Bosnien und Herzegowina

 

Bihać und Umgebung

13. Oktober 2019

Ab heute sind wir wieder zu zweit unserwegs. Bosnien und Herzegowina, wir wollen dich entdecken!
Vorerst erkunden wir aber die Gegend um unseren Übernachtungsplatz.
Der Platz gehört zur „Autonomen Republik Klokot“, wie uns eine Tafel aufklärt. Da haben sich wohl junge Leute mit viel Herzblut direkt am Fluss Klokot einen schönen Picknickplatz gebaut.

 

„Autonome Republik Klokot“

 

Sogar ein origineller Aschenbecher fehlt nicht. Die leere Energydrink-Dose passt perfekt in das Astloch eines Baumes.

 

Aschenbecher nach dem Motto: Leere Dose trifft Astloch … oder so …

 

 

Sitzbank mit Kabelrollen-Tisch

 

Natürlich fehlen auch tiefgründige Sprüche nicht:

 

 

Was damit gemeint ist, sieht man gleich daneben:

 

Echtes Unterwasser-Boot

 

Plötzlich tritt ein Fischer auf Beat zu und sagt freundlich: „Grüezi“.
Beat, überrascht, grüsst ebenfalls.
Fischer: „Woher chömed Sie?“
Beat: „Us de Schwiiz.“
Der Fischer bohrt nach: „Vo wo us de Schwiiz?“
Beat: „Us em Kanton Graubünde.“
Fischer: „Graubünde isch gross, vo wo us Graubünde?“
Beat erstaunt: „Vo Sarn, das lit i de Nöchi vo Thusis.“
Fischer: „Thusis känn ich, ich han vili Jahr bi Flumroc in Mels gschaffet.“

Ja, die Welt ist klein! Das weiss man zwar, aber man staunt doch immer wieder, wenn man daran erinnert wird.

Zum Fluss Klokot weiss Wikipedia zu berichten: „Der Fluss Klokot ist ein Zufluss der Una in Nordwestbosnien. Die Klokot entspringt imposant als Karstfluss direkt aus dem Berg, unmittelbar am Ursprung befindet sich eine Fischzucht und ein Wasserwerk.“

Und wirklich, der schweizerdeutsch sprechende Bosnier erzählt uns, dass wir auf der anderen Flussseite sehr preiswert frischen Fisch kaufen könnten.

 

Fluss Klokot mit Gebäude der Fischzucht

 

Das hören wir gerne und machen sofort uns auf den Weg. Die Klokot tritt tatsächlich schon als veritabler Fluss aus dem Felsen.
Die Forellen werden frisch aus dem Becken geholt und mit Stromschlag getötet. Das funktionniert nicht besonders gut. Wir erlösen einen der Fische, der im Plastiksack weiter zappelt, mit einem gezielten Schlag auf den Hinterkopf.

Das Wasser der Klokot ist glasklar, so dass man zwischen den Wasserpflanzen kleine Lebewesen beobachten kann.

 

 

Weiter sehen wir hier am Ufer, dass es offenbar Bäume gibt, die nicht nur von Wasser und Nährstoffen aus dem Boden leben, nein, einer frisst ganz ungeniert ein Schild!

 

Schilderfressender Baum

 

Vorsichtshalber machen wir einen grossen Bogen um diese gefährliche Kreatur. Vielleicht stehen auch Menschen auf ihrem Speiseplan? … Wer weiss das schon sicher!

Wir wollen noch weitere Perlen Bosnien und Herzegowinas entdecken. Mit dieser Ausrede verlassen wir den wunderschönen, aber wie es scheint nicht ganz ungefährlichen, Ort.

Von weitem sehen wir Stelen auf einem Hügel. Das wollen wir uns genauer ansehen.
Die Steintafel beim Parkplatz hilft uns vorerst nicht weiter.

 

„Leben ist stärker als Tod, Gerechtigkeit ist stärker als Verbrechen, Liebe ist stärker als Hass.“

 

Auf dem Gipfel treffen wir einen Radfahrer, der ursprünglich aus Sarajevo stammt, nun aber in einem Flüchtlingslager in Bihać arbeitet. Er erklärt uns, dass dies ein Mahnmal für die Opfer der kroatischen Ustascha im 2. Weltkrieg sei. Das Monument stelle die Menschen dar, die umgebracht oder von hier vertrieben wurden.

 

Memorial Park Garavice

 

Wikipedia weiss dazu: „Der Garavice-Gedenkpark für die Opfer des Faschismus ist ein Denkmal auf dem Berg Garavice bei Bihać. An diesem Ort und in der Umgebung wurden im Sommer 1941 vermutlich mehrere Tausend Serben und Juden durch kroatische Faschisten ermordet. Eine zuverlässige Angabe der Zahl der Opfer ist bisher nicht möglich.“

 

 

Nach einer kurzen Pause fahren wir dem Fluss Una entlang zur Burg Ostrožac. Beim Restaurant Kostelski Buk halten wir an. Annette erkundet die Insel. Die ist zwar hübsch, auch einige im Fluss liegende Stromschnellen steigern die Attraktivität, trotzdem fahren wir weiter.

 

Hotel und Restaurant Kostelski Buk

 

Kurz darauf treffen wir an einer Einmündung auf folgende Schrift. Hier scheint der Ersteller nicht ganz sicher zu sein, ob sie top ist. Jedenfalls hat er vor das TOP ein grosses Fragezeichen gesetzt … oder haben wir da etwas falsch verstanden?

 

 

Bei der Burg Ostrožac sparen wir uns das Eintrittsgeld. Ein Blick in den Burghof zeigt, dass da noch einiges instandzustellen ist.
Ein Spaziergang um die Festung vermittelt uns trotzdem einen Eindruck.
Nicht nur im Mittelalter war diese Burg umkämpft, sondern auch im letzten Bosnienkrieg (1992-1995), wie die Einschusslöcher in der Fassade zeigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir wenden uns lieber friedlicheren Dingen zu. Ein Zitronenfaltermännchen, das auf einer Löwenzahnblume nach Nektar sucht, sticht uns ins Auge. Doch halt … friedlich? … der lahme Flügel rechts zeugt ebenfalls von einem Kampf.

 

Zitronenfaltermännchen (Gonepteryx  rhamni ♂)

 

Ein letzter Blick auf Stari grad Ostrožac wie die Burg auf bosnisch heisst …

 

Burg Ostrožac

 

… und weiter über den Fluss Una …

 

 

… nach Bihać führt uns unser NOBIS.

 

Bihać

 

Wir schlendern durch den Gradski Park. Hier herrscht wohl im Sommer Halligalli. Doch jetzt sind die meisten Stände geschlossen, trotz Sonntag und schönstem Herbstwetter.

 

Gradski Park

 

Uns solls recht sein, wir wollten nichts kaufen, sondern nur entspannt etwas von Bihać sehen.
Dem armen Kerl unten scheint es anders zu gehen. Aus vollem Lauf prallt er gegen einen Pfeiler …
Aua!!!

 

Auch hier mitten in der Stadt entdecken wir einen Schmetterling. Der Admiral scheint ebenfalls vom Leben gebeutelt, anders können wir uns seine ausgefransten Flügel nicht erklären.

 

Admiral (Vanessa atalanta)

 

Über ein Wehr gelangt man auf eine kleine künstliche Insel und von da über den „Kupalište Beton“ (das heisst: „Bade Beton“, wohl im Sinne von Mauer, die einen Badesee entstehen lässt) zu einem natürlichen Eiland, das mitten in der Una liegt.

 

Kleines Wehr in Bihać

 

Annette marschiert stramm auf der Staumauer zur kleinen Insel, während Beat nicht an den frisch gestrichenen und gefetteten Getriebeteilen des Wehrs vorbeikommt.

Warum? … Schau selber!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach langem:
dieses Detail und jenes Detail,
aus diesem Winkel und aus jenem Winkel,
ein bisschen mehr von links, nein, besser mehr von rechts,
dieses scharf gestellt, nein, jenes scharf gestellt …

… schafft es auch Beat noch über die Mauer zum Inselchen.

 

 

Nun gilt es einen Übernachtungsplatz zu finden.
Nach Ripać oben in den Bergen Richtung Martin Brod entdecken wir einen ruhigen Platz.

 

 

Wir richten uns gemütlich ein und sammeln herumliegenden Müll ein, wie immer, wenn wir irgendwo frei stehen können und nichts für den Platz bezahlen müssen.

Das ist unsere Art Dankeschön zu sagen!

 

 

Übrigens, für andere WoMo-Reisende: Es ist nicht verboten dies ebenso zu handhaben. Wir haben darauf kein Copyright. 😉

Als wir nach dem Abendessen die vielen Bilder betrachten, merken wir erst, wie ereignisreich der Tag war. Wie viel man sieht und erlebt, obwohl (oder gerade weil!) man nicht nur die Hotspots der Reiseführer abhakt.

So wurde aus einem einzigen Tag ein ganzer Beitrag. Wir hoffen, ihr nehmt uns das nicht übel.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

10 Gedanken zu “Bosnien und Herzegowina

  1. Ein Gutes Neues Jahr euch beiden! Schön, wieder mit euch „mitfahren“ zu dürfen. Wir freuen uns, dass es euch gut geht – und über jeden neuen Bericht. Macht Lust, gleich wieder zu starten. (Wir sind gerade zurück von einer Fahrt mit den Enkeln.) Schöne Tage euch! Helene & Joachim

  2. Liebe Annette, lieber Beat,
    nach unserer Reise durch die Nachbarländer Kroatien und Montenegro lesen wir eure Berichte aus Bosnien-Herzegowina mit einem ganz anderen Blick. Das macht besonders viel Freude.
    Und dann diese geradezu poetischen Bilder von liebevoll gestrichenen und gefetteten Maschinen-Details: Hardware at its best.
    Wir sind gespannt auf weitere Folgen.
    Liebe Grüße aus Hamburg,
    Krim und Reinhard

    • Liebe Krim, lieber Reinhard,
      wir geben es ja nur ungerne zu, aber es gibt tatsächlich auch ausserhalb der schönsten Gegend der Schweiz noch Perlen zu entdecken 😉 ! Bosnien und Herzegowina gehört sicher dazu.
      Und die Faszination für unerwartete Ästhetik teilt ihr beide ja offensichtlich mit Beat….
      Liebe Grüsse vom Heinzenberg
      Annette und Beat

    • Jetzt beim Schreiben des Beitrages ist uns noch einmal bewusst geworden, wie schön es in Bosnien und Herzegowina ist. Wir können euch einen Besuch wärmstens empfehlen.
      Liebe (und neidvolle) Grüsse nach Sizilien
      Annette und Beat

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