Skurrilitäten
2. Juli 2016
Heute ist hier in Rogla der grosse Tag der Hunde (oder eher ihrer BesitzerInnen?). An diesem internationalen Anlass werden Tiere aus Slowenien, Österreich, Deutschland, Ungarn und Kroatien vorgeführt. Eine Liste klärt uns auf, dass 358 Hunde aus 128 Rassen präsentiert werden.
Schön sein allein, genügt nicht. Die Hunde müssen neben ihrem Frauchen oder Herrchen Fuss gehen und je nach Anweisung der Jury links, rechts oder diagonal über einen der vier Vorführplätze laufen. Einige der Hunde werden dabei an kurzer Leine um die Kurven gezerrt, andere folgen freiwillig.
Wie sich die Bewertung zusammensetzt, wissen wir nicht. Wir erfreuen uns an den vielen verschiedenen Rassen und staunen wie viele hässliche Hunde es gibt.
Die meisten Teilnehmer haben ein eigenes Zelt mitgebracht, in denen sie ihre Lieblinge stylen. Da werden die letzten störenden Härchen weggeschnitten, wird gesalbt, gesprayt, frisiert, toupiert ….
Die Hunde scheint das nicht zu stören. Sie geniessen vor allem den Schatten, denn draussen ist es sehr heiss.
Die Hundeausstellung ist nicht das einzige Skurrile, das es heute in Rogla zu sehen gibt.
Das Dorf liegt auf 1520 m ü.M. eingebettet zwischen Alpweiden und Wäldern. Ein Sessellift, der im Winter Skifahrer befördert, spuckt nun unaufhörlich Mountainbiker mit ihren Drahteseln aus, die auf eigens ausgeschilderten Strecken wieder ins Tal hinunterpreschen.
In diesem touristisch erschlossenen Alpendorf gibt es einen kleinen künstlichen See, der wohl als Wasserspeicher für die Beschneiungsanlagen der Skipisten im Winter angelegt wurde.
Auf diesem ovalen Teich von ca. 150 x 200 Metern tummeln sich heute vier kleine Segelboote und zwei Kajaks. Sie drehen Runden und üben das Umfahren der einzigen Boje, die auf dem Wasser schwimmt.
Nun wandern wir zu den Lovrenška jezera (Seen), die im zweit-südlichsten Hochmoor Europas liegen, wie uns eine Informationstafel stolz erklärt.
Unterwegs kommen wir bei einem Moortümpel mit einem Ehepaar ins Gespräch: Sie haben vor 40 Jahren während 5 Jahren in Deutschland gearbeitet und sprechen immer noch sehr gut Deutsch. So erfahren wir einiges über die Geschichte Sloweniens.
Die Lovrenška jezera sind eine Gruppe von etwa einem Dutzend kleiner Moorweihern, eingebettet in eine Ebene bedeckt mit Krüppelföhren. Schön angelegte Bretterpfade führen über das Moor zu den Tümpeln und kleinen Seen.
An diesen Moorweihern leben viele Libellen, für Beat Grund genug, mit der Kamera auf Pirsch zu gehen.
Auf dem Rückweg staunen wir im Wald über einen Baumpilz. Er scheint wie wir in der Hitze zu schwitzen und ist mit Wassertropfen übersät.
Zurück in Rogla kommen wir gerade rechtzeitig zum Finale und zur Rangverkündigung der Hundeausstellung. Wir geniessen in der Festwirtschaft die Grilladen und wundern uns über die Wettbewerbskategorien. Hunde, die rein äusserlich nicht das geringste gemeinsam haben, werden hier zusammengefasst.
Man muss ja nicht immer alles verstehen. Verstehen verhindert nur das Staunen und staunen ist schön!
Auf dem Weg zurück zu unserem Wohnmobil wollen wir noch einen Blick in die markante Kirche werfen. Doch scheint hier leider das Gotteshaus nur für Gott und nicht für die Menschen gebaut. Die Türe ist abgeschlossen!
Auf einer Bildertafel können wir sehen, dass das Lichtkonzept im Innern fantastisch sein muss. Schade, das hätten wir gerne selber erlebt.
Nach dem Nachtessen spazieren wir nochmals zum nahen Weiher und werden mit einem himmlischen Lichtkonzept beschenkt, das den Ärger über die geschlossene Kirche mehr als aufwiegt.
Link zur Wanderung zu den Lovrenška jezera:
Unser Garten im Wohnmobil
3. Juli 2016
In der Nacht wurde es empfindlich kühl (10°C) und am Morgen beginnt es gar zu regnen. Wir verlassen deshalb Rogla.
Unterwegs fahren wir immer wieder an Gemüsegärten vorbei. In Slowenien ziehen viele Menschen ihren Salat und ihr Gemüse selber. Die Pflanzungen unterscheiden sich in Grösse und Inhalt, doch in keinem fehlen Kartoffeln und Stangenbohnen, die immer an den Rand gesetzt werden.
Wir haben uns an die slowenischen Gepflogenheiten angepasst und sind nun selber stolze Besitzer von drei Gartenbeeten. In unserer Bio-Hors-Sol-Pflanzung wachsen zwar keine Kartoffeln, da sind wir vom Platz her etwas eingeschränkt, dafür: Kresse, Rot- und Weisskohlkeimlinge und Oregano!
Hier die Anleitung für Wohnmobilisten:
Annette hat kleine Kunststoffboxen (Verpackung von Ferrero Rocher-Kugeln) mit Klettbändern auf das Fensterbrett unseres Badezimmers geklebt. Um die Feuchtigkeit zu halten und den Wurzeln Halt zu geben, hat sie dünne Küchenschwämme zugeschnitten und in die Behälter gelegt und fertig sind die „Beete“!
Die Bio-Samen werden nun ohne Dünger in die kleinen Schalen gestreut und feucht gehalten. Schon nach wenigen Tagen kann erstmals geerntet werden. Dazu stellen wir jeweils das ganze Beet auf den Tisch. So kann jeder so viel pflücken wie er mag. Frischer geht es nicht!
PS:
Den Holzwürfel mit dem Oregano auf biologischem Nährsubstrat haben wir von Annettes Patin geschenkt bekommen. Die Pflänzchen wachsen zwar, aber nur zögerlich. Vielleicht mögen sie es nicht dauernd herumgefahren zu werden, vielleicht brauchen sie auch nur mehr Zeit.
Aus einem Waschtag werden zwei!
4. / 5. Juli 2016
Unser Lager an sauberen Kleidern schwindet im selben Ausmass, wie sich der Berg an schmutziger Wäsche höher türmt. … Zeit, einen Waschtag einzulegen. Dazu fahren wir auf den Campingplatz in Kamnik.
Die Waschmaschine hat jedoch einige Macken: Jeder Programmpunkt muss wiederholt angewählt werden bis überhaupt etwas passiert. Mal startet das Programm nicht, mal wäscht und heizt die Maschine endlos statt zu schleudern, mal schleudert sie statt zu waschen … erst nach Mitternacht hängt Annette die letzte Wäsche auf. Zum Glück ist das Wetter gut und wir können sie über Nacht auf der Leine lassen.
Nachdem das letzte Wäschestück trocken und wieder fein säuberlich weggeräumt ist, machen wir uns auf den Weg um Kamnik zu entdecken.
Hoch über dem Dorf steht das Wahrzeichen von Kamnik, die Doppelkapelle der „Mali Grad“, der Kleinen Burg. Die untere Kapelle stammt von ca. 1100. Sie wurde im 13. Jhd. mit einer zweiten Kapelle überbaut.
Im alten malerischen Städtchen gibt es noch kleine Tante-Emma-Läden, wo wir lieber einkaufen, als in den Einkaufszentren.
Zwischen den alten Häusern ist auch Platz für moderne Kunst. Über einer Strasse hängen dekorativ bunte Regenschirme.
Link zur Strecke vom 4. Juli 2016:
Ausflug nach Ljubljana
6. Juli 2016
In der Nacht geht ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag nieder.
Der Platzwart des Campingplatzes meint am Morgen sichtlich stolz: Hier in den Bergen könne das schon ab und zu vorkommen. (Kamnik liegt zwischen sanften Hügeln auf 385 m ü. M!)
Der Himmel ist wieder wolkenlos und wir fahren mit dem öffentlichen Bus in die Hauptstadt Ljubljana. Es ist nicht der Tag unseres Chauffeurs. Plötzlich spuckt der Automat im Bus keine Tickets mehr aus. Er versucht den Schaden während des Fahrens zu beheben, was aber nicht funktioniert. Das ärgert ihn so, dass er eine Abzweigung verpasst und dann bis zum nächsten Kreisel fahren muss um zu wenden.
Trotz diesen Widrigkeiten kommen wir irgendwann in Ljubljana an.
Auf dem Weg von der Busstation zur Altstadt überrascht uns ein buntes Haus, das als markantes Bindeglied zwischen alten und neuen Bauten fungiert. Neben dem Eingang befindet sich eine offizielle Tafel, die wir leider nicht verstehen. Was ist wohl in diesem verschnörkelten Gebäude untergebracht? Das Amt für Kultur und Kunst? Oder dasjenige für Kinder und Jugendliche?
Als wir den Text später im Internet übersetzen lassen, stellt sich heraus: es ist das Grundbuchamt.
Die Altstadt ist sehr auf Touristen ausgerichtet. Strassen-Café reiht sich an Strassen-Café.
Kurios finden wir die drei Brücken, die unmittelbar nebeneinander über den Fluss führen.
Wir spazieren auf einem schattigen schmalen Weg zur Burg hinauf. Ein alter Baum mit knorriger Nase schaut gutmütig auf uns herab.
Wir verzichten auf eine Besichtigung der Burg und geniessen die Rundsicht über die Stadt und die nahen Hügel.
Um die Altstadt reihen sich die neueren Häuser. Auch moderne Gebäude haben ihren Reiz. Ein Architekt verzierte seine turmartigen Wohnsilos mit kuriosen „Nachthäubchen“. Ein anderer stellte sich wohl die Aufgabe: Wie baue ich Terrassenhäuser ohne Hanglage?
Auf dem Weg hinunter in die Stadt entdecken wir das Konsulat von Nepal. Dass Slowenien und Nepal konsularische Beziehungen pflegen, das haben wir nicht erwartet.
Nach Kamnik zurück fahren wir mit der Eisenbahn.
In unmittelbarer Nähe vom Bahnhof Ljubljana steht das „Terrassenhäuser-Haus“, das wir bereits vom Burghügel herunter bewundert haben. Aus dieser Perspektive gesehen, passt es noch besser in die Stadt, finden wir.
Link zum heutigen Ausflug nach Ljubljana mit ÖV:
Heile Welt auf der Velika Planina
7. Juli 2016
Nach dem gestrigen Stadtbesuch haben wir heute Lust auf ein Kontrastprogramm. Deshalb fahren wir nach Velika Planina.
Wir parken unseren NOBIS etwas unterhalb der Alp im schattigen Wald und gehen den Rest zu Fuss.
Als ehemalige Alphirten staunen wir, über die originellen Salzsteinhalter, die in geschälte Baumstrünken eingebaut sind. Die Lecksteine sind so vor Regen geschützt und die Rindviecher können ihren Mineralienbedarf selber decken.
Wir sind jeweils noch mit losem Salz in Plastiksäcken den Rindern nachgelaufen.
Ein Stück weiter treten wir aus dem lichten Wald … und unsere Münder bleiben eine Zeitlang offen stehen.
Wow!
Ein ganzes Dorf aus pittoresken Alphütten steht vor uns auf einer Ebene.
Unglaublich schön!
Alle Häuser sind aus Holz gebaut und mit Holzschindeln gedeckt.
Wohin der Wegweiser führen will, interessiert uns nicht. Wir sind angekommen. Uns gefällt aber seine stimmige Art.
Die Äste zeigen zum Himmel, die Schilder zu anderen möglichen Zielen.
Glücklich schlendern wir zwischen den Häusern hindurch und schwelgen in Erinnerungen an unsere Alpzeit, die nun doch schon rund 20 Jahre zurückliegt.
Vielleicht sollten wir noch einmal einen Sommer lang als Alphirten arbeiten?
Nichts trübt an diesem sonnigen Tag die Idylle.
Vor einer der Hütten preist eine Tafel Milchprodukte zum Verkauf an. Da können wir nicht widerstehen.
Ein Mann mittleren Alters verkauft uns einen kleinen Laib von seinem leckeren Alpkäse. Der Hirte erzählt uns, dass auf dieser Alp noch 380 Tiere gesömmert werden. Er selber besitzt zehn Tiere, fünf davon sind Milchkühe.
Von den 64! Häusern sind nur noch 20 bewohnt, und lediglich 4 Familien betreiben noch Milchwirtschaft, die anderen Mutterkuhhaltung.
Gegen Abend verlassen wir diese heile Welt wieder und wandern zurück zu unserem Wohnmobil. Heute übernachten wir auf dem grossen, ruhigen Waldparkplatz unterhalb der Velika Planina.
Link zur Wanderung auf die Velika Planina:
Logarska Dolina
8. Juli 2016
Das Tal Logarska Dolina ist ein UNESCO Biosphärenreservat. Wir wollen uns den Rinka Wasserfall hinten im Tal ansehen.
Eingangs Tal passieren wir eine Schranke, an der uns 8.– € abgeknöpft werden, für die „Parkplatzbenutzung“ im Tal.
Der Wasserfall ist zwar hübsch, aber viel spannender ist das kleine Restaurant, das daneben an einem Felsen klebt.
Viel läuft da nicht. Der Kellner sitzt alleine in dem Adlerhorst und vertreibt sich die Zeit mit Gitarre spielen.
Da hat wohl auch anderen das happige „Eintrittsgeld“ in das Tal die Freude am Öffnen des Geldbeutels geschmälert.
Nun steigt das Gelände steil an. Wir wandern weiter bis zum Berggasthaus Okrešelj. Von hier aus könnte man in mehrstündigen Wanderungen zwei Pässe überqueren. Wir begnügen uns mit einem kleinen Spaziergang in der nahen Alpwiese und freuen uns an den vielen blühenden Lilien.
Auf dem Rückweg bewundern wir nochmals das kleine Restaurant hoch oben am Felsen, das nur über eine schmale, steile Holztreppe erreicht werden kann.
Annette hat noch nicht genug. Sie wandert auf dem volkskundlichen Pfad sieben Kilometer zurück an den Talausgang, während Beat mit unserem Zuhause vorausfährt.
Wir treffen uns auf einem gratis Parkplatz ausserhalb des kostenpflichtigen Tales wieder und geniessen den Blick zurück in dieses schöne Reservat.
Rund einen Kilometer später, noch vor der nahen Grenze zu Österreich, finden wir einen Parkplatz direkt neben der kaum befahrenen Passstrasse.
Link zur Wanderung am Rinka Wasserfall vorbei zum Berggasthaus Okreŝelj und zurück zum Talausgang:
Auf Wiedersehen, Slowenien:
9. Juli 2016
Hoch über unserem Schlafplatz hat ein Drache die ganze Nacht Wache gehalten. Am Morgen steigen wir zu ihm hoch und bedanken uns für den Schutz.
Nun verlassen wir Slowenien und fahren nach Österreich.
Wir sind begeistert vom ausserordentlich vielseitigen und schönen Slowenien.
Das kleine Land bietet Hochgebirge, Alpweiden, Hügellandschaften, Ebenen, Meer, Wälder, schöne Dörfer und Städte und ist von vielen netten und freundlichen Menschen bewohnt.
Wir sind vor vielen Jahren durch Slowenien gefahren. Damals gehörte es noch zu Jugoslawien. Anhand dieser Angabe seht ihr schon, wie lange das her ist. Schon damals waren wir von der Landschaft begeistert. Den Bericht habe ich mit großem Vergnügen gelesen.
Wir fuhren damals über den Wurzen-Pass wahrscheinlich muss man das heute nicht mehr, oder? Fahrt ihr weiter nach Kroatien? Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß auf Eurer Tour und werde mir den Blog vormerken, um darin zu lesen.
LG Sigurd
„Dobrodošli“ (Willkommen) auf unserem Reiseblog.
Slowenien haben wir vorher nicht gekannt. Es ist für uns eine wunderschöne Entdeckung!
Wir fuhren von Italien her auf einer Nebenstrasse in den Triglav Nationalpark Sloweniens.
Wenn du auf der Startseite unter „Länder“ auf Slowenien klickst (es ist ziemlich weit unten) haben wir gleich am Anfang einen Link zu unserer Route durch ganz Slowenien angehängt.
Unter „Länder“ kann man auch unsere Reiseberichte jeweils pro Land ohne Zeitsprünge lesen. Viel Spass!
Wir sind zur Zeit in Österreich und werden diesen Sommer nicht nach Kroatien fahren.
Liebe Grüsse
Beat und Annette