Wanderung zum Bjarnarvötn
4. Juli 2017
Die Skagi-Halbinsel ist sehr dünn besiedelt, es gibt nur vereinzelte Gehöfte. Wir wollen zum Bjarnarvötn wandern, einem See, den kaum jemand kennt. Deshalb parken wir in der Nähe von Gauksstadir am Strassenrand.
Während wir unsere Rucksäcke packen und die Wanderschuhe schnüren, hält ein älterer Offroader neben uns. Eine Frau steigt aus und fragt, ob wir Hilfe benötigen. Als wir ihr von unserem Plan erzählen, erklärt sie uns den Weg und bietet sogar an, uns Mückennetze auszuleihen. Heute könne es dort sehr viele Mücken haben. Sie holt die Netze aus ihrem Haus, das ein paar hundert Meter entfernt liegt.
„Falls bei Ihrer Rückkehr das rote Auto vor dem Haus dort steht, bin ich daheim. Es würde mich freuen, wenn Sie nach der Wanderung vorbeikämen. Ich muss aber noch in die Stadt. Falls ich weg bin, legt die Netze einfach in den Briefkasten.“
Wir bedanken uns herzlich und marschieren los.
Unglaublich, wie viele verschiedene Blumen in dieser kargen Heide gedeihen.
Der Moorsee liegt zwar schön eingebettet zwischen sanften Hügeln, ist aber sonst nicht besonders attraktiv. Wir schenken uns deshalb die letzten Meter durch den Sumpf.
Nach zweieinhalb Stunden sind wir zurück an der Strasse. Leider steht das rote Auto nicht vor dem Haus. Schade, wir hätten gerne noch etwas mit der hilfsbereiten Frau geplaudert.
Wir fahren weiter um die Skagi-Halbinsel. An einer Stelle sieht man schön, wie die Küste erodiert. Ein riesiger Fels ist weggebrochen und bereits ein Stück abgerutscht. Bald werden ihn die Wellen zu sich ins Meer geholt haben.
Ein Stück weiter guckt eine Felsspitze neckisch, wie der Schnabel eines Vogels, aus dem Meer.
Ja, die Vögel haben es uns angetan. Wir können uns kaum sattsehen an den kleinen und grossen gefiederten Freunden.
Bei Hraun fahren wir mitten durch ein Brutgebiet der Küstenseeschwalben.
Einige der Küken sind bereits geschlüpft und fordern lautstark Futter.
Gleich daneben scheint ein Elternvogel seinem Jungen ersten Anschauungs-unterricht im Fliegen erteilen zu wollen.
Wenige Kilometer weiter entdecken wir einen Platz etwas abseits der Piste, ideal für die Nacht.
Ausser uns übernachten hier nur noch Lavasteine.
Link zur Wanderung zum Bjarnarvötn: Da auf „google maps“ der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Vögel … Vögel … Vögel …
5. Juli 2017
Wir fahren nochmals zurück nach Hraun, um Küstenseeschwalben zu fotografieren.
Zuerst fällt uns aber ein anderer wunderschöner, kleiner Vogel ins Auge. Der Sandregenpfeifer fliegt nicht weg als wir stoppen. Wahrscheinlich hat er Hütedienst und muss auf sein Junges aufpassen.
Dann schaffen wir es doch noch nach Hraun. Die eleganten Küstenseeschwalben gefallen uns ausserordentlich. Sie verteidigen ihre Nester und Jungen mit viel Gekreische und scheuen sich auch nicht, notfalls sogar Menschen anzugreifen.
Eine der Sterna paradisaea hat sich wohl geschminkt. Ihr Schnabel ist ungewöhnlich dunkelrot gefärbt.
Und dann sehen wir etwas, dass uns beinahe verzweifeln lässt. Wenn wir nicht ein Beweisfoto hätten, würden wir uns nie getrauen, dies zu behaupten.
Küstenseeschwalben sind SÄUGETIERE!!!
Wie sonst kann man erklären, dass die Weibchen Brüste haben???
Doch seht selber!
Und gleich daneben landet so ein Vogel und …… 😳 …. oh, waren das vorhin doch keine Brüste?
Naja, sei es, wie es wolle.
Die Vögel sind jedenfalls sehr elegante Flieger, die ihre markanten Schwanzfedern in der Luft zur Schau stellen.
Wir entwickeln uns langsam zu Vogelkennern, sogenannten Ornithologen.
Und das scheint sich beim Federvieh herumzusprechen. Stolz präsentiert sich uns ein Regenbrachvogel. Damit wir ihn leichter fotografieren können, hat er extra das schützende Gras verlassen.
Danke, lieber „Regi“.
Und nun kommt der absolute Hammer!
In der Nähe der Basaltinsel Ásbuðnasker machen wir einen fantastischen Fund!
Diese Sensation wird unsere Namen in die Forschungsbücher der Ornithologen bringen. „Entdeckt 2017 auf Island von Annette und Beat“, werden die Schüler dereinst lernen müssen.
Den ausserordentlich gut erhaltene Schädel, einer … ach, wie heisst die nun schon wieder auf Deutsch?
Leider kommt uns nur der lateinische Name in den Sinn, aber der ist ja auch viel wissenschaftlicher, nicht wahr?
Wir finden also den Schädel einer Cepa nonvolatilis.
Vielen Dank für den Applaus.
Zufrieden, dass wir heute so einen entdeckungsreichen Tag verbringen durften, gehen wir in Ólafslundur zu Bett.
Beat weiss aus Erfahrung, dass so viel Erfolg im Schlaf verarbeitet wird.
Vorsichtshalber nimmt er die Kamera mit ins Bett. Und wirklich, kaum fällt er in die erste Traumphase, holen ihn die Vögel von heute wieder ein.
Es gelingt ihm sogar, unseres Wissens als erstem Menschen überhaupt, ein Bild aus seinem Traum zu fotografieren!
Kein Ablass in Blönduos
6. Juli 2017
Beim Frühstück dämmert uns langsam, dass wir gestern wohl den Mund etwas gar voll genommen haben.
Deshalb wollen wir in der Kirche von Blönduos Abbitte leisten. Doch diese ist nicht frei zugänglich, sondern kostet Eintritt. Wir verzichten schweren Herzens darauf, denn den Ablasshandel wollen wir nicht wieder aufleben lassen.
In Blönduos sind auf einer Flussinsel schöne Spazierwege angelegt worden, die zum Teil durch einen kleinen Wald führen. Einige der Bäume haben, trotz den harten, klimatischen Bedingungen, bereits eine ansehnliche Höhe von ca. 5 m erreicht.
Obwohl die Aufforstung auf Island voran getrieben wird, ist Wald auch heute noch nur sehr marginal vorhanden. Stellvertretend dafür zeigen wir hier das Bild einer Föhre.
Danach fahren wir ins Vatndalur und finden einen hübschen Übernachtungsplatz neben der kleinen Kirche bei Naudabú.
Link zum Spaziergang zur und um die Insel Hrútey: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Ein abwechslungsreicher Tag
7. Juli 2017
Am Sigriðarstaðavatn entdecken wir ein einsames Haus gegenüber dem schwarzen Sandstrand.
Ausnahmsweise sind wir dankbar für die Stromleitung, die sich längs durch das Bild zieht. Für einmal ist das sonst störende Objekt eine willkommene Bereicherung.
Der Felsen von Hvítserkur steht stoisch auf der schwarzen Sandbank. Er erinnert an ein Tier, das Wasser aus dem Meer trinkt. Ob darum der Wasserspiegel so abgesunken ist?
Vögel haben wir schon zur Genüge gesehen, deshalb wollen wir uns heute in Illugastaðir Seehunde anschauen.
Aber sagt selber, kann man bei einem solch eindrücklichen Vogelschwarm die Kamera einfach in der Hülle ruhen lassen?!?
… Oder bei einem so attraktiven, einzelnen Tier? …
… Oder wenn uns gar unsere allererste Gryllteiste vor die Linse schwimmt? Sie will uns vom Nistplatz weglocken, der in einer Höhle liegt. Wir werfen trotzdem einen kurzen Blick hinein und sehen den zweiten Elternvogel auf dem Nest sitzen.
Aber nun, wir versprechen es, folgen in diesem Blogteil keine Vögel mehr!
Wir spazieren also weiter der Küste entlang.
Und wirklich, wie angekündigt, zeigen sich einige Seehunde auf den Felsen, leider relativ weit draussen im Meer.
Heute übernachten wir auf einem kleinen Parkplatz bei Stapa direkt neben der Schotterstrasse. Da aber in der Nacht kaum Autos verkehren, schlafen wir ruhig durch.
Hvammstangi
8. Juli 2017
Nach dem Frühstück fahren wir lediglich 27 Kilometer auf den Campingplatz von Hvammstangi.
Nur den wunderschönen Schafpferch bei Vatnsnes lassen wir uns nicht entgehen. Hier werden im Herbst jeweils die Schafe, die den Sommer über frei weiden, zusammengetrieben und nach Besitzer sortiert.
Auf dem Campingplatz gibt es leider keine Duschen. Zum Glück haben wir in unserem NOBIS eine eingebaut.
Dafür gibt es freien Internetempfang. Ja, die Prioritäten haben sich in den letzten Jahren verschoben!
Waschtag
9. Juli 2017
Das Waschen klappt ziemlich gut, da Annette die Wäsche im offenen Grillhaus aufhängen kann. Sogar Wäscheleinen sind vorhanden. Der Wind forciert das Trocknen, so dass wir den Platz am Nachmittag wieder verlassen können.
Zuerst fahren wir wieder ein Stück den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Doch der Übernachtungsplatz, den wir im Visier haben, ist zu weit entfernt.
Deshalb kehren wir wieder um und fahren bis unsere Schotterpiste auf die asphaltierte Ringstrasse trifft.
Dort gibt es einen grossen Parkplatz, nicht sehr attraktiv, aber wir sind müde und deshalb nicht mehr sehr wählerisch.
Robbenmuseum in Hvammstangi
10. Juli 2017
Am Morgen verabschieden wir uns von dem Steinpaar, das uns die Nacht über bewacht hat.
Dann fahren wir zurück nach Hvammstangi und besuchen das Robben-Museum. Das „Museum“ besteht aus zwei Räumen, in dem ausgestopfte Robben und Vögel herumstehen. Auf vielen Infotafeln kann man allerlei Wissenswertes lesen, was zwar interessant, aber auch sehr eintönig und ermüdend ist.
Ein längerer Film, der in oft schlechter Bildqualität Robben zeigt, reisst uns auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin.
Alles in allem ein Museum, das die Zeit verschlafen hat und unserer Meinung nach das Eintrittsgeld nicht wert ist.
Nun peilen wir unser nächstes Ziel an, die Westfjorde.
Nach Island wollte ich schon immer. Nach eurem Beitrag noch mehr ;). Beneidenswert! Lg bilere
Entschuldige, dass wir erst jetzt antworten. Wir waren ein paar Tage im Hochland und hatten keinen Anschluss ans Internet.
Island ist sehr vielseitig und bietet für jeden Geschmack etwas. Unglaublich, was es da alles zu sehen gibt!
Liebe Grüsse
Beat und Annette
Sooooo viele interessante Beiträge in letzter Zeit – ich habe sie alle gespeichert und werde später Zeit haben sie alle nochmals zu lesen! Danke, dass ihr so gut dokumentiert mit vielen guten Fotos, ich freue mich über jeden Bericht!
Island ist wirklich voller Highlights. Immer sieht man Neues und Spektakuläres, wir kommen kaum nach mit schauen. Daran wollen wir euch teilhaben lassen. Deshalb haben wir diesen Monat auch so viele Beiträge aufgeschaltet. Es freut uns, wenn sie dir gefallen.
Hallo ihr beiden,
ich freue mich immer wieder über eure Berichte, sie laden einfach ein zum Mitfahren und Dabeisein! Euer Blick auf kleine Dinge, oft Nebensächliches begeistert mich immer wieder. Danke hierfür!
Bekannte von uns sind gerade auch in Island, Ula und Ruud aus Holland, mit einem Ducato Wohnmobil. Wäre lustig, wenn ihr sie irgendwann wahrnehmt.
Viel Freude und schönes Erleben weiterhin,
Joachim
Hallo Joachim,
wie schön, dass dir unsere Berichte gefallen! Wir hatten Anfang/Mitte Juli hier ziemlich viel Pech mit dem Wetter. Es war oft neblig, bedeckt, trüb. Von der Landschaft konnte man kaum etwas erahnen. Da haben wir uns auf „Naheliegendes“ beschränken müssen. Und dabei wieder viel Schönes im Unscheinbaren entdeckt.
Wir werden nach euren Bekannten Ausschau halten. Im Moment haben wir aber wenig Hoffnung in den Massen von Touristen jemand bestimmtes zu entdecken.
Liebe Grüsse
Annette und Beat
Ich finde euren heutigen Beitrag besonders gelungen: Tolle Fotos! Unterhaltsame Texte! Und trotzdem informativ! DANKE!
Bitte, sehr gern geschehen!
Speziell an den Küstenseeschwalben haben wir selbst unsere helle Freude. Schön, wenn wir unsere Begeisterung weitergeben können.