Unser Weg nach Norwegen führte über Kiruna
5. August 2014
Nach vielen Tage in der fantastischen Natur Schwedens wollten wir testen, ob wir uns noch in einer kleinen Stadt zurechtfinden würden.
Fazit: es geht noch so!
Wir spazierten durch Kiruna und besuchten das Rathaus. Dort sind im Parterre und in den Gängen, die auf zwei Stockwerken um einen Lichthof angelegt sind, unzählige Bilder und Skulpturen von verschiedenen Künstlern in unterschiedlichsten Stilrichtungen aufgehängt.
Wir wandelten durch die Gänge und bestaunten die verschiedenen Kunstwerke. Einige wollen wir hier zeigen.
Im Parterre steht eine grosse Skulptur aus Birkenholz und Rentierhorn, die das Weltbild der Samen zeigt vor der Zwangschristianisierung.

Unten sehen wir das Leben der Samen: links die Wanderung mit den Herden in die Weidegebiete des Sommers. Daneben eine Rentierkuh, die ihr Kalb beschützt sowie Rentierhirten, die ihre Herde gegen einen Bären verteidigen. Links in der Mitte steht ein Schamane, Mittler zwischen den Göttern und den Menschen. Die beiden Schneehühner rechts stehen für das Leben im Fjäll. Oben zwischen den Berggipfeln befindet sich die Welt der Götter. Im grossen Oval, das eine Schamanentrommel symbolisiert, sehen wir in der Mitte (beschützt durch den Sonnenrhombus) das heilige weisse Rentier, rechts oben der Gott der Fruchtbarkeit, darunter den Gott der Jagd. Links unten kämpft der Gott des Winters gegen die Sonne. Darüber steht der Gott der Winde.
Tief beeindruckt verliessen wir das Rathaus.
Link zu den Strecken vom 2., 4. und 5. August 2014
Eine Stadt wird versetzt
6. August 2014
Kiruna lebt vom Eisenerzabbau, der die ganze Stadt prägt.
Das Bergwerk ist in der Stadt allgegenwärtig:
Im Turistbyrå sahen wir dieses Modell.
Es zeigt das Bergwerk, wo ab 1890 Eisenerz im Tagbau abgebaut wurde. Dadurch entstand der unübersehbare Graben im Berg. Die Flöze reicht von dort schräg gegen die Stadt hin. Durch den Abbau, der heute unter Tag erfolgt, senkt sich das Gelände. Deshalb muss nun die Stadt Kiruna Stück für Stück versetzt werden. Die rote Linie markiert den gefährdetsten Teil. Die Leute, die dort wohnen, müssen bis 2023 umgesiedelt werden. Der gesamte Neubau des Stadtzentrums soll bis 2033 abgeschlossen sein. Bis dahin sollen neu gebaut werden:
– 3000 Wohnungen
– 30´000 m² des Geschäftsviertels
– das Krankenhaus
– das Gymnasium
– Altersheime
– die Kirche
– das Rathaus
Ein neues Stadtzentrum, ausserhalb des Wohngebietes ist bereits geplant.
Eine Stadt, die wegen der Erzgewinnung umziehen muss! Das liess uns nicht kalt und wir meldeten uns für die knapp dreistündigen Führung in die Mine an.

Das Modell zeigt das Eisenerzvorkommen. Und in welchem Jahr der Magnetit wie tief unter Tag abgebaut wurde. Auf dem Felsen links seht Kiruna. Da das Flöz schräg unter die Stadt reicht, muss diese nun versetzt werden.
Die Führung auf englisch empfanden wir zum Teil als Werbeveranstaltung der Firma LKAB.
Wir erfuhren aber auch viel Wissenswertes.
Hier ein kleiner Abriss:
– Abbbau seit 1890 im Tagbau
– Das Erzvorkommen in Kiruna und Mamberget (liegt in der Nähe) zählt zu den reichsten Funden der ganzen Welt und reicht sicher für länger als 100 Jahre
– Das Magnetit hat einen Eisengehalt von 60 – 70 %, was enorm hoch ist.
– Das Erz wird zu Pellets von ca. 1 cm Grösse verarbeitet und per Bahn hauptsächlich nach Narvik (N) und zu einem kleineren Teil nach Luleå (S) gefahren, von wo es in die ganze Welt verschifft wird.
– Die Menge an Eisenerz, die in Kiruna an einem Tag gefördert wird, entspricht einer Stahlmenge, mit der umgerechnet fünf Eiffeltürme gebaut werden könnten.
– Ein Ende des Erzvorkommens ist nicht in Sicht und man rechnet damit noch länger als einhundert Jahre lang Erz abbauen zu können und später weitere Teile der Stadt zu versetzen zu müssen.

Wir hoffen, dass auch nach dem Umzug des Rathauses, das in der Gefahrenzone liegt, die Besucher die Kunstausstellung mit dem Fahrrad besuchen können.
Nicht gerade den Kungsleden, aber immerhin …
7. August 2014
Der Weg nach Norwegen führte uns nach Abisko.
Dort ist der Start des Kungsleden, dem wohl berühmtesten Weitwanderweg Schwedens. Der nördliche Teil ist 440 km lang.
Wir wollten nicht hunderte von Kilometern wandern, uns aber trotzdem etwas bewegen. Deshalb wanderten wir die ca. 400 Höhenmeter hinauf zum Nuolja, der Bergstation des Sesseliftes.
Der Weg führte unten durch einen lauschigen Birkenwald.
Es gab unzählige kleine Naturschönheiten zu sehen und viele süsse Heidelbeeren zu pflücken. Zum Glück hatten wir zwei Dosen dabei.
Oben angekommen war die Rundsicht fantastisch. Unter uns der riesige Torneträsk (See) mit dem Delta des Kamajakka, Abisco und rund herum die Berge.
Das Wetter verschlechterte sich von Minute zu Minute. Ein heftiger Gewittersturm brach los.
Wir suchten bei der Bergstation Schutz vor dem Unwetter und genossen die Bilder, die es mit sich brachte.
Auch ein kleiner Vogel gesellte sich zu uns, dessen Flugversuch gegen den Sturm mit einer Notlandung (war wohl eher ein Crash) im hohen Gras geendet hatte.
Etwa dreiviertel Stunden später klarte es auf und wir sahen wieder ins Tal hinunter.
Deshalb wählten wir die ca. acht Kilometer längere Abstiegsvariante und wurden unterwegs mit diesem schönen Regenbogen belohnt.
Link zur Wanderung auf den Nuolja: Da auf „google maps“ der Wanderweg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Über die Grenze nach Norwegen
8. August 2014
Obwohl der Grenzübergang nach Norwegen nur auf 760 m.ü.M. liegt, verändert sich die Vegetation auf den letzten 20 Kilometern auffallend.
Die Schönheiten liegen hier auf Bodenhöhe wie Flechten, Moose und Blumen in allen Formen und Farben:
Kurz nach der Grenze auf der norwegischen Seite stehen auf den Felsen zwischen vielen kleinen Seen unzählige Ferienhäuschen. Das wirkte auf uns eigenartig. Darf da jeder bauen wie und wo er will? Das Ganze hat aber einen gewissen Charme.