Oliven ernten auf Kreta

 

Unser Workaway-Job in Choudetsi

4. – 13. Januar 2018

Am 4. Januar fahren wir gegen Abend zu Jon nach Choudetsi.
Es regnet in Strömen, als er uns bei der Tankstelle abholt und zu seinem Grundstück führt.

Der Norweger Jon sucht hier auf Kreta das einfache Leben. Er wohnt in einer Jurte mitten im Olivenhain. Die Hunde Rosa und Atju, die Katze Ziza, sowie einige Gänse, Enten und Hühner sorgen für Kurzweil und Eier.

 

Eine der Jurten von Jon

 

Wir haben uns über die Internetplattform von „Workaway“ bei ihm um einen Job gegen Kost und Logis beworben. Auf das Logis verzichten wir und schlafen weiterhin in unserem NOBIS. Der Wohnwagen, der für uns vorgesehen ist, bringt kaum mehr Komfort, zudem müssen wir so unsere Siebensachen nicht zügeln.

Früh gehen wir schlafen und hoffen auf besseres Wetter.

Link zur heutigen Strecke:

 

Heute Freitag Morgen zeigt uns Jon sein Grundstück. Wir sollen Flosse bauen aus Schilfrohr, leeren PET-Flaschen und Schnur. Diese beschatten im Sommer den Teich, damit er von der Sonne nicht so schnell ausgetrocknet wird.

Am Mittag verlässt uns Jon, um übers Wochenende in der Stadt einen Freund zu besuchen.
Uns soll’s recht sein, Arbeit ist genug da.

 

Flosse und Entenhütte auf dem Bewässerungsteich

 

 

Flossbauerin Annette

 

Das Wetter spielt mit und so geht es am Montag an die Olivenernte. Jon ist damit im Verzug, da zwei Paare, die ihre Mithilfe im Dezember versprochen haben, nicht erschienen sind.
Alleine Oliven ernten ist aber sehr aufwändig. Zu zweit kann man die 6 x 10 Meter grossen Sammelnetze viel leichter ausbreiten.

 

Oliven am Baum

 

Das Ernten geht folgendermassen:
Erst werden die Netze unter den Bäumen ausgelegt. Dann schlägt man die Früchte vom Baum. Bei grösseren Bäumen muss man dazu auch in die Krone steigen.

 

Annette und Jon beim Oliven herunterschlagen

 

Die Netze werden anschliessend sorgfältig zusammengerafft, damit keine Oliven herunterkollern
Später lesen wir die grösseren Zweige heraus, bevor die Oliven in Säcke abgefüllt und in die Ölmühle gebracht werden.

 

Atju will gestreichelt werden und nicht Zweige herauslesen.

 

Gut getarnt beobachtet eine Gottesanbeterin unser Treiben.

 

Gottesanbeterin (Mantis religiosa)

 

Auch unter den Oliven gibt es nonkonforme Individualisten.

 

Eigenwillige Olive

 

Zum Mittag essen wir oft Spiegeleier. Die schmecken vorzüglich. Man merkt, dass das Federvieh nicht eingesperrt ist und sich sein Futter auf dem grossen Gelände selber suchen kann.

Wir verzehren zum ersten Mal in unserem Leben Gänseeier. Die sind zweieinhalb bis dreimal so gross wie Hühnereier und schmecken auch gross-artig.

 

Vier Hühner- und ein Gänseei

 

Die nächsten Tage verbringen wir mit der Olivenernte. Dazwischen haben wir aber genügend Zeit für uns. Wir werkeln am Blog, gehen in einem der Cafés im Dorf aufs Internet, geniessen die wunderschöne Gegend …

 

Blick von Jons Grundstück

 

… „Oh, schau mal, da blühen ja bereits die Narzissen!“ …

 

Strauss-Narzisse (Narcissus tazetta)

 

… oder studieren die Hierarchie des Geflügels.

 

Vize-Chefhahn

 

 

 

 

 

 

Chefhahn

 

 

 

 

 

 

 

Am Freitag, 12. Januar ernten wir die letzten Oliven und bringen anschliessend die Früchte in die Mühle im Dorf.
Morgen Abend soll „unser“ Öl abholbereit sein.

Hier in Choudetsi bekommt jeder Bauer das Öl seiner eigenen Oliven. Was nicht selber gebraucht oder vermarktet werden kann, kauft die Mühle auf.

 

Start der Oliven auf dem Weg zum Öl

 

 

Olivenmühle von innen

 

Heute Samstag zieht am frühen Morgen ein heftiges Gewitter über uns hinweg. Danach bleibt es regnerisch.
Da hatten wir grosses Glück, dass wir die Ernte vor der Regenperiode abschliessen konnten.
Nun hocken wir in der Jurte und schneiden einen Riesenberg Oliven ein, um sie danach in Salzwasser einzulegen. Die Lake muss nun zehn Tage lang jeden zweiten Tag gewechselt werden, bevor man die Früchte zum späteren Verzehr in Gläser füllen kann.

Jon ist so froh, dass er seine Olivenernte noch rechtzeitig beenden konnte, dass er uns zum Abendessen in eine urige Taverne im Dorf einlädt.
Im Cheminéeofen in der Gaststube brennt ein Feuer und wir sind die einzigen Gäste. Maria und Jassis haben ein Festmahl vorbereitet mit Kohlrouladen, Bruschetta mit Feta und Tomaten, Bureki mit Spinat, Schweineragout mit Lattich, Koteletts, Pommes.
Jassis sucht über YouTube griechische und kretische Musik und lässt sie über zwei grosse Boxen erschallen. Dabei singt er oft lauthals mit. Maria setzt sich zu uns an den Tisch und trinkt ein Glas Wein mit.
Zur Nachspeise gibt es Yoghurtpudding mit Quittenkompott und frisches Obst.

Danke, Jon, für die Einladung und für den stimmigen Abend.

 

 

Aufbruch wegen Regen

14. Januar 2018

Nach den ergiebigen Niederschlägen ist der Boden ziemlich aufgeweicht und matschig. Wettermässig ist keine Besserung in Sicht. An Arbeiten im Freien ist nicht zu denken.
Wir wollen hier nicht untätig herumsitzen, deshalb verabschieden wir uns von Jon und setzen unsere Reise fort.
Jon schenkt uns zum Abschied einige Hühner- und Gänseeier, ein Glas mit eingelegte Oliven und … was uns ganz besonders freut! … drei Liter frisches Bio-Olivenöl, aus den Früchten, die wir selber geerntet haben.

Wir hatten hier eine gute Zeit und freuen uns über die leckeren Abschiedsgeschenke. Herzlichen Dank, Jon.

 

Unser Olivenöl

 

In Vathipetra füllen wir bei der Kirche unsere Wasservorräte auf. Hier kann man Quellwasser „tanken“, das nicht mit Chlor versetzt ist.

 

Wassertankstelle in Vathipetra

 

 

Annette will Wasser in der Flasche und nicht auf dem Kopf.

 

 

Blick von Vathipetra über die verregnete Landschaft

 

An der Nordküste ist das Wetter etwas freundlicher. Wir übernachten am Strand von Kato Gouves.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Im Winter geschlossen!

15. Januar 2018

Zuerst fahren wir zurück nach Iraklio, um uns dort im Tourismusbüro Informationen über Kreta zu besorgen. Aber, es ist Winter und da sind keine Gäste vorgesehen. Das Büro ist geschlossen. Eine Karte verweist auf die Stadtverwaltung, doch die finden weder wir noch unser Navi.
Wir geben auf, dann halt eben nicht…

Nun fahren wir wieder ostwärts und über Nebenstrassen nach Plaka. Das Landesinnere ist sehr karg. Auf den Hügeln suchen Schafe nach raren Gräsern. Lediglich in den Ebenen liegen einige Dörfer von Olivenhainen umgeben.

 

Fourni

 

Nach Vrouhas fällt das Gelände gegen das Meer ab. Von weitem sieht man die Insel Spinalonga mit der markanten Mauer der ehemaligen Inselfestung.

 

Insel Spinalonga

 

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war auf dem Eiland eine Leprakolonie, die letzte Europas.
Hier wurden die Aussätzigen vom Rest der Bevölkerung isoliert, um eine Weiterverbreitung der Krankheit zu verhindern.
Heute ist die Insel ein bekannter Ausflugsort. Von Plaka aus fahren Boote im Halbstundentakt hinüber.
ABER … natürlich nur im Sommer. Uns bleibt der Blick von Ferne. 😦

 

Insel Spinalonga

 

Dafür übernachten wir auf dem unbenutzten Parkplatz des (Sommer)-Hot-Spots.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Agios Nikolaos

16. Januar 2018

Agios Nikolaos ist ein schönes Städtchen an der Kolpos Mirampelou (Mirabello Bucht).
Nach zwei leckeren heissen Schokoladen schlendern wir dem Meer entlang bis zum Voulismeni-See, der mitten im Ort liegt. Dieser Süsswassersee ist an der breitesten Stelle nur 137 Meter breit, aber stolze 65 Meter tief!

„Was sollen die vielen Worte, wir wollen Bilder sehen“, höre ich rufen.

Also denn:

 

Füllhorn der Amaltheia

 

 

Agios Nikolaos mit Abfluss des Voulismeni-See

 

 

Agios Nikolaos mit Voulismeni-See

 

 

Eine hübsche Türkentaube (Streptopelia decaocto)

 

 

Wo Wasser, da Enten (Warzenente) …

 

 

… und eigenartige Lebewesen (???)

 

Die Wasseruhren werden an den Aussenmauern installiert. In der Schweiz wären so verlegte Leitungen längst eingefroren und geborsten.

Aber wie sagt das bekannte Sprichwort: „Andere Länder, andere Wasseruhren!“ (oder so ähnlich)

 

 

Zurück am Sandstrand sehen wir zwei Frauen, die mit ihren Kindern den lauen Winterabend geniessen.

 

Strand von Agios Nikolaos

 

Auf der Halbinsel Spinalonga, finden wir einen ruhigen Platz.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wandern auf der Halbinsel Spinalonga

17. Januar 2018

Am Morgen spazieren wir zur neuen Kapelle Agios Loukas, die gleich oberhalb unseres Übernachtungsplatzes liegt.

Der kleine Glockenturm gefällt uns besonders gut. Er ist so niedrig, dass man die Glocke auch ohne das kunstvoll geknotete Seil läuten könnte.

 

 

 

 

Nun wollen wir die Halbinsel zu Fuss erkunden. Da wir unseren NOBIS nicht hier in dieser Einsamkeit stehen lassen wollen (ein Einbruch genügt), fahren wir zurück über den Damm nach Elounda.

Von da geht’s los!
Den zerfallenden Steinmauern und Ruinen nach muss die Insel einmal von vielen Kleinbauern bewohnt worden sein. Wir treffen nur noch auf ein halbwegs intaktes, aber ebenfalls verlassenes Ökonomie- und Wohnhaus.

 

Nein, das ist nicht die letzte Bäuerin, das ist Annette.

 

Einige rund eingefasste Flächen lassen uns ratlos. Waren das Dreschplätze? Wir können uns nicht vorstellen, dass auf diesem kargen, steinigen Boden jemals Korn gewachsen ist.

Später erfahren wir, dass es in der Region früher deutlich mehr Niederschläge gegeben hat und die Bauern kleine Getreidefelder anlegen konnten.

 

Dreschplatz

 

Nur wenige Schafe und eine magere Muttersau mit ihrem Ferkel sehen wir auf der Insel weiden.

 

Schafe auf der Halbinsel Spinalonga

 

Dafür gibt es unendlich viele Kleinode zu entdecken.

 

Natürlich entstandenes Kunstwerk aus Stein

 

 

Natürlich entstandenes Blumenarrangement mit Herbst-Alraune (Mandragora autumnalis)

 

Dann aber, beinahe am anderen Ende der langgezogenen Halbinsel, stossen wir auf die gut erhaltene Kapelle Agios Ioannis.

 

Kapelle Agios Ioannis auf der Halbinsel Spinalonga

 

Soll sie die Insel vor den vielen Geistern schützen, die hier aus Bäumen und Steinen schauen?

Baumgeist

 

 

 

 

 

 

 

Steingeist

 

 

 

 

 

 

 

Doch der heutige Zeitgeist verbietet uns an Geister zu glauben. Vielleicht sind es lediglich Spielereien der Natur?

Auf dem Rückweg entlang der Ost-Küste entdecken wir einen Kormoran, der aufgeregt immer wieder den Kopf ins Wasser taucht und an etwas zu zerren scheint. Erst im digitalen Zoombereich der Kamera sehen wir, dass er einen Fisch erbeutet hat und ihn nun so in den Schnabel kriegen will, dass er beim Wegfliegen nicht herausfällt.

Das Bild ist qualitativ sehr schlecht, doch wir zeigen es trotzdem. Für diese spezielle Aufnahme meinen wir, dass der Zweck die Mittel heiligt.

 

Kormoran mit seiner Beute

 

Und wieder treffen wir in dieser unwirtlichen Gegend auf eine gut erhaltene Kapelle, die Agios Fokas. Die Türe ist unverschlossen.

 

In der Agios Fokas, Halbinsel Spinalonga

 

Ein gepflästerter Weg führt zu einem kleinen Hafen. Hierher kommen die Gläubigen also mit dem Boot.
Wir dagegen gehen zu Fuss weiter und entdecken am Ufer zwei Höhlen im ziegelroten Fels.

 

 

Das Gestein ist eigenartig. Es scheint, als sei der graue Fels mit rotem Mörtel zusammengeklebt. Die roten Schichten sind aber nicht etwa aus weichem Material, sondern ebenfalls sehr hart.

 

 

 

 

 

 

Nach viereinhalb Stunden sind wir von dieser wunderschönen Wanderung voller Überraschungen über die vermeintlich langweilige Insel zurück bei unserem NOBIS.

Einmal mehr trifft unser Motto: „Schön ist es überall, man muss nur die Augen offen halten!“ voll ins Schwarze.

Link zur Wanderung über die Halbinsel Spinalonga: Da auf “google maps” ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Ab, in den Windschatten

18. Januar 2018

Während der Nacht fegten immer wieder Sturmböen über den Hügel und schüttelten uns durch. Deshalb suchen wir uns heute auf der Leeseite der Insel Kreta einen Übernachtungsplatz.
Die Strasse führt bei Pachia Ammos an der Kirche St. Foteini vorbei. Ein Regenbogen scheint aus dem Eingang der Kirche ins Meer hinaus zu führen.

 

Kirche St. Foteini bei Pachia Ammos

 

In Itanos finden wir einen windgeschützten Platz für die Nacht.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

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