Gletscher Islands) wird touristisch vermarktet. Mit 8-Wheel-Drive-Monster-Trucks werden Besucher auf den Gletscher zu einer Eishöhle gekarrt.
Wir mögen es lieber ruhig und beschaulich. Deshalb freuen wir uns zum Beispiel an der alten Baracke unterhalb des Eisstromes.

 

Baracke am Langjökull

 

Dann wandern wir ein Stück weit den Gletscher hinauf.

 

Annette am Fusse des Langjökull

 

Wir bestaunen die Spalten abseits der Piste …

 

Gletscherspalten

 

…und die vielen Kleinigkeiten gleich nebenan.

 

Wasser findet immer einen Weg.

 

Kleiner Eisberg bestreut mit Lavasand

 

Eis auf Lavafels

 

Annette findet einen Eisberg.

 

Nach diesem Ausflug geht es zurück auf die Kaldidalur-Route.

 

Ein letzter Blick zurück auf den Langjökull

 

Das Hochland ist unglaublich karg. Nur an wenigen Stellen können sich Moose oder Flechten festsetzen.

 

Litla Björnsfell, Stóra Björnsfell

 

In Þingvellir spazieren wir der berühmten interkontinentalen Spalte entlang. Diese trennt die eurasische von der nordamerikanischen Kontinentalplatte. Beide driften pro Jahr rund zwei Zentimeter auseinander.

 

Spalte zwischen der eurasischen und nordamerikanischen Kontinentalplatte

 

Über den Öxaráfoss fällt das Wasser in dieses Tal.

 

Öxaráfoss

 

Im Visitor Center schauen wir uns einige Videos zu Geologie und Geschichte des Ortes an.

In Þingvellir, der „Ebene der Volksversammlung“, einem natürlichen Amphitheater, wurde seit dem Jahre 930 alljährlich im Sommer eine zweiwöchige Versammlung der 48 Goden (Häuptlinge) Islands abgehalten. Dabei wurden die geltenden Gesetze verkündet und Gerichtsurteile gefällt. Am Alþing durfte jeder teilnehmen und alle freien Bauern hatten das Recht dort zu sprechen. Es handelt sich also um eines der ältesten Parlamente der Welt, nach der griechischen und römischen Antike.
Neben den offiziellen Veranstaltungen gab es Jahrmarktbuden, es wurden Ehen gestiftet, Wettkämpfe durchgeführt und allerlei Handwerk feilgeboten. Im Jahre 1000 wurde in diesem Freiluftparlament die Christianisierung beschlossen, bezeichnenderweise ging dies ohne Blutvergiessen vor sich.
1768 wurde das Alþing von den Dänen aufgelöst. Im Bewusstsein der Isländer blieb die Bedeutung des Ortes aber lebendig. Die Unabhängigkeit Islands 1944 wurde hier feierlich verkündet.
Seit 1930 ist die Region als Naturpark geschützt und wurde 2004 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Wichtige Jahrestage werden bis heute an diesem symbolträchtigen Ort festlich begangen.

 

Þingvallavatn, der grösste natürliche See Islands

 

 

Kirche von Þingvellir

 

 

 

Graugans (Anser anser)

 

Link zur Wanderung in Þingvellir:

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Geysir und Gullfoss

1. August 2017

Wir besuchen den weltberühmten Geysir … und sind enttäuscht. Was – so klein ist der?
Ach nein, das ist ja nur der kleine Bruder. Der spritzt nicht so hoch, dafür viel fleissiger.

 

Kleiner Geysir

 

Wir beobachten den Strokkur bei seinen wechselnden Eruptionen: mal sind sie nur wenige Meter, manchmal spritzt das Wasser 10-15 Meter hoch. Alle 5 bis 10 Min. erfolgt ein Ausbruch. Die Explosionen kündigen sich nicht an, das Wasser im Loch wallt und wabert und blubbert ständig vor sich hin, ein Schauspiel für sich.

Touristen werden massenweise in Reisebussen angekarrt. Die Ärmsten haben dann nur beschränkt Zeit, was zum verzweifelten Ausruf einer deutschen Besucherin führt: „Wir müssen gleich wieder los! Nun mach doch mal was, hopphopp!!“

 

Strokkur, Touristenattraktion erster Güte

 

 

Strokkur in Aktion

 

Uns fasziniert vor allem die Phase kurz vor der Eruption. Es bildet sich eine grosse, hellblaue Halbkugel, aus der die Wasserfontäne hoch schiesst.

 

Strokkur unmittelbar vor dem Ausbruch

 

 

Die Blase bricht auf, das Wasser schiesst in die Höhe.

 

Für alle, die genauer wissen wollen, wie das Wasser dazu kommt, in die Luft zu springen, hier die Erklärung von Wikipedia:

„Springquellen, die Geysire genannt werden, entstehen, wenn sie einen verhältnismäßig engen Eruptionskanal haben. Durch Magma aufgeheiztes Sickerwasser wird aufgrund des Drucks der Wassersäule im Eruptionskanal auf weit über 100 °C aufgeheizt ohne zu kochen. Einzelne Blasen steigen auf, und pressen einen Teil des Wassers heraus. Dadurch fällt der Druck ab und das überhitzte Wasser verwandelt sich schlagartig in Wasserdampf, der das noch übrige flüssige Wasser nach oben durch die Spalte presst.“

Nachdem wir uns sattgesehen haben an dem Wasser, das in die Luft geschleudert wird, wollen wir Wasser sehen, das über Felsen hinunterfällt.
Wir fahren zum Gullfoss.

Sonne und Wind stehen günstig und so wird das Spektakel zusätzlich mit einem Regenbogen verziert.

 

Gullfoss

 

Die Wassermassen stürzen über zwei Stufen, die etwa rechtwinklig zueinander stehen. Und verschwinden in eine schmale Schlucht.
Auch auf dem offiziellen Weg zur Felsnase am oberen Katarakt wird man unweigerlich geduscht. Es fällt auf, dass vor allem kleine Jungen viel nasser werden als alle anderen. Woran das wohl liegen mag? 😉

 

Regenbogen über dem Gulfoss

 

 

Untere Stufe des Gullfoss

 

Auch Buddha scheint den Weg hierher gefunden zu haben. Ruhig sitzt er da und meditiert.

 

Buddha am Gullfoss?

 

Nur wenige Kilometer weiter finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz weitab der Touristenströme.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Unterwegs im Westen Islands

 

Über den Jökulháls

26. Juli 2017

Bereits am frühen Morgen ist der Himmel wolkenlos blau. In Arnarstapi betrachtet sich eine junge Küstenseeschwalbe von allen Seiten in einer Wasserlache.

 

„Wer ist die Schönste im ganzen Land?“

 

Auf dem Weg zur Steilküste von Arnarstapi treffen wir zufälligerweise Bekannte, die im Winter 2015/16 ihren Urlaub in Sorsele, Schwedisch-Lappland verbrachten. Angeregt plaudern wir zusammen und tauschen schöne Erinnerungen an den hohen Norden, Erlebnisse mit den Schlittenhunden und Neuigkeiten aus. Sonja, Stefan und Janina, es war nett euch wieder zu sehen!

Hier der Link zu unserem Winter in Schwedisch-Lappland:

Die Küste ist sehr eindrücklich. Wanderwege führen zu zerklüfteten Basaltfelsen, Höhlen und Steintoren.

 

 

 

 

 

 

 

Gatklettur

 

 

Miðgjá

 

 

 

Ein kleiner See scheint das Badezimmer der Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) zu sein. Wir studieren an ihnen, wie man sich ohne Hände wäscht. Tauchen ist wichtig … und Wasser abschütteln.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute scheint der Tag der Tage zu sein. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Will das isländische Wetter uns entschädigen für die nasskalten Wochen zu Beginn unseres Aufenthalts?
Wie dem auch sei, wir beschliessen ein drittes Mal, diesmal ohne Nebelbegleitung, über den Pass Jökulháls zu fahren.

Zuerst ein Abstecher zur Schlucht von Rauðfedargja, das liegt bei dem stabilen Wetter drin.
Viele Leute pilgern vom Parkplatz zu der schmalen Spalte in der Felswand.

 

Zugang zur Schlucht von Rauðfedargja

 

Die Schlucht ist sehr eng und überhaupt nicht ausgebaut. Man kraxelt über Steine und Felsen in einem Bachbett. Bald schon trennt ein kleiner Wasserfall die Spreu vom Weizen und nur wenige wagen sich weiter in den Berg hinein. Von denen kehren die Meisten total durchnässt zurück.
Annette klettert barfuss weiter und kommt relativ trocken zurück – bravo, gut gemacht!

 

Annette in der Schlucht Rauðfedargja

 

Doch nun geht es zum ersten Mal bei Sonnenschein über den Jökulháls.
Bereits vor dem Pass begeistert uns ein kleiner Bach, der sich seinen Weg durch die Felsen gebahnt hat.

 

 

Wir bestaunen all die kleinen Schönheiten neben dem Wasserlauf.

 

Stein auf Sandbett

 

 

Dekorative Flechten

 

Wir vergnügen uns wie Kinder an dem Rinnsal, lassen Bimssteine den Bach hinunter schwimmen und versuchen vorherzusagen, welchen Weg sie nehmen, über welchen der kleinen Wasserfälle sie weiter unten hinuntergeschwemmt werden.
Die schwimmenden Steine zeigen uns wie die Strömung verläuft, wo es zügig voran geht, aber auch wo es Gegenströmungen gibt.

 

Schwimmender Bimsstein

 

Spannend ist es auch zu sehen, wie unterschiedlich das Wasser über und um die Steine fliesst.

 

 

 

 

Ein Stück weiter oben ergründet Annette die Unterwelt. Sie zwängt sich durch ein kleines Loch im Felsen und verschwindet im Boden.

 

 

Sie dringt zwar nicht gerade bis zum Magma vor, aber immerhin zum Bach, der hier unterirdisch verläuft.

 

 

Beat befürchtet, dass sie sich zwischen den Felsen verkeilt, doch Annette beruhigt ihn: „Spätestens das nächste Hochwasser wird mich wieder herausspülen.“

Wenn man die stabile Schönwetterlage betrachtet, kein grosser Trost.

 

Annette in der Unterwelt am Styx?

 

Aber irgendwie schafft sie es doch wieder aus der Unterwelt aufzutauchen und die Fahrt über den Pass geht weiter.

Die Gegend ist gewaltig. Riesige Geröllfelder und markante Vulkankegel bilden eine wüstenartige Landschaft.

 

 

 

 

Ein Riese scheint sich den Tindfell als Kopfkissen ausgesucht zu haben.

 

 

 

 

Die Strasse führt am Gletscher Snæfellsjökull vorbei.

 

Snæfellsjökull

 

Einige Schneefelder wehren sich bis jetzt erfolgreich gegen den Sommer und hoffen auf einen frühen Wintereinbruch.

 

 

Auch der Wind trägt zur Erosion bei und schleift beharrlich an den Felsen.

 

Winderosion

 

Flechten und Moose setzen sich an den Steinen fest.

 

 

 

 

 

 

Wir übernachten ein drittes Mal auf dem schönen Platz am Meer bei Bularidshöfði.
Die korpulente Frau, die hier mehrmals täglich ihr kleines Hündchen Gassi führt, begrüsst uns bereits wie alte Bekannte.

Wir sind definitiv in Island angekommen!

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Buðir

27. Juli 2017

Heute besuchen wir die Lavafelder und die Küste von Buðir.

 

Küste von Buðir

 

Vor der kleinen schwarzen Kapelle flattert die isländische Fahne im Wind. Hier findet der Apéro einer asiatischen Hochzeitsgesellschaft statt.

 

Isländische Fahne

 

Danach fahren wir nach Ytritunga. Leider ist dort das Übernachten verboten. Deshalb drehen wir um und bleiben auf dem Parkplatz beim Wasserfall von Bjarnarfoss.

 

Bjarnarfoss

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Ringlava-Krater Eldborg

28. Juli 2017

Von Snorrastaðir aus wandern wir zum Ringlava-Krater Eldborg (Feuerburg). Der Weg dahin ist sehr schön angelegt. Auf dem Kraterrand machen uns die heftige Windböen zu schaffen, die uns vom Grat hinunterpusten wollen.

 

Ringlava-Krater Eldborg

 

 

Annette auf dem Kraterrand

 

 

Blick vom Eldborg auf den „kleinen Bruder“

 

Der Eldborg gilt als ausserordentlich schönes Beispiel für die regelmässige Form eines Schlackenkegel-Vulkans.
Lavasteine haben die unterschiedlichsten Farben und Formen. Hier entdecken wir eine graue Version voller Poren.

 

Lavastein

 

Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz finden wir einen hübschen Hot Pot, der wohl ganz neu durch eine Strasse erschlossen wurde. Durch ein grosses Rohr fliesst das heisse Wasser in einen natürlichen See. Die Wassertemperatur im ersten Becken beträgt 47°C. Die Temperatur des Zuflusses können wir leider nicht messen, da die Skala unseres Thermometers lediglich bis 60° C reicht.
Wir lassen uns weichkochen.

 

Heisse Quellen von Landbrotalaug

 

Diese Nacht bleiben wir auf dem Parkplatz nebenan.
Von hier aus sieht man zwei Vulkankrater, die sich rot vom Hintergrund abheben.

 

Zwei hübsche Krater vor dem Kolbeinsstaðafjall

 

Link zur Wanderung zum Ringlava-Krater Eldborg: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Landbrotalaug Hot Springs

29. Juli 2017

Am Morgen entdecken wir einen weiteren natürlichen Hot Pot. Dieser ist so einzigartig, dass es sogar unsere Kamera samt dem Stativ umhaut! Oder war es eine Windböe?
Egal, wir geniessen noch vor dem Frühstück das Bad bei 39 °C in diesem intimen Hot Pot mitten in freier Natur.
Ein unglaubliches Erlebnis!

 

Kleiner Hot Pot von Landbrotalaug

 

Später fahren wir weiter nach Borgarnes. Die Landschaft unterwegs ist eher langweilig flach, dafür bilden die Wolken am Himmel immer neue Muster.

 

Faszinierende Wolkenbilder bei Snorrastaðir

 

In Borgarnes verweilen wir nur kurz. Wir wollen das schöne Wetter nutzen, um morgen mit unserem NOBIS ins Hinterland zu fahren.
Borgarnes und sein Landnahme-Zentrum werden wir später besuchen. Aber die markante Skulptur hinter dem Museum ist bereits heute einen Blick wert.

 

Brák von Bjarni Þor Bjarnason

 

Danach fahren wir etwas zurück auf den Parkplatz einer kleinen Kapelle, den wir im Vorbeifahren entdeckt haben.
Der Blick von unserem Übernachtungsplatz auf Borgarnes und die Berge ist wunderschön.

 

Borgarnes mit Hafnarfjall

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Puh, ist heute wieder etwas los!

30. Juli 2017

Am Morgen besucht uns die Pfarrerin, die gleich neben der Kapelle wohnt. Sie ist gar nicht begeistert, dass wir hier übernachtet haben. Dies sei ein Parkplatz und sie hätten um 11:00 Uhr eine Messe und erwarteten viele Besucher.
Annette versichert ihr, dass wir gleich aufbrechen werden.

Auf unserer Fahrt zum Hraunfossar entdecken wir etwas zum Schmunzeln und etwas Trauriges.
Wir haben bereits als Kinder gelernt, dass man nicht fluchen darf … doch was sehen wir nun gross auf einen Reisebus geschrieben?

 

Das isländische -H- wird wie -ch- ausgesprochen.

 

Auf einer Wiese sehen wir dermassen hochgezüchtete Kühe, dass ihre Euter beinahe den Boden berühren.
Milchleistung statt Tierwohl. Auch Landwirte können Tierquäler sein.
Solche Kühe sind bereits nach wenigen Jahren ausgelaugt und werden dann geschlachtet.

 

Überzüchtete Kuh

 

Aber das gibt es ja auch bei uns Menschen: Leistung statt menschenwürdige Arbeit. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass wir bei einem Burn-out nicht geschlachtet werden.
Oder … noch nicht?

Mit solchen Gedanken fahren wir weiter zum Hraunfossar.
Das Wasser tritt bei den „Lavawasserfällen“ auf einer Länge von etwa einem Kilometer an unzähligen Stellen aus der Uferwand.

 

Hraunfossar

 

 

 

Neben diesen vielen Wasserfällen findet man die verschiedensten Lavasteinformationen.

 

Lavafels

Lavafels

 

 

 

 

 

 

Ebenfalls sehenswert sind die vielen aufgemotzten Allradfahrzeuge, in denen Touristen durch das Hinterland gekarrt werden.

 

Nicht tiefer- sondern höhergelegt ist auf Island Mode

 

Natürlich müssen so teure Fahrzeuge nach ihrem Ausflug in die Wildnis auch wieder gewaschen werden. Dazu gibt es an jeder Tankstelle eine Waschstation, wo man die Offroader wieder vom Schmutz befreien kann.

Wenn am Ende einer Schotterpiste gerade keine Tankstelle steht, genügt auch eine Waschanlage auf einem Kiesplatz irgendwo im Nirgendwo.

 

Autowasch-Station im Niemandsland

 

Wir fahren weiter zum Canyon der Geitá, der an der Kaldidalur-Strasse liegt, die wir morgen befahren wollen.
Das graue Wasser brodelt durch den felsigen Canyon und füllt ihn beinahe aus.

 

Canyon der Geitá

 

Danach geht’s wieder ein paar Kilometer zurück zu unserem Übernachtungsplatz, den Annette zufälligerweise entdeckt hat.
Wir fahren durch jungen Wald bis der Weg vor einem Lavafeld endet.

 

Tunga

 

Hier im Húsafellsskógur schlafen wir ungestört.

 

Húsafellsskógur

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf der Halbinsel Snæfellsnes

 

Faszinierender Skrauma

19. Juli 2017

Am Nachmittag verlassen wir den Campingplatz von Laugar und fahren Richtung Stykkishólmur.
Wenige Kilometer nach Búdardalur führt die Schotterstrasse über eine Brücke und wir erhaschen einen kurzen Blick auf den Bach Skrauma, der sich durch eine felsige Schlucht zwängt.

 

Skrauma

 

Wir stoppen auf einem riesigen Kiesplatz neben der Strasse und gehen einige Schritte zurück. Weiter bachabwärts kann man ins Tobel hinuntersteigen. Dazu muss man sich aber zuerst am letzten Pfahl des Stacheldrahtzaunes vorbeihangeln, der auf eine vorstehende Felsplatte ca. fünf Meter über der Schlucht geschraubt ist. Aber wir kommen durch … und es lohnt sich!
Der Bach hat die verschiedensten Muster in die grauen Felsen geschliffen und unter Wasser sorgen Algen für dezente Farben.

Hier einige Impressionen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir verbringen viel Zeit in der faszinierenden Schlucht und kehren erst zurück, als es zu regnen beginnt.
Es ist bereits kurz von 21:00 Uhr und wir beschliessen hier zu bleiben. Die Nebenstrasse ist kaum befahren und Platz ist ja genug. 🙂

 

Übernachtungsplatz beim Skrauma

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Stykkishólmur

20. Juli 2017

Kurz vor Stykkishólmur entdecken wir im Alftafjörður eine grosse Schar Singschwäne.

 

 

Wir stapfen durch das Moor zum Fjord hinunter, aber ausser nassen Füssen bringt das nicht viel. Die Schwäne sind zu weit draussen.
Dafür entdecken wir auf dem Rückweg eine einzelne kleine Orchidee.

 

Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)

 

Die futuristische Kirche von Stykkishólmur steht unübersehbar auf einem Hügel. Sie wurde vom Architekten Jón Haraldsson entworfen und im Jahre 1990 eingeweiht.

 

Kirche von Stykkishólmur

 

Auch innen ist sie eigenwillig gestaltet. Viele kleinen Lämpchen hängen von der Decke und bilden einen Sternenhimmel.
Das Altarbild der isländischen Malerin Kristín Gunnlaugsdóttir ist ganz in Blau gehalten.

 

Altarbild in der Kirche von Stykkishólm

 

Die Pfeifen der Kirchenorgel sind dekorativ angeordnet und glänzen wunderschön.

 

 

 

 

 

 

In dieser lichtdurchfluteten Kirche herrscht eine einzigartige Stimmung. Sie ist einen Besuch wert.

Nun fahren wir weiter zum Hafen.
Vom kleinen Leuchtfeuer auf der anderen Seite hat man einen schönen Blick auf das Dorf.

 

Hafen von Stykkishólmur

 

Und im Hafen gibt es natürlich wieder dies und das zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In ganz Stykkishólmur gibt es freies WiFi und beim Hafen guten Empfang.
Dazu steht die Toilette die ganze Nacht offen und beim Parkplatz steht kein „No overnight parking“-Schild.

So kommen wir zu einer der raren Übernachtungen mitten in einem Dorf.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Polarfuchs, Gammelhai und Wasserfall

21. Juli 2017

Wir wollen das Haifischmuseum in Bjarnarhöfn besuchen. Dazu fahren wir nicht auf der asphaltierten Strasse, sondern wählen den Weg dem Meer entlang.
Plötzlich huscht etwas Dunkles über die Strasse … ein Polarfuchs!
Bis Beat aus dem Auto gesprungen ist und die Kamera gezückt hat, ist er leider schon weit entfernt.
Deshalb hier nur das unscharfe Bild des scheuen Jägers, denn: ein Polarfuchs ist ein Polarfuchs!

Polarfüchse waren übrigens die einzigen Säugetiere, die schon vor der Besiedlung auf Island lebten. Sie gelangten während Kälteperioden über das Packeis aus der Arktis hierher.

 

Polarfuchs (Vulpes lagopus)

 

Das letzte Stück vor Bjarnarhöfn führt durch eine raue Landschaft. Die schwarzen Lavasteine sind lediglich mit Flechten und Moosen bewachsen.

Der Sage nach soll sich ein Sklave, ein Berserker, in die Tochter des Gutsbesitzers verliebt haben. Dieser versprach ihm seine Tochter, aber er müsse zuerst einen Weg durch das unwirtliche scharfkantige Gestein zum Hof bauen. Denn dieser war nur über einen weiten Umweg erreichbar.
Der Berserker und sein Bruder schufteten Tag und Nacht und als das Werk vollendet war, … brachte sie der Besitzer kurzerhand um und versteckte ihre Leichen zwischen den Lavabrocken.
Seither nennt man dieses Gebiet „Berserkerlava“.

 

Berserkerlava vor Bjarnarhöfn

 

Das Haifischmuseum ist ein vollgestellter Raum auf einem Bauernhof. Von antiken Nähmaschinen und Angelgeräten über ausgestopfte Vögel und Haigebisse bis zu einem alten Boot wird hier alles mögliche ausgestellt.

Die Tochter des Besitzers erzählt, unterstützt durch einen Film, wie der Grönlandhai fermentiert wird.
Wir lernen:
Haie sind Knorpelfische und haben keine Gräten. Ihre Haut ist sehr rau und wurde früher als Sandpapier verwendet. Jährlich werden hier 60-80 Tiere, die als Beifang in Netzen landeten, verarbeitet.

 

Skelett eines Haifisches

 

Der Grönlandhai lagert Harnstoffe in seinem Blut ein, um den osmotischen Druck regulieren zu können. Dadurch wird sein Fleisch für den Menschen ungeniessbar, sogar giftig. Erst nachdem es während zwei bis drei Monaten in durchlässigen Holzkisten fermentiert wurde, sind die Harnstoffe abgebaut. Danach werden die Stücke in einer offenen Scheune aufgehängt, damit sich das Ammoniak verflüchtigt. Dieser Prozess dauert nochmals drei bis vier Monate. Und fertig ist der Gammelhai!

Am Schluss der Vorführung dürfen wir einige Brocken des berühmt-berüchtigten Haifischfleisches degustieren. Isländer würden es als Aperohäppchen lieben und gerne auftischen, wenn Freunde zu Besuch kämen, erzählt die sympathische junge Dame.
Das weisse Muskelfleisch ist von gummiartiger Konsistenz. Es schmeckt im Abgang deutlich nach Ammoniak, reizt etwas in der Nase, ist aber längst nicht so ekelhaft, wie wir gehört haben.
Trotzdem, eine Degustation reicht uns und wir würden es nicht wagen, Freunden davon anzubieten. Schliesslich wollen wir diese ja nicht loswerden. 😉

 

Fermentierter Haifisch

 

 

Haifischfleisch in der Trockenhütte

 

Danach fahren wir ein Stück zurück durch die Berserkerlavafelder und weiter Richtung Ólafsvík.

Kurz nach Grundarfjörður ragt ein besonders markanter Berg auf, der Kirkjufell. Er hat die Form eines steilen Kirchendaches, was ihm seinen Namen gab.

 

Kirkjufell

 

Auf der anderen Strassenseite liegt der Kirkjufellsfoss. Dieser scheint bei Touristen sehr beliebt zu sein. Der kleine Parkplatz quillt aus allen Nähten.
Wir stellen unseren NOBIS deshalb gegenüber in die Einfahrt zu einer Wiese. Annette bleibt im Wagen, damit sie wegfahren kann, falls es nötig sein sollte und Beat macht sich auf den Weg zur Attraktion.

 

Kirkjufellsfoss

 

Nicht alle begnügen sich mit einem konventionellen Bild vom Wasserfall. Einer kniet sich gar hin, um ein ganz besonderes Foto zu schiessen und ermöglicht so Beat ein ganz besonderes Foto zu schiessen. 😉

 

Die andere Sicht

 

Unser Wohnmobil stört keinen Landwirt, dafür aber eine Polizistin, die Annette wegweist. Sie fährt mit dem Wagen einige Kilometer weiter, bis sie wieder wenden kann.
Nach ihrer kleinen Ehrenrunde ist auch Beat wieder zurück und übernimmt das Steuer, Annette steigt aus und spaziert zum Wasserfall. Beat dreht ebenfalls eine Runde, diesmal in die andere Richtung. Dann ergattert er sogar einen der raren Parkplätze.

Vor Ólafsvík entdecken wir einen kleinen Parkplatz, der etwas erhöht direkt am Meer liegt. Hier bleiben wir über Nacht.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Sturm in Ólafsvík

22. Juli 2017

Am Morgen beginnt es heftig zu stürmen und zu regnen. Zudem hat sich Beat gestern stark erkältet. Deshalb lassen wir die geplante Wanderung auf den Kirkjufell fallen und fahren stattdessen auf den nahen Campingplatz in Ólafsvík.

Die Dusche für die Frauen befindet sich direkt neben dem Aufenthaltsraum mit Kochgelegenheit. So kann frau beim Haare waschen den Küchengeräuschen und Diskussionen darüber lauschen, ob wohl wirklich noch mehr Zwiebeln an das Paprikagemüse gehören. Annette kann sich eines Kommentars enthalten.

Der Sturm wird immer stärker.
Die zwei Mädchen und der Junge vom Wohnmobil nebenan rennen mit weit ausgebreiteten Jacken mit und gegen den Wind, lassen sich vergnügt von Windböen herumschubsen und probieren aus, wie schräg man sich dagegen lehnen kann. Sie amüsieren sich köstlich und wir uns beim Zuschauen.

In der Nacht lässt uns das Unwetter kaum schlafen. Die starken Böen rütteln nicht nur an unserem fahrbaren Haus, manchmal schlagen sie richtiggehend dagegen. Wir sind froh, dass wir die Nase in den Wind gestellt haben und unser Gefährt so nicht umgeblasen werden kann.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Keine Wäsche in Grundarsfjörður

23. Juli 2017

Die Sturmböen in der vergangenen Nacht sollen über 100 km/h erreicht haben. Teile des Campingplatzes stehen am Morgen unter Wasser.
Überall in den WC’s hängen Kleider und Zelte zum Trocknen. Die meisten Camper haben die Nacht schlaflos im Aufenthaltsraum verbracht.

Der Sturm hat etwas nachgelassen. Wir fahren nach Grundarsfjörður. Dort soll es eine 24 Std.-Wäscherei geben. Die kleine Hütte, in der die Waschmaschine und der Tumbler stehen, ist aber sehr schmuddelig. Eine Maschine waschen und trocknen würde zudem auf etwa ISK 1600 (ca. Sfr. 16.– ) zu stehen kommen!
Wir verzichten auf frische Wäsche und fahren zurück nach Bularidshöfði, den Übernachtungsplatz auf dem wir schon vorgestern geschlafen haben.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Durch den Nebel über den Pass

24. Juli 2017

Vor dem Touristen-Informationscenter in Ólafsvík haben wir Internetempfang. Wir überarbeiten einen weiteren Beitrag und planen die Freischaltung für morgen.

Danach fahren wir über die Passstrasse am Snæfellsjökull vorbei. Leider hängen im oberen Teil dichte Wolken, man sieht zum Teil nur wenige Meter weit.

 

Passstrasse über den Jökulháls

 

Einmal mehr staunen wir über die leuchtenden Moose, die sich in dieser garstigen Umwelt zu behaupten wissen.

 

 

Auf der anderen Seite hängt der Nebel noch tiefer und wir durchstossen die Decke erst kurz oberhalb des Meeres.

 

Strasse unter der Nebeldecke

 

Beim Leuchtturm von Malarrif finden wir einen ruhigen Parkplatz mit öffentlicher Toilette. Hier bleiben wir.
Kurz vor 23:00 Uhr taucht die untergehende Sonne den weissen Turm in ein zartes Rosa.

 

Leuchtturm von Malarrif

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Ein langer Tag

25. Juli 2017

Am Morgen spazieren wir zum nahen Kiesstrand mit den pechschwarzen Steinen.

 

 

 

 

Vor der Weiterfahrt werfen wir einen letzten Blick auf den Leuchtturm … sorry, er ist ein wenig verdeckt.

 

Leucht- und anderer Turm

 

Wir wollen ans Ende der Halbinsel Snæfellsnes fahren. Beat setzt sich mit dem Vorschlag durch, den längeren Weg zu nehmen und nochmals über den Pass zu fahren. Die Landschaft dort oben muss einzigartig sein.
Doch es kommt, wie Annette vorausgesagt hat, wir fahren wieder durch den Nebel. Beat meint dazu: „Aber man sieht sicher fünf Meter weiter als gestern …“ und „… es hätte ja sein können …“.

Vor Hellisandur laufen uns im wahrsten Sinne des Wortes junge Küstenseeschwalben über den Weg. Wir stoppen und werden Zeuge, wie das Futter aus der Luft angeflogen wird.

 

Verpflegung aus der Luft

 

 

 

Endlich ist genug gefressen und der Jungvogel kann die Strasse wieder freigeben. Geduldig wartet er am Rand, bis die Eltern mit weiteren Leckereien anfliegen.

 

Fresspause

 

Kurz vor Öndverðarnes, der äussersten Spitze der Halbinsel Snæfellsnes steigen wir an den Strand der Bucht Skarðsvík hinunter. Es ist Niedrigwasser und was wir da sehen, ist atemberaubend!

Die Felsen und Steine, die Spuren des Wassers im Sand, die Pflanzen und Tiere, die darauf warten, dass das Meer wieder zurückkehrt… unglaublich schön.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Küstenelfe freut sich an unseren leuchtenden Augen und gewährt uns drei Wünsche.

 

Küstenelfe von Skarðsvík

 

Vielleicht noch einen kleinen Vogel?
Den treffen wir beim Leuchtturm Öndverðarnes an.

 

Meerstrandläufer (Calidris maritima)

 

… und dann gerne noch ein Tor durch die Felsen?
Das gibt’s beim Leuchtturm Skálasnagi.

 

 

 

 

… und zum Schluss bitte noch eine Wunderblume!
Auch diese finden wir bei Skálasnagi.

 

„Federblume“

 

Vielen Dank, liebe Elfe. Nun sind wir wunschlos glücklich und fahren zurück nach Malarrif.

Inzwischen haben sich auch die letzten Wolken verzogen und der Snæfellsjökull (Schneeberggletscher) zeigt sich in seiner ganzen Pracht.

 

Snæfellsjökull

 

Von Süden her sieht man eindrücklich, dass der Snæfellsjökull ein Vulkan ist. Die erstarrten Lavaströme lassen die Kraft erahnen, die auch heute noch im Erdinnern schlummert.

 

Erstarrte Lavaströme am Snæfellsjökull

 

Zum Glück ist die Höhle von Vatnshellir bereits geschlossen. Ein eindrücklicher Tag neigt sich dem Ende zu und wir könnten kaum weitere Bilder aufnehmen.
Unsere Batterien sind leer, wir sozusagen nur noch ein Schatten unserer selbst.

 

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Vögel wie Sand am Strand

 

Wasser und Sand

14. Juli 2017

Die Wolkendecke hat sich etwas gehoben und wir sehen nun, dass der Wasserfall Dynjandi doch von einem Bach und nicht direkt aus den Wolken gespeist wird. 😉

 

Dynjandi Wasserfall

 

Wie ein Kleid wird der Fall gegen unten immer breiter. Das Wasser fliesst tosend über die verschiedenen Felsvorsprünge.

 

 

Die Sonne hat auch heute keine Lust sich zu zeigen. Es beginnt wieder zu regnen und wir fahren deshalb weiter.
Dank den ergiebigen Regenfällen der letzten Nacht führt auch der Svinafall viel Wasser.

 

Svinafall

 

Die nassen Schotterpisten hinterlassen ihre Spuren auf unserem NOBIS.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir darauf hinweisen, dass nun auch Island auf unserer Europakarte klebt, was auf dem Bild (un-)schwer zu erkennen ist.

 

Unser Europa

 

Der selbe Sand, der unser Wohnmobil so hässlich verunstaltet, zeigt sich am Strand von Rauðsdalur von seiner besten Seite.

 

Rauðsdalur am Barðaströnd

 

 

Sandstrand von Rauðsdalur

 

Über den Pass kurz vor dem Barðastrand wacht seit 1947 ein steinerner Koloss mit Schwert. Die Informationstafel dazu fehlt leider, es steht nur noch der leere Rahmen da.

 

 

Wir lassen uns von ihm nicht aufhalten, denn wir sind auf dem Weg nach Látrabjarg. Diese Steilküste ist ein Paradies für Seevögel, die dort nisten.
Richtig, da werden wieder einige Vogelbilder auf dich zukommen! 😉

Aber erst fahren wir in Skápadalsmúli am ältesten Stahlschiff Islands vorbei. Die „Garðar BA 64“ wurde 1912 in Norwegen gebaut. 1981 ist sie hier auf Grund gelaufen.

 

Ältestes Stahlschiff Islands

 

In Skápadlasa führt die Strasse durch eine Dünenlandschaft. Wir sind überrascht, Dünen haben wir auf Island nicht erwartet. Aber wieso eigentlich nicht? Es gibt ja genügend Sand, Wind und Pionierpflanzen auf der Insel.

 

Dünen in Skápadlasa

 

Es ist bereits 21:00 Uhr, als wir um die Bucht bei Orlygshöfn herum fahren.

 

Bucht bei Orlygshöfn

 

Der Látrabjarg muss bis morgen warten. In Brunnar Látrabjarg stellen wir uns auf den Parkplatz vor dem sehr einfach eingerichteten Zeltplatz, auf dem man kostenlos campieren darf.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Vögel! … wir können nicht anders

15. Juli 2017

Und nun zeigen wir sie, die angedrohten Vögel. Diese gefiederten Freunde, die auf schmalen Felsvorsprüngen nisten und ihren Nachwuchs aufziehen, faszinieren uns sehr.

Allen voran die putzigen Papageientaucher, die eine Mischung aus Pinguin und Clown zu sein scheinen.

 

Papageientaucher (Fratercula arctica)

 

 

 

 

 

 

Dicke Freunde

 

 

 

Die flaumigen Küken der Dreizehenmöwen sind zum Verlieben.

 

Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla)

 

 

 

 

 

 

 

Wie viele Jungvögel an dieser steilen Küste wohl zu Tode stürzen?
Wir sehen einige Vogelpaare, die ohne Nachwuchs auf einem der Vorsprünge sitzen….

 

Steilküste am Látrabjarg

 

 

Felsen am Fusse der Klippe

 

Sogar die Blumen müssen hier schwindelfrei sein und sich mit ihren Wurzeln im Fels festkrallen.

 

Küstenkamille (Tripleurospermum maritimum )

 

Vielleicht beschützt sie der Felsengott, der mit seinem strengen Blick aufs Meer den Sturm zu bannen scheint.

 

Felsengott

 

Die grösste Tordalk-Kolonie der Welt befindet sich am Látrabjarg. Etwa 75% des isländischen Bestandes brüten da.
Grund genug, um einige der „Frackträger“ vorzustellen:

 

Tordalke (Alca torda)

 

 

Tordalke bei der Gefiederpflege

 

 

 

 

 

 

 

Den Tordalken sehr ähnlich sind die Trottellummen, die, wie die Papageientaucher, ebenfalls zur Familie der Alkenvögel zählen.
Alke tauchen nach Fischen und können sich unter Wasser mit Hilfe der Flügel aktiv fortbewegen. Sie „fliegen“ sozusagen subaqual.

Auf unserem Bild wacht eine „Brillen- oder Ringellumme“, während die anderen Trottellummen schlafen. Der dekorative Augenring ist lediglich eine Farbvariante und kein Kennzeichen einer eigenen Art.

 

Trottellummen (Uria aalge)

 

Vielleicht faszinieren uns die gefiederten Freunde so sehr, weil wir ja selber eine Art Zugvögel, sicher aber Wandervögel sind?

Heute müssen wir aber unsere Wanderung am Látrabjarg stark abkürzen, da Annette sich niesend und mit roter Nase den Berg hoch schleppt, nicht ganz so leichtfüssig wie gewohnt.

Deshalb fahren wir zurück über die unwirtliche Hochebene, auf der sich nur Moose und Flechten zwischen den Felsen behaupten können …

 

Rauhe Landschaft am Hafnarfjall

 

… und um das liebliche Flussdelta bei Orlygshöfn.

 

Delta bei Orlygshöfn

 

 

 

Der Abstecher zur Bucht von Rauðisandur (Rotsandbucht) lohnt sich. Erstmals seit ein paar Tagen guckt die Sonne kurz zwischen den Wolken hervor.
Wir können erahnen, wie schön dieser Strand bei Ebbe und Sonnenschein leuchtet.

 

Rauðisandur

 

 

Rauðisandur

 

Vielleicht ist ja morgen besseres Wetter? Optimistisch stellen wir unseren NOBIS für die Nacht etwas oberhalb der Bucht neben die Strasse.

 

 

Link zur Wanderung am Látrabjarg: Da auf “google maps” der Weges fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Sand am Meer

16. Juli 2017

Das Wetter ist immer noch sch…attig und dazu noch stürmisch. Aber auch so spielt Rauðisandur seine Schönheit aus. Wir fahren deshalb wieder hinunter ans Meer und geniessen die wunderschöne Stimmung.

 

 

 

 

Die hübsche Kirche in Saurbær ist leider geschlossen …

 

Kirche von Saurbær

 

… und das Kafihusit daneben öffnet erst um 12:00 Uhr.
Wir sind entspannt und warten im geheizten Fahrzeug darauf, dass wir die heimische Gastronomie unterstützen dürfen.

Das Warten lohnt sich.
Beat bestellt einen Swiss Mocha (Espresso mit heisser Schokolade), Annette eine heisse Schokolade. Beides wird mit Schlagsahne serviert, beides schmeckt sehr lecker und beides ist (wie alles in Island) sehr teuer.

Nun geht es den einzig möglichen Weg zurück über den Berg und wieder am Osafjörður vorbei. Wozu sind diese Dämme wohl aufgeschüttet worden?

 

Osafjörður

 

Beim Rastplatz Kross gibt es sogar einen Picknicktisch mit Gästebuch. Wir nutzen die zaghafte Wetterbesserung, setzen uns zu Tee, Kaffee und Kuchen an den Holztisch. Als erste Schweizer tragen wir uns in das originelle Buch ein.

 

Picknicktisch mit Gästebuch

 

Da unsere Augen heute auf Meer, Sand und Steine eingestellt sind, hier noch ein weiteres Bild dieser Art.

 

 

Wir sehen im Wasserfall von Austurá die Form einer Birne. Ist das so oder fehlt uns einfach das frische Obst?

 

Wasserfall Austurá

 

Bei Klettur entdecken wir etwas abseits der Route einen ruhigen Platz.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Flucht auf einen Campingplatz

17. Juli 2017

Am Morgen finden wir ganz in der Nähe einen schönen, grossen Birkenpilz.

Nach dem Frühstück fahren wir auf den Campingplatz in Laugar. Langsam haben wir das Regenwetter satt, das uns seit Tagen begleitet (oder eher verfolgt?)!

Da hilft nur gutes Essen.
Zur Aufmunterung bereitet Beat am Abend als Vorspeise einen leckeren Birkenpilz-Speck-Toast zu und Annette kocht Ebly und Blumenkohl an einer Koriander-Kreuzkümmel-Yoghurt-Sauce.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Hot Pot in Laugar

18. Juni 2017

Wir haben keine Lust durch Regen und Sturm zu fahren und bleiben einen weiteren Tag in Laugar, wo wir fleissig an einem weiteren Blogbeitrag arbeiten.

In einer Regenpause wärmen wir uns auf im schnuckeligen Hot Pot, der oberhalb des Campingplatzes liegt.
Hier soll schon die legendäre Guðrún Ósvífursdóttir aus der Laxdæla saga gebadet haben.

 

Hot Pot mit Umkleidehäuschen in Laugar

 

 

Im Osten der Westfjorde

Wow, was für ein Tag!

11. Juli 2017

Über eine Schotterpiste erreichen wir Djúpavik. Die ehemalige Heringsfabrik (1934 – 1954) ist am Verfallen. Einige Wände sind aber frisch gestrichen worden, was dem Ganzen einen eigenartigen Charme verleiht.
Hier finden jeweils im Sommer Ausstellungen statt.

Wir wollen aber zuerst nach Krossnesslaug, da soll es am Ende der Strasse ein schönes Thermalbad direkt am Meer geben.

 

Alte Heringsfabrik in Djúpavik

 

Der Schönheit des Zerfalls können wir uns aber nicht entziehen, darum müssen ein paar Bilder vor der Weiterfahrt drinliegen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einige Krähenscharben interessieren sich nicht für uns, doch rechts muss etwas Spannendes abgehen.

 

Krähenscharben (Phalacrocorax aristotelis)

 

Und wirklich, ganz am Ende der Strasse, als nur noch ein schmaler Feldweg weiterführt, liegt das attraktive Bad mit Meersicht. Das heisse Wasser tritt nur wenige Meter weiter oben aus dem Boden und wird da gefasst.

 

 

Ein hölzerner Portier weist den Weg zur Garderobe.

 

Hölzerner Portier

 

Das Bad erfreut sich bei der Bevölkerung grosser Beliebtheit. Wir staunen, dass sich hier am „Ende der Welt“ mehr als 20 Personen, vorwiegend Isländer, im Wasser tummeln.

 

 

Natürlich fehlt auch der Hot Pot nicht. Ein Bad ohne heitur pottur (heisser Topf) ist in Island undenkbar.

 

Annette entspannt sich im Hot Pot

 

In Nordfjörður gönnen wir uns ein Eis.
Im Hafen sind Fischerboote angekommen. Grosse Kunststoffkisten voller Fische werden mit einem Kran auf den Quai gestellt und danach mit einem Gabelstapler in die Fischhalle gefahren, wo sie nach dem Wägen mit Brucheis zugedeckt werden. Danach werden die Behälter auf einen bereitstehenden Lastwagen geladen.

 

Am Fischerhafen in Nordfjörður

 

Die Kisten sind voll, der Fang scheint gut gewesen zu sein.

 

 

Auf dem Weg zurück nach Djúpavik fahren wir der Bucht Húnaflói entlang. Die Landschaft ist betörend schön.

 

 

 

 

 

Djúpavík mit Háafell

 

Eine Steinformation erinnert uns an die Statuen der Osterinseln.
Man kann es kaum glauben, dass der „Kopf“ vom Sturm noch nicht heruntergeblasen wurde.

 

Steinerne Statue

 

Im Gegensatz zu der Steinfigur, die sich ohne mit der Wimper zu zucken ablichten lässt, ist unser nächstes Fotoobjekt zu Beginn sehr schüchtern.

 

Schüchterner Seehund

 

Nach kurzer Zeit aber posiert er cool, als würde er eine Karriere als Model anstreben.

 

Seehund (Phoca vitulina)

 

Kurz darauf sind wir wieder in Djúpavik. Die vergammelte Fabrik heisst nun „The Factory“ und wir besuchen gespannt die Ausstellung.
Was erwartet uns da?

 

„The Factory“ in Djúpavik

 

In einem der Räume hängen die Objekte der Isländerin Rósa Sigrún Jónsdóttir. Die riesigen, gestrickten „Säulen“ erinnern an Fischreusen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gleich um die Ecke führt eine Treppe in zwei weitere Ausstellungsräume.

 

 

Die Stimmung in der Fabrik ist einmalig. Das zerfallende Gebäude in Kombination mit den vielen Kunstwerken ist sehr eindrücklich.
Dass dies hier nicht nur eine kleine lokale Veranstaltung ist, zeigt die Ausstellungsbroschüre. 22 Künstler aus 14 verschiedenen Ländern, zum Beispiel Taiwan, Australien, USA, Deutschland und der Schweiz stellen hier aus!

 

Ausstellungsraum in „The Factory“ in Djúpavik

 

Im oberen Stock geht es weiter. Hier hängen jeweils drei Bilder nebeneinander in einem „Bilderrahmen“. Der belgische Fotograf Etienne Ketelslegers porträtierte verlassene Häuser aus verschiedenen Gegenden Islands.

 

„Emptiness“ von Etienne Ketelslegers

 

Wer mehr über „the factory“ wissen will, findet weitere Infos unter diesem Link „the factory“:

Tief beeindruckt verlassen wir diese Insel der Kunst im Niemandsland. Bis Hólmavik, der nächsten grösseren Ortschaft sind es 71 Kilometer, vorwiegend Schotterpiste.

Ein Segelschiff, das unter deutscher Flagge fährt, nähert sich und legt am Steg an. Diese Ausstellung scheint weitaus bekannter zu sein, als wir gedacht haben.

Auch hier draussen fasziniert das Nebeneinander von Zerfallendem und Lebendigem, der verrostende Kahn und das rote Segelboot mit den weissen Masten.

 

 

 

 

Auf der Weiterfahrt überholt uns der Laster mit den Fischen aus Nordfjörður. Er scheint es sehr eilig zu haben. Seine verderbliche Fracht muss bei diesen hohen Temperaturen (knapp über 20°C) möglichst schnell verarbeitet werden.

 

Eiltransport einer Fischladung

 

Wir dagegen gehen es gemütlich an. Die Schwemmholzbucht bei Kolbeinsvík ist einen Spaziergang wert.
Die Baumstämme werden mit den Meeresströmungen aus, man glaubt es kaum, Sibirien hierher getragen. In Driftexperimenten mit Bojen wurden die Strömungsverhältnisse um den Nordpol aufgezeichnet. Diese werden durch einen riesigen Wirbel, „die Transpolardrift“ bestimmt. Auf Island gibt es keinen Wald mehr, da von Beginn der Besiedelung an die Bäume gefällt wurden. Diese konnten in dem rauen Klima nicht ausreichend nachwachsen. Später kamen noch Beschädigungen durch Schafe dazu. Das Schwemmholz wurde also hoch geschätzt und die Abschnitte am Strand waren Grundeigentümern zugeteilt.

 

Holz aus Sibirien auf Island

 

 

 

Heute übernachten wir auf einem idyllischen Platz zwischen der kaum befahrenen Schotterpiste und dem Meer.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Annettes Geburtstag

12. Juli 2017

Annettes Geburtstag wollen wir mit einem feinen Nachtessen in Ísafjörður feiern.

Am Ísafjörðurup fallen uns Pflanzen auf, deren Blätter eher blau als grün scheinen.

 

Strandbewuchs am Ísafjörðurup

 

Uns unbekannte Pflanzen wachsen kreisförmig flach auf dem Boden. So nutzen sie optimal die Wärme des Bodens und auch die Sonnenstrahlen.

 

Austernpflanze (Mertensia maritima)

 

Am Abend dinieren wir im Restaurant Tjöruhúsið.
Es ist das älteste Gebäude Islands. Man sitzt jeweils zu sechst auf Bänken an massiven Holztischen. Das Fischbuffet hält, was uns versprochen wurde. Wir sind freudig überrascht über die Vielfalt und Bandbreite der angebotenen Fischpfannen. Nebst einem Dutzend unterschiedlicher Fischgerichte stehen auch verschiedene Beilagen, Gemüse und Salate auf der Theke.
Wie so oft an Buffets müssen wir von dem und diesem und jenem probieren bis wir schlussendlich fast platzen.

 

Restaurant Tjöruhúsið in Ísafjörður

 

In weiser Voraussicht haben wir zuvor in der Nähe bereits einen Übernachtungs-platz gesucht. So müssen wir nach dem üppigen Mahl nur noch dorthin fahren und uns ins Bett plumpsen lassen. Die Latten biegen sich heute mehr durch als sonst.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf zum Dynjandi

13. Juli 2017

Wir machen einen Abstecher nach Flateyri, wo es ein Nonsense-Museum geben soll. Was da genau ausgestellt wird, ist nirgends ersichtlich.
Als Annette einen kurzen Blick hineinwerfen will, um zu sehen was es da Besonderes gibt, wird sie in gebrochenem Englisch angeschnauzt: „Erst zahlen, dann gucken!“
Unfreundliche Menschen soll man nicht unterstützen und darum lassen wir den Besuch sein.

 

Flateyri am Önundarfjörður

 

Wir kurven durch das Dorf und sehen etwas, das auf den ersten Blick wirklich „Nonsense“ ist. Ein „zugestricktes“ Fahrrad!

 

 

Erst als wir einen Blick in die Box werfen, sehen wir, dass dieses Fahrrad ein origineller Werbeträger für die gestrickten Mützen ist, die man hier kaufen kann.

Gleich daneben leuchtet eine orange Mohnblume einfach so, ohne erkennbare Absicht Käufer anzulocken.

 

Island-Mohn (Papaver nudicaule)

 

Nun fahren wir über Berge und an Fjords entlang zum Dynjandi Wasserfall.
Das Wetter verschlechtert sich zusehends. Eine Front zieht dem Berg Gemla entlang, der über und über mit Lupinen bewachsen ist und deswegen eigenartig blau scheint.

 

„Lupinenberg“ Gemla

 

Wir schleichen im Regen die Serpentinen des Heiðarenni hinunter …

 

Heiðarenni

 

… und sehen unten bei Grelutoftir, wofür Schafbauern gefundene Raddeckel verwenden können.

 

Schafsperre im Bach

 

Trotz oder gerade wegen des trüben Wetters entdecken wir bei Karlsstaðir einen pittoresken Kiesstrand.

 

Kiesstrand bei Karlsstaðir

 

Spätabends kommen wir beim Dynjandi Wasserfall an und es regnet noch immer. Wir stellen uns für die Nacht auf den Parkplatz, vielleicht ist ja morgen besseres Wetter und wir können folgende Frage klären:

 

Übernachtungsplatz am Fusse des Dynjandi

 

Ist der Dynjandi ein Wasserfall, der nicht von einem Bach, sondern direkt aus den Wolken gespeist wird?
Das hiesse dann aber, dass bei wolkenlosem Himmel kein Wasserfall stattfindet!?!

Die Auflösung folgt in unserem nächsten Beitrag. 😉

 

Das Wasser fliesst aus den Wolken direkt in den Dynjandi!

 

Link zur heutigen Strecke: