Wow, was für ein Tag!
11. Juli 2017
Über eine Schotterpiste erreichen wir Djúpavik. Die ehemalige Heringsfabrik (1934 – 1954) ist am Verfallen. Einige Wände sind aber frisch gestrichen worden, was dem Ganzen einen eigenartigen Charme verleiht.
Hier finden jeweils im Sommer Ausstellungen statt.
Wir wollen aber zuerst nach Krossnesslaug, da soll es am Ende der Strasse ein schönes Thermalbad direkt am Meer geben.
Der Schönheit des Zerfalls können wir uns aber nicht entziehen, darum müssen ein paar Bilder vor der Weiterfahrt drinliegen.
Einige Krähenscharben interessieren sich nicht für uns, doch rechts muss etwas Spannendes abgehen.
Und wirklich, ganz am Ende der Strasse, als nur noch ein schmaler Feldweg weiterführt, liegt das attraktive Bad mit Meersicht. Das heisse Wasser tritt nur wenige Meter weiter oben aus dem Boden und wird da gefasst.
Ein hölzerner Portier weist den Weg zur Garderobe.
Das Bad erfreut sich bei der Bevölkerung grosser Beliebtheit. Wir staunen, dass sich hier am „Ende der Welt“ mehr als 20 Personen, vorwiegend Isländer, im Wasser tummeln.
Natürlich fehlt auch der Hot Pot nicht. Ein Bad ohne heitur pottur (heisser Topf) ist in Island undenkbar.
In Nordfjörður gönnen wir uns ein Eis.
Im Hafen sind Fischerboote angekommen. Grosse Kunststoffkisten voller Fische werden mit einem Kran auf den Quai gestellt und danach mit einem Gabelstapler in die Fischhalle gefahren, wo sie nach dem Wägen mit Brucheis zugedeckt werden. Danach werden die Behälter auf einen bereitstehenden Lastwagen geladen.
Die Kisten sind voll, der Fang scheint gut gewesen zu sein.
Auf dem Weg zurück nach Djúpavik fahren wir der Bucht Húnaflói entlang. Die Landschaft ist betörend schön.
Eine Steinformation erinnert uns an die Statuen der Osterinseln.
Man kann es kaum glauben, dass der „Kopf“ vom Sturm noch nicht heruntergeblasen wurde.
Im Gegensatz zu der Steinfigur, die sich ohne mit der Wimper zu zucken ablichten lässt, ist unser nächstes Fotoobjekt zu Beginn sehr schüchtern.
Nach kurzer Zeit aber posiert er cool, als würde er eine Karriere als Model anstreben.
Kurz darauf sind wir wieder in Djúpavik. Die vergammelte Fabrik heisst nun „The Factory“ und wir besuchen gespannt die Ausstellung.
Was erwartet uns da?
In einem der Räume hängen die Objekte der Isländerin Rósa Sigrún Jónsdóttir. Die riesigen, gestrickten „Säulen“ erinnern an Fischreusen.
Gleich um die Ecke führt eine Treppe in zwei weitere Ausstellungsräume.
Die Stimmung in der Fabrik ist einmalig. Das zerfallende Gebäude in Kombination mit den vielen Kunstwerken ist sehr eindrücklich.
Dass dies hier nicht nur eine kleine lokale Veranstaltung ist, zeigt die Ausstellungsbroschüre. 22 Künstler aus 14 verschiedenen Ländern, zum Beispiel Taiwan, Australien, USA, Deutschland und der Schweiz stellen hier aus!
Im oberen Stock geht es weiter. Hier hängen jeweils drei Bilder nebeneinander in einem „Bilderrahmen“. Der belgische Fotograf Etienne Ketelslegers porträtierte verlassene Häuser aus verschiedenen Gegenden Islands.
Wer mehr über „the factory“ wissen will, findet weitere Infos unter diesem Link „the factory“:
Tief beeindruckt verlassen wir diese Insel der Kunst im Niemandsland. Bis Hólmavik, der nächsten grösseren Ortschaft sind es 71 Kilometer, vorwiegend Schotterpiste.
Ein Segelschiff, das unter deutscher Flagge fährt, nähert sich und legt am Steg an. Diese Ausstellung scheint weitaus bekannter zu sein, als wir gedacht haben.
Auch hier draussen fasziniert das Nebeneinander von Zerfallendem und Lebendigem, der verrostende Kahn und das rote Segelboot mit den weissen Masten.
Auf der Weiterfahrt überholt uns der Laster mit den Fischen aus Nordfjörður. Er scheint es sehr eilig zu haben. Seine verderbliche Fracht muss bei diesen hohen Temperaturen (knapp über 20°C) möglichst schnell verarbeitet werden.
Wir dagegen gehen es gemütlich an. Die Schwemmholzbucht bei Kolbeinsvík ist einen Spaziergang wert.
Die Baumstämme werden mit den Meeresströmungen aus, man glaubt es kaum, Sibirien hierher getragen. In Driftexperimenten mit Bojen wurden die Strömungsverhältnisse um den Nordpol aufgezeichnet. Diese werden durch einen riesigen Wirbel, „die Transpolardrift“ bestimmt. Auf Island gibt es keinen Wald mehr, da von Beginn der Besiedelung an die Bäume gefällt wurden. Diese konnten in dem rauen Klima nicht ausreichend nachwachsen. Später kamen noch Beschädigungen durch Schafe dazu. Das Schwemmholz wurde also hoch geschätzt und die Abschnitte am Strand waren Grundeigentümern zugeteilt.
Heute übernachten wir auf einem idyllischen Platz zwischen der kaum befahrenen Schotterpiste und dem Meer.
Annettes Geburtstag
12. Juli 2017
Annettes Geburtstag wollen wir mit einem feinen Nachtessen in Ísafjörður feiern.
Am Ísafjörðurup fallen uns Pflanzen auf, deren Blätter eher blau als grün scheinen.
Uns unbekannte Pflanzen wachsen kreisförmig flach auf dem Boden. So nutzen sie optimal die Wärme des Bodens und auch die Sonnenstrahlen.
Am Abend dinieren wir im Restaurant Tjöruhúsið.
Es ist das älteste Gebäude Islands. Man sitzt jeweils zu sechst auf Bänken an massiven Holztischen. Das Fischbuffet hält, was uns versprochen wurde. Wir sind freudig überrascht über die Vielfalt und Bandbreite der angebotenen Fischpfannen. Nebst einem Dutzend unterschiedlicher Fischgerichte stehen auch verschiedene Beilagen, Gemüse und Salate auf der Theke.
Wie so oft an Buffets müssen wir von dem und diesem und jenem probieren bis wir schlussendlich fast platzen.
In weiser Voraussicht haben wir zuvor in der Nähe bereits einen Übernachtungs-platz gesucht. So müssen wir nach dem üppigen Mahl nur noch dorthin fahren und uns ins Bett plumpsen lassen. Die Latten biegen sich heute mehr durch als sonst.
Auf zum Dynjandi
13. Juli 2017
Wir machen einen Abstecher nach Flateyri, wo es ein Nonsense-Museum geben soll. Was da genau ausgestellt wird, ist nirgends ersichtlich.
Als Annette einen kurzen Blick hineinwerfen will, um zu sehen was es da Besonderes gibt, wird sie in gebrochenem Englisch angeschnauzt: „Erst zahlen, dann gucken!“
Unfreundliche Menschen soll man nicht unterstützen und darum lassen wir den Besuch sein.
Wir kurven durch das Dorf und sehen etwas, das auf den ersten Blick wirklich „Nonsense“ ist. Ein „zugestricktes“ Fahrrad!
Erst als wir einen Blick in die Box werfen, sehen wir, dass dieses Fahrrad ein origineller Werbeträger für die gestrickten Mützen ist, die man hier kaufen kann.
Gleich daneben leuchtet eine orange Mohnblume einfach so, ohne erkennbare Absicht Käufer anzulocken.
Nun fahren wir über Berge und an Fjords entlang zum Dynjandi Wasserfall.
Das Wetter verschlechtert sich zusehends. Eine Front zieht dem Berg Gemla entlang, der über und über mit Lupinen bewachsen ist und deswegen eigenartig blau scheint.
Wir schleichen im Regen die Serpentinen des Heiðarenni hinunter …
… und sehen unten bei Grelutoftir, wofür Schafbauern gefundene Raddeckel verwenden können.
Trotz oder gerade wegen des trüben Wetters entdecken wir bei Karlsstaðir einen pittoresken Kiesstrand.
Spätabends kommen wir beim Dynjandi Wasserfall an und es regnet noch immer. Wir stellen uns für die Nacht auf den Parkplatz, vielleicht ist ja morgen besseres Wetter und wir können folgende Frage klären:
Ist der Dynjandi ein Wasserfall, der nicht von einem Bach, sondern direkt aus den Wolken gespeist wird?
Das hiesse dann aber, dass bei wolkenlosem Himmel kein Wasserfall stattfindet!?!
Die Auflösung folgt in unserem nächsten Beitrag. 😉