Regen, Nebel, Wind …
23. Juni 2017
Wir fahren um die Halbinsel Melrakkaslétta zurück auf den Campingplatz in Heiðabær.
An der Küste lassen sich die Eiderenten durchschaukeln, während die Küstenseeschwalben gegen den Wind fliegen und sich auf Essbares stürzen.
„Regen, Nebel, Wind –> trübsinniges Wetter allüberall“ schreibt Annette am Abend ins Tagebuch. Beat liefert das passende Foto dazu!
Museumshof Grenjaðarstður
24. Juni 2017
Das Wetter ist unverändert schlecht. 😦
Wir besuchen deshalb den Museumshof Grenjaðarstaður.
Der stattliche Hof wurde von den Pastoren der benachbarten Kirche und ihren Familien bewohnt. Die ältesten Gebäude datieren aus dem Jahr 1865. 1949 verliessen die letzten Bewohner das Gut, 1958 wurde das Museum eröffnet.
Das Museum ist schön aufgemacht. Es gibt sogar ein Heft mit deutschem Begleittext. Die Räume sind lebensecht eingerichtet und nicht durch Hinweisschilder verschandelt. Ein freundlicher Angestellter beantwortet zudem mit viel Freude und profundem Wissen unsere Fragen.
In dem verwinkelten Gebäude gab es zwei Feuerstellen. Eine war in der Waschküche …
… die andere in der Küche.
Da die Bauern gegenüber der Kirche abgabepflichtig waren, aber kaum über Geld oder Lebensmittel verfügten, um den „Zehnten“ zu bezahlen, waren sie zur Arbeit auf dem Pfarrhof verpflichtet. Im Sommer wohnten deshalb bis zu 30 Personen hier. Um der Platznot Herr zu werden, wurden originelle Alltagsgegenstände entwickelt.
Butter war ein wertvolles Gut, darum hatte jeder Mitbewohner seine eigene Dose.
Die Schlafzimmer waren über der Küche angeordnet, um im Winter wenigstens ein wenig von der Wärme zu profitieren. In diesen engen Räumen wurden tagsüber Handarbeiten ausgeführt. Um Platz zu sparen, konnte man die Betten in der Länge oder Breite zusammenschieben.
Mehrere Arbeiter teilten sich ein solches Bett. Damit der vorderste nicht herausfiel, legte er ein Brett als Sperre in den Einstieg.
Sonntag wachsten die Herren ihren gepflegten Schnurrbart. Um diese Zierde nicht im Kaffee zu ertränken, benutzten sie jeweils eine sogenannte Schnurrbart-Tasse.
Nach zweieinhalb Stunden in den ungeheizten Gebäuden sind wir ziemlich durchgefroren.
Wir fahren zurück auf den Campingplatz und wärmen uns mit Kaffee und Tee wieder auf.
Goðafoss
25. Juni 2017
Der Dauerregen der letzten Tage lässt langsam nach und gegen Mittag scheint sogar wieder einmal die Sonne.
Der richtige Zeitpunkt für einen Ausflug zum Goðafoss.
Im Jahre 1000 (im Zuge der Christianisierung) warf der Gesetzessprecher Þorgeir seine Götterbilder hier beim „Wasserfall der Götter“ in den Fluss.
Unterhalb des Wasserfalls legt der erodierende Basalt sein Innenleben offen. Ein wunderschönes Muster zieht sich am Fusse der Felswand entlang.
Aber stopp! … wer steht denn da?
Ist da einer der versenkten Götzen dem Wasser wieder entstiegen?
Oder ist das gar einer der sagenumwobenen Trolle? … oder eine Elfe?
Oder gar alles zusammen?
Wie dem auch sei. Wir fahren weiter und sehen, was geschehen kann, wenn man beim Autofahren solchen Gedanken nachhängt.
Viele isländische Strassen führen über aufgeschüttete Dämme durch das Heideland. Der Strassenrand ist nicht befestigt. Wer mit einem Vorderrad darüber hinaus gerät, dem kann es blühen, dass er mit seinem Fahrzeug in einem Bach landet.
In Akureyri findet Roland ein Zimmer in der Jugendherberge und wir einen ruhigen Wanderparkplatz unterhalb des Berges Súlur.
Der schneebedeckte Gipfel lockt. Morgen wollen wir ihn besteigen.
Am Abend geniessen wir die raren warmen Sonnenstrahlen und erfreuen uns an den bunt leuchtenden Stiefmütterchen und dem verblühten Löwenzahn.
Auf den Súlur
26. Juni 2017
Der Weg auf den Hausberg von Akureyri führt über 1000 Höhenmeter zuerst leicht ansteigend durch Moore und Heiden. Später wird es steinig und steil. Zuletzt müssen sogar Schneefelder bezwungen werden, bevor man die Aussicht vom Súlur (1213 m.ü.M.) geniessen kann.
Die Aussicht in die umliegenden Berge ist grandios.
Bevor wir den Abstieg unter die Füsse nehmen, tragen wir uns im Gipfelbuch ein und schiessen ein Erinnerungsfoto.
Nun geht es wieder Schritt für Schritt über Steine und Felsen oder aber mit weitausholenden Gleitschritten über die abschüssigen Schneefelder talwärts. Jeder hat da so seine Vorlieben.
Nach knapp vier Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Link zur heutigen Wanderung: Da auf “google maps” der Weg fehlt, haben wir eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.
Akureyri
27. Juni 2017
Am frühen Morgen bringen wir unseren Freund Roland zum Busbahnhof. Sein Urlaub endet bald und er muss in die Schweiz heimreisen.
Danke, Roli, für die angenehme Zeit, die wir zusammen reisen durften.
Und nun, liebe BlogleserInnen, könnt ihr etwas Seltenes miterleben: Annette und Beat, die beiden Landeier, verbringen einen Tag in der Stadt Akureyri.
Die Hauptstadt des Nordens ist mit über 18’000 Tausend Einwohnern die viertgrösste Stadt Islands.
Zuerst steigen wir hoch zur Akureyrarkirkja.
Eines der Glasfenster zeigt Þorgeir mit einem Götzen vor dem Goðafoss.
Auf einem anderen Bild entdecken wir etwas Ungewöhnliches. Nicht ein Lamm oder einen Fisch oder eine Taube, sondern einen Pelikan mit Heiligenschein. Wie wir später herausfinden, gilt der Pelikan seit der Antike als Symbol für die Aufopferung, in der christlichen Ikonografie als Sinnbild für den Opfertod Christi.
Hättest du das gewusst?
Wie gesagt: Reisen bildet!
Wir spazieren an alten Häusern vorbei, in denen zu Beginn des 20. Jahrhunderts die reichen, dänischen Kaufleute wohnten.
Bei der Mittelschule steht die Skulptur „Tilvera“ (Dasein) der isländischen Künstlerin Steinunn Þórarinsdóttir.
Besonders gefällt uns das Gemeinschaftswerk eines uns unbekannten Architekten und der Sonne.
Im Botanischen Garten fesselt uns eine Hummel, die emsig Nektar aus einer Schwarze Teufelskralle sammelt.
Dazu singt von einem nahen Dach eine Rotdrossel ihr Lied.
Nun wandern wir zurück in die „Unterstadt“, wo sich heute die Touristenmeile befindet.
Ist es immer noch so, dass oben die reicheren und unten die ärmeren Leute wohnen?
Das folgende Bild scheint das zu bestätigen.
Auf der Landzunge von Oddeyri wohnten früher die einfachen Arbeiter und Handwerker.
Während der schweren Finanzkrise 2008, als Island nur knapp den Staatsbankrott abwenden konnte, wurden die Rotlichter der Verkehrsampeln in Herzform umgeändert, um die Bevölkerung aufzumuntern.
Das scheint funktioniert zu haben. Jedenfalls trifft man auch in diesem Stadtteil viele liebevoll gestaltete Details und einiges Skurriles.
Wir entdecken hier zum Beispiel die erste Autonummer, durch die man nicht dividieren darf, wie wir dereinst gelernt haben.
Einer Katze ist das egal. Sie hält unter einer blauen Bank Siesta.
Hier ein paar weitere fotografische Details aus der Hauptstadt des Nordens.
Und?… hättest du vorher geglaubt, dass wir es einen ganzen Tag in der Stadt aushalten werden?
Am Abend zieht es uns aber wieder hinaus in die freie Natur und wir fahren nordwärts. Und was entdecken wir da?
Vögel! …
… und eine idyllische Landschaft! …
… und einen ruhigen Platz zum Schlafen inmitten grüner Wiesen!
Húsabakki
28. Juni 2017
Heute fahren wir ein kleines Stück zurück auf den Campingplatz von Húsabakki, den wir gestern links liegen gelassen haben.
Wir werden da persönlich von einem Rotschenkel begrüsst.
Nachts lauschen wir den Liedern der Singschwäne im benachbarten Vogelschutzgebiet.