Zu schön zum Weiterfahren
16. August 2014
Auf dem Weg auf die Lofoten blieben wir gestern in Sigerfjord, das noch zu den Vesterålen gehört, hängen. Wir fanden einen so schönen Platz direkt am Fjord, dass wir nicht vorbefahren konnten und über Nacht blieben.
Heute Morgen beobachteten wir Austernfischern, die in unmittelbarer Nähe badeten und auf Futtersuche gingen.
Die Austernfischer gelten auf den Lofoten als Frühlingsboten. Sobald die ersten dieser Zugvögel am Strand auftauchen, freuen sich die Menschen. Jetzt ist für sie der Winter vorbei, egal ob es stürmt oder schneit.
Nach dem Frühstück ging es nach Svolvær, der Hauptstadt der Lofoten. Dort wollten wir aufs Internet, was aber nicht gelang. Deshalb fuhren wir wieder ein Stück zurück nach Sildpollneset, wo wir uns die schöngelegene Kapelle anschauen wollten. Leider war sie geschlossen.
Auf dem Weg zum Fischerdorf Laukvik fanden wir nach Sandsletta einen Platz auf einem Felsenplateau. Wir genossen die Aussicht vom Wohnmobil aus, da draussen ein starker, kalter Wind wehte. Am nächsten Morgen betrug die Innentemperatur gerade mal 7 °C.
Laukvik, ein idyllisches Fischerdorf
17. August 2014
Weiter ging es nach Laukvik. Hier fanden wir ein idyllisches Fischerdorf, das vom Stockfisch zu leben scheint.
Die Fischerboote ankern nicht im Freizeithafen, sonder jeweils an Privatstegen, vor den gepflegten Häusern der Fischer.
Etwas ausserhalb des Dorfes stehen die alten, einstöckigen Gestelle, an denen im Winter der Dorsch zum Trocknen aufgehängt wird. Gleich daneben die neueren, hohen und giebelförmigen Gestelle, von denen einige noch im Bau sind.
Wir entdeckten, dass jetzt, im Sommer, der Stockfisch, auch Bacalao genannt, in einem Schuppen im Hafen gelagert wird.
Auf der Mole, wo auch der unverzichtbare Leuchtturm steht, fanden wir wieder verschiedene Schalen von Meerestieren. Ein nur unten aufgeknackter Seeigel hat uns besonders gut gefallen.
Laukvik rühmt sich, das kleinste Kulturhaus Norwegens zu haben. Ein Zertifikat an der Türe bestätigt das. Im Haus drinnen stehen stilisierte Blumen, auf denen alle Aktivitäten des Dorfes aufgeführt sind, zum Beispiel: Schule, Kultur, Fischerei, Friedensaktivitäten etc.
Auf der Stirnseite hängt eine Uhr, die neben der Zeit auch den Tidestand des Meeres angibt.
Danach fuhren wir weiter zum Raftsundet.
Merke:
Ein Sundet (deutsch: Sund) ist eine Meerenge, auch (Meeres)strasse, Kanal oder Belt genannt, also die Stelle eines Meere, an der sich zwei Landmassen nahe kommen und so einen Engpass des Meeres bilden.
Ein Fjord dagegen ist ein weit ins Festland hineinreichender, durch einen seewärts wandernden Talgletscher entstandener Meeresarm.
(Womit der pädagogosch wertvolle Teil unseres Blogs für heute abgedeckt wäre.)
Lachszucht und Schäreninseln
18. August 2014
Am Morgen bestaunten wir von unserem Übernachtungsplatz aus die Schäreninseln. Die meisten sind unbewohnte Felsen im Meer, ein Vogelparadies, wo die Vögel im Frühjahr / Sommer ungestört brüten können.
Es gibt aber auch grössere Inseln, die bewohnt sind oder auf denen Ferienhäuser stehen. Diese sind nur mit dem Boot erreichbar.
Auf der Insel Årstein fanden wir den Platz an dem wohl das Beach-Volleyball erfunden woren ist. Ein Spielfeld, das an zwei Seiten ans Meer grenzt … mehr Beach geht gar nicht!
Ein wichtiger Wirtschaftszweig Norwegens ist die Lachszucht. Norwegen ist der grösste Lachsexporteur der Welt. Junge Lachse leben im Süsswasser und werden in grossen Aquarien auf dem Festland gezüchtet. Dann kommen sie in grosse runde Käfige, die in den Fjorden oder Sunden schwimmen.
(Prüfungsfrage: Was ist der Unterschied zwischen einem Sund und einem Fjord?
Wer die Antwort nicht weiss, muss nochmals (und diesmal aufmerksam!) unseren Eintrag vom 17. August 2014 durchlesen.)
Nach dem aussergewöhnlich schönen Abstecher dem Raftsundet entlang fuhren wir wieder zurück nach Svolvær. Unterwegs wollten wir in einem See ein Bad nehmen, der an einem Wanderweg liegen solle. In Pundsletta suchten wir vergeblich nach diesem Weg. Da wir keine Schilder fanden, folgten wir einer Spur durch das Gras, die später in einen Trampelpfad überging.
Wir wanderten etwa eine halbe Stunde das Tal hinauf und fanden den schönen See, eingebettet zwischen Berge und Wald.
Ein Schild klärte uns auf, dass hier baden veboten sei, da der See als Trinkwasserspeicher gelte. Nun verstanden wir auch, warum der Wanderweg, der hier vorbeiführen sollte, nicht beschildert und kaum zu finden war.
Keine Wanderer -> keine Verschmutzung.
Wir haben selbstverständlich auf unser Bad verzichtet.
Link zur Wanderungt zum Pundslettvatnet: Da auf „google maps“ der Wanderweg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Natur und Abfall
19. August 2014
Etwas ausserhalb von Svolvær am „Litlkongsvatnet“ (am kleinen Königssee) stellten wir unser Wohnmobil auf den kleinen Ausstellplatz, direkt zwischen Landstrasse und See. Der Weg scheint der Fitnessparcour der Städter zu sein. Wir konnten Studien über das Walken ohne Stöcke, mit und ohne Hundebegleitung machen, und uns gleichzeitig über die neuesten Modetrends informieren, Neonfarben, vor allem Pink, sind angesagt!
In der Nacht war es aber sehr ruhig und am Morgen wurden wir mit diesem Blick auf den windstillen See belohnt.
Wir stehen, um unser Budget zu schonen, vorwiegend frei, das heisst nicht auf offiziellen Camping- oder Stellplätzen. Zum Dank sammeln wir jeweils den Müll ein, der an diesen Orten herum liegt. Das ist mal mehr und mal weniger. Hier am und im Litlkongsvatnet kam jedoch schon einiges an Unrat zusammen.
Gipfelstürmen trennt
20. August 2014
Die Sonne weckte uns und wir beschlossen heute einen Berg zu bezwingen. Vom Kongstindan (552 m.ü.M.) aus sollte man eine schöne Rundsicht haben.
Also auf, Wanderschuhe an die Marschfüsse, gute Laune eingepackt und los. (Ältere Semester kennen diesen Spruch noch vom Zettel, den uns der Lehrer nach Hause gab, um die Eltern über die Schulreise zu informieren.)
Wer nun gähnt, weil er glaubt, ein Berg von 552 Metern Höhe sei ein Spaziergang, dem empfehlen wir diese Wanderung selber durchzustehen. Das Wandern über Felsplateaus und durch sumpfige Heiden wechselte bald mit Kletterpartien ab, bei denen man beide Hände zuhilfe nehmen musste. Dafür wurden wir oben mit einer grandiosen Aussicht belohnt.
Beat war stolz, den Kongstindan bezwungen zu haben und genoss die Aussicht. Doch Annettes Blick blieb am nahen Løva hängen. Der war noch ein wenig höher und musste doch auch zu schaffen sein. Also weiter, über den schmalen Grat. Vor dem letzten Aufstieg, führte die Kletterpartie in schwindelerregender Höhe um einen Felsen herum. (Platz für die Füsse: gefühlte 15 Zentimeter – freier Fall, falls die Füsse diese Stelle nicht finden: 50 Meter.)
Beat zog es vor auf den Kongstindan zurückzukehren und dort Heidelbeeren zu sammeln, jemand musste ja für das leibliche Wohl sorgen. 😕
Und Annette, das Ziel vor Augen – wer sie kennt, weiss, was nun folgt – kletterte weiter und erreichte den Gipfel.
Link zur Wanderung auf den Kongstindan / Løva : Da auf „google maps“ der Wanderweg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet:
Wir Menschen sind unbedeutend!
21. August 2014
In Kabelvåg besuchten wir das Lofotenaquarium „lofotakvariet“.
Wir waren von den vielen Formen und Farben der Meeresbewohner tief beeindruckt.
Im oberen Stock gibt es eine Ausstellung zu den Themen, Fischfang und -zucht auf den Lofoten, sowie zur norwegischen Erdölgewinnng im Meer.
Folgendes Ausstellungsobjekt zeigte uns, wie unbedeutend die Menschen auf dieser Erde sind.
Vier aufeinander gestellte „Trommeln“ zeigen die Biomasse verschiedener Lebewesen auf dieser Erde an.
Von unten nach oben:
– Phytoplankton: 150 Mio Tonnen
– Zooplankton: 15 Mio Tonnen
– Fische des Nordostatlantiks: 1,5 Mio Tonnen
– Menschen: 0,15 Mio Tonnen
Mer Infos gibt es unter: www.lofotakvariet.no
Danach gingen wir ins benachbarte Nyvagar Rorbuhotell zum Essen. Es sollte nach unserem Reiseführer der Ort auf den Lofoten sein, wo man am günstigsten Stockfisch essen kann. Das Lokal war sehr edel und nicht gerade preiswert, (um das Wort teuer nicht in den Mund zu nehmen), doch der Stockfischeintopf an Tomatensauce mit viel Zwiebeln, Kartoffeln und Knoblauch schmeckte vorzüglich. Auch die Nachspeisen (Schokoladenmousse mit Moltebeerensorbet und Zitronenparfait mit Himbeersorbet) waren ein Gedicht für Augen und Gaumen.
Zurück im Camper lasen wir, dass unser Lofotenführer im Jahre 2001 geschrieben worden war und wir lernten, dass sich in der Gastronomie in 13 Jahren doch so einiges ändern kann.
Aufschwung und Zerfall liegen nahe beieinander
22. August 2014
Auf dem Weg nach Henningsvær schoss Beat das typische Lofotenfoto. Berge, Fjord und rotes Fischerhaus. Das wollen wir natürlich nicht für uns behalten.
Henningsvær ist ein Dorf, das auf zwei benachbarten Inseln im Meer steht. Es zeigt zwei ganz verschiedene Gesichter: Tourismus und Fischerei.
Der touristische Teil wirkt gepflegt und freundlich. Wir sahen, wie die Erholungssuchenden carweise hierher gekarrt werden. Ein Bus nach dem andern hielt auf dem grossen Parkplatz an, spuckte die Menschen aus und schluckte sie eine halbe Stunde später wieder.
Am Abend kehrte Ruhe ein. Nun gehörte dieser Platz ganz den Wohnmobilisten, die hier übernachten und die Toilettenanlage benützen dürfen.
Die Blüte des Fischfangs scheint hier jedoch vorbei zu sein, wie die zerfallenden Fisch-Trocknungsgestelle und die verlassenen Fischerhäuser zeigen.
Man findet aber auch viele zerfallende Gebäude