Kalimera, Hellas!

 

Sonniger Novembertag

21. November 2017

Kurz nach sechs Uhr früh kommen wir mit der Fähre in Igoumenitsa an.
Einige Bäckereien haben bereits geöffnet und Annette kauft ein frisches Brot, das köstlich schmeckt.
„Guten Morgen, Griechenland!“

In den Bergen bei Polydroso blicken wir auf die letzten Nebelfelder im Tal.

 

 

 

 

Bald schon lösen sie sich auf und ein sonniger Tag mit Temperaturen von 20° C liegt vor uns.

 

Herbstblatt in der Sonne

 

Ioannina liegt wunderschön am Pamvotida-See. Die Bergspitzen dahinter zeigen sich im ersten Schnee. Es ist Ende November und wir stehen in unseren T-Shirts draussen.
Griechenland erobert unsere Herzen gleich am ersten Tag!

 

Pamvotida-See

 

Bei Metamorfosi schaut eine riesige Frauenfigur von einem Hügel ins Tal. Die wollen wir uns ansehen. Leider ist der Text auf der Informationstafel nur auf Griechisch.
Der Parkplatz daneben ist so schön gelegen, dass wir gleich über Nacht bleiben.
Zu unserem weiteren Glück entdecken wir im offenen Keller unter der Statue eine Steckdose.
Nun sitzen wir friedlich draussen an der Sonne, nippen an unseren Getränken, während die Batterien unseres NOBIS Strom aus dem Netz saugen können.

 

Übernachtungsplatz bei Metamorfosi

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wanderung in die Vikos-Schlucht

22. November 2017

Der Wecker klingelt bereits um 6:45 Uhr. Wir sind es nicht mehr gewohnt, so früh aufzustehen. Da wir aber heute die Vikos-Schlucht besuchen wollen, bleiben wir nur noch kurz in den warmen Betten liegen.
Nachts fiel die Temperatur draussen deutlich, das Gras ist gefroren.

Unbeirrt steht die Frauenfigur auf ihrem Hügel.

 

Frau von Zagori

 

Auf der Weiterfahrt kommen wir am Tourismusinformations-Center vorbei. Annette will sich nur kurz nach den Wetterprognosen und der Statue erkundigen. Beat wartet im Auto.
Artemis begrüsst Annette sehr herzlich und erzählt auf packende Weise von der Geschichte, den Leuten und der Geografie des Zagori-Naturparks. Irgendwann kommt auch Beat dazu…. schlussendlich sind wir beinahe zwei Stunden da und ziehen mit neuen Informationen und Ideen für Ausflüge weiter.

Übrigens, die Frau von Zagori, zu deren Füssen wir genächtigt haben, wurde zu Ehren der Frauen errichtet, die im Zweiten Weltkrieg den griechischen Soldaten Lebensmittel und Munition an die Front brachten.

 

Landschaft in der Region Epirus

 

In Vikos spazieren wir zum Aussichtspunkt und blicken in die tiefste Schlucht der Welt hinunter. Was wir da sehen, gefällt uns und wir wandern den steilen Pfad in den Canyon hinab.

 

Gebäude in der Vikos-Schlucht

 

 

Vikos-Schlucht

 

 

Grat im Gegenlicht

 

Die urige Landschaft hat uns gepackt. Wir beschliessen morgen von Monodendri aus die Schlucht komplett zu durchwandern.
Zurück in Vikos fahren wir durch die waldige Berglandschaft nach Monodendri …

 

Strasse nach Papingo

 

… und weiter durch den „Steinernen Wald“ nach Monodendri Oxia.
Der Steinerne Wald ist ein grosses Waldstück, in dem viele meterhohe Felstürme und Wände stehen. Sie bestehen aus lauter schmalen Steinplatten, als ob ein Maurer sie aufgeschichtet hätte.

 

Steinerner Wald von Monodendri

 

Link zur Wanderung in die Vikos-Schlucht: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Zu Fuss durch die Vikos-Schlucht

23. November 2017

Nach einem Kaffee auf der Terrasse einer Bar wandern wir los. Erst durch die schmucken Gässchen von Monodendri …

 

Monodendri

 

… vorbei an einem kleinen, renovierten Amphitheater …

 

 

 

 

… und dann einen steilen Weg hinunter in den Canyon. Die Schlucht ist 900 Meter tief und ihre Kanten sind an der engsten Stelle nur 1’100 Meter voneinander entfernt.
Mit diesen Zahlen schaffte sie es als tiefste Schlucht der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde.
Kein Wunder, dass um diese Jahreszeit die Sonnenstrahlen nur kurze Zeit bis auf den Talboden reichen.

 

Letzte Sonnenstrahlen am Hang

 

Einige Pfaffenhütchen geniessen die knappe Sonnenzeit.

 

Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)

 

Auf dem Talboden verläuft der Fluss vorwiegend unterirdisch. Nur selten zeigt er sich kurz an der Oberfläche.
Wir wandern im Schatten durch die rundgeschliffenen Felsen. Vereinzelt haben sich dunkle Steine im hellen Sediment abgelagert.
Besonders gut gefällt uns das „Gespenst“. Aber auch die „Riesenassel von unten“ oder der „kleine Seehund“ haben es uns angetan.

 

„Gespenst“

 

„Riesenassel von unten“

 

 

 

 

 

 

 

„Kleiner Seehund“

 

 

 

 

 

 

 

Hoch oben an den Felshängen leuchtet der Herbstwald in der Sonne.

 

 

Eine Bergspitze spiegelt sich in einem der seltenen Wasserlöcher.

 

„Verkehrte Welt“

 

Bei Vikos verlassen wir diese wunderbar archaische Schlucht wieder und steigen hinauf ins Dorf, das wir nach viereinhalb Stunden Wanderzeit erreichen.

Den Versuch per Autostopp zurück nach Monodendri zu kommen, geben wir nach einer Stunde auf. In dieser Zeit fährt kein einziges Auto vorbei.
Annette fragt im Ort nach einem Taxi und ein älterer Mann erklärt sich bereit, uns für € 35.00 die knapp 25 Kilometer zu fahren. Wir plaudern sehr nett mit Kostantinos über sein Leben in Athen als Lehrer und als Rentner in diesem abgelegenen Bergdorf, die Abwanderung der jungen Leute, die Klimaveränderungen… der Gesprächsstoff geht uns nicht aus.

Von Monodendri fahren wir wieder zurück an unseren Übernachtungsplatz bei der Frau von Zagori.
Als wir eintreffen, stehen da bereits fünf WoMos, offensichtlich Marke Eigenbau, vier mit französischen und eines mit Schweizer Nummernschildern. Ein Lagerfeuer brennt und wir unterhalten uns wunderbar auf Französisch, Englisch und Schweizerdeutsch.
Einige Zeit später fährt ein weiteres, grosses Wohnmobil mit deutschen Kennzeichen auf den Platz. Diesen Reisenden scheint ihr Fernsehprogramm wichtiger zu sein als ein kleiner Schwatz. Sie bleiben in ihrem Fahrzeug verschanzt.

Link zur Wanderung durch die Vikos-Schlucht: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Brückentag

24. November 2017

Die Nacht war kalt, doch die Sonne wärmt unseren NOBIS schon früh auf.
Nach und nach trifft man sich auf dem Hügel am Fusse der „Frau von Zagori“. Alle geniessen die wärmende Sonne und das lockere Geplauder … fast alle … Die Insassen des grossen WoMos scheinen sich nur in ihrem Bunker sicher zu fühlen und fahren irgendwann weg, ohne auch nur einen Fuss auf diesen wunderschönen Hügel gesetzt zu haben.
Man kann sein Wohnmobil ja auch als fahrbares Gefängnis verwenden.

 

Blick vom Hügel der Frau von Zagori

 

Spät verabschieden wir uns von der fröhlichen Runde und fahren los.

Heute ist unser Brückentag!
Nicht dass wir einen freien Tag hätten, ganz im Gegenteil. Wir wollen uns einige der historischen Brücken in der Gegend von Kipi ansehen.

Von einer Infotafel, die bei der dreiteiligen Kalogerika- oder Plakida Brücke steht, lernen wir, dass die Brücken jeweils von reichen Leuten gesponsert wurden, die ihnen auch den Namen gaben.
Die Kalogerika- (Mönchs-) oder Plakida-Brücke wurde 1814 erstellt. Ab 1865 gaben die Bewohner der Region ihr den zweiten Namen, nach Alexis Plakida aus Koukouli, der sie rekonstruieren liess.

 

Kalogerika- oder Plakida Brücke

 

 

Lazaridi-Kontodimou-Brücke (1764)

 

Bei der Milos-Brücke vermuten wir, dass die zwei Bogen ein verzaubertes Liebespaar sind.

 

Milos-Brücke (1748)

 

Leider können wir sie nicht danach fragen, denn wir verstehen kaum Griechisch, geschweige denn Brücken-Griechisch.
Aber das Kind der beiden steht etwas versteckt bei der alten Mühle.

 

Baby-Brücke

 

Nun fahren wir nach Kapesovo. Dort schlendern wir durch das Bergdorf, setzen uns in das Strassencafé am Hauptplatz und geniessen die Spätherbst-Sonne.

 

 

Wir unterhalten uns nett mit der Wirtin. Sie ist stolz auf die einheimischen Produkte und stellt vieles selber her, so auch den aromatischen Bergkräutertee.

 

Tisch- und …

 

 

… Wanddekoration

 

Wir kaufen in dem Lädeli Honig, selber gemachte Feigen- und Zitronenkonfitüre, alles natürlich und ohne künstliche Zusatz- oder Farbstoffe.

 

Granatäpfel als Wanddekoration

 

Danach fahren wir nach Beloi. In weniger als einer Stunde wird es bereits wieder dunkel sein. Wir eilen deshalb in einer knappen Viertelstunde zum Aussichtspunkt. Von hier habe man den schönsten Blick in die Vikos-Schlucht, die wir gestern durchwandert haben. Der Blick ist wirklich spektakulär. Leider liegt der Canyon vollständig im Schatten. Wir beschliessen morgen Vormittag nochmals herzukommen und hoffen auf bessere Lichtverhältnisse.

Für die Nacht fahren wir nochmals zu unserer Frau von Zagori. Dort treffen wir wieder Sandrine und Michael aus der Schweiz an. Wir geniessen den Erfahrungs- und Gedankenaustausch mit ihnen.

Link zum „Spaziergang“ zum Aussichtspunkt von Beloi: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Ein letzter Blick in die Vikos-Schlucht

25. November 2017

Heute sind wir früh auf den Beinen, und fahren nach dem Frühstück nochmals nach Beloi. Es lohnt sich … das Bild spricht für sich!

 

Vikos-Schlucht von Beloi aus gesehen

 

Erst auf dem Rückweg zum Wohnmobil fallen uns die vielen Wacholdersträucher auf, die voller Beeren hängen.
Gestern Abend und heute Morgen sind wir so zielstrebig an ihnen vorbeigelaufen, dass wir sie nicht gesehen haben.

 

Wacholderbeeren (Juniperus deltoides)

 

Nochmals bewundern wir die kuriosen, geschichteten Felstürme, die zwischen den Bäumen aus dem Boden zu wachsen scheinen.

 

Felstürme bei Kapesovo

 

Auf einer Nebenstrasse geht es weiter durch den Pindos-Aóos Nationalpark Richtung Konitsa.
Die kleinen, abgelegenen Dörfer haben keine Zukunft mehr. Daran wird wohl auch der Betreiber der kleinen Sägerei nichts mehr ändern können, der seine Balken und Bretter entlang der Strasse zum Trocknen gestapelt hat.
Die meisten Häuser stehen leer und die Strasse ist in einem erschreckend schlechten Zustand.
Mal ist eine Strassenhälfte ins Tal gerutscht, mal liegen heruntergekollerte Steine auf der Fahrbahn. Büsche erobern den Asphalt zurück. An einer Stelle warnt eine mit Sand gefüllte Plastiktüte vor einem Bruch in der Fahrbahn.
Hier wird seit Jahren nichts mehr instand gestellt.

 

 

 

 

 

 

Ab Vryssochori wird die Strasse wieder besser. Wir fahren ins Aóos-Tal hinunter.

 

Blick auf das Aóos-Tal

 

Um 15:30 Uhr kaufen wir in Konitsa in einem „Supermarket“ ein. Als wir den Laden betreten, zündet eine Frau in Polizei-Uniform das Licht an. Sie ist auch die Verkäuferin. Als wir den Laden wieder verlassen, löscht sie die Lampen und schliesst ab. Sie hat nicht etwa Feierabend, sondern arbeitet nun als Polizistin weiter.

Über 90 % der Bevölkerung gehören dem griechisch-orthodoxen Glauben an. Am Strassenrand stehen unzählige kleine Kapellen und Bildstöcke.

 

Kleine Kapelle in Konitsa

 

 

In der Kapelle

 

Zum Schlafen fahren wir auf einen Parkplatz direkt bei der Konitsa-Brücke. Hier wird man nicht mehr lange stehen können, denn er wird zu einem Picknickplatz umgebaut.
Die Brücke wird nachts wunderschön beleuchtet.

 

Konitsa-Brücke (1871)

 

Sie wurde 1871 fertiggestellt. Der Informationstafel entnehmen wir, dass die Kosten zu einem grossen Teil von wohlhabenden Bürgern aus Konitsa getragen wurden. Es wird darauf hinwiesen, dass diese sowohl dem christlichen als auch dem muslimischen Glauben angehörten. Damals hätten sich noch alle gemeinsam um das Wohlergehen des Ortes gekümmert.

Die Brücke ist 20 m hoch und hat eine Spannweite von 40 m. Damit ist sie die längste Einbogen-Brücke auf dem gesamten Balkan.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Kastoria

26. November 2017

Am Morgen betrachten wir die imposante Brücke nochmals im Tageslicht, bevor wir weiter fahren.

 

Konitsa-Brücke bei Tag

 

Die Tankstellen in Konitsa sind heute Sonntag geschlossen. Auch auf der weiteren Strecke sieht es gemäss Navi schwierig aus mit Tanken.
Beat fährt im Super-Spar-Modus. Mit den letzten Tropfen Diesel erreichen wir Tsotili. Dort ist die Tankstelle zum Glück geöffnet. Soviel Treibstoff wie heute haben wir noch nie in den Tank füllen lassen. Wir hätten es wohl nicht mehr weit geschafft.

In Kastoria setzen wir uns in ein Café am Orestiáda-See und geniessen die Sonne.

 

Kastoria am Orestiáda-See

 

Ende November im T-Shirt draussen sitzen, das haben wir schon lange nicht mehr gehabt. Einer der beiden Männer am Nebentisch spricht uns an. Er stammt aus der Region. Seine Familie führt einen Fleischgrosshandel und deswegen ist er immer mal wieder hier. Sonst lebt er in der Nähe von Stuttgart.
Wir plaudern dies und das und als er seine Zeche begleicht, lädt er uns gleich mit ein.
Efcharisto poli!

Später fahren wir auf die Halbinsel, die an die Stadt anschliesst und finden einen sehr hübschen Übernachtungsplatz am See direkt neben dem Kloster Panagia Mavriotissa aus dem 11. Jh.

 

Byzantinisches Kloster Panagia Mavriotissa

 

 

Beim Kloster Panagia Mavriotissa

 

Am Ufer stehen uralte Platanen.

 

Blick von unserem Übernachtungsplatz

 

 

Annette und die Platane

 

Annette wandert noch auf den Prophet-Elias-Berg, während Beat draussen am Wasser die Seele baumeln lässt.

Link zu Annettes Wanderung auf den Prophet Elias Berg: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

2 Gedanken zu “Kalimera, Hellas!

  1. Hallo ihr Lieben,
    wie schon auf eurer Island-Reise ist es auch in Nordgriechenland faszinierend zu verfolgen, wie ihr einige der selben Orte bereist wie wir voriges Jahr und teilweise sehr ähnliche und dann wieder ganz andere Bilder zeigt als wir sie gesehen haben. Wir verfolgen eure Berichte darum mit noch mehr Spannung und Neugier als ohnehin schon.

    • Hallo ihr zwei
      Wir finden es auch immer wieder spannend zu sehen, wie ihr die Gegenden, die wir nun bereisen, wahrgenommen habt.
      Nach einem Regentag gestern scheint heute wieder die Sonne. Wir brechen deshalb bald auf, um uns die Meteora-Klöster anzuschauen.

      Liebe Grüsse und schöne Festtage
      Beat und Annette

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