Am Stausee
5. März 2015
Wir fahren nochmals nach Praia a Mare und queren dann Italiens Fuss vom tyrrhenischen zum ionischen Meer. In Senise schlafen wir direkt am Ufer des Stausees. Hier führte früher die Strasse auf die andere Talseite.
Apulien, wir kommen!
6. März 2015
In der Nacht beginnt es zu regnen und es schüttet wie aus Kübeln.
Heute wollen wir nach Apulien fahren. Alle, denen wir das erzählt haben, (auch Italiener) haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass Apulien keine Reise wert sei. Wir wollen nun mit eigenen Augen sehen, wie langweilig diese Region, die Wade und der spitze Absatz Italiens, ist.
Wir fahren dem Meer entlang tristes Stranddorf reiht sich an tristes Stranddorf. Die wenigen Bars, die ganzjährig geöffnet sind, haben alle kein WiFi. Hier ist nur im Sommer etwas los.
Den Palmen trägt man Sorge. Untenstehendes Exemplar wurde von einem „Baumdoktor“ saniert, obwohl nur noch rund 1/3 des Durchmessers des Stammes steht.
Das Wetter trägt auch nicht zu guter Stimmung bei. Der Dauerregen setzt die Strasse teilweise unter Wasser und wir hoffen jeweils, dass sich darunter nicht irgendwo ein offener Schacht befindet.
Nur mit Mühe finden wir in Porto Cesareo einen akzeptablen Übernachtungsplatz auf einem kleinen, holprigen Feldweg zum Meer, der mehr aus „Pfützen“ als aus Steinen und Erde zu bestehen scheint.
War Apulien doch keine so gute Idee?
Auf der Spitze des Absatzes
7. Marz 2015
Heute wollen wir der Küste entlang bis Maria de Leuca an die Spitze des Absatzes fahren. Die Küste wechselt von Sandstrand zu felsiger Steilküste.
Der Zugang zur Spitze ist abgesperrt und eine Tafel, die am Boden liegt, erklärt warum:
wir lesen mit „Aufmerksamkeit“ die deutsche Version und verstehen, dass wir hier „erdrutscht“ werden können.
Dieses Risiko nehmen wir auf uns. Schliesslich regnet es gerade mal nicht und auch wir wollen mal ganz an der Spitze sein!!!
Wir wurden nicht „erdrutscht“ und fahren nun der adriatischen Meeresküste entlang nach Nordwesten.
Dass man hier sehr wohl „erdrutscht“ werden kann, merken wir einige Kilometer weiter.
Einzelne Strassenabschnitte sind gesperrt, da die Strasse durch die Regenfälle von oben und dem Nagen der Wellen von unten zum Teil ins Meer gestürzt ist.
Vor Corsano folgen wir dem Wegweiser: Torre Specchia Grande und finden etwas oberhalb des Meeres einen grossen Parkplatz. Heute hat, es mit Ausnahme der kurzen Zeit als wir in Maria de Leuca waren, ständig geregnet.
Deshalb sind folgende Fotos erst am Morgen darauf entstanden.
Von Olivenbäumen, Pagghiare, Therme …
8. März 2015
An unserem ersten regenfreien Tag in Apulien, werden wir mit Eindrücken überhäuft.
Apulien scheint uns heute alles zeigen zu wollen, was es an Sehenswürdigkeiten gibt.
Uns fällt auf, dass hier besonders viele alte Olivenbäume stehen. Jeder Baum ist in seiner Form einzigartig. Die Bäume werden gepflegt, einige sogar gestützt.
Wir sehen die ersten Pagghiare (rustikale Steinbauten ohne Spitzdach). Diese stehen auf den Feldern und wurden aus den herumliegenden Ackersteinen errichtet.
In Santa Cesarea Terme spazieren wir in das eindrückliche Freibad hinunter. Das tief in den Felsen eingelassene „Bassin“ wird auf der Meerseite durch eine imposante Brücke geprägt.
Doch auch hier nagt der Zahn der Zeit. Weiter meerwärts müssen die künstlich angelegten Becken mit aufwändigen Stahlrohrgerüsten vor dem verwitterten Felsen geschützt werden.
Aber selbst das hat seinen Reiz, wenn man genauer hinschaut.
Über der ganzen Anlage steht eine Statue, die auf das Meer hinausblickt. Winkt sie ihrem Liebsten zum Abschied? Schützt sie die Freibadanlage? Wir haben herausgefunden, dass es sich um die Schutzheilige der Stadt, die heilige Cesarea handelt. Der Sage nach wurde sie von ihrem Vater verfolgt, der unmoralische Absichten hegte. Um ihre Jungfräulichkeit zu schützen floh die junge Frau hinaus zu den Klippen und stürzte zu Tode. Auch ihr Vater fiel in den Abgrund. Dort, wo der Leichnam der Jungfrau gefunden wurde, entspringt seitdem eine Quelle mit Heilwasser, dort wo der Vater lag, eine mit schwefelhaltigem Wasser.
Ein weiteres Kleinod, das oberhalb der Bäderanlage steht, wollen nicht für uns behalten. Der arabische Einfluss auf den Baustil ist offensichtlich.
Krise in Italien
9. März 2015
Heute geht es von Santa Cesarea Terme nach Casino dei Turchi.
Am Ortsausgang von Otranto finden wir eine Wäscherei „Lavanderia fai da te“.
Während der Trockner läuft, plaudern wir mit einem anderen Kunden über die Arbeits- und Einkommensverhältnisse in der Schweiz und in Italien. Er als Lastwagenfahrer mit einer speziellen Bewilligung für schwere Erdtransporte verdiene im Monat ca. € 1’100, ein Maresciallo der Polizei etwa € 1’400. Vor 2 Jahren sei die Krise ganz schlimm gewesen, jetzt werde es langsam besser.
Heute irren wir auf der Suche nach einem Schlafplatz ziemlich lange umher (überall stehen Verbotsschilder), bis wir schlussendlich auf einem Parkplatz in der Nähe von Casino dei Turchi übernachten.
Strandgut
10. März 2015
Am Morgen spaziert ein älteres italienisches Ehepaar an unserem Bus vorbei, schaut sich das Nummernschild an und sagt: „Ah, Sie kommen aus dem Aargau.“ Sie haben 45 Jahre lang in Murgenthal (AG) gelebt und sind nun als Rentner hierher zurück gekommen. Auf Annettes Frage, wie es sei, nach so vielen Jahren in die alte Heimat zurück zu kehren, antworten sie, dass all ihre Freunde in der Schweiz leben würden und sie hier kaum mehr Kontakte hätten. Dafür sei das Klima besser.
In San Gataldo legen wir eine Pause ein, geniessen die warme Sonne und spazieren der Küste entlang.
Am Strand finden wir eine Bierflasche für Beat und einen Teddybären für Annette. Da die Flasche leer und der Bär havariert ist, lassen wir beides liegen und begnügen uns mit den Fotos.
Auch hier haben Wetter und Meer ihre Spuren an den Mauern hinterlassen und so Gebilde von eigenwilliger Schönheit geschaffen.
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fahren wir in Punta Penne an die Küste. Sie ist total verdreckt und mit Müll übersät. Jemand hat eine Skulptur geschaffen, die wohl als Mahnmal gedacht ist.
Auf der Weiterfahrt ins Landesinnere entdecken wir ein Wesen, das von einem anderen Stern zu kommen scheint. Sein Aussehen scheint den Baum nicht weiter zu stören. Er wächst munter weiter.
Ein Stück weiter sehen wir ein erstes, neu gebautes Trullo (traditionelles rundes Steinhaus), das für diese Region typisch ist.
Vor Carovigno fahren wir zu einer Kirche und finden dort einmal mehr einen ruhigen Schlafplatz.
Wallfahrtskirche und Trulli, Trulli, Trulli
11. März 2015
Am Morgen besichtigen wir die schmucklose Wallfahrts-Kirche, vor der wir geschlafen haben. Als wir eintreten, verstehen wir, warum hier einen riesiger Parkplatz angelegt wurde.
Der Kirchenraum ist ausgebaut, wie man es sich von katholischen Kirchen gewohnt ist.
Für Überraschung sorgt aber der unterirdische Teil. Die Kirche ist über zwei Höhlen errichtet, in die man hinuntersteigen kann.
In der ersten Höhle steht ein Altar und zwei Kirchenbänke, wohl für Gottesdienste im ganz kleinen Rahmen.
Neben dem Altar steht eine Statue des Padre Pio, der in Süditalien allgegenwärtig ist.
1999 wurde er von Johannes Paul II. selig-, 2002 heiliggesprochen. Er ist einer der populärsten Heiligen Italiens.
Von diesem Raum aus führt eine steile Treppe in die untere Höhle.
Hier steht ein weiterer Altar. Daneben wurde ein ausserordentlich schönes Gemälde von Maria mit dem Kind auf den Fels gemalt. Es stammt aus dem 14. Jhd. und ist im senisischen Stil gemalt.
Tief beeindruckt fahren wir weiter.
Unterwegs sehen wir immer mehr Trulli, in den verschiedensten Bauweisen, Alter und Zuständen.
Apuliens landestypische Trulli – auch Zipfelmützenhäuschen genannt – prägen das Bild der Region. Der Name bezeichnet schlichte weiße Gebäude mit kegelförmigen Dächern. Ihre Bauweise ist klug durchdacht, denn sie bieten hervorragenden Schutz gegen die hohen Temperaturen im Sommer und den Regen im Winter. Die archaisch anmutenden Häuser waren einst Behausungen armer Leute auf dem Land, heute sind viele Trulli verlassen und verfallen. Doch die alten Gebäude werden derzeit neu entdeckt und häufig restauriert.
Hier eine kleine Auswahl:
Zu einem besonders schönen, neuen Trullo fahren wir hin. Es wird zur Zeit erweitert. Der Baumeister will uns gleich ein solches Rundhaus in der Region verkaufen oder nach unseren Wünschen bauen. Als er hört, dass wir aus der Schweiz kommen, ist auch das für ihn kein Problem. Er würde sogar in die Schweiz fahren und uns dort eines erstellen. Damit wir seinen Namen nicht vergessen, schenkt er uns zum Abschied seinen schön gestalteten Werbekalender vom Jahre 2015 mit Fotos von Trulli, die er gebaut hat.
In Alberobello besteht ein ganzer Stadtteil vorwiegend aus Trulli. Er wurde zum Weltkulturerbe der Unesco ernannt.
Doch wie kam es zu der eigenwilligen Bauweise dieser Häuser, die nur in dieser Region Italiens stehen?
Im 17. Jahrhundert begann man diese Häuser im Auftrag des Grafen Giangirolamo II. Acquaviva d’Aragona zu bauen. Da dieser keine Steuern an den König von Neapel zahlen wollte, forderte er von den Bauern, ihre Häuser ohne Mörtel zu bauen, sondern nur aus Stein.
Dafür gibt es zwei verschiedene Begründungen:
1) So konnten man im Falle einer königlichen Inspektion die Steinhäuser ganz einfach abbauen und später wieder errichten.
2) Eine andere Quelle besagt, die Trulli hätten so nicht wie Wohnhäuser, sondern wie Ställe ausgesehen.
Hier noch einige Bilder aus Alberobello:
Selbst die Kirche wurde im „Trullistil“ erbaut.
Wir sind hin und weg von der Vielfalt und der Schönheit dieser Gebäude. Hoffentlich haben wir niemanden mit unserer Trulli-Bilderflut gelangeilt. Wir sind so begeistert, wir können nicht anders. 😉
Grotte di Castellana
12. März 2015
Geschlafen haben wir in Grotte di Castellana, auf einem Park- und Stellplatz, der offiziell noch nicht geöffnet und deshalb noch gratis ist.
Heute besichtigen wir die Grotten und tauchen für zwei Stunden in die Unterwelt ab. Wir spazieren durch riesige Höhlen und schmale Gänge voller Stalaktiten, Stalagmiten und anderen Gebilden, die durch Wasser und Kalk entstanden sind. Ein solche riesiges und eindrückliches Tropfsteinhöhlensystem haben wir noch nie gesehen. Diese Formenvielfalt in den verschiedensten Farbtönen … Einmalig!
Leider darf man in der Höhle nicht fotografieren.
Ein Besuch lohnt sich auch, wenn man dafür eine längere Anreise in Kauf nehmen muss.
Link zu „Grotte di Castellana“:
Auf dem Weg nach Bari übernachten wir in Polignano a Mare, wind- und sichtgeschützt durch eine Natursteinmauer.
Der Abstecher nach Apulien hat sich, trotz dem miserablen Wetter am Anfang, gelohnt.
Weiter nach Albanien
13. März 2015
Heute, am Freitag, dem 13. wollen wir unsere Reise nach Albanien fortsetzen. In Bari finden wir nach langem Suchen einen Adapter, mit dem wir an einer Tankstelle unseren Flüssiggastank auffüllen können. EU zum Trotz sind deutsche Anschlüsse nicht mit italienischen kompatibel. Und kein Gas … gibt kein warmes Essen … gibt schlechte Laune!
Um 19:30 Uhr legt die Fähre nach Igoumenitsa ab. Igoumenitsa liegt in Griechenland nahe der albanischen Grenze.
Wir sind kaum vorbereitet auf den Balkan und deshalb um so gespannter, was wir da sehen und erleben werden.
Hallo Annette & Beat.
Ich müsste mit euch etwas er eures Land besprechen Wann könnte man irgendwie in Kontakt kommen? Warte auf eine Antwort. Bis dahin schöne Fahrt. Liebe Grüsse. Paolo
Hallo Paolo
Wir melden uns heute.
Alles Gute der ganzen Familie
Beat und Annette
Macht Lust auf mehr und auf Meer 😉 Weiterhin noch eine gute Reise! LG Petra
Hallo Petra
Danke für die guten Wünsche und weiterhin viel Spass mit unserem Blog.
Alles Gute
Beat und Annette
Ich finde, ihr schreibt immer noch besser und die Trullibegeisterung habt ihr mir auch gleich geschenkt.
Dann dieser Cliffhanger zum Schluss.
Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!
Vielen Dank für die Blumen. 🙂
Es freut uns sehr, wenn es gelingt, dass andere unsere Erlebnisse nachempfinden können.
PS: Vorneweg, Albanien ist „Hammer!“
..wunderbarer Beitrag. Danke ! Und gute Fahrt Milan & Erika Florida
Danke, schön,dass euch unsere Beiträge gefallen.
Wir wünschen euch noch eine schöne Zeit in Florida
Beat und Annette