Geister der Unterwelt
12. März 2017
Nach drei Tagen auf dem Campingplatz zieht es uns weiter.
Bei Venta del Fraile blühen die Mandelbäume auf roter Erde unter blauem Himmel.
Lanjarón ist ein grosses Strassendorf, das wie eine Schlange in der Sonne liegt.
Kurz nach Pórtugos steht ein kleiner Kiosk bei einem gut besuchten Parkplatz.
Was gibt es hier zu sehen? Neugierig wie wir sind, stoppen wir. Wir folgen einem Paar, das über die Steintreppe in eine kleine Schlucht hinabsteigt, in die sich ein schmaler Wasserfall ergiesst.
Plötzlich sehen wir, dass uns zwei Fratzen aus der Wand mit leeren Augen beobachten.
Da soll uns noch einer erzählen, die Natur sei unbeseelt!
Sind das die vielbeschriebenen Geister der Unterwelt?
Da all die Picknick-Plätze, die uns das Navi anzeigt, nur über enge, steile Strassen und durch verwinkelte Dörfer erreichbar sind, für die selbst unser NOBIS zu breit ist, geben wir die Suche nach einem attraktiven Übernachtungsplatz auf und stellen uns bei Busquístar auf einen kleinen Platz im Wald.
Ein Regentag
13. März 2017
Der Himmel hat sich über Nacht bedeckt und die Temperatur ist merklich gefallen.
Wir fahren trotzdem in die Sierra de Alpujarra. Etwas ausserhalb von Narila liegt ein Aussichtspunkt zuvorderst auf einem exponierten Felsband.
Jetzt beginnt es zu regnen, aber was kann man denn anderes von einem Montag, dem 13. erwarten?
Unbeirrt fahren wir weiter Richtung Puerto de la Ragua.
Nun mischen sich auch noch Flocken in den Regen und am Strassenrand liegen Schneereste. Als uns gar ein Schneepflug überholt, vergessen wir den Ausflug auf den Pass und fahren auf der anderen Talseite wieder in tiefere Lagen. Mit unseren Sommerreifen brauchen wir keine rutschige Fahrbahn.
Bei Íllar bringen vier riesige Orangenhügel etwas Farbe in den Regentag. Da kippen die Bauern ihre Früchte in grosse Zwischenlager mit betoniertem Boden.
Auf der Strasse darunter können sich dann Laster unter die kurzen Rutschen stellen. Wenn man nun die Schieber öffnet, rollen die Orangen in die LKWs.
Ob bei diesem Vorgang der Saft bereits beim Aufprall auf die Ladefläche entsteht oder ob da später doch noch eine Presse mithelfen muss, können wir leider nicht erzählen, da zur Zeit keine Früchte verladen werden.
Wir finden einen eigentlich sehr schönen Übernachtungsplatz mit Fernsicht, aber eben … das Wetter!
WoMo-Stellplatz in Ruescas
14. – 15. März 2017
Wir fahren auf die Halbinsel Cabo de Gata und da auf den Stellplatz in Ruescas.
Es stürmt heftig. Wir bearbeiten einen weiteren Blogbeitrag und schalten ihn online.
Link zur Strecke vom 14. März 2017:
Salinas de Acosta
16. März 2017
Der Sturm hat sich abgeschwächt, aber nach wie vor bläst ein starker Wind. Trotzdem fahren wir zu den Salinas de Acosta.
Dort wandern wir um die Seen, aus denen Salz gewonnen wird. Das Gebiet ist flach wie ein Teppich und ein Vogelschutzgebiet. Vögel sehen wir nur wenige, vielleicht ist es dafür die falsche Jahreszeit oder sie haben sich vor dem Wind verkrochen.
Die einzige höhere Erhebung weit und breit ist die Kirche von Al Almadraba.
In den Salinas wird zur Zeit nicht gearbeitet. Der grosse Salzberg zeigt jedoch, dass hier nach wie vor Salz gewonnen wird.
Nach dieser Wanderung fahren wir weiter zum Leuchtturm des Cabo de Gata.
Beat fühlt sich hundemüde. Deshalb beschliessen wir umzukehren und nochmals auf den Stellplatz in Ruescas zu fahren.
Dort attestiert ihm das Fieberthermometer eine Temperatur von über 38°C und Annette entbindet ihn kurzerhand von jeglicher Küchenarbeit.
Wie heisst das so schön im Fachjargon: Beat erzielt einen sekundären Krankheitsgewinn. 😉
Link zur Wanderung um die Salinas:
Cabo de Gata
17. März 2017
Heute nähern wir uns dem Cabo de Gata von der anderen Seite.
Einige Sandstrände liegen idyllisch in Buchten zwischen Dünen. Die bereits am Anfang der Strecke angedrohte Parkgebühr von fünf Euro wird nirgends eingezogen, da die Badesaison noch weit entfernt ist.
Wir erfreuen uns an den vielen Blumen, die jetzt Hochsaison haben.
Die Dörfer wirken trist, die Landschaft ist steppenartig. Irgendwie werden wir trotz der schönen Sandstrände mit der Region nicht warm. Irgendwann kehren wir um. In San José fällt uns ein weisses Haus auf, das aus dem Rahmen fällt. Ein weisser Farbtupfer, sozusagen.
Die Ebene von Nijar ist ein „Plastik-Tal“.
Plastik-Treibhaus reiht sich an Plastik-Treibhaus. Es werden vor allem Tomaten angepflanzt.
Gut für die Tomatenliebhaber, die auch im Winter nicht auf ihre Paradiesäpfel verzichten wollen, schade für die Natur!
Wir finden das Tal nicht besonders attraktiv. Deshalb halten wir Ausschau nach hübschen, kleinen, unscheinbaren Dingen, die es überall zu sehen gibt, wenn man die Augen offen hält.
Der Frühling hat Einzug gehalten. Überall blüht es und auch die Feigenbäume strecken ihre noch zarten Blätter der Sonne entgegen.
Marmorsteinbrüche und ihre Bewohner
18. März 2017
Schon von weitem sehen wir einen Berg, aus dem Stücke herausgeschnitten sind.
Aber nein, das ist nicht der angeschnittene Kuchen eines Riesen, das sind die Steinbrüche von Macael.
Hier befindet sich das mit Abstand grösste Marmor-Vorkommen ganz Spaniens.
Auf der Suche nach dem begehrten weissen Marmor werden ganze Berge abgetragen, bis man auf die wertvolle Schicht stösst.
Heute ist Samstag und es wird nicht gearbeitet. So können wir uns in Ruhe umsehen.
Wir widerstehen aber der Versuchung einen der transportfertigen Marmorquader mitzunehmen, da die Platzverhältnisse in unserem NOBIS eher eng sind und wir zufällig auch keinen Tieflader dabei haben.
Plötzlich sehen wir, dass diese Gegend bewohnt ist. Drei weibliche Steinböcke beäugen uns vorsichtig von oben herab.
Als wir uns nähern, ziehen sie ruhig weiter, legen aber immer wieder Pausen ein, um uns zu beobachten.
Die Wildtiere klettern aus unserem Blickfeld.
Wir fahren hoch zum Aussichtspunkt, wo man einen guten Überblick über den riesigen Steinbruch und über eine Solaranlage in der Nähe hat.
Uns zieht es weiter ins Landesinnere.
Auf der Iberischen Halbinsel haben wir schon viele Weinplantagen gesehen und gestaunt wie verschieden die Reben gezogen und geschnitten werden.
Bei Casas Nuestras entdecken wir eine uns bis anhin unbekannte Form. Die Rebstöcke sind etwa zwei Meter hoch und erst dann werden die Triebe an einem Drahtnetz horizontal geführt. Die Reben werden wie Bäume gehalten.
Hier werden Tafeltrauben geerntet.
Beim Kloster Santa Eulalia (erbaut im Jahre 1574) spazieren wir den nahen Hügel zur Jesusstatue hinauf und entdecken da einen wunderschönen Übernachtungsplatz
Den Kreuzweg säumen viele wunderschöne, mannshohe Figuren aus weissem Marmor.
Beat fotografiert dies und das und Annette holt inzwischen unser Wohnmobil im Tal.
Santuario de Santa Eulalia
19. März 2017
Wir besuchen das Kloster Santa Eulalia.
Beat möchte gerne im Innern der Kirche fotografieren. Das tönt einfach, ist es aber nicht, denn heute ist Sonntag. Es scheint sich Messe an Messe zu reihen und die Kirche ist meistens voller Kirchgänger und Pilgerer.
Wir beschliessen zuerst zu frühstücken.
Nach dem Frühstück – zweiter Versuch.
Vom Band läuft eine Endlosschleife von Ave-Marias. Die Stimmung ist locker. Man wandert zu der Statue der heiligen Eulalia, streichelt ihre Füsse, fasst die goldenen Verzierungen ihres Gewandes an, bekreuzigt sich, geht in die Sakristei und diktiert dem Sakristan seine Anliegen.
Uns fällt auf, dass die Statue der Heiligen Eulalia im Zentrum steht, eine Christusstatue findet man erst an einer Seitenwand.
Trotz der Umstände gelingen einige Aufnahmen und vermitteln etwas von der einzigartigen Stimmung in diesem Gotteshaus.
Der Dachstuhl ist sichtbar und zeugt von grosser Zimmermannskunst. Die Wände sind über und über mit Szenen aus der Bibel bemalt.
Tief beeindruckt verlassen wir diese Kirche. Sie alleine ist eine Reise wert.
Hier der Link zum Santuario de Santa Eulalia:
Draussen spazieren wir durch die Klosteranlage und geniessen den sonnigen Tag.
Nun geht es in den Naturpark de la Espuña.
Hier spazieren wir zu den „Pozos de las Nieves“. Das sind alte Eislagerhäuser. Der Innenraum wurde ca. acht Meter tief in den Boden gegraben.
In dieser Region befinden sich 25 ehemalige Eislager. Während mehr als 350 Jahren war das Sammeln von Schnee und der Verkauf von Eis ein wichtiger Erwerbszweig. Im Herbst wurden Steine und Äste von geeigneten Flächen weggeräumt. Später stiegen ganze Arbeitsgruppen hoch, um den Schnee zu sammeln und in die Pozos zu bringen. Dort wurde er mit Schlägeln zusammengestampft.
Im folgenden Jahr konnte das Eis von Mai bis September aus den Kellern geholt, verpackt und in die Städte gebracht werden. Diese Arbeit musste in der Nacht ausgeführt werden, um die Hitze des Tages zu vermeiden. Trotzdem verloren die Eisblöcke bis zu 50% ihres Gewichts.
Der Handel fand in einem Umkreis von bis zu 75 km statt.
Ja, die Leute wollten eben bereits im Vor-Eisschrankzeitalter ihre Lebensmittel kühlen!
Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltet sich heute schwierig. Lange Zeit verweigert das Navi den Dienst, später finden wir lauter Parkplätze, die von Sonntagsbesuchern der nahen Stadt Murcia überquellen.
Im Freizeitpark bei La Alberca werden wir dann doch noch fündig.
Wir spazieren zum nahen Aussichtspunkt und Annette entdeckt da eine kleine, gut getarnte Gottesanbeterin.
Leider verhindert der Wind eine scharfe Aufnahme von diesem wundersamen Tier. Wir zeigen trotzdem ein Bild, denn nach dem Besuch eines Klosters eine Gottesanbeterin … das passt!
Wie wenn uns der Tag nicht schon genug Schönes geboten hätte, beschert uns der Abend noch einen stimmungsvollen Sonnenuntergang.
Die Spinne im Loch
20. März 2017
Wir wandern zum Mirador de Murcia hoch.
Mehr noch als die Aussicht auf die Ebene fasziniert uns ein Käfer. Er ist schwarz gepanzert und circa acht Zentimeter lang.
Einige Minuten verbringen wir damit zu beobachten, wie er über den Weg krabbelt und sich durch die Pflanzen kämpft.
Beobachten und Staunen wie ein Kind, das haben wir auf unserer Reise kreuz und quer durch Europa wieder gelernt.
Diese Art Ölkäfer (Meloidae) ist einer der grössten Käfer Europas.
Wir haben gar das Glück einen der seltenen „Berberomeloe insignis“ anzutreffen.
Und es gibt noch mehr zu entdecken:
Plötzlich stoppt Annette und starrt an eine vegetationslose Wegböschung.
Was gibts da zu sehen?
Neugierig nähert sich Beat und bewundert einmal mehr Annettes scharfen Blick für das Unscheinbare, Besondere.
Eine Spinne hat sich eine Höhle gegraben und den Eingang mit trockenen Piniennadeln gesichert. So lauert sie in ihrem Versteck auf Beute, die vorbeikriecht oder fliegt.
Die Natur ist voller Überraschungen!
Hier nach all den Tieren zur Abwechslung eine Blume:
Nach dieser wunderschönen Wanderung fahren wir nach San Miguel de Salinas und besuchen eine Schwester von Beat, die mit ihrem Mann zeitweise hier wohnt.
Link zur Wanderung zum Mirador de Murcia: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Besuch bei Heidi und Armin
21. / 22. März 2017
Wir geniessen die drei Tage bei Heidi und Armin sehr. Wieder einmal ein eigenes Zimmer mit Bad, angeregte Gespräche, feines Essen und guten Wein … was will man mehr?
Herzlichen Dank, Heidi und Armin, für die Gastfreundschaft und die schöne Zeit, die wir mit euch verbringen durften.
Ost-Andalusien etc., ja es hat sich wieder einmal gelohnt – viele super Fotos …..
blühende Mandelbäume auf roter Erde, Salinen, Wasserfälle, Marmorsteinbrüche, die Kirche Santa Eulalia, viel schöne Natur und Sonnenuntergänge vom Feinsten… – was will man noch mehr! Hat mich gefreut das alles zu lesen. Unsere Baumblüte ist auch schon fast vorbei, allerdings sind die Feigenaustriebe noch nicht so weit – Spanien ist halt doch wärmer! Weiterhin gute Reise und frohe Stunden für euch 2!
Andalusien bietet wirklich viel mehr als die Küste, die man halt so kennt. Wir waren überrascht, wie vielfältig diese Region ist.
Wir wünschen euch dieses Jahr eine grosse Ernte an Feigen und was immer ihr gepflanzt habt. 🙂