Sitzen im Haus, spazieren durch den Garten und wandern über die Insel
Dezember 2016
Wir geniessen die Dezembertage auf den Azoren. Wenn es regnet und stürmt, was im Winter schon mal vorkommen kann, lesen wir im Haus ein Buch und wenn die Sonne scheint, zieht es uns nach draussen in den Garten der Quinta Perpétua.
Dabei werden wir manchmal von Campari begleitet, die es liebt, wenn Menschen in ihrer Nähe sind, die sie zwischendurch mal streicheln!
Jetzt im Dezember beginnen die Kamelien zu blühen.
Alle neun Azoreninseln sind von der Landwirtschaft geprägt. Auch auf Graciosa leben viele Bauern von Milchwirtschaft oder Viehzucht.
Durch das milde Klima wachsen sehr leckere Früchte. Wer einmal die kleinen, festen, aromatischen Bananen der Azoren gegessen hat, schätzt danach die grossen, eher mehlig anmutenden Dinger mit wenig Geschmack aus dem Grosshandel nicht mehr sonderlich.
Neben Zitrusfrüchten aller Art, gedeihen hier auch Mangos und viele andere exotische Früchte.
Was wir hier aber vor allem mögen, ist ein Gemüse, das wir ausserhalb der Azoren noch nie gesehen haben, die Chuchus (oder Caiotas, wie sie hier heissen). Nur mit dem Sparschäler wird man der unregelmässigen Form mit ihren Furchen nicht gerecht. Dazu braucht es auch noch ein Messer und man muss unter fliessendem Wasser oder mit Handschuhen pellen, da sie roh eine klebrige Substanz absondern, die man nur schwer von den Händen kriegt.
Nichts desto trotz ist es ein wunderbares Gemüse, das gekocht an Kohlrabi erinnert, aber viel feiner und edler schmeckt.
Nicht zum Essen, aber wunderschön anzusehen, sind die Zapfen der Banksien.
Aber stopp, genug geschwärmt,… eigentlich wollen wir ja von unseren Wanderungen berichten.
Sehr schön ist die Kraterumrundung der Caldeira. Man blickt von oben auf Graciosa und das angrenzende Meer mit den weiteren Inseln der Zentralgruppe der Azoren: Terceira, Faial, São Jorge und Pico, mit dem höchsten Berg Portugals.
Wenn wir dem Meer näher sein wollen, wandern wir von der Quinta aus an den alten Fischerhafen, die Folga, und durch das Dorf Luz wieder zurück.
Beide Wanderungen dauern eine gute Stunde. Falls man die Umrundung der Caldeira in Luz beginnt, was problemlos machbar ist, muss man mit ca. zwei Stunden rechnen.
Link zu den Wanderungen um die Caldeira und zur Folga: Da auf „google maps“ ein Teil des Weges zur Folga fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Die grosse Wanderung
Heute wollen wir von Santa Cruz da Graciosa zurück nach Luz wandern.
Dazu fahren wir mit dem öffentlichen Verkehrsmittel in den Hauptort der Insel.
Die Fahrkarte wird im Bus gelöst. Der Chauffeur braucht dazu keine Computerkenntnisse. Die ganze Insel ist in vier Zonen eingeteilt und dafür reichen ein paar Blöckchen, von denen er die Tickets reissen kann. Für schwierigere Fälle, wie Mehrfahrtenkarten, hält der Fahrer eine Lochzange zum Entwerten bereit.
In Santa Cruz fahren wir auf den Busbahnhof, wo die ganze Flotte der öffentlichen Verkehrsmittel zu bewundern ist.
Nun geht es zu Fuss weiter. Zuerst führt uns der Weg durch das Dorf ans Meer.
Und da braucht Beat eine ganze Weile, um sich von dem strahlend blauen Meer wieder loszureissen. Eine Welle nach der anderen rollt heran und bricht schöner als die vorherige …
Irgendwann sieht er Annette nur noch von ferne und eilt ihr nach.
An den Ästen einer Tamariske glitzern Tautropfen.
Bald zweigt der gutbeschilderte Wanderweg von der Küste ab ins Inselinnere. Dabei führt er an einigen Weinreben-Pflanzungen vorbei. Von Rebbergen kann man hier auf den Azoren nicht sprechen. Die Reben ducken sich hinter Steinmauern und werden nur knapp über dem Boden gezogen. Dadurch sind sie vom Wind geschützt. Der Untergrund ist bei älteren Anlagen meist mit schwarzen Lavasteinen ausgelegt, um die Wärme zu speichern. Hier dient dazu eine schwarze Plastikfolie.
Ein kurzes Stück verläuft nun der Weg auf der wenig befahrenen Ringstrasse der Insel.
Schon bald biegt der Wanderweg auf eine Nebenstrasse ab.
Nun ist es Annette, die eine Zeitlang nicht mehr zum Weiterwandern zu bewegen ist. Wer sie kennt, weiss warum … genau … ein Tier muss in der Nähe sein … und dann noch eine Katze!
Diese beobachtet uns interessiert von einer Mauer herunter.
Kurz darauf taucht auch noch ihre Schwester auf, die wesentlich scheuer ist und uns keine Sekunde aus den Augen lässt.
Wir sind nun schon ein schönes Stück den Berg hinauf gewandert, als wir ein Flugzeug sehen, das die Insel verlässt.
Falls da drin einer sitzt und glaubt, dass das kein Schwein interessiere, dann irrt er sich gewaltig.
Mindestens EIN Schwein würde auch gerne seinem engen Koben entfliehen und in Spanien in den weiten Eichenwäldern weiden und herum suhlen.
Etwas oberhalb von Fontes schauen wir zurück zu der markanten Windmühle und dem Leuchtturm „Farol da Ponta da Barca“.
Von hier bekommt man einen schönen Eindruck vom flacheren Teil der Insel, nordwestlich von Santa Cruz, mit seinen bewaldeten Hügeln.
Die Weiden sind hier nach alter Väter Sitte mit Natursteinmauern abgetrennt.
Nun verlassen wir die Höhen um Fontes (ca. 350 M ü.M.) wieder und steigen nach Praia auf Meereshöhe ab.
Der Weg führt vorbei an grossen blühenden Aloen und vom Wind zerzausten Agaven.
Auf dem letzten Anstieg zur Caldeira wandern wir unter blühenden Eukalyptusbäumen.
Es ist lustig zu sehen, wie diese ihren Deckel, der an einen kleinen Hut mit Krempe erinnert abstossen und dann die Staubgefässe im Kreis herausstrecken.
Wikipedia weiss dazu: „… Wenn die Blüte sich öffnet, werden die Staubgefäße erweitert und das Operculum wird abgesprengt. Der Name des Eukalyptus (gr.: gut-versteckt) leitet sich vom Operculum und dessen Funktion ab. …“
Nach gut fünf Stunden Wanderzeit sind wir zurück auf der Quinta Perpétua.
Link zur Wanderung von Santa Cruz über Fontes, Praia, die Caldeira nach Luz: Da auf „google maps“ ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet. Den mittleren Teil der Strecke konnten wir nicht erstellen, da auf „google earth“ eine Wolke die Sicht auf den Boden verdeckt!
Ein Augenweidelesegenuss! Danke.
Vielen Dank
Es freut uns, dass dir der Beitrag gefällt.
Sehr schön – da freuen wir uns schon, dass wir in gut 3 Monaten mal wieder das „Azoren-Hoch“ besuchen dürfen: wenn es schon so selten zu uns in den Norden kommt – ja dann müssen wir uns eben auf den Weg machen! 😉
Also – bitte meldet Euch unbedingt, wenn Ihr im Mai wieder in Schleswig-Holstein seid: es gibt aus unserer Sicht viiiiiiel zu besprechen! 😉
Statt Sturmtief Axel ein wenig mehr Azorenhoch, das wäre was. Wir hoffen, ihr habt das Unwetter gut überstanden. Vor richtig üblem Azoren-Winter-Wetter sind wir hier bisher verschont geblieben. Die Luftfeuchtigkeit ist zwar extrem hoch, aber es gibt zum Glück immer wieder sonnige Abschnitte.
Und der Mai in Schleswig Holstein mit all den blühenden Rapsfelder ist ja auch wunderschön. Wir melden uns rechtzeitig, wir möchten euch sehr gerne persönlich kennenlernen, die Gesprächsthemen werden uns wohl kaum ausgehen.
Annette und Beat
Sehr gut!