Auf nach Reykjavík

 

Geothermalgebiet Seltún

17. August 2017

Eigentlich wollten wir heute, wie schon seit Tagen geplant, nach Reykjavík fahren. Aber unterwegs gibt es so viel zu sehen, dass wir den Besuch der City nochmals um einen Tag verschieben.

Rot-braune Berge künden ein weiteres Geothermalgebiet an. Wir haben schon einige gesehen, doch kriegen wir nicht genug von den Böden, aus denen es blubbert, dampft, zischt und stinkt. Deshalb stoppen wir auch hier.

 

 

Ein gepflegter Rundweg führt durch Seltún. Die unverwechselbaren Farben des Rhyoliths und der Schwefeldampf, der über allem liegt, ziehen uns sofort wieder in ihren Bann.

 

 

 

 

 

Kleine „Wasserkocher“

 

 

Unwirkliche Gesteinsfarben

 

Dann wandern wir weiter auf den dahinter liegenden Höhenzug, wo bis Anfang des 20. Jh. Schwefel abgebaut wurde.
Auf einem kleinen Pass sprudeln heisse Quellen. Das Wasser fliesst auf beide Seiten zu Tal.
Von oben geniesst man den schönen Blick über Seltún bis zum Kleifarvatn.

 

Seltún mit Kleifarvatn

 

Das warme Wasser verabschiedet sich durch ein kleines Bächlein und wir uns über die Strasse.

 

 

Vom Auto aus sehen wir das Herz am Bleikhóll, schauen uns kurz an und uns wird in diesem Moment klar: Wir haben unsere Herzen an Island verloren. Dieses karge Land voller Gegensätze, das immer von neuem Fantastisches bietet.

 

Bleikhóll mit Herz

 

Wasser, Sand und Fels … was braucht es mehr für eine eindrückliche Landschaft?

 

Kleifarvatn

 

Am Bláfjöll stellen wir uns auf den Parkplatz einer Lavahöhle.
Lavahöhlen oder -tunnels entstehen, wenn sich dickflüssige Lava an der Oberfläche schnell abkühlt und verfestigt, die darunterliegende Schicht noch weiterfliesst, aber keine neue Schmelze nachströmt.

 

Lavahöhle

 

Von der anderen Strassenseite grüssen die wunderschönen blauen Berge.

 

Bláfjöll, die blauen Berge

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Reykjavík

18. August 2017

Heute schaffen wir es endlich in die nördlichste Hauptstadt der Welt.
Natürlich geht das bei uns nicht direkt. Immer wieder begegnen wir Landschaften, Dingen oder Situationen, an denen wir unmöglich achtlos vorbeifahren können.

Kurz vor Hafnarfjörður hängen trockene Fischköpfe zu Tausenden an Holzgestellen. Zwei Männer sind gerade dabei einen Laster damit zu beladen. Sie arbeiten in einem Wahnsinnstempo und im Nu sind die gelben Plastikboxen voll.

 

 

Trotzdem nimmt sich einer Zeit um Annettes Fragen zu beantworten. Die Köpfe seien für den Export nach Nigeria und Brasilien bestimmt. Dort werde irgendetwas daraus gekocht. Was genau, wisse er nicht.

 

Getrocknete Fischköpfe

 

Kurz vor Mittag treffen wir in Reykjavík ein und können am alten Hafen kostenfrei parken.
Wir schlendern zum Touristen-Informationszentrum, wo man uns zwei Rundwanderungen empfiehlt. Diese hängen wir aneinander und lernen so einen Teil der Hauptstadt kennen.
Die erste Runde führt in weitem Bogen um den Stadtsee Tjörnin herum.

 

Tjörnin

 

Kunstvolle Fassadengemälde beeindrucken uns immer wieder.
Deshalb hier ein paar davon.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ob man den Blick hebt …

 

 

… oder senkt, …

 

 

… überall entdeckt man wundersame Details.

Wir sind froh, dass wir nicht unter einem so grossen Druck leben müssen wie „Der unbekannte Bürokrat“, der am Stadtsee steht.

 

„Der unbekannte Bürokrat“, Magnús Tómasson, 1993

 

In der Stadt herrscht viel Verkehr. Die isländischen Auto-Nummern sind normalerweise alphanumerisch und fünfstellig, in zwei Gruppen gegliedert und langweilig, wie die meisten Autoschilder dieser Welt.
Es gibt aber auch die andern, zu denen man kleine Geschichten erfinden kann.

Zum Beispiel:

„Mit den …

 

… die der Bankangestellte …

 

… erhalten hat, will er sich etwas Besonderes leisten. Vor Freude macht er einen …

… als er in einem Inserat von einem …

 

 

 

 

 

 

… liest, der …

… ist.“

 

 

 

 

 

 

Es gibt aber auch Einkaufsstrassen, zum Beispiel die Skólavörðustígur, in denen kaum Autos verkehren.

 

Skólavörðustígur in Reykjavík

 

Wir haben uns schon mehrmals über das schlechte Wetter beklagt, das diesen Sommer in Island vorherrscht. Doch das Schaufenster eines Outdoor-Ladens stimmt uns wieder milder, denn so etwas wie „Sommer“ erleben wir zwischendurch ja schon.

 

 

Selbstverständlich darf man Reykjavík nicht verlassen, ohne sein Wahrzeichen, die Hallgrímskirkja, besucht zu haben.

Wie sich die Malerin Bylgia Lind Pétursdóttir den Platz vor dieser Kirche wünscht, zeigt ein Bild, das in der Strassenausstellung auf dem Weg zur Kirche hängt.

 

Bild von Bylgia Lind Pétursdóttir

 

Und so sieht er in Realität aus.

 

Hallgrímskirkja in Reykjavík

 

Der Architekt der Kirche ist Guðjón Samúelsson, der auch das Gotteshaus in Akureyri entwarf.
Die Fassade ist Basaltsäulen nachempfunden, die weisse Farbe erinnert an Gletscher. Mit dem Bau wurde 1945 begonnen. Fertiggestellt wurde sie erst 1986, 41 Jahre später!

Wir treten ein und lassen uns von dem Bauwerk und der Stimmung, die da herrscht, gefangen nehmen.
Gerade jetzt findet eine Probe für ein Konzert mit Trompete und Orgel statt.

 

 

 

Chor der Hallgrímskirkja

 

Kirchenorgel der Hallgrímskirkja

 

 

„Martyrium“ von Sigurjón Ólafsson

 

Im Grossraum Reykjavík leben mehr als 210’000 Menschen und damit rund zwei Drittel aller Isländer. Überall wird fleissig gebaut und die neuen Hochhäuser verbreiten einen Hauch von Weltstadt.

 

Skyline an der Rauðarvík

 

 

 

 

 

 

 

Bei der „Sonnenfahrt“ beobachten wir eine Gruppe asiatischer Touristen. Annette stoppt die Zeit bei deren Ankunft. Sie steigen aus dem Reisebus. Der Reihe nach darf sich jede und jeder vor dem Kunstwerk in Pose stellen und vom jeweiligen Partner knipsen lassen. Danach wird gewechselt.
Am Schluss bleibt noch etwas Zeit und die Paare lassen sich nun zusammen ablichten.
Die ganz Originellen fotografieren das Kunstwerk gar von der anderen Seite.
Nach genau sieben Minuten steigen alle wieder ein und der Spuk ist vorbei.

 

„Sólfar“ von Jón Gunnar Árnason, ohne asiatische Touristen

 

Die „Sólfar“ symbolisiert die mystische Reise zur Sonne und wurde 1986 zum 200-Jahre-Jubiläum der Stadt Reykjavík aufgestellt.

Ein weiteres Wahrzeichen Reykjavíks ist die Konzerthalle Harpa, die am Meer steht.

 

Konzerthalle Harpa

 

 

 

 

 

 

Auf der Mole daneben hat jemand mit einfacheren Mitteln einen Steinbogen aufgestellt. Obwohl, oder gerade weil hier kein Glas verwendet wurde, haben wir freie Sicht auf das Esja-Gebirge.

 

Steinbogen vor dem Esja-Gebirge

 

Gleich um die Ecke ist es vorbei mit den sterilen Prunkbauten. Einheimische und Feriengäste geniessen den sonnigen Tag in einem gemütlichen Strassencafé.

 

 

Wir schauen uns die Ausstellung im Volcano-House und die beiden Filme zu den Ausbrüchen auf Westmännerinseln und des Eyafjallajökull an, die jeweils um 18:00 Uhr in deutscher Sprache gezeigt werden.
Zwei unglaublich eindrückliche Filme, die wir jedem wärmstens empfehlen können.

Danach schlendern wir zu unserem Wohnmobil zurück und entdecken dabei Kettenfahrräder … doch doch, das ist richtig geschrieben und sollte nicht etwa Fahrradketten heissen …

 

Kettenfahrräder!!!

 

… und wozu man ausgemusterte Schiffsschrauben verwenden kann.

 

Schiffsschraubensitze bei einer Bushaltestelle

 

Morgen wollen wir auf die Westmännerinseln übersetzen. Deshalb fahren wir heute noch bis zum Fährhafen in Landeyjahöfn.

 

Westmännerinseln

 

Link zur Wanderung durch Reykjavík:

Link zur heutigen Strecke:

 

 

2 Gedanken zu “Auf nach Reykjavík

  1. Grüezi mitenand
    schon wieder so einen spannenden Bericht und mit vielen lustigen Begebenheiten,
    Herzlichen Dank und weiterhin viele tolle Erlebnisse wünschen
    Heidi und Leo

    • Hallo zäme
      Vielen Dank für den netten Kommentar.
      Es tut uns leid, dass unsere Antwort so lange auf sich warten liess. Wir haben hier in den Ostfjorden kaum mehr Internetzugang.

      Alles Gute
      Beat und Annette

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