Bonjour, la France
28. September 2016
Heute überqueren wir bei Les Rousses die Grenze nach Frankreich.
Wir wollen abseits der Autobahnen möglichst auf landschaftlich schönen Strecken durch Frankreich zuckeln.
Nach einigen Kilometern finden wir in Thoirette einen Platz direkt am gestauten Fluss Ain.
Wir geniessen den schönen Abend und kleben Frankreich auf unsere Europakarte.
Quizfrage: wer entdeckt das dritte grüne Land? (Kleiner Tipp: wenn man auf das Bild klickt, wird es grösser, wie alle unsere Fotos.)
Viadukt von Cize-Bolozon
29. September 2016
Wir folgen einer Umleitung. Kurz vor Cize entdecken wir unten im Tal einen Doppel-Viadukt.
Wir verlassen unsere Route und machen einen Abstecher hinunter. Natürlich muss dieses Bauwerk gebührend fotografiert werden. Dazu geht Beat zu Fuss auf die andere Seite und Annette soll mit dem Wohnmobil später folgen.
Plötzlich hält ein alter Renault neben ihr. Ein Mann steigt aus und fragt freundlich, ob sie sich verirrt habe. Er lädt sie ein. Im Dorf Daranche, auf der anderen Seite des Flusses gebe es eine Bar.
Als er erfährt, dass ihr Mann von drüben fotografieren will, fährt er kurz entschlossen zu Beat, um auch ihn einzuladen.
Wir folgen dem leutseligen Christian in die Bar. Es ist kurz nach 10.00 Uhr am Morgen, doch scheint das Glas Wein, das er bestellt, nicht sein erstes zu sein.
Im Gespräch stellt sich heraus, dass Christian als junger Mann in der Schweiz in Montreux als Koch gearbeitet hat.
Der Wirt Bruno ist in den sechziger Jahren von Belgien hierher ausgewandert. Wir staunen, als wir hören, dass sein Grossvater 19 Geschwister hatte. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen.
Wir erfahren, dass der TGV auf seiner Strecke Genf – Paris über diesen Viadukt fahre und dabei die Geschwindigkeit auf 60 km/h drosseln müsse.
Und wie zum Beweis, fährt dieser wenige Minuten später wirklich über die Brücke.
Nun müssen wir Christian unbedingt zusammen mit dem Wirt ablichten.
Als Christian merkt, dass wir die Getränke bezahlt haben, will er uns unbedingt zu einem weiteren (für uns Kaffee) einladen.
Wir wollen jedoch weiter fahren und verabschieden uns von den zwei freundlichen Männern.
Nun fahren wir auf Nebenstrassen durch Rebberge.
Unterwegs entdecken wir ein sonderbares Schauspiel.
Tausende von kleinen Mücken schweben in der Luft und werden vom Wind in immer neue Formationen geblasen. Wir geniessen diese „Live-Performance made by nature“.
Der Herbst zieht langsam ins Land, das Laub färbt sich bunt. Am schönsten leuchten die roten Blätter der Reben in der Sonne.
Auf dem Col de la Luère, finden wir einen Übernachtungsplatz. Der Picknickplatz liegt in einer Haarnadelkurve, ist jedoch durch Bäume und Büsche von der Strasse abgeschirmt.
Von Pass (Col de la Luère) zu Pass (Col du Béal)
30. September 2016
Schon frühmorgens rollt der Verkehr wieder über den Pass, aber wir bleiben ungestört.
Nach dem Frühstück fahren wir weiter. Äcker und Wiesen haben nun die Rebberge abgelöst.
Beim Château de Couzan machen wir Pause.
Die Ruine ist nur im Juli und August zugänglich. Doch gleich daneben gibt es lohnendere Fotosujets: Das Häuschen, in dem im Sommer die Eintrittsbillette verkauft werden, ist selber sehr schmuck.
Auf dem Col du Béal bleiben wir über Nacht.
Vor dem Nachtessen wandern wir zum Pierre sur Hautes, der gemäss Karte sehr schön sein soll.
Leider ist der Hauptgipfel von einer Militäranlage besetzt und abgesperrt. Was es hier Schönes zu sehen gibt, entzieht sich unserer Betrachtung.
Auf dem Rückweg werden wir aber von der Natur reich entschädigt und ernten zwei Becher voll ausserordentlich aromatische Heidelbeeren. Man merkt, dass sie diesen Sommer sehr viel Sonne abgekriegt haben.
Morgen wollen wir mehr davon ernten.
Link zur Wanderung auf den Pierre sur Hautes: Da auf „google maps“ ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Fournols, ein Dorf stellt seine Geschichte vor
1. Oktober 2016
In der Nacht hat der starke Wind zwar nachgelassen, dafür regnet es nun am Morgen und ist trüb und kalt. Wir überlassen deshalb schweren Herzens die Heidelbeeren ihrem Schicksal und fahren weiter.
In Fournols ist der Dorfbrunnen mit „eau potable“ angeschrieben. Wir nutzen diese Gelegenheit, um unseren Frischwassertank aufzufüllen.
Das Wasser rinnt nur sehr spärlich aus der Röhre. Wir haben deshalb Zeit uns ein wenig umzusehen und entdecken an einigen Häusern bebilderte Infotafeln.
Auf ihnen wird jeweils die Geschichte des Hauses und vor allem ihrer ehemaligen Bewohner erzählt. Viele Details lassen uns schmunzeln und verleihen dem eher trostlos wirkenden Dorf etwas Liebenswertes.
Wir erfahren zum Beispiel, dass ein Krämer, auch Arzneien verkaufte, obwohl alle wussten, dass er kein Apotheker ist; eine Händlerin, die neu eingetroffene Ware bis am Wochenende hortete, damit auch die Bauern aus der Umgebung nach dem Kirchgang etwas davon kaufen konnten; der Schneider eigentlich lieber Imker gewesen wäre; die Frau, die als erste mit einem Automobil fuhr, bestaunt und belächelt wurde; die Grossmutter der Wirtin sehr leckere Pastete buk…..
In St.-Germain-l’Herm fahren wir auf den Campingplatz „Le Sauzet“, der eigentlich seit gestern geschlossen ist. Die netten Betreiber verlängern für uns die Saison und wir dürfen sogar im Gästezimmer duschen, da der Boiler der Campingduschen bereits ausgeschaltet ist.
Erneut Übernachten wir auf einem Pass (Pas de Peyrol)
2. Oktober 2016
Den grössten Teil der letzten Nacht haben wir damit verbracht, den letzte Beitrag mit allen Wegstrecken, Fotos und Texten vorzubereiten. Wenn wir mal endlich unbeschränkten Internetzugang haben, müssen wir den auch nutzen!
In der Nähe von Sainte-Florine entdecken wir dieses kleine baufällige Häuschen inmitten eines abgeernteten Ackers. Hat es einst zu Zeiten der Handarbeit als Werkzeugschuppen gedient?
Am Rand des Feldes stehen vereinzelte trockene Karden.
In Massiac fahren wir hoch zur Kapelle der heiligen Madeleine. Das im 12. Jh. erbaute Gotteshaus steht zuvorderst auf einem Felsen, hoch über dem Alagnon-Tal.
Nun geht es weiter durch eine karge Landschaft, die uns an die Schottischen Highlands erinnert, das Tal der Impradine hoch zum Pas de Peyrol.
Wir parken kurz hinter dem Pass und wandern den breiten, steilen Weg hoch zum Puy Mary. Hier, auf 1787 m ü. M., bietet sich uns eine grandiose Rundsicht.
Das Gipfelkreuz ist hier nicht, wie wir es von vielen Alpengipfeln gewohnt sind, gross und aus Holz, sondern klein und aus Eisen. Zusammen mit der Sonne gibt es trotzdem ein imposantes Bild ab.
Link zur Wanderung auf den Puy Mary:
Sonnenaufgang auf dem Puy Mary
3. Oktober 2016
Wir stehen bereits um 6:00 Uhr auf. Der Himmel ist wolkenlos und wir wollen heute den Sonnenaufgang auf dem Puy Mary erleben.
Die Nacht war schweinekalt. Die Frontscheibe an unserem NOBIS ist gefroren. Wir sind froh um unsere Dieselheizung, so können wir unser Frühstück trotzdem bei angenehmen Temperaturen einnehmen.
Kurz darauf gehts im Halbdunkeln los.
Auf dem Gipfel weht in ein kräftiger, eisiger Wind. Neben uns sind lediglich drei jüngere Frauen hier heraufgestiegen, die sich nun in mitgebrachte Schlafsäcke kuscheln und auf den Sonnenaufgang warten.
Um 7:50 Uhr ist es dann so weit, die Sonne erscheint am Horizont.
Der Schatten des Puy Mary zeichnet sich im Dunst der Ebene ab. Wir stehen auf dem Gipfel und recken unsere Hände in die Höhe, aber unsere Schatten unterschlägt die Sonne. Schade, wir wären für einmal über dem Horizont gestanden. 🙂
Eigentlich hätten wir von hier aus zu einer längeren Gratwanderung starten wollen, doch der Wind bläst so eisig kalt, dass wir vom Warten durchfroren sind und keine Lust mehr verspüren, auf dem exponierten Bergrücken zu wandern.
Deshalb steigen wir wieder hinunter zum Pass.
Die Gräser im Schatten sind noch gefroren und mit Reif bedeckt. Diejenigen an der Sonne jedoch schaukeln goldig leuchtend im Wind.
Unten auf dem Pas de Peyrol öffnet der Wirt gerade sein Lokal. Zusammen mit sechs Jägern, die mit einer grossen Hundemeute und viel Gejohle einen einzigen Hasen erlegt haben, wärmen wir uns und unsere Hände an einem warmen Getränk.
Der Tag ist noch jung, es gibt noch viel zu entdecken, deshalb machen wir uns auf den Weg.
Zuerst fahren wir durch das schöne Vallée de la Jordanne. Eingangs Mandaille kaufen wir auf einem Bauernhof Ziegenkäse. Wir unterhalten uns längere Zeit mit der Bäuerin. Sie ist erstaunt, dass wir noch keinen „brame de cerf“ (Brunstschrei des Hirsches) gehört haben. Der ertöne hier im Tal überall und wirke in der Nacht unheimlich.
In Aurillac fahren wir auf der „Route des Crètes“ wieder zurück. Nun geniessen wir den Blick von oben in das Vallée de la Jordanne und über die Hügel.
Nun fahren wir Richtung Col du Pertus. Kurz vor dem Pass finden wir einen schönen Platz mit Sicht über das Tal.
Auf der Infotafel gleich neben dem Picknicktisch ist die „Gorge de la Jordanne“ beschrieben. Die Bilder gefallen uns und da es erst kurz nach 13:00 Uhr ist, beschliessen wir, nochmals in das Tal hinunter zu fahren und diese anzuschauen.
Unten stehen wir vor verschlossener Tür. Die Schlucht ist leider nur bis Ende September geöffnet und der Zugang mit zwei Meter hohen Eisengittern verbarrikadiert.
Nun ist guter Rat teuer. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! (Das war ein kleiner Ausflug in das Reich der Sprichwörter.) 😉
Wir schaffen es wirklich und gelangen in die geschlossene „Gorge“.
Nun haben wir das Flussbett für uns alleine und geniessen den Spaziergang durch dieses Wunder der Natur.
Auf dem Rückweg zum Wohnmobil finden wir tiefschwarze, aromatische Brombeeren und können unsere Dosen, die wir immer mittragen, mit den süssen Früchten füllen.
Nun fahren wir nochmals Richtung Col du Pertus und stellen unseren NOBIS an den Platz, an dem wir vor wenigen Stunden umgekehrt sind.
Die Sonne scheint und wir nehmen draussen an dem Picknicktisch das Abendbrot ein und lassen den Blick über das Tal schweifen.
Die Ziegenkäse aus dem Tal schmeckt zusammen mit den Pellkartoffeln und dem Salat vorzüglich und zum Dessert gibt es heisse Brombeeren an Naturjoghurt.
Zum Abschluss werden wir gar noch mit einem schönen Abendrot beschenkt – ein perfekter Tag neigt sich dem Ende zu.
Link zur Wanderung auf den Puy Mary:
Link zur Wanderung durch die Gorge de la Jordanne: Da auf „google maps“ ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Pingback: Au revoir, la France | unserwegs
Ich kann es nicht oft genug sagen, wie sehr ich euch beneide! Die schönen Orte, die wunderschöne Landschaften….ich bin sehr auf eure nächsten Berichte gespannt! lg bilere
Wir geniessen unsere Auszeit sehr.
Heute Nachmittag sind wir (mit dem Flugzeug) auf der Azoreninsel Graciosa angekommen, wo wir die nächsten Wochen als Housesitter „arbeiten“ werden.
Im Januar geht es dann wieder mit unserem Wohnmobil weiter.
Bis dann werden noch die Berichte von Andorra, Spanien und Portugal und natürlich Graciosa folgen. Wir hinken ja mit unseren Blogbeiträgen immer ein paar Wochen hinterher. 🙂
Liebe Grüsse
Beat und Annette
Hallo ihr beiden,
schön, euch wieder mit den tollen Fotos und Berichten auf eurer Reise zu begleiten. Wir (meine Frau Helene und ich) sind auch gerade in Frankreich, auf de Route des Grandes Alpes, heute auf dem Weg von Oulx nach Briancon.
Wo steckt ihr denn gerade? Vielleicht kreuzen sich ja unsere Wege?
Herzliche Grüsse,
Joachim
Hallo Joachim
es freut uns sehr von dir zu hören.
Da unser Reiseblog immer ein bis drei Wochen „hinterherhinkt“, sind wir in Wirklichkeit bereits weiter und verlassen heute Andorra in Richtung Spanien.
Schade, wir hätten euch gerne getroffen.
Liebe Grüsse
Beat und Annette
Boah, diese Sonnenaufgangsbilder sind ja Hammer. Die andern auch. Ich schlottere ein bisschen mit, wenn ich von gefrorenen Tischplatten lese.
Gute Weiterfahrt wünsch ich euch herzlich.
Wir hatten auf dem Pas du Peyrol keinen Internetempfang und wussten deshalb nicht genau, wann die Sonne aufgeht. Um das Schauspiel ja nicht zu verpasssen, sind wir viel zu früh los. Dafür konnnten wir die wechselnden Stimmungen vor dem Sonnenaufgang geniessen. Andererseits waren wir dann aber so durchfroren, dass wir die geplante Wanderung fallen liessen.
So hat alles mindestens zwei Seiten! 😉