Auf nach Sandoy
10. Juni 2017
Am Morgen frühstücken wir mit Blick auf Koltur. Der Wettergott hat eigens für diese Insel eine attraktive Wolke gestaltet.
Dann fahren wir zum Einkaufen zurück nach Tórshavn.
In Gamlarætt verladen wir unseren NOBIS auf die Fähre nach Skopun.
Die Insel Sandoy begrüsst uns mit tiefhängenden Wolken. Deshalb fahren wir an die Südspitze und installieren uns auf dem Campingplatz in Dalur. Weit und breit ist niemand zu sehen. Annette ruft mehrere Male die Telefonnummern an, die im neuen Gebäude mit Sanitär- und Aufenthaltsraum hängen, doch keiner meldet sich.
Begegnung mit einer …
11. Juni 2017
Die Wolken hängen noch immer tief, es sieht nach Regen aus. Deshalb verzichten wir auf die geplante lange Wanderung quer über die Insel und fahren stattdessen über Húsavik nach Skarvanes.
Skarvanes ist ein verschlafenes Dorf am Meer.
Schwarze Lavafelsen liegen im Wasser und lassen sich von den Wellen umspülen, als ob sie sich immer noch abkühlen müssten.
Der starke Wind fährt den Hühnern ins Gefieder. Vor allem der Hahn mit seinen ausladenden Schwanzfedern wird zerzaust.
Das Wetter hat sich leicht gebessert. Deshalb wandern wir nun von Sandur nach Søltuvik. Diese Strecke ist relativ flach und führt nicht über die Berge.
Zwei Vögel beobachten uns genau und fliegen weg, als wir uns nähern. Wollen sie uns warnen vor dem, was noch kommt?
Unbeirrt gehen wir weiter und plötzlich sehen wir SIE!
Wir kneifen uns in den Arm, um sicher zu sein, dass wir nicht träumen. … Wir sind wach, ein Irrtum ist ausgeschlossen!
Der Fussabdruck im Fels hätte uns vorsichtig machen sollen, doch wir haben ihn nicht weiter beachtet.
Nun sind wir ihr direkt in die Arme gelaufen, sind ihr ausgeliefert, der grossen HEXE, die da vor dem Fels steht!
Der Sage nach spielte das Kind der Hexe mit einem Stab aus Gold.
Ein Mann ritt vorbei und stahl dem Kleinen den Stab. Als die Hexe dies merkte, rief sie eine Nachbarshexe zu Hilfe. Diese nahm sofort die Verfolgung des Frevlers auf. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie über den Gróthúsvatn.
Der Fussabdruck, den die Helferin bei der Landung auf dem Fels hinterliess, ist noch heute zu sehen.
Auf der Rückseite dieses riesigen Strickwerks (der Fels ist vier Meter hoch und hat einen Umfang von 18 Metern) hängen die Pullover des Kindes und die Färöer-Fahne zum Trocknen.
Am Abend kehren wir auf den Campingplatz von Dalur zurück. Viel später taucht eine ältere Frau auf, die „very little english“ spricht. Sie scheint für die Anlage zuständig zu sein und wir können bei ihr bezahlen. Dass die Schweizer-Fussballnati vor wenigen Tagen ein Gastspiel auf den Inseln gegeben hatte, weiss sie jedoch und gratuliert uns zu „unserem“ Sieg.
Link zur Wanderung Sandur – Søltuvik: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Wir entdecken Eysturoy
12. Juni 2017
Wir brechen heute früh auf, um die Fähre um 8:10 Uhr zu erreichen.
Gestern Nacht ist unser Freund Roland in Tórshavn eingetroffen. Er wird gut zwei Wochen lang mit uns reisen.
Wir treffen Roli wie vereinbart in Tórshavn und fahren nun zu dritt durch die Gegend. Wir wollen die Insel Esturoy, die über eine Brücke erreichbar ist, erkunden.
Unterwegs schaut uns ein Schaf mit offenem Mund nach. Unglaublich, wie viele Touristen da jeden Tag vorbeifahren, denkt es wohl. Unglaublich, wie viele verschieden aussehende Schafe es auf den Färöern gibt, denken wir.
In Nes lockt uns ein Wegweiser zu einer Sehenswürdigkeit aus dem Auto.
Wir spazieren wenige Meter den Weg entlang hinunter und stehen unvermittelt vor einer Kanone aus dem zweiten Weltkrieg.
… Sehenswürdigkeit? …
Die Geschmäcker sind halt verschieden!
„Sehenswürdiger“ finden wir einen verrostenden Eisenpfahl am Eingang der Stellung.
Die Rocking Stones in Oyndarfjørdur bewegen sich im Takt der Wellen, weil sie unter Wasser nur labil gelagert sind.
Das die nüchterne Erklärung.
Besser gefällt uns die Sage dazu:
In den südöstlichen Dörfern der Insel hatten Piraten geplündert, gemordet und vergewaltigt. Nun ruderten sie mit kräftigen Schlägen auf dem Fjord auf Oyndarfjørdur zu. Da kam eine Hexe aus ihrer Höhle und verzauberte die Seeräuberboote in Felsen und liess die Banditen so in Ewigkeit im Wasser stehen und schaukeln.
Da heute nur leichter Seegang ist, muss man genau hinschauen, aber es gibt keinen Zweifel: sie schwanken wirklich!
Der Felsen wird nicht etwa mit der Kette festgehalten. Ihre Bewegung verdeutlicht das Schaukeln des Felsens.
Dass das Kelp sich in den Wellen wiegt, ist dagegen nichts Aussergewöhnliches, trotzdem zeigen wir ein Bild davon.
Auch eine Küstenseeschwalbe schafft es trotz Unschärfe auf unseren Blog, weil sie so dynamisch durch die Luft fliegt.
Über das Wetter heute wollen wir keine Worte verlieren. Ein Bild zeigt es besser und liefert zudem noch die Information, dass es auf den Färöern auch Lachs gezüchtet wird.
In Gjógv finden wir einen Campingplatz und Roli ein Zimmer für die Nacht.
„Concerto grotto“ auf der Insel Hestur
13. Juni 2017
Am Morgen hängt die Wolken immer noch bis zum Meer hinunter.
Wir fahren zurück nach Tórshavn. Dort sehen wir ein Auto und erst noch einen Fünfplätzer!!!
… Was, du glaubst uns nicht? …
Hier der Beweis:
Wir haben Tickets für das „Concerto grotto“, ein Konzert in einer Meereshöhle, gebucht. Wir freuen uns sehr auf dieses aussergewöhnliche Erlebnis!!
Um 13:00 Uhr sollen wir und ca. 40 andere Konzertbesucher mit einem Segelboot zu einer Höhle auf der Insel Hestur gebracht werden.
Auch der Musiker Kristian Blak wartet mit uns. Er hat ein Keyboard, eine Trommel und zwei „Nävelurs“ (Birkentrompeten) dabei. Da sind urtümliche, skandinavische Blasinstrumente. Sie sind mit dem Schweizer Alphorn „verwandt“.
Wir warten und warten….
Irgendwann teilt man uns mit, dass wir in einer halben Stunde von einem Reisebus abgeholt und nach Gamlarætt gefahren würden. Ab da gehe die Reise mit dem Segelboot weiter.
Dort angekommen sehen wir tatsächlich die Masten, aber das Boot liegt noch draussen vor dem Hafen und dümpelt vor sich hin. Irgendwann kommt es dann doch noch zum Pier und wir können an Bord klettern.
An Bord befindet sich bereits deutsche Touristen, die das Boot für den ganzen Tag zum Fischen gemietet haben. Erst beim Mittagessen sei ihnen mitgeteilt worden, dass noch eine Gruppe zusteigen würde.
Die Stimmung ist entsprechend mies. Bei den Fischern, weil sie ihr Angeln unterbrechen mussten, bei uns, weil wir nicht ab Tórshavn schippern konnten.
Wir fahren mit Motor zur Insel Hestur.
Unterwegs werden Schwimmwesten verteilt, doch es hat zu wenige. Ein Begleitboot muss zum Hafen zurückfahren und zusätzliche holen.
Wir Landratten verstehen nichts von Segelbooten, doch wir staunen über die Ausstattung des alten Kahns.
Besonders gefällt uns die Vorrichtung, die als eine Art „Kugellager“ dient, damit das Segel reibungsarm am Masten hochgezogen werden kann.
Nun nähern wir uns Hestur.
Die Hochseeangler haben schon einige Fische gefangen.
Einem Glückspilz gehen kurz vor der Insel gleich zwei Rotbarsche an die Angel.
Vor den Klippen kommen drei kleine Boote längsseits und wir steigen um.
Sie bringen uns in eine der Höhlen.
Nun haben die Angler ihr Boot wieder für sich alleine.
Wir lauschen, von Wellen geschaukelt, dem Konzert von Kristian Blak (Keyboard, Nävelur, Gesang, Trommel).
Die Musik gefällt uns nicht besonders gut. Viele Töne überschlagen sich, die gewählten Stücke passen nicht wirklich zur Höhle, zu den Wellen, zu den Vögeln, die zwischendurch hereinfliegen ….
Nach 25 Min. werden wir schon wieder aus der Grotte gefahren.
Das Segelschiff, das uns nach Tórshavn hätte zurückbringen sollen, hat sich inzwischen aus dem Staub gemacht.
Unsere Bootsführer bekamen offensichtlich den Auftrag uns irgendwie zu beschäftigen.
Die einen besuchen eine weitere Höhle, andere gehen wohl das Segelboot suchen. Uns zeigt man verschiedene Felsformationen und Vogelklippen.
Dreizehenmöwen und Trottellummen nisten mit viel Gekreische, aber friedlich nebeneinander.
Da das Segelboot nicht mehr auftaucht, fahren wir mit dem Schlauchboot zurück nach Gamlarætt. Dort steigen alle aus. Die Boote legen wieder ab, einer der Kapitäne ruft uns noch zu, dass wir in 10 Minuten von einem Reisebus nach Tórshavn zurückgebracht würden. Wir warten eine knappe halbe Stunde.
Aus dem teuren fünfstündigen Event, den wir gebucht hatten, wurde so, die Wartezeiten und Busfahrten abgezählt, eine Miniveranstaltung von 90 Minuten.
Liegt das am Datum? Heute ist der 13.!
In Tórshavn gehen wir schnurstracks in das Geschäft, wo wir die Tickets gekauft haben.
Die Angestellten reagieren sehr verständnisvoll auf unsere Reklamation. Sie scheinen entrüstet und wollen den Kapitän des Segelbootes anrufen.
Wir sollen morgen nochmals vorbeikommen …
Färöer, ihr habt zwei neue Fans gewonnen!
14. Juni 2017
Heute Abend werden wir nach Island weiterfahren.
Doch wir haben uns in die Färöer-Inseln verliebt und wollen hier bis zur letzten Minute Neues entdecken. Deshalb besuchen wir Saksun.
Aber bereits in Hvalvík müssen wir einen kurzen Zwischenhalt einlegen. Hier gibt es einen der sehr seltenen Wälder auf den Färöern … also gut, … es ist nur ein kleines Wäldchen, aber immerhin!
In Saksun stehen einige alte, mit Grasdächern gedeckte Gebäude.
Der Weiler liegt über dem schmalen Fjord Pollurin.
Wir spazieren erst dem Bach Gjogvará und dann ein Stück dem Fjord entlang.
Hier treffen wir Eiderenten mit ihren Küken an.
Bald schon müssen wir umkehren, denn wir dürfen die Fähre nach Island auf keinen Fall verpassen.
In Torshavn melden wir uns nochmals wegen dem katastrophal organisierten „Concerto grotto“ von gestern.
Wir erhalten anstandslos die Hälfte des Ticketpreises zurückbezahlt. Der Kapitän (und Organisator!!!) habe sich mit schlechtem Wetter herauszureden versucht. Die Angestellten finden: „He should be ashamed“.
Dem können wir uns nur anschliessen!
Wenig später stehen wir im Fährhafen zum Verladen bereit.
Einerseits sind wir sind etwas wehmütig, diese schönen Inseln nach gut drei Wochen wieder verlassen zu müssen, andererseits freuen uns natürlich sehr auf die drei Monate Island, die vor uns liegen.
Link zum Spaziergang an den Pollurin: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.