Schieferdorf Cerdeira
21. Januar 2017
Wir sind auf dem Weg zurück nach Tramagal.
Unterwegs sehen wir einen Wegweiser nach Cerdeira, einem der Schiefer-Dörfer.
Beim Abbiegen geht es steil bergauf und die Frontschürze des NOBIS kratzt am Boden. Wir fahren eine sehr schmale Strasse den Berg hoch. Zum Glück haben wir keinen Gegenverkehr, denn es gibt nur wenige Ausweichstellen.
Vor dem Dorf liegt der Parkplatz, von da geht es nur noch zu Fuss weiter. Auf einem Spaziergang erkunden wir das wunderschön gelegene und sorgfältig renovierte Bergdorf. Einige Häuser sind das ganze Jahr über bewohnt.
Trutzig steht ein Haus am Hang. Auffallend sind die schlichten Holzbalkone und die Simse aus Schiefersteinen, die neben den Fenstern aus der Mauer ragen und auf denen im Sommer Blumentöpfe stehen.
An einem der Gässchen liegt ein Café. Wir setzen uns draussen an einen der runden Tische, trinken einen Galão (Milchkaffee im Glas) und geniessen die warmen Sonnenstrahlen in dieser friedlichen Umgebung.
Die „Aldeias de Xisto“ gehören zu einem gemeinsamen Projekt von heute 27 Dörfern in der Region Zentralportugal, weitab von Badestränden und Städten. Die Initiative wurde 2001 ins Leben gerufen und unter anderem mit EU-Geldern gefördert mit dem Ziel die abgelegenen und von Verfall und Abwanderung bedrohten Dörfer wiederzuerwecken. Der Erfolg übertraf die kühnsten Erwartungen. Die Häuser wurden unter Anwendung traditioneller Handwerkstechniken, aber in modernem Design renoviert. 2008 wurde den „Schieferdörfern“ die Goldene Palme der Zeitschrift GEOSaison verliehen. Der Schwerpunkt liegt bis heute auf naturnahen Angeboten wie Wandern, Mountainbiken oder Kanufahren sowie handwerklich-künstlerischen Angeboten.
Auf der Weiterfahrt sehen wir andere Schiefer-Dörfer, aber Cerdeira ist mit Abstand das schönste.
In Louçainha übernachten wir direkt neben einer Badeanstalt. Das Schwimmbecken ist ein gestauter Bach. Da wird das Wasser wohl auch im Sommer eher kalt sein.
Vom Weltfrieden und einem unbekannten Wahrzeichen Portugals
22. Januar 2017
Unterwegs fällt uns die Kirche im kleinen Dorf Taliscas auf.
Zuoberst auf dem Kirchturm steht ein Kreuz. Wir folgern: das ist es eine katholische Kirche … aber gleich darunter dreht sich ein Wetterhahn … dann ist es eventuell doch eine protestantische Kirche? … und an dem Turm hängen Lautsprecher … das kennen wir von den Moscheen in Albanien.
Wir glauben es zwar nicht, malen uns aber trotzdem aus wie schön es wäre, wenn sich hier drei verschiedene Religionen ein Gotteshaus teilen würden.
Das könnte ein kleiner Beitrag zum Weltfrieden sein.
Etwas darf in unseren Blogbeiträgen über Portugal nicht fehlen!
Für uns ist es ein Wahrzeichen Portugals und steht in jedem Garten …
… genau, der „couve galega“ oder Blattkohl, wie er auf Deutsch heisst.
Bei dieser Pflanze erntet man nur die untersten Blätter. Diese werden meistens zu Kohlsuppe verarbeitet.
Die Pflanze wächst munter weiter und wird immer höher. Wir haben Kohlstauden gesehen, die an die zwei Meter hoch waren und zum Teil an Holzpfählen aufgebunden wurden.
Am Abend landen wir, wie bereits vor einer Woche, wieder in Vila Nova da Barquinha, wo wir übernachten.
Deutschunterricht in Tramagal
23. Januar 2017
Heute fahren wir nach Tramagal, wo wir bei Elke und Dave die Waschmaschine benutzen dürfen.
Am Nachmittag besuchen wir als Gäste den Deutschunterricht, den Elke hier im Dorf gibt. Wir treffen eine motivierte Schar an, die es sichtlich geniesst mit uns Konversation zu betreiben. Wir staunen, wie gut die meist älteren Frauen bereits Deutsch sprechen.
Bravo Elke, du leistest gute Arbeit!
Endlich ein Strassenatlas
24. Januar 2017
In Abrantes findet Annette endlich den Strassenatlas für Portugal und Spanien, den sie schon seit Mitte Oktober sucht, zwar nur im Massstab 1:400’000, aber immerhin.
Danach fahren wir ein weiteres Mal nach Vila Nova da Barquinha. Hier nutzen wir das frei zugängliche WiFi des Parks und schalten den Beitrag „São Miguel, Azoren“ frei.
Wandern im Naturpark de Aire e dos Cardeeiros
25. Januar 2017
Annette erkundigt sich im Tourismusbüro von Vila Nova da Barquinha nach Wandermöglichkeiten im nahen Naturpark de Aire e dos Cardeeiros.
Der nette Herr schwärmt von der Gegend, in der er selber auch schon gewandert sei und empfiehlt uns nach Mendiga zu fahren: „… ca. 30-40 Min …“. Dort gebe es Informationen zu den Wanderwegen.
Wir folgen seinem Rat. Die Fahrt dorthin dauert aber knapp zwei Stunden und Infos finden wir in dem kleinen Ort nirgends.
Wir beschliessen unser Glück in São Bento zu probieren, dort sind auf dem Navi ein paar Fusswege zu erkennen.
In São Bento stellen wir unser Fahrzeug auf einen Parkplatz und wandern aufs Geratewohl los.
Auf den Hügeln des Naturparks dos Candeeiros ist der Kalkstein allgegenwärtig und prägt die Landschaft. Die Felsen sind selbst auf vielen Wiesen nur zum Teil mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Wir können uns vorstellen, wie schnell diese jetzt grünen Weiden im Sommer dürr sein werden.
Nach zwei Stunden sind wir wieder zurück. Das Wandern durch diese eindrückliche Hügellandschaft hat uns sehr gefallen. Wir haben hier ein weiteres, uns bisher unbekanntes Portugal kennengelernt.
Auf der Rückfahrt nach Vila Nova da Barquinha … schon wieder dahin, denkst du, liebe Leserin, lieber Leser?
Ja, du hast recht. In dem schönen, ruhigen Park fühlen wir uns wohl und haben beinahe alles, was ein Camperherz höher schlagen lässt: Frischwasser, Entsorgungsstation, Internetzugang, tagsüber geöffnete Toiletten und gar eine Gartenkneipe … und das alles gratis … ausser dem Restaurant natürlich. 😉
… also: auf der Fahrt zurück nach Vila Nova da Barquinha fahren wir im Naturpark de Aire an einem Olivenhain vorbei, auf dem so viele Steine liegen, dass nicht alle in die Umfriedungsmauer verbaut werden konnten. Um doch noch etwas Weideland für die Schafe zu gewinnen, hat man die Steine zu Haufen zusammengetragen.
Link zur Wanderung im Naturpark de Aire e dos Cardeeiros: Da auf „google maps“ ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Ruhetag
26. Januar 2017
Heute regnet es nur einmal und wir verbringen die Zeit drinnen.
„Storchenbaum“
27. Januar 2017
Das Wetter ist sehr wechselhaft und es bläst ein starker Wind.
Wir fahren deshalb weiter südwärts mit Fernziel Algarve.
In der Nähe von Chamusca entdecken wir einen „Storchenbaum“. Direkt an der Strasse haben sich Störche einen grossen Eukalyptusbaum zum Nisten ausgewählt. Wir zählen über 20 Nester, die meisten davon sind besetzt.
Die Vögel scheinen sich durch lautes Klappern mit den Schnäbeln zu verständigen und wir verstehen, wieso man auch vom Klapperstorch spricht.
Es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Auf der nahen Wiese suchen mehrere der stolzen Tiere Nahrung.
In Alpiarça lässt uns eine Skulptur beim Feuerwehrgebäude stoppen.
„Solidaridade“ ist eine Hommage an das Feuerwehrcorps von Alpiarça, wie uns eine Tafel wissen lässt.
Gleich dahinter gibt bröckelnder Verputz an einem alten Ökonomiegebäude den Blick frei auf eine eigentümliche Art von Mauer. Das schichtweise Vermauern von Backsteinen und runden Natursteinen hatte wohl vor allem ökonomische Gründe.
In Salvaterra de Magos wollen wir eine kurze Pause einlegen. In der Nähe des angepeilten Hafens sehen wir ein Hinweisschild zu einem Picknickplatz. Dieser liegt direkt an der Mündung des Ribeira de Magos in den Tejo. Der Platz ist so traumhaft schön, dass wir beschliessen hier zu bleiben.
Das Wetter hat sich so weit gebessert, dass wir sogar draussen an einem der Picknicktische sitzen können.
Storchennester mit Balkon
28. Januar 2017
In der Nähe von Porto Alto treffen wir Störche, die wohl einer höheren sozialen Schicht angehören. Sie bauen ihre Nester nicht einfach auf einem Baum, nein, sie lassen sich von den Menschen hohe Masten aus stabilem Stahl bauen, worauf sie nisten. Die Aussicht ist hier nicht durch Äste und Blätter eingeschränkt und unverbaubar.
Einige leben gerne an zentraler Lage, …
… andere ziehen Nester am Siedlungsrand vor.
Doch auch hier ist das Leben nicht nur Fröscheschlucken!
Wer sich ein Nest mit Balkon leisten kann, muss dieses ab und zu gegen aufdringliche Neider verteidigen.
In Vila Nogueira de Azeitão soll sich ein Friedenspark befinden. Den wollen wir uns ansehen. Doch an der Adresse steht kein Friedenspark, sondern die Quinta da Bacalhoa, ein Weingut, das Führungen durch den Palacio, eine ehemalige Sommerresidenz der portugiesischen Königsfamilie, anbietet.
Wir buchen für den Nachmittag und suchen uns bis dahin einen Übernachtungsplatz, da es danach dunkel sein wird.
In Praia da Figuerinha finden wir einen geeigneten Platz am Meer.
Um 16:00 Uhr werden wir durch den Palast geführt.
Der grosszügig angelegte Teich diente zur Bewässerung der Reben, aber auch als Schwimmbad an heissen Sommertagen.
Portugal ist bekannt für seine Azulejos (Kacheln). Seit Jahrhunderten werden diese hergestellt und verzieren Häuser innen und aussen. Im Palacio kann man eine grosse Anzahl aus verschiedenen Epochen bestaunen. Hier befindet sich auch das älteste noch erhaltene Azulejo Portugals aus dem Jahre 1565. Es zeigt „Susanna im Bade“.
Nach der Besichtigung der Residenz geht es zurück zur Quinta da Bacalhoa.
Vor dem Eingang zur Ausstellungshalle für afrikanische Kunst stehen zwei uralte Olivenbäume. Ihr Alter wird auf 2300 Jahre geschätzt, sie wurden vor der Überflutung aus dem Gebiet des Stausees de Alqueva gerettet.
Die Halle beherbergt neben afrikanischer auch eine Sammlung westlicher Kunstwerke der neueren Zeit. Bilder, Skulpturen, Möbel und vieles mehr sind zu sehen.
Am Schluss werden wir in den Keller geführt. Hier lagert der Wein in Eichenfässern während an den Wänden weitere Muster von Azulejos zu sehen sind.
Mit dieser Ausstellung im Weinkeller gelingt der Übergang vom Kunstgenuss zur Wein-Degustation ausgezeichnet.
Beat profitiert davon, dass Annette keinen Wein mag. So fallen für ihn immer zwei Proben der edlen Säfte an und Annette fährt ihn danach sicher durch die Nacht zum Übernachtungsplatz am Meer.
Vielen Dank!
Oh, wieder so viel Interessantes …. von schönen Aussichten zu Storchennestern mit Balkon bis Quintas und Weinkellern …. für jeden etwas dabei! Schafft ihr es bis Ende Monat bis zur Algarve? Danach kommt unsere Freundin Evelyn nach Wien. Wie lange sie bleibt wissen wir noch nicht. Wäre schön, wenn ihr sie mal irgendwann treffen könntet, lieb, grosszügig und eine interessante Person! LG
Pssst, bitte nicht weitersagen: unser Blog hinkt der Realität immer um ein paar Wochen hinterher ;). Wir sind schon seit einiger Zeit kreuz und quer im Alentejo und an der Algarve unterwegs. Die Vielfältigkeit Portugals hat uns überrascht.
Trotzdem reisen wir in ein paar Tagen weiter nach Spanien.