Die nördlichen Shetland-Inseln

 

 

Unst

31. Juli – 6. August 2015

Heute ist der letzte Tag im Juli. Wir sind die Nacht hindurch mit der Fähre die knapp 200 km von den Orkney- auf die Shetland-Inseln (von Kirkwall nach Lerwick) gefahren. Gleich nach der Ankunft stellen wir das WoMo auf einen Parkplatz und kehren auf die Fähre zurück. Dort gönnen wir uns eine üppiges englisches Frühstück mit Würstchen, Black Pudding, Tomaten, Rührei, gebratenem Speck, heissen Champignons, Bohnen an Tomatensauce, Toast, Gipfeli, Pancakes, Müesli, Orangen-Grapefruitsalat, Kaffee und Tee!
Danach fahren wir nach Lerwick. Im Tourist-Centre sind die beiden Angestellten ziemlich überfordert und wir müssen lange warten bis wir zu unseren Infos kommen.
Wir wollen nach Unst, die nördlichste bewohnte Shetland-Insel, reisen.
Im Fährhafen Toft sucht Annette ein Ticket-Office, um Informationen über die Fährpreisen und das Mehrfahrten-Abo einzuholen, das es geben soll, doch leider gibt es hier keinen Fahrkarten Schalter. Sie erkundigt sich bei einem Angestellten, der auf einer Leitplanke sitzt. Dieser meint, wir könnten bei ihm eine 10-Fahrten-Karte kaufen, auch wenn diese nur für Fahrzeuge bis 5.50 Meter gültig ist, unser Fahrzeug (5.99 m) sei ja nicht viel länger.
Kurz entschlossen rollen wir auf die Fähre und kaufen dort das Abo, mit dem man fünf verschiedene Inseln besuchen kann. Unsere Rechnung: Fünf Inseln hin und zurück gibt genau die zehn Fahrten – da sparen wir eine Menge Geld. Beim Bezahlen erklärt uns der freundliche Matrose zudem, dass die erste Fahrt gratis sei.
In Ulsta angekommen durchqueren wir die Insel Yell und in Gutcher nehmen wir die Fähre nach Belmont.

(Übrigens, wer sich darüber ärgert, dass in diesem Beitrag viel Text und bisher keine Bilder vorkommen, der wird sich noch wundern, wenn er weiter scrollt!)

Link zur Strecke vom 31. Juli. 2015:

Unst ist eine kleine Insel (120 km2) mit ca. 600 Einwohnern.
Wir fahren weiter nordwärts bis nach Hermaness, wo wir in der Nähe des Visitor-Centres insgesamt fünf Nächte verbringen werden. Dazwischen fahren wir für eine Nacht auf den Campingplatz in Uyeasound, wo wir duschen, Kleider waschen und unseren Frischwassertank füllen.
Von Hermaness aus erkunden wir die überschaubare Insel.

Am nächsten Tag klart das Wetter nach dem Mittag auf, und wir wandern hoch durch das Moor zu den Klippen.
Was wir dort sehen, verschlägt uns beinahe den Atem: Papageientaucher! … viele Papageientaucher!!! … endlich … doch noch!

 

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Papageientaucher (Fratercula arctica)

 

Die Puffins, wie sie hier heissen, graben mit ihren scharfen Krallen Höhlen in den Boden, worin sie ihre Eier legen und ausbrüten. Manchmal besetzen sie auch einen Kaninchenbau.

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Oh, ein Kaninchen! Vielleicht gibt es hier eine Gratishöhle?

 

 

 

 

 

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Schau, da fotografiert einer. Vielleicht kommen wir ins Internet und die ganze Welt wird uns sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Puffin beim Nestbau

 

 

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Papageientaucher mit dem Schnabel voller Sandaale

 

Wir sind begeistert. Wir können den putzigen Vögeln zuerst beim Bau ihrer Höhle zusehen, die Erde spritzt jeweils in hohem Bogen aus dem Loch. Wenige Tage später beobachten wir wie Puffins, den Schnabel voll mit kleinen Fischen, in ihre Höhlen eilen.

Doch auch ein kleines Kaninchen ist wenig scheu und posiert scheinbar für den Fotografen.

 

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Kaninchen-Model vor dem Meer

 

Nicht nur die Tierwelt, auch die Landschaft ist atemberaubend.
Die Felsen im Meer sind weiss von Vögeln und ihrem Kot. Auf einem der Felsen grüsst der Leuchtturm Muckle Flugga.

 

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Blick auf einige Vogelinseln und Muckle Flugga

 

Wir wandern der Küste entlang südwärts.
Vom Meer her ertönt ein vielstimmiges Geschrei: eine grosse Kolonie von Basstölpeln brütet da in den steilen Felsen auf schmalen Felsbändern.

 

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Es stinkt übel. Aber die eleganten Vögel beeindrucken durch ihre Flugkünste, ihren edlen Körperbau mit blauen Augen, den blauen und schwarzen „Lidschatten“.
Die Küken sehen zum Teil aus wie flaumig frisierte, weisse Pudel. Auch hier verbringen wir viel Zeit mit Fotografieren und Staunen….
Sie halten beim Nisten den Abstand so, dass keiner den Nachbarn picken und ärgern kann. Dadurch entstehen geometrische Muster auf den Felsen.
Die Küken sind zuerst flauschig weiss. Später wachsen ihnen schwarzgraue Federn und erst nach vier bis fünf Jahren tragen sie ihr einzigartig schönes Federkleid.

 

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Basstölpel (Morus bassanus)

 

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Die Basstölpel legen ihr Ei zum Brüten auf die Flossen.

 

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Flauschiges Küken

 

 

 

 

 

 

 

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Jungvogel im dunkelgrauen Federkleid

 

 

 

 

 

 

 

 

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Eleganter Flieger

 

Die Basstölpel stürzen sich zum Fischen aus bis zu 45 Metern Höhe ins Meer und können bis zu 25 Meter tief tauchen. In ihrem Sturzflug winkeln sie die Flügel erst eng an den Körper an (so sehen sie aus wie eine Rakete und können noch etwas steuern) und kurz vor dem Eintauchen pressen sie sie ganz an ihren Körper. Sie tauchen mit bis zu 100 km/h ins Wasser ein und haben, damit sie dabei keinen Schaden nehmen, viel stärkere Schädelknochen als andere Vögel.

Auf dem Rückweg beobachten wir eine weitere Vogelart: die grosse Raubmöwe (Skua). Skuas fischen nicht selber, sondern jagen anderen Vögeln ihre Beute ab. Sie brüten in der offenen Heide. Wenn man ihren Nestern zu nahe tritt, drohen sie mit Schreien und heftigem Flügelschlagen. Falls man diese Warnung zu wenig ernst nimmt oder nicht bemerkt, scheuen sie sich nicht auch Menschen mit Sturzflugattacken zu erschrecken.
Annette könnte dazu Näheres erzählen!

 

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Skua (Stercorarius skua)

 

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Junger Skua

 

 

 

 

 

 

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Nun ist es ratsam sich zurückzuziehen!

 

 

 

 

 

 

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Skua im Flug

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben aber nicht nur Augen für die imposanten Vertreter der Vogelwelt, sondern erfreuen uns auch an kleineren, unscheinbaren Vögeln.

 

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Junger uns unbekannter Vogel

 

Ein anderer Ausflug führt uns an der wohl berühmtesten Bushaltestelle der Welt vorbei. Sie besitzt sogar eine eigene Homepage.
Dieses liebevoll gestaltete Bushäuschen liegt in der Nähe von Baltasound und wird jedes Jahr nach einem neuen Thema dekoriert. 2015 sind es die Papageientaucher. Es liegen dort Fach-, Bilder- und Kinderbücher auf, in denen man mehr über diese Vögel erfahren kann.
Eine Auswahl an früheren Themen: Nelson Mandela, Unterwasser, Thronjubiläum von Queen Elizabeth, die gute alte Zeit, Blau, Fussball-WM, Gelb und noch viele mehr. Ein Blick auf die Seite lohnt sich!
Link zur Bushaltestelle:

 

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Weltberühmte Bushaltestelle auf Unst

 

Danach fahren wir weiter auf den Saxavord Hill. Auch hier wird, wie überall auf den Shetland-Inseln, Torf gestochen. Da es auf den Inseln kaum Wald gibt, dienen die Torfziegel als Brennstoff. Die Grasnarbe wird zuerst sorgfältig entfernt und nach dem Torfstechen wieder auf die nackte Erde gelegt, um zu verhindern, dass der Boden erodiert.

 

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Zum Trocknen aufgestellte Torfziegel

 

Auf dem Spaziergang an die Steilküste bestaunen wir wieder die Flugkünste der verschiedenen Vögel.
Muckle Flugga, der einsame Leuchtturm, strahlt weiss in der Sonne.

 

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Muckle Flugga

 

Danach fahren wir nach Skaw. Hier steht das nördlichste bewohnte Haus in Grossbritannien. An dem Bauernhof finden wir die schmucke Türe zu einem Nebengebäude als Fotosujet geeignet.

 

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Ein anderer Ausflug bringt uns nach Keen of Hamar. Von weitem gesehen ist dieser Hügel eine vegetationslose Geröllwüste. So soll die Erde ausgesehen haben, als sich die Gletscher der letzten Eiszeit vor rund 10`000 Jahren zurückzogen.
Bei der Kollision der amerikanischen und eurasischen Kontinentalplatten vor ca. 420 Mio. Jahren wurde eine Gesteinsschicht emporgehoben, die sich sonst rund 35 km unter der Erdoberfläche befindet. Bis heute herrscht hier ein Mangel an Stickstoff, Kalium und Phosphor. Dafür kommen Nickel und Chrom in erhöhten Mengen vor. Ausserdem kann Regenwasser kaum gespeichert werden. Nur wenige Pflanzen können sich an diese Bedingungen anpassen.

 

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Keen of Hamar

 

Beim genaueren Hinsehen entdeckt man unzählige Pionierpflanzen, die sich in dieser unwirtlichen Umgebung behaupten.

 

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Am 6. August fahren wir mit der Fähre von Belmont nach Hamars Ness, das auf der Insel Fetlar liegt.

Link zu den Strecken auf Unst vom 1. – 6. August 2015:

Link zur Wanderung vom 1. August (von Hermaness zu den Vögeln): Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zu den Spaziergängen vom 2. August (von Saxaford Hill und von Skaw aus): Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

 

 

Fetlar

6. – 8. August 2015

Auf der kleinen Insel Fetlar (0.04 km²) leben rund 60 Einwohner, viele Schafe und einige Shetlandponies.
Bei uns kennt man eher die Shetland-Ponies als die Shetland-Inseln. Deshalb für alle Liebhaber dieser kleinen Pferderasse einige Bilder.

 

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Diven scheint es auch unter den Shetland-Ponies zu geben

 

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Wir fahren auf der engen Strasse über die Insel. Die Fahrspur ist etwa 2.50 m breit. Wie auf den anderen Inseln gibt es bei diesen schmalen Strassen immer wieder Ausweichstellen, auf die man fahren kann, um kreuzende Fahrzeuge vorbeizulassen. Die Shetländer sind ausserordentlich freundliche Menschen. Sie fahren jeweils bei der erstbesten Gelegenheit auf diese Passing Places, auch wenn zwischen ihren und unserem Fahrzeug noch zwei weitere Ausweichstellen liegen. Dass man beim Kreuzen jeweils freundlich winkt, gehört ebenfalls dazu.
Auf ganz Fetlar gibt es eine einzige Stelle, die zweispurig ausgebaut ist. Diese ist ca. 100 Meter lang und führt über eine unübersichtliche Kuppe.

Unterwegs entdecken wir dieses originelle Hühnerhaus an der Strasse, das dem Eierverkauf dient. Man nimmt sich die benötigten Eier und legt das Geld in die bereitliegende „honesty box“ (auf Deutsch: Ehrlichkeitsdose. Ist das nicht schön?)

 

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Die Eier schmecken übrigens sensationell lecker und die Dotter sind dunkelgelb bis orange. Wir haben schlussendlich drei Schachteln davon gekauft und meinen, dass sich schon für dieses Naturprodukt eine Reise nach Fetlar lohnt.
Wir übernachten zweimal auf dem Parkplatz am Loch of Funzie.
Von hier gelangen wir nach einem kurze Spaziergang zum Vogelbeobachtungshäuschen „Hide am Loch of Funzie“. Hier sollen die sehr seltenen Odinshühnchen brüten. Doch wir sind für einmal zu spät. Die Vögel scheinen weitergezogen zu sein. Im Beobachtungsbuch, das aufliegt, sehen wir, dass die letzten vor drei Tagen gesehen worden sind.
Aber da Beat immer etwas zum Fotografieren findet, hier zwei Wasserpflanzen vom Teich. Nicht so selten, aber auch schön … oder?

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Eine Wanderung von Everland aus bringt uns über Moor und Heide zum „Round House at Gruting“.

 

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Mauern werden auf den Shetland-Inseln mit solchen Treppen überwunden.

 

Plötzlich fliegt ein Vogel nervös pfeifend aus dem Gras auf und davon. Beat, der beinahe auf ihn getreten wäre, bleibt stehen und schaut genauer hin. Im Gras, gut getarnt, sitzen drei Küken, die sich nicht bewegen und keinen Ton von sich geben. Schnell ein Foto gemacht und dann wieder weiter, damit die Skuas nicht darauf aufmerksam werden. Die Raubmöwen jagen nicht nur anderen Vögeln die Beute ab, sondern fressen auch deren Eier und Jungvögel.

 

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Uns unbekanntes Küken

 

Das „Round House“ war wohl ein herrschaftliches Anwesen, Säulen und ein eleganter Rundbau weisen darauf hin. Es wurde für Sir Arthur Nicolson erbaut, einen tyrranischen Earl von Fetlar. Dieser zwang die Kleinbauern der Inseln ihre Höfe, Gärten und Häuser aufzugeben und umzuziehen, um mehr freie Weidefläche für seine Schafe zu erhalten.
Das runde Haus habe er aus den Steinen der verlassen Bauernhäusern erstellen lassen, aber nicht eine Nacht darin schlafen können, da es von den Seelen der Vertriebenen verflucht war.

 

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Ruine des verfluchten Round House at Gruting

 

 

 

 

 

 

 

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Verlassener Bauernhof

 

 

 

 

 

 

 

 

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Abendstimmung am Wick of Gruting

 

 

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Fotografiert, nicht gemalt!

 

Eine andere Rundwanderung führt ab der Fährstation zuerst dem Meer entlang und dann über das Landesinnere zurück. Wir sehen im Meer einen Fischotter, der genüsslich einen grossen Fisch verspeist. Leider ist das scheue Tier so weit draussen, dass wir es nur mit dem Fernglas beobachten können. Es ist trotzdem eindrücklich einem freilebenden Otter beim Fressen zuzuschauen. Es soll auf den Shetlandinseln viele dieser sehr scheuen Tiere geben und nur wenige Touristen, die sie sehen.

 

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Bächlein auf Fetlar

 

Am 8. August wandern wir um die Halbinsel Funzie Ness. Dabei können wir einen Fischer beobachten, der vom Boot aus seine Hummerfallen leert. Einige grosse Exemplare behält er im Boot, die kleineren und andere Krebsarten wirft er zurück ins Meer.

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Annette verfolgt die „Hummerernte“.

 

 

 

 

 

 

 

Ein Stück weiter entdecken wir dieses riesige Loch im Felsen. Wie das wohl entstanden ist?

 

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An der Südspitze, am „Da Snap“, haben wir doch noch „Vogelglück“. Wir sehen ein Paar Sterntaucher, ebenfalls eine seltene Vogelart.
Nicht nur ihre rote Kehle, die fleckenlos grauen Seiten und der gestreifte Nacken lassen sie sonderbar aussehen. Sie liegen auch noch sehr tief im Wasser.

 

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Sterntaucher (Gavia stellata)

 

 

 

 

 

 

 

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Erstaunt und erfreut darüber, was uns diese kleine Insel zu bieten vermochte, fahren wir am Nachmittag mit der Fähre auf die Insel Yell.
Auf der Fähre will niemand unsere Tickets einziehen. Deshalb schauen wir diese genauer an und sehen erst jetzt, dass wir ein Abonnement mit Rückfahrkarten gekauft haben. Wir werden folglich nicht acht unserer Zehn-Fahrtenkarte benötigen, sondern lediglich vier. Man kann auch teuer sparen. 🙂

Link zu den Strecken auf Fetlar vom 6. – 8. August 2015:

Link zur Wanderung vom 6. August (von Everland aus): Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur Wanderung vom 7. August (von Hamars Ness aus): Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur Wanderung vom 8. August (vom Loch of Funzie aus): Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

 

 

Yell

8. – 13. August 2015

Yell ist eine 212 km² grosse Insel mit knapp 1000 Einwohnern.
Hier wollen wir nordwärts nach Breckon fahren. In Cullivoe entdeckt Annette neben einem Recycling-Point einen Wasserschlauch. Wir schauen uns die Sache genauer an: es scheint eine Art Stellplatz zu sein inkl. Wasser, Entsorgung und Strom.
Hier übernachten wir die nächsten drei Nächte und profitieren von dem Gratisangebot der Gemeinde. Thanks a lot!
Natürlich sammeln wir, wie überall, wo wir kostenlos stehen, zum Dank herumliegende Abfälle ein. Zudem kaufen wir hier im kleinen Dorfladen ein.

Am nächsten Morgen fahren wir zurück nach Gutcher an den Fährhafen. Hier gibt es guten Internetempfang und wir arbeiten den ganzen Tag an unserem Reiseblog.

Beim Ausflug an die Breckon Beach finden wir einen traumhaften Strand vor. Es ist einer der Strände, die in Schottland mit dem „Rural Seaside Award“ zertifiziert sind.

 

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Breckon Beach

 

Es ist relativ kühl (ca. 15° C). Ausser uns ist nur noch eine Familie hier. Die Frau spricht uns auf die bunte Karte auf unserem NOBIS (siehe Jubiläumsbeitrag von 26. Mai 2015) an und meint, dass da die Shetlandinseln fehlen würden.
Tatsächlich sind weder die Orkney- noch die Shetland-Inseln vom Herausgeber vorgesehen, aber da wir nun schon zum wiederholten Male darauf angesprochen werden, beschliesst Annette diese bei Gelegenheit selber noch auszuschneiden und aufzukleben.
Vorerst geniessen wir aber den schönen Strand und die Strandläufer, die gemeinsam im Sand nach Essbarem stochern.

 

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Strandläufer (Calidris)

 

Von der Breckon Beach aus wandern wir weiter um den Hill of Breckon.

In der benachbarten Bucht sehen wir zuerst von ferne fünf Delfine und später eine Gruppe von ca. zehn Seehunden.

 

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Seehund beim Sonnenbaden

 

Auch auf Yell sind, wie auf allen Shetland-Inseln, die Schafe omnipräsent. (Interessanterweise gibt es aber in den Läden kaum Lammfleisch zu kaufen.) Meist sind sie die Tiere sehr scheu und ergreifen die Flucht, auch wenn man noch weit von ihnen entfernt ist.

 

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Schafböcke auf Yell

 

Auf einer Landzunge nördlich von Kirks, hoch über dem Meer stossen wir auf eine Hütte. Wir treten von hinten heran, nähern uns dem Fenster, schauen hinein und erschrecken! Drinnen sitzt ein Mann am Telefon.

 

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Erst auf den zweiten Blick erkennen wir, dass es sich um eine Wachsfigur handelt. Kompliment, super gemacht!

Es handelt sich um einen Ausblick, der früher einmal gebraucht wurde. Wofür, haben wir nicht herausgefunden. Ein mit Schreibmaschine getippter Brief, in dem bemängelt wird, dass diese Beobachtungsstationen nicht seriös genug betrieben werde, liegt auf dem Tisch, doch leider ist nur das oberste Drittel lesbar.
Annette setzt sich auf die Bank vor der Beobachtungsstation und hilft dem Mann am Telefon diese Scharte auszuwetzen.

 

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Nachdem wir dem gescholtenen Mann längere Zeit geholfen haben, wandern wir weiter nach Kirks und von da auf der Strasse über Gloup zurück nach Breckon zu unserem NOBIS.

 

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Rechts liegt Kirks und links Gloup

 

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Blick auf Kirks

 

Natürlich gibt es auch hier Vögel und natürlich muss auch einer davon fotografiert werden.

 

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Wiesenpieper (Anthus pratensis) mit „Nägeln“, die zu einer Pediküre gehörten

 

Am nächsten Tag fahren wir weiter an den Hafen von Burravoe, wo es einen Stellplatz mit originellem Häuschen gibt. Als Dach wurde ein Boot verkehrt herum aufgesetzt. Wir wollen hier zwar nicht übernachten, doch für die Dusche sind wir gerne bereit ein Pfund auszugeben.

 

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Ökonomiegebäude am Stellplatz in Burravoe

 

Zum Schlafen folgen wir einer Naturstrasse ins Inselinnere und stellen uns in der Nähe von Arisdale mitten ins Nirgendwo. Zugegeben, einige Schafe weiden schon in der Nähe.

Am nächsten Tag besuchen wir die „White Wife“ (weisse Frau). Diese Galionsfigur steht am Meeresarm bei Otterswick. Sie stammt von einem Schiff, das am 23. April 1924 durch einen Navigationsfehler des Kapitäns auf Grund lief und sank.
Im September 1924 wurde die Galionsfigur angeschwemmt und später zum Gedenken an das Unglück aufgestellt.

 

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White Wife und Red Wife

 

Auf dem Rückweg entdecken wir einen Fischotter. Der Wind steht günstig und so bemerkt uns das überaus scheue Tier nicht sofort. Doch etwas lässt ihn aufhorchen und er verschwindet blitzschnell in seiner Höhle.
Wir sind stolz, dass es wenigstens für ein Foto gereicht hat.
Ein Einwohner von Yell erzählt uns später, dass jedes Jahr Touristen extra auf die Shetlandinseln kämen, um Otter zu sehen, da es hier viele davon gäbe. Die meisten würden jedoch wieder abreisen ohne auch nur ein einziges Tier gesehen zu haben.
… wir sind noch stolzer!
Das dürfen wir doch sein, otter?

 

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Der Otter (Lutra lutra) von Otterswick

 

Auf dem Weg nach Ulsta, sehen wir IHN, den berühmten Löwen im Schafspelz! Dass es sich bei diesem gefährlichen Tier nicht um einen Wolf handeln kann, wie das Sprichwort behauptet, sieht jedes Kind auf den ersten Blick. Solche Mähnen haben nur Löwen!

 

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Brüllender Löwe im Schafspelz

 

Auf den Shetland-Inseln werden die Schafe selten geschoren. Die alte Wolle fällt mit der Zeit stückweise selber ab und so hängen ihnen häufig noch ganze Fetzen am Leib.
Ein weiteres Tier, das wir noch nie gesehen haben, wird Ziel unserer Neugier. Ein Schafbock mit vier Hörnern. Leidet das arme Tier an einem Gendefekt? fragen wir uns.

 

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Jakobschaf

 

Nein, weiss Wikipedia zu berichten:
„Das Jakobschaf (auch Jacobschaf, Vier- oder Mehrhornschaf) ist ein vermutlich aus Kleinasien stammendes, heute in Großbritannien verbreitetes Schaf. Es hat seinen Namen aus der Bibel, laut der der Hirte Jakob für seine Herde die gefleckten Tiere bekam (1. Moses 30,25-43) bzw. diese züchtete.
Das besondere am Jakobschaf sind die meist vier Hörner und das gefleckte Fell. …“

In Ulsta bleiben wir über Nacht.
Am nächsten Tag fahren wir nach West Sandwick, auch hier soll es Otter geben.
Wir spazieren dem Meeresarm entlang, aber einen Treffer im Lotto gibt es nicht jeden Tag.

Dafür entdecken wir eine luftige Figur mit zwei Augen. Hier wurde einst der Viehdraht angehoben und über den Weg gespannt.

 

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Gespenst aus Draht und Isolatoren, gehalten von einem Pfahl

 

Wir geben zu, es braucht viel Phantasie das Gespenst zu sehen, darum hier etwas Konkreteres, eine ehemalige Kapelle, die zum Wohnhaus umgebaut wurde.

 

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Wohnen in einer ehemaligen Kapelle

 

Weiter geht´s an die Sandwick Beach. Auch diese ist ausserordentlich sauber und schön und wurde mit dem Rural Seaside Award prämiert.

Seitlich des Sandstrandes kleben bunte Meeresschnecken an den Felsen.

 

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Und am Rande der Bucht erfreuen blühende und verblühte Blumen das Auge.

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Strand-Grasnelke (Armeria maritima)

 

 

 

 

 

 

 

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Nun geht’s zurück nach Ulsta, um von dort mit der Fähre nach Toft auf Shetlands Mainland zu fahren.
Hier noch zwei für diese Inseln typische Landschaftsbilder.

 

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Wir hoffen, mit diesem langen Beitrag niemanden gelangweilt zu haben und versuchen uns das nächste Mal kürzer zu fassen. 😉

Link zu den Strecken auf Yell vom 8. – 13. August 2015:

Link zur Wanderung vom 10. August (von Breckon aus): Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

 

 

11 Gedanken zu “Die nördlichen Shetland-Inseln

  1. Pingback: Durch Dänemark von Süd nach Nord | unserwegs

  2. Ja, der lange Bericht hat sich echt gelohnt! Wunderbar all dies zu lesen – erstaunlich was man in einer Steinwüste alles entdecken kann!
    Auch die vielen Vogelsorten, besonders die Papageientaucher und verlassene Beobachtungsstellen oder Bushaltestellen – so viel Spezielles würde man auf diesen Inseln garnicht erwarten. War wirklich interessant und wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht! Gruss Gisela

    • Wir wollten ursprünglich für ein bis zwei Wochen auf die Shetland-Inseln, nun sind wir bereits seit einem Monat hier. Wir staunen, was es alles zu sehen gibt. Die karge Landschaft ist im weichen und wechselnden Licht des Nordens total spannend und wunderschön anzusehen. Die Inseln sind ein Vogelparadies und es gibt viele kleine hübsch hergerichtete Überraschungen.
      Liebe Grüsse
      Beat und Annette

  3. Besten Dank für den wunderbaren Reisebericht. Beneidenswert ! Herrliche Bilder…weiterhin eine gute Reise mit besten Grüssen Milan&Erika Grau Baar

    • Wir planten ja nur einen kurzen Abstecher auf die Shetland-Inseln, nun sind wir schon gut drei Wochen hier…
      Unserer Meinung nach ist das WoMo das ideale Reisemittel für die Inseln.
      Herzliche Grüsse
      Annette und Beat

  4. Langweilig? Gohtsno?! ☺
    Wunderbar, euch beim Reisen über die Schultern gucken zu dürfen. Die Bilder und Texte werden immer noch besser.
    Ich bekomme echt Fernweh. Da muss ich-will ich auch mal hin!

    • Es freut uns riesig, dass es dir als „Blogprofi“ bei unserem ausführlichen Beitrag nicht langweilig wurde. Die Shetland-Inseln sind wirklich zum Verlieben. Sehr karg und doch unglaublich vielseitig. Absolut eine Reise Wert!

  5. Einfach Super. Wunderbare Bilder, angenehme und humorvolle Kommentare, lässt einem die Zeit irgendwie stehen bleiben. Gerne lese ich den nächsten Bericht, bis dahin, Alles Gute für Eure Weltreise. Paolo

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