Portugal lässt uns nicht los

 

Sonnenuntergang am Fória

8. Februar 2017

Wir fahren über Monchique nach Fória. Der Berggipfel ist verunstaltet von diversen Antennen, Radar- und Militäranlagen. Deshalb fahren wir ein Stück zurück und stellen uns auf einen Parkplatz neben der Strasse. Von hier geniessen wir den Blick über das Tal bis hin zum Meer und werden zudem mit einem wunderschönen Sonnenuntergang beschenkt.

 

Sonnenuntergang am Fória

 

Auch drei junge Menschen sind hierher gekommen. Die Frau schiesst mit ihrem Handy Foto um Foto, während die zwei Männer ihr Bier mehr zu schätzen wissen als das goldene Leuchten am Himmel.

 

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Drei Tage in Figueira

9. – 11. Februar 2017

Heute fahren wir nochmals auf den Stellplatz von Figueira.
Unterwegs müssen wir wieder anhalten um Störche zu bewundern. Unglaublich, wie elegant diese grossen und schweren Vögel durch die Luft gleiten.

 

 

Am Abend schlägt das Wetter um. Die Sonne versteckt sich hinter einer Gewitterwolke, die Regen und leichten Hagelschlag bringt. Es wird merklich kühler und regnerisch. Deshalb verbringen wir drei Tage in Figueira.

Link zur Strecke vom 9. Februar 2017:

 

 

Im Regen nach Alte

12. Februar 2017

Am Morgen scheint die Sonne und wir fahren weiter. Bald darauf werden wir jedoch schon wieder von einer Regenfront eingeholt. 😦
Immerhin wird so unser NOBIS nochmals gewaschen. 😉
In Alte stellen wir uns neben einen Friedhof und warten auf bessere Zeiten.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Gott will, der Mensch träumt, das Werk gedeiht

13. Februar 2017

Das Warten hat sich gelohnt, heute scheint wieder die Sonne.

Wir spazieren hinunter zum nahen Wasserfall. Auf der Wiese daneben steht ein Metallgebäude, das wohl in besseren Zeiten einmal als Restaurant gedient hat.
Heute sind die Scheiben eingeschlagen und die Wände versprayt. Schade, der Ort strahlt eine mystische Ruhe aus.

 

Ehemaliges Restaurant beim Wasserfall von Alte

 

Ein Bild gefällt uns trotz allem. Es zeigt ein Gesicht, das aus sich selber herausgetreten ist. Es setzt den Spruch von Fernando Pessoa: „Deus quer, o homem sonha, a obra nasce“ wunderbar um.
Das ist Kunst und keine Schmiererei.

 

„Gott will, der Mensch träumt, das Werk gedeiht“

 

Leider hat aber hier auch das Kleingedruckte: „o tuga estraga“ (der Portugiese zerstört) seine Gültigkeit.

 

Orangenplantagen bei Alte

 

Danach verlassen wir die Gegend um Silves, die wichtigste Anbauregion für Zitrusfrüchte Portugals und fahren weiter ins Landesinnere.
Am Miradouro do Alto da Ameixeira können wir unseren NOBIS sogar direkt auf den Aussichtspunkt stellen.

 

Miradouro do Alto da Ameixeira

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Mértola

14. Februar 2017

Wir fahren durch lichte Pinienwälder. Die grünen Baumkronen leuchten, als wären sie weitere kleine Erhebungen in der Hügellandschaft.

 

Pinienwald bei Javali

 

Über eine alte, liebevoll restaurierte Brücke fahren wir nach Mértola.

 

Brücke über den Oeiras bei Mértola

 

Gleich bei der Einfahrt ins mittelalterliche Städtchen gibt es einen grossen Parkplatz, wo einige Wohnmobile stehen. Wir stellen uns dazu.

Durch den historischen Stadtteil spazieren wir hinauf zur Kirche und zur Burg.

 

Mértola

 

In Mértola, das auf einem Felsen über dem Rio Guardiana thront, sind immer noch Spuren der Phönizier, Griechen, Karthager, Römer und Araber zu sehen, die hier einst gelebt haben.

Direkt neben dem Tourismusbüro kann man eine original eingerichtete Wohnung aus der „guten alten Zeit“ besichtigen.
In den zwei Zimmern wohnte noch bis vor 30 Jahren eine Familie mit fünf Kindern.
Wir können uns nicht vorstellen, wie sieben Menschen in diesen engen Platzverhältnissen gehaust haben.

 

„Wohn- und Esszimmer“

 

„Badezimmer-Ecke“

 

Danach schlendern wir durch die Altstadt und entdecken den mythologischen Kampf zwischen Gut und Böse. Er wird auf dem Mosaik aus dem 5./6. Jahrhundert dargestellt. Der heilige Michael (oder der heilige Georg) auf seinem Pferd durchbohrt mit dem Speer die flammenspeiende Schimäre mit ihrem Löwen-, Ziegen- und Drachenkopf.

 

Kampf des heiligen Michael gegen die Schimäre

 

Die aussergewöhnliche Pfarrkirche Igreja de Nossa Senhora da Anunciação weist arabische Stilelemente auf.

 

Türmchen islamischen Ursprungs auf der Kirche

 

Das Dach des Kirchenraums wird von auffallend vielen Säulen gestützt.

 

„Säulenwald“ in der Igreja Matriz von Mértola

 

Die heutige Pfarrkirche hat eine wechselhafte Vergangenheit: noch heute finden sich Spuren des ursprünglich römischen Tempels.
Im 6. Jhd. n. Chr. wurde daraus eine christliche Kirche.
Als die moslemische Bevölkerung wuchs, wurde eine gegen Mekka ausgerichtete Gebetsnische eingefügt. Es entstand ein Gotteshaus, das Moslems und Christen gleichzeitig nutzten.
Unter dem Santiago-Orden wurde im Jahre 1238 der „Mihrab“ zugemauert, der Altar vor der Nordwand aufgestellt und das Gebetshaus christianisiert.
Heute steht der Altar wieder vor der Ostwand mit dem „Mihrab“, der heiligsten Stelle der früheren Moschee.

 

Die Mutter Gottes vor islamischem Hintergrund

 

In einem verdeckten Hinterhof entdecken wir ein kleines „blaues Wunder“.

 

„Das kleine blaue Wunder“

 

Von der Altstadt aus geniesst man den Blick über den südlichen Teil des Städtchens, der tief unter uns am Fluss Guardiana liegt.

 

Mértola am Rio Guardiana

 

Mértola zieht uns in seinen Bann. Die historischen Stätten, der kleine Markt mit frischen Früchten und Gemüse, die vielen freundlichen, hilfsbereiten Menschen … zudem gibt es gleich beim Parkplatz einen Wasserhahn, wo wir unsere Frischwasservorrat auffüllen können, wir sind begeistert und bleiben gleich über Nacht hier.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Pulo do Lobo

15. Februar 2017

Am Morgen liegt Nebel über dem Flusstal. Wir steigen zu der Kapelle Senhora das Neves auf, die auf einem benachbarten Hügel steht.
Der Dunst lichtet sich langsam und entlässt die Burg, das Wahrzeichen von Mértola, in den neuen Tag.

 

Castelo de Mértola im Nebel

 

Die Morgensonne trocknet die Mandelblüten am Baum, auf denen sich Tautropfen gebildet haben.

 

Mandelblüte

 

Danach spazieren wir nochmals in die Altstadt und besuchen das Weberei-Museum.
Eine der Frauen, die dort arbeitet, fragt nach unserer Herkunft. Sie erzählt uns auf Französisch, dass sie 10 Jahre lang in Lausanne gearbeitet und in Renens gewohnt habe.
Es habe ihr dort sehr gut gefallen, doch bevor die Kinder eingeschult wurden, sei sie mit der Familie nach Portugal zurückgekehrt, weil sie nicht für immer in der Schweiz bleiben wollte.
Sie habe ihre Entscheidung nicht bereut und auch den Kindern gefalle es hier.

Wir wollen diese schöne Gegend nicht schon wieder verlassen und fahren deshalb 30 Kilometer weiter zum Wasserfall Pulo do Lobo.

Ein mit Mandelbäumen bepflanzter Hügel fällt uns auf. Hier ist der Boden mit blühenden Pflanzen bewachsen und liegt nicht nackt da, wie sonst üblich. Ob es sich da um eine Bio-Plantage handelt, wo die „Unkräuter“ nicht totgespritzt werden?

 

Mandelplantage

 

An einem unscheinbaren Hartlaubgebüsch wächst eine prächtige Blüte. Der Stempel und die Staubblätter sind gelb und werden von schneeweissen Blütenblättern umgeben, von deren Grund bordeauxfarbige flammenartige Verzierungen hochzüngeln. Die zerknitterten Blütenblätter lassen noch erahnen, wie eng es in der Knospe gewesen sein muss, aus der sie sich vor kurzem gedrängt haben.

Was!?

Du kannst dir die Blume trotz der vielen schönen Worte nicht vorstellen? … dann schau dir eben das Bild an.

 

Lack-Zistrose (Cistus ladanifer)

 

Die Strasse ins Tal zum Pulo do Lobo ist mit einem grossen Eisentor abgesperrt. Das ist aber kein Problem, denn eine Tafel daneben informiert sogar auf Deutsch, was zu tun ist.

Wir lesen … und lesen nochmals … und …???

 

Information zum Tor auf „Deutsch“

 

… also wir öffnen das Gatter, fahren hindurch und schliessen es wieder.
Hoffentlich haben wir alles richtig gemacht.
Wir haben auf jeden Fall gelernt: Deutsch ist ein Text dann, wenn davor ein grosses, eingekreistes „D“ steht.

Der Wasserfall ist nicht riesig, aber trotzdem eindrucksvoll. Das braune Wasser schäumt und spritzt über die Steine und lässt so einen kleinen Regenbogen entstehen, der wie ein Heiligenschein über dem Katarakt liegt.

 

Pulo do Lobo

 

Pulo do Lobo heisst auf Deutsch Wolfssprung. An dieser Stelle ist der Fluss so schmal wie sonst nirgends und deshalb können ihn auch Tiere überqueren.
Durch die Regenfälle der letzten Tage ist er aber angeschwollen und heute würde wohl kein Wolf den Sprung auf die andere Seite wagen.

 

Zufluss zum Pulo do Lobo

 

 

 

Doch am Rande des Gewässers geht es ruhiger, fast schon poetisch zu. In einer kleinen Pfütze spiegeln sich das umliegende Gestein als wären es hohe Berge.

 

 

Ein kleines Gänseblümchen hat in einer Felsritze einen Standort „direkt am See“ gefunden.

 

 

Diese archaische Gegend gefällt uns und wir brechen zu einer Rundwanderung auf.

Immer wieder staunen wir, wie sich in dieser unwirtlichen Gegend Blumen behaupten können. Im Sommer muss es da zwischen den Felsen sehr heiss werden.

 

Wilde Narzissen ?

 

Der Wanderweg ist zwar markiert, aber nicht immer leicht zu finden. Wir kraxeln über Felsen und durch stacheliges Gebüsch, was uns aber nicht stört, sondern das Gefühl, sich hier in der Wildnis zu bewegen, noch verstärkt.

 

Oberlauf des Guadiana

 

Ein Stück flussaufwärts finden wir die Abzweigung, die uns wieder aus dem Tal hinaus führt und wandern über einen Hügel zurück zur Strasse und weiter zum Wasserfall.

 

Blick zurück ins Tal des Guadiana

 

Nach zwei Stunden sind wir wieder bei unserem NOBIS.
Wir fahren zurück durch das Gatter mit der rätselhaften Anleitung und parken für die Nacht auf einem Hügel kurz dahinter.

Link zur Rundwanderung vom Pulo do Lobo aus: Da auf „google maps“ ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Ach, die Spanier!

16. Februar 2017

Am Morgen frühstücken wir mit Sicht auf die sanften Hügel. Einige Schafe weiden ruhig unter den Olivenbäumen – ländliche Idylle pur!

 

Aussicht von unserem Übernachtungsplatz

 

Im nächsten Dorf Amendoeira da Serra treffen wir auf die Brotverkäuferin, die die abgelegenen Dörfer mit ihrem Lieferwagen bedient. Auch wir nutzen gerne diesen Service.
Annette kommt dabei mit Dona Maria ins Gespräch. Sie ist gewiss über 70 Jahre alt und verbrachte ihr ganzes Leben in diesem Dorf. Im Sommer steige das Thermometer jeweils über 40°C und die Wiesen seien alle braun, weiss sie zu berichten. Ihr Mann schwärmt vom Barragem do Alqueva. Das sei der grösste Stausee Europas. Den müssten wir uns unbedingt ansehen.
Solche Tipps von Einheimischen sind für uns jeweils ein Muss. Eigentlich wollen wir seit Tagen nach Spanien weiterziehen, doch Portugal lässt uns nicht los.

Wir fahren also zurück nach Mértola und kaufen ein letztes Mal bei „unserer“ Marktfrau wunderbar aromatische Orangen, und weiter gehts mit Ziel Alqueva-Stausee.

Der Weg führt durch fruchtbares Land.
Riesige Flächen, sicher mehrere Quadratkilometer, wurden umgepflügt, mit Bewässerungsanlagen bestückt und mit kleinen Bäumchen bepflanzt.

 

 

Hinter Pias fragt Annette einen Landwirt, der eben das Tor zu seinem Olivenhain schliesst, was das für Bäume seien, die da gepflanzt werden.
Verärgert meint dieser, mit einer abschätzigen Geste gegen die Pflanzungen, das seien Mandelbäume der Spanier. Diese hätten alles Land aufgekauft und würden nun Mandeln im grossen Stil anbauen.
Auf unsere Frage, warum sie das denn nicht selber tun würden, erwidert er frustriert: „Der portugiesische Staat hilft eben nicht den Portugiesen.“

 

Spanische Mandelplantage bei Pias

 

 

Poesie der Landwirtschaft

 

Gegen Abend erreichen wir die Staumauer. Ruhig liegt das Gewässer in der Abendsonne und wir finden schnell einen Übernachtungsplatz am See.

 

Stausee von Alqueva in der Abendsonne

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

Wir schaffen es doch noch nach Spanien

17. Februar 2017

Heute wollen wir die Grenze zu Spanien überqueren. Wir verzichten deshalb darauf den Stausee zu umfahren, was bei dem weit verzweigten Gewässer sowieso sehr schwierig wäre.

Ein letztes Mal geniessen wir Portugal im Frühling. Die Temperaturen sind bereits im Februar sehr angenehm und an den Strassenrändern blühen Blumen.

 

Blaue Zwerg-Iris (Iris reticulata)

 

Vor Mourão führt uns eine lange Brücke über einen der Seitenarme des Alqueva-Stausees. Der riesige Wasserspeicher reicht also bis hierher und noch weiter bis nach Spanien!
Gemäss Wikipedia ist er tatsächlich der grösste künstliche See Europas.
Wir erfreuen uns an den unzähligen Inseln und Inselchen.

 

Barragem de Alqueva

 

Zum Abschied von Portugal besuchen wir nicht etwa das Städtchen Mourão mit seiner Burg, nein, wir fahren ein letztes Mal an den Stausee um zu rasten.

 

Castelo de Mourão

 

Ein letzter Blumengruss und dann geht es definitiv über die Grenze nach Spanien!

 

Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare)

 

Link zur heutigen Strecke:

 

 

2 Gedanken zu “Portugal lässt uns nicht los

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