Wandern auf der Rota Vicentina

 

Ein aufregender Tag

29. Januar 2017

Am Morgen fährt ein Polizeiwagen vor, zwei Beamten steigen aus und kommen strammen Schrittes direkt auf unser WoMo zu, … ist hier Übernachten verboten? … und gehen an uns vorbei an den Strand, der unmittelbar neben uns liegt.
Neugierig schauen wir ihnen nach und entdecken weiter draussen einen gestrandeten Delfin.

 

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Gestrandeter Streifendelfin (Stenella coeruleoalba)

 

Wir mögen Delfine sehr und sind traurig, dass dieser sterben musste.

Nach dem Frühstück fahren wir zum Cabo Espichel.
Kurz vor unserem Ziel sehen wir eine Wander-Infotafel. Wir fahren auf einen kleinen Parkplatz und wollen die beschriebene, fünf Kilometer lange Rundwanderung in Angriff nehmen.
Rucksäcke packen, schultern und raus …

… aber stopp … was ist denn da los?

Beim Auto neben uns ist eine Scheibe eingeschlagen. Hier scheint es nicht so friedlich zu sein, wie es scheint.

 

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In dieses Auto wurde eingebrochen.

 

Annette ruft die Polizei an und unmittelbar darauf kommt der Besitzer von seinem Spaziergang zum Strand zurück. Annette reicht ihm unser Handy und er kann den Ordnungshütern selber genauere Angaben liefern. Es sei ein Koffer aus dem Wagen gestohlen worden.
Danach entfernt er die Scherben aus dem Auto, wirft sie auf den Boden, bedankt sich für die Meldung bei der Polizei und … fährt weg.

Eine Viertel Stunde später kommt der Streifenwagen. Die Polizisten sind sehr erstaunt, dass der Besitzer des eingebrochenen Wagens bereits weggefahren ist.

Unter diesen Umständen verzichten wir auf die gemeinsame Wanderung. Unseren NOBIS wollen wir hier nicht alleine stehen lassen und spazieren deshalb nacheinander hinunter zu den Spuren, die gemäss einer alter Legende von einem weissen Esel stammen, auf dem die Muttergottes zwei alten Fischern erschienen war.

Heute geht man jedoch davon aus, dass es sich um Dinosaurier-Spuren handelt, die diese vor 130 Millionen Jahren hinterlassen haben.

 

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Spuren eines Dinosauriers

 

Am Cabo Espichel stellen wir uns auf einen der grossen Parkplätze und besichtigen, immer noch einzeln, da uns der Einbruch doch etwas verunsichert hat, das ehemalige Klostergebäude.

 

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Kloster am Cabo Espichel

 

 

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Die kleine Kapelle „Ermida da Mémoria“ aus dem 15. Jhd. steht am Rand der Klippe, hoch über dem Meer.
Im Innern befand sich früher ein Wandbild, das die Erscheinung von Maria auf dem weissen Esel darstellte.

 

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„Ermida da Mémoria“

 

Am Abend lässt der Leuchtturm seine Strahlen in beruhigender Regelmässigkeit über unseren Schlafplatz kreisen und wir schlafen trotz des aufregenden Tages schnell ein.

 

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Leuchtturm am Cabo Espichel

 

Link zum Spaziergang zu den Spuren des Dinosauriers: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Von der Klippe an den Strand …

30. Januar 2017

Wir fahren auf der Bergroute Richtung Setúbal. Die tiefliegenden Wolken fangen uns ein. Weit unter uns fährt ein Ozeanriese der Sonne entgegen.

 

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Der Weg zur Sonne führt über das Meer.

 

Kurze Zeit später lösen sich die Wolken auf und wir geniessen den Blick auf die lange, schmale Landzunge von Tróia, die beinahe bis Setúbal reicht.

 

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Península de Tróia

 

 

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Sandbänke vor der Halbinsel von Tróia

 

Der Himmel ist nun wolkenlos und das Thermometer klettert über 20°C.

Oberhalb der Praia de Aberta Nova finden wir einen wunderbaren Übernachtungsplatz mit Blick auf den traumhaften Sandstrand.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

… und vom Strand wieder auf eine Klippe

31. Januar 2017

Heute ist der Himmel wieder bedeckt und es ist kühl. Trotzdem spazieren wir am Morgen über die Dünen und erfreuen uns an den Pflanzen, die Wind und Wetter trotzen und die Sandhügel langsam überwachsen.

 

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Sandbewohner

 

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Von Wind und Wasser geformte Düne

 

In Praia de Monte Clérigo fahren wir nicht an den Strand, sondern hoch auf die Klippe. Hier sind wir zwar Wind und Regen ausgesetzt, aber die Sicht auf das Meer ist grandios.

Die Felsen werden langsam von Pflanzen bewachsen und wir sehen, dass sich die Hottentottenfeige auch auf Gestein wohl fühlt.

 

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Hottentottenfeigen (Carpobrotus edulis)

 

Zuvorderst auf der Klippe, ca. 20 Meter über dem Meer steht ein Fischer im Regen. Ein Fehltritt und nicht er, sondern die Fische haben ein Festessen.

 

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Mutiger Fischer

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Auf den Stellplatz von Figueira

1. Februar 2017

Am Morgen regnet es nicht mehr und die Wolken lichten sich langsam.

 

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Übernachtungsplatz bei Praia de Monte Clérigo

 

 

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Blick von unserem Übernachtungsplatz

 

Nach dem Mittag lösen wir uns von der fantastischen Meersicht und fahren nach Figueira auf einen kleinen Stellplatz im Dorf. Das Ehepaar, das den Platz führt, kommt aus Frankreich und spricht kaum Englisch. Da einige Engländer hier nächtigen, die ihrerseits kein Französisch sprechen, sind Annettes Übersetzungshilfen sehr willkommen. Wie es um die Portugiesisch-Kenntnisse steht, wagen wir nicht einmal zu fragen.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Praia da Figueira

2. Februar 2017

Wir beschliessen eine weitere Nacht hier zu bleiben und spazieren zur Praia da Figueira. Da man nicht direkt hinfahren kann, wird wohl auch im Sommer die Besucherzahl übersichtlich klein sein.
Dieser idyllische Strand bietet viel. Ein kleines Bächlein fliesst der schroffen Felswand entlang ins Meer und modelliert im Sand ein pittoreskes kleines Ufer, das mit der nächsten Flut wieder zugedeckt werden wird.

 

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Praia da Figueira

 

 

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Sand-Art, made by „Bächlein“

 

Imposante Felsplatten ragen ins Meer und werden von den Wellen langsam zu Sand zerrieben.

 

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Annette hält Ausschau nach ???

 

Wir setzen uns an den einzigen Picknicktisch, der aus Recyclingmaterial gegossen wurde, und betrachten von da aus die Pionierpflanzen, die langsam Sand und Felsen erobern.
In einigen der Steine sieht man gar noch die Schalen der Muscheln, die in dem Kalkstein gewohnt haben, als er noch im Meer lag.

 

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Sandbewuchs

 

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Ein Fischer mit Handy am Ohr betritt die Szenerie. Ob er mit den Fischen telefoniert um ihnen seine Köder schmackhaft zu machen, oder ob er seiner Freundin den Auftrag gibt Weisswein zu kaufen für die geplante Fischmahlzeit?
Wir wissen es nicht, aber skurril sieht es alleweil aus.

 

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Link zum Spaziergang an die Praia da Figueira: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

 

 

Cabo de São Vicente

3. Februar 2017

Obwohl der Himmel bedeckt ist, kaufen wir uns in Sagres eine Wanderkarte der Rota Vicentina. Wir wollen zwar nicht die ganzen 397 km Wanderwege ablaufen, die da eingezeichnet sind, aber ein paar Kilometer dürfen es in den nächsten Tagen schon sein.

Zuerst fahren wir auf den Cabo de São Vicente, die markante Ecke ganz im Südwesten Portugals.

Obwohl es bereits Nachmittag ist, starten wir zu unserer ersten Rundwanderung auf dem Trilho dos Pescadores, dem Circuito Praia do Telheiro.
Der Weg führt zuerst auf der atemberaubenden Steilküste dem Meer entlang (logischerweise!) nordwärts. Südwärts geht ja nicht, da ist nur noch Meer. 😉

 

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Costa Vicentina

 

 

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Natürliche Brücke nach … nirgendwo

 

 

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Blick zurück auf den Cabo de São Vicente

 

Am Meer und im Landesinnern sind viel schöne Felsformationen zu bewundern.

 

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Wanderweg Circuito Praia do Telheiro

 

 

 

 

 

 

 

Zurück führt der Weg von der Küste weg und durch karges Weideland.
Die Landwirte hier scheinen auch schon bessere Zeiten erlebt zu haben, wie das untere Gebäude vermuten lässt.

 

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Landwirtschaftsgebäude von Vale Santo

 

Oje!
Das letzte Stück der wunderschönen Wanderung müssen wir auf der asphaltierten Strasse zurücklegen.

Das hat wohl auch den Sprayer zu diesem „tag“ auf einem Meilenstein motiviert.

 

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Uns gibt das „Kunstwerk“ neuen Schwung und leichten Fusses kehren wir nach dreieinhalb Stunden zu unserem NOBIS zurück.
Die Dämmerung hat eingesetzt und wir geniessen die Abendstimmung.

 

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Abend am Cabo de São Vicente

 

Link zur Wanderung Circuito Praia do Telheiro: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Der lila Tag

4. Februar 2017

Am Morgen schlendern wir nochmals in den Hof des ehemaligen Klosters.

Der Märtyrer Sankt Vinzenz wurde 304 n. Ch. von den Römern hingerichtet.
Ihm zu Ehren steht hier ein nicht alltägliches Denkmal.

 

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Denkmal für São Vicente

 

Ein letzter Blick zurück auf Kloster und Leuchtturm und weiter gehts mit dem Wohnmobil nordwärts bis zur Praia do Amado.

 

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Kloster und Leuchtturm von São Vicente

 

Oberhalb des Strandes liegen zwei riesige Parkplätze mit vielen Wohnmobilen.
Neben Superkisten der Marke: „Mein Einfamilienhaus auf Rädern“ stehen auch einige, ausgebaute Lieferwagen der Marke: „Ich hab es selber gemacht“. Die „Uniform“ dieser Bewohner scheinen Dreadlocks zu sein. Für uns skurril: Der Nonkonformismus soll durch gleiche Haartracht ausgedrückt werden; Gleichheit als Zeichen der Individualität. Wir verstehen das nicht, wahrscheinlich sind wir bereits zu alt dafür.

Der Spaziergang an den Strand bringt uns auf andere Gedanken. Auf dem Sand liegen in langen Wellenlinien, so wie das Meer sie angeschwemmt hat, lilafarbene Dinger.

 

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Lila Streifen am Strand

 

Als wir näher kommen, sehen wir, dass es sich um Algen handelt.
Wie Engelshaar die Christbäume schmücken diese lilafarbige Algen den Strand.

 

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Lilafarbige Alge

 

Zudem liegt am Fusse der Felsen ein Streifen bunter, zum Teil ebenfalls lila Steine.

 

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Lilafarbene Steine an der Praia do Amado

 

Und wie wenn die Natur hier besondere Freude an der Farbe Lila hätte, blüht oberhalb der Klippe ein Kaktus in der selben Farbe.

Beim Überspielen der Fotos auf den PC überkommen uns Zweifel.
Blüht so ein Kaktus?

 

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Vermeintlich blühender Kaktus

 

Also nochmals zurück … und tatsächlich … unsere „Kaktusblüte“ hat einen Stängel, der unter dem stacheligen Kelch in den Boden führt, und die haarigen Blätter gehören ebenfalls dazu. Es handelt sich wohl eher um eine Distel. Um welche? … das haben wir nicht herausgefunden.

Da hast du uns schön erwischt, du kleines, cleveres Ding!

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Rundwanderung bei Carrapateira

5. Februar 2017

Am Morgen starten wir direkt von unserem Übernachtungsplatz aus zu einer weiteren Rundwanderung, dem „Circuito Pontal da Carrapateira“.

Wieder führt der erste Teil der Steilküste entlang. An einigen Orten prallen die Wellen so hart auf die Felsen, dass hohe Wasserfontänen aufspritzen. Beat kann da schon mal das Fotografieren von Geysiren üben, für den kommenden Sommer auf Island.

 

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Naturschauspiel Wasserfontäne

 

Auf dem Weg dem Meer entlang entdecken wir einige hübsche, mögliche Übernachtungsplätze. Den schönsten wählen wir für heute Abend aus.

Welle um Welle rollt gegen die Praia da Bordeira, den riesigen Sandstrand vor Carrapateira.

 

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Es ist lustig den Strandläufern (Sanderlingen) bei der Futtersuche zuzuschauen. Sie picken aus dem seichten Wasser, was das Meer so alles an Futter anschwemmt und rennen doch bei jeder neuen Welle ein Stück landeinwärts, als hätten sie Angst, dass ihr Bauch nass werden könnte. Mit dem zurückfliessenden Wasser tippeln sie dann wieder meerwärts.

 

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Sanderlinge (Calidris alba) bei der Futtersuche

 

Auch ein Paar mit zwei Hunden geniesst das Wellenspiel und spaziert barfuss der Wasserlinie entlang, mal im Nassen, mal im Trockenen.

 

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Genüssliche Strandwanderung

 

Da wo der Ribeira Carrapateira ins Meer fliesst, folgen wir dem Bach ein Stück.

 

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Nun zweigt der Weg ab und führt durch die Sanddünen nach Carrapateira. Der erste Teil des Weges wurde mit Holzlatten befestigt. Hier läuft es sich einfacher als im Sand. Das hat auch eine Raupe gemerkt, die mit uns den Pfad teilt.

 

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Raupe des Kleespinners (Lasiocampa trifolii)

 

Eine Schnecke dagegen hat den mühsameren Weg durch den Sand gewählt und ruht sich hier wohl aus bis die „grässliche“ Sonne wieder hinter dem Horizont verschwindet.

 

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Wanderpause einer Schnecke

 

An eine Bauruine wurde dieser schöne Spruch gesprayt:

 

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„Liebe, wie wenn es kein Morgen gäbe!“

 

Ein Stück weiter lehnt sich ein hellgrünes Blatt dekorativ vor einer knallgelben Flechte an den Felsen.
Unglaublich, welch schöne Kunstwerke die Natur erschafft.

 

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Freche Farbkombination

 

Nach dreieinhalb Stunden haben wir unsere Rundwanderung beendet.

Die Strecken sind ausserordentlich gut markiert und nicht zu verfehlen. Mal sind die Zeichen auf Felsen oder an Bäume gemalt, mal weisen markierte Holzpfähle den Weg. An jeder Abzweigung ist zudem die falsche Richtung mit einem Kreuz in den entsprechenden Farben signalisiert.

Rot-weisse Markierungen bezeichnen den „Caminho Histórico“. Dieser 231 Kilometer lange Fernwanderweg wurde im Februar 2016 von der „European Ramblers Association“ (der europäischen Wandervereinigung) mit dem Prädikat „Leading Quality Trails – Best of Europe“ ausgezeichnet.

Über den 120 km langen „Trilho dos Pescadores“ (Fischerpfad) führen die Farben grün-blau.

 

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Wegweiser auf dem Trilho dos Pescadores

 

Nun fahren wir mit unserem NOBIS wenige Kilometer zu dem Übernachtungsplatz, den wir auf unserer Wanderung entdeckt haben und geniessen den Blick auf die Bucht der Praia da Bordeira.

Link zur Wanderung „Circuito Pontal da Carrapateira“: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

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