Faszinierender Skrauma
19. Juli 2017
Am Nachmittag verlassen wir den Campingplatz von Laugar und fahren Richtung Stykkishólmur.
Wenige Kilometer nach Búdardalur führt die Schotterstrasse über eine Brücke und wir erhaschen einen kurzen Blick auf den Bach Skrauma, der sich durch eine felsige Schlucht zwängt.

Skrauma
Wir stoppen auf einem riesigen Kiesplatz neben der Strasse und gehen einige Schritte zurück. Weiter bachabwärts kann man ins Tobel hinuntersteigen. Dazu muss man sich aber zuerst am letzten Pfahl des Stacheldrahtzaunes vorbeihangeln, der auf eine vorstehende Felsplatte ca. fünf Meter über der Schlucht geschraubt ist. Aber wir kommen durch … und es lohnt sich!
Der Bach hat die verschiedensten Muster in die grauen Felsen geschliffen und unter Wasser sorgen Algen für dezente Farben.
Hier einige Impressionen:






Wir verbringen viel Zeit in der faszinierenden Schlucht und kehren erst zurück, als es zu regnen beginnt.
Es ist bereits kurz von 21:00 Uhr und wir beschliessen hier zu bleiben. Die Nebenstrasse ist kaum befahren und Platz ist ja genug. 🙂

Übernachtungsplatz beim Skrauma
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Stykkishólmur
20. Juli 2017
Kurz vor Stykkishólmur entdecken wir im Alftafjörður eine grosse Schar Singschwäne.

Wir stapfen durch das Moor zum Fjord hinunter, aber ausser nassen Füssen bringt das nicht viel. Die Schwäne sind zu weit draussen.
Dafür entdecken wir auf dem Rückweg eine einzelne kleine Orchidee.

Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata)
Die futuristische Kirche von Stykkishólmur steht unübersehbar auf einem Hügel. Sie wurde vom Architekten Jón Haraldsson entworfen und im Jahre 1990 eingeweiht.

Kirche von Stykkishólmur
Auch innen ist sie eigenwillig gestaltet. Viele kleinen Lämpchen hängen von der Decke und bilden einen Sternenhimmel.
Das Altarbild der isländischen Malerin Kristín Gunnlaugsdóttir ist ganz in Blau gehalten.

Altarbild in der Kirche von Stykkishólm
Die Pfeifen der Kirchenorgel sind dekorativ angeordnet und glänzen wunderschön.


In dieser lichtdurchfluteten Kirche herrscht eine einzigartige Stimmung. Sie ist einen Besuch wert.
Nun fahren wir weiter zum Hafen.
Vom kleinen Leuchtfeuer auf der anderen Seite hat man einen schönen Blick auf das Dorf.

Hafen von Stykkishólmur
Und im Hafen gibt es natürlich wieder dies und das zu sehen.




In ganz Stykkishólmur gibt es freies WiFi und beim Hafen guten Empfang.
Dazu steht die Toilette die ganze Nacht offen und beim Parkplatz steht kein „No overnight parking“-Schild.
So kommen wir zu einer der raren Übernachtungen mitten in einem Dorf.
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Polarfuchs, Gammelhai und Wasserfall
21. Juli 2017
Wir wollen das Haifischmuseum in Bjarnarhöfn besuchen. Dazu fahren wir nicht auf der asphaltierten Strasse, sondern wählen den Weg dem Meer entlang.
Plötzlich huscht etwas Dunkles über die Strasse … ein Polarfuchs!
Bis Beat aus dem Auto gesprungen ist und die Kamera gezückt hat, ist er leider schon weit entfernt.
Deshalb hier nur das unscharfe Bild des scheuen Jägers, denn: ein Polarfuchs ist ein Polarfuchs!
Polarfüchse waren übrigens die einzigen Säugetiere, die schon vor der Besiedlung auf Island lebten. Sie gelangten während Kälteperioden über das Packeis aus der Arktis hierher.

Polarfuchs (Vulpes lagopus)
Das letzte Stück vor Bjarnarhöfn führt durch eine raue Landschaft. Die schwarzen Lavasteine sind lediglich mit Flechten und Moosen bewachsen.
Der Sage nach soll sich ein Sklave, ein Berserker, in die Tochter des Gutsbesitzers verliebt haben. Dieser versprach ihm seine Tochter, aber er müsse zuerst einen Weg durch das unwirtliche scharfkantige Gestein zum Hof bauen. Denn dieser war nur über einen weiten Umweg erreichbar.
Der Berserker und sein Bruder schufteten Tag und Nacht und als das Werk vollendet war, … brachte sie der Besitzer kurzerhand um und versteckte ihre Leichen zwischen den Lavabrocken.
Seither nennt man dieses Gebiet „Berserkerlava“.

Berserkerlava vor Bjarnarhöfn
Das Haifischmuseum ist ein vollgestellter Raum auf einem Bauernhof. Von antiken Nähmaschinen und Angelgeräten über ausgestopfte Vögel und Haigebisse bis zu einem alten Boot wird hier alles mögliche ausgestellt.
Die Tochter des Besitzers erzählt, unterstützt durch einen Film, wie der Grönlandhai fermentiert wird.
Wir lernen:
Haie sind Knorpelfische und haben keine Gräten. Ihre Haut ist sehr rau und wurde früher als Sandpapier verwendet. Jährlich werden hier 60-80 Tiere, die als Beifang in Netzen landeten, verarbeitet.

Skelett eines Haifisches
Der Grönlandhai lagert Harnstoffe in seinem Blut ein, um den osmotischen Druck regulieren zu können. Dadurch wird sein Fleisch für den Menschen ungeniessbar, sogar giftig. Erst nachdem es während zwei bis drei Monaten in durchlässigen Holzkisten fermentiert wurde, sind die Harnstoffe abgebaut. Danach werden die Stücke in einer offenen Scheune aufgehängt, damit sich das Ammoniak verflüchtigt. Dieser Prozess dauert nochmals drei bis vier Monate. Und fertig ist der Gammelhai!
Am Schluss der Vorführung dürfen wir einige Brocken des berühmt-berüchtigten Haifischfleisches degustieren. Isländer würden es als Aperohäppchen lieben und gerne auftischen, wenn Freunde zu Besuch kämen, erzählt die sympathische junge Dame.
Das weisse Muskelfleisch ist von gummiartiger Konsistenz. Es schmeckt im Abgang deutlich nach Ammoniak, reizt etwas in der Nase, ist aber längst nicht so ekelhaft, wie wir gehört haben.
Trotzdem, eine Degustation reicht uns und wir würden es nicht wagen, Freunden davon anzubieten. Schliesslich wollen wir diese ja nicht loswerden. 😉

Fermentierter Haifisch

Haifischfleisch in der Trockenhütte
Danach fahren wir ein Stück zurück durch die Berserkerlavafelder und weiter Richtung Ólafsvík.
Kurz nach Grundarfjörður ragt ein besonders markanter Berg auf, der Kirkjufell. Er hat die Form eines steilen Kirchendaches, was ihm seinen Namen gab.

Kirkjufell
Auf der anderen Strassenseite liegt der Kirkjufellsfoss. Dieser scheint bei Touristen sehr beliebt zu sein. Der kleine Parkplatz quillt aus allen Nähten.
Wir stellen unseren NOBIS deshalb gegenüber in die Einfahrt zu einer Wiese. Annette bleibt im Wagen, damit sie wegfahren kann, falls es nötig sein sollte und Beat macht sich auf den Weg zur Attraktion.

Kirkjufellsfoss
Nicht alle begnügen sich mit einem konventionellen Bild vom Wasserfall. Einer kniet sich gar hin, um ein ganz besonderes Foto zu schiessen und ermöglicht so Beat ein ganz besonderes Foto zu schiessen. 😉

Die andere Sicht
Unser Wohnmobil stört keinen Landwirt, dafür aber eine Polizistin, die Annette wegweist. Sie fährt mit dem Wagen einige Kilometer weiter, bis sie wieder wenden kann.
Nach ihrer kleinen Ehrenrunde ist auch Beat wieder zurück und übernimmt das Steuer, Annette steigt aus und spaziert zum Wasserfall. Beat dreht ebenfalls eine Runde, diesmal in die andere Richtung. Dann ergattert er sogar einen der raren Parkplätze.
Vor Ólafsvík entdecken wir einen kleinen Parkplatz, der etwas erhöht direkt am Meer liegt. Hier bleiben wir über Nacht.
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Sturm in Ólafsvík
22. Juli 2017
Am Morgen beginnt es heftig zu stürmen und zu regnen. Zudem hat sich Beat gestern stark erkältet. Deshalb lassen wir die geplante Wanderung auf den Kirkjufell fallen und fahren stattdessen auf den nahen Campingplatz in Ólafsvík.
Die Dusche für die Frauen befindet sich direkt neben dem Aufenthaltsraum mit Kochgelegenheit. So kann frau beim Haare waschen den Küchengeräuschen und Diskussionen darüber lauschen, ob wohl wirklich noch mehr Zwiebeln an das Paprikagemüse gehören. Annette kann sich eines Kommentars enthalten.
Der Sturm wird immer stärker.
Die zwei Mädchen und der Junge vom Wohnmobil nebenan rennen mit weit ausgebreiteten Jacken mit und gegen den Wind, lassen sich vergnügt von Windböen herumschubsen und probieren aus, wie schräg man sich dagegen lehnen kann. Sie amüsieren sich köstlich und wir uns beim Zuschauen.
In der Nacht lässt uns das Unwetter kaum schlafen. Die starken Böen rütteln nicht nur an unserem fahrbaren Haus, manchmal schlagen sie richtiggehend dagegen. Wir sind froh, dass wir die Nase in den Wind gestellt haben und unser Gefährt so nicht umgeblasen werden kann.
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Keine Wäsche in Grundarsfjörður
23. Juli 2017
Die Sturmböen in der vergangenen Nacht sollen über 100 km/h erreicht haben. Teile des Campingplatzes stehen am Morgen unter Wasser.
Überall in den WC’s hängen Kleider und Zelte zum Trocknen. Die meisten Camper haben die Nacht schlaflos im Aufenthaltsraum verbracht.
Der Sturm hat etwas nachgelassen. Wir fahren nach Grundarsfjörður. Dort soll es eine 24 Std.-Wäscherei geben. Die kleine Hütte, in der die Waschmaschine und der Tumbler stehen, ist aber sehr schmuddelig. Eine Maschine waschen und trocknen würde zudem auf etwa ISK 1600 (ca. Sfr. 16.– ) zu stehen kommen!
Wir verzichten auf frische Wäsche und fahren zurück nach Bularidshöfði, den Übernachtungsplatz auf dem wir schon vorgestern geschlafen haben.
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Durch den Nebel über den Pass
24. Juli 2017
Vor dem Touristen-Informationscenter in Ólafsvík haben wir Internetempfang. Wir überarbeiten einen weiteren Beitrag und planen die Freischaltung für morgen.
Danach fahren wir über die Passstrasse am Snæfellsjökull vorbei. Leider hängen im oberen Teil dichte Wolken, man sieht zum Teil nur wenige Meter weit.

Passstrasse über den Jökulháls
Einmal mehr staunen wir über die leuchtenden Moose, die sich in dieser garstigen Umwelt zu behaupten wissen.

Auf der anderen Seite hängt der Nebel noch tiefer und wir durchstossen die Decke erst kurz oberhalb des Meeres.

Strasse unter der Nebeldecke
Beim Leuchtturm von Malarrif finden wir einen ruhigen Parkplatz mit öffentlicher Toilette. Hier bleiben wir.
Kurz vor 23:00 Uhr taucht die untergehende Sonne den weissen Turm in ein zartes Rosa.

Leuchtturm von Malarrif
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Ein langer Tag
25. Juli 2017
Am Morgen spazieren wir zum nahen Kiesstrand mit den pechschwarzen Steinen.


Vor der Weiterfahrt werfen wir einen letzten Blick auf den Leuchtturm … sorry, er ist ein wenig verdeckt.

Leucht- und anderer Turm
Wir wollen ans Ende der Halbinsel Snæfellsnes fahren. Beat setzt sich mit dem Vorschlag durch, den längeren Weg zu nehmen und nochmals über den Pass zu fahren. Die Landschaft dort oben muss einzigartig sein.
Doch es kommt, wie Annette vorausgesagt hat, wir fahren wieder durch den Nebel. Beat meint dazu: „Aber man sieht sicher fünf Meter weiter als gestern …“ und „… es hätte ja sein können …“.
Vor Hellisandur laufen uns im wahrsten Sinne des Wortes junge Küstenseeschwalben über den Weg. Wir stoppen und werden Zeuge, wie das Futter aus der Luft angeflogen wird.

Verpflegung aus der Luft

Endlich ist genug gefressen und der Jungvogel kann die Strasse wieder freigeben. Geduldig wartet er am Rand, bis die Eltern mit weiteren Leckereien anfliegen.

Fresspause
Kurz vor Öndverðarnes, der äussersten Spitze der Halbinsel Snæfellsnes steigen wir an den Strand der Bucht Skarðsvík hinunter. Es ist Niedrigwasser und was wir da sehen, ist atemberaubend!
Die Felsen und Steine, die Spuren des Wassers im Sand, die Pflanzen und Tiere, die darauf warten, dass das Meer wieder zurückkehrt… unglaublich schön.











Eine Küstenelfe freut sich an unseren leuchtenden Augen und gewährt uns drei Wünsche.

Küstenelfe von Skarðsvík
Vielleicht noch einen kleinen Vogel?
Den treffen wir beim Leuchtturm Öndverðarnes an.

Meerstrandläufer (Calidris maritima)
… und dann gerne noch ein Tor durch die Felsen?
Das gibt’s beim Leuchtturm Skálasnagi.


… und zum Schluss bitte noch eine Wunderblume!
Auch diese finden wir bei Skálasnagi.

„Federblume“
Vielen Dank, liebe Elfe. Nun sind wir wunschlos glücklich und fahren zurück nach Malarrif.
Inzwischen haben sich auch die letzten Wolken verzogen und der Snæfellsjökull (Schneeberggletscher) zeigt sich in seiner ganzen Pracht.

Snæfellsjökull
Von Süden her sieht man eindrücklich, dass der Snæfellsjökull ein Vulkan ist. Die erstarrten Lavaströme lassen die Kraft erahnen, die auch heute noch im Erdinnern schlummert.

Erstarrte Lavaströme am Snæfellsjökull
Zum Glück ist die Höhle von Vatnshellir bereits geschlossen. Ein eindrücklicher Tag neigt sich dem Ende zu und wir könnten kaum weitere Bilder aufnehmen.
Unsere Batterien sind leer, wir sozusagen nur noch ein Schatten unserer selbst.

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