Sacaparte
24. Oktober 2016
Kurz nach der Grenze machen wir Pause in Sacaparte.
Das ehemalige Klostergelände wird jetzt für Veranstaltungen genutzt.
Der Ort ist schön, der grosse Parkplatz liegt ruhig und abseits der Durchgangsstrasse, genug Gründe gleich die Nacht über hier zu bleiben.
Einkaufen am Strassenrand
25. Oktober 2016
Bevor wir losfahren, bestaunen wir nochmals die bunte Ahornallee bei Sacaparte.
In Vila Boa steht am Strassenrand eine kleine Holzbude mit Gemüse und Früchten in der Auslage. An solchen Ständen kaufen wir gerne ein und unterstützen damit innovative Menschen.
Wir stoppen und sogleich eilt eine Frau aus dem Haus auf der anderen Strassenseite.
Als sie sieht, dass die Paprikas, die wir kaufen wollen, nicht mehr ganz taufrisch sind, bittet sie uns zu warten und holt im Haus tadellose Exemplare.
Die häufigen Niederschläge der letzten Tage hätten den Früchten geschadet, klagt sie. Wir wollen trotzdem Weintrauben kaufen, doch da auch dort einzelne Beeren faul sind, schenkt sie uns kurzerhand die letzten rund zwei Kilo, die da aufliegen.
Später pflücken wir die verdorbenen Beeren aus den Trauben. Die verbleibenden sehr süssen und aromatischen Früchte halten problemlos die nächsten drei Tage.
In Vale de Amoreira finden wir etwas oberhalb des geschlossenen Campingplatzes einen ruhigen Parkplatz, wo wir über Nacht bleiben.
Unser Tag der Marone
26. Oktober 2016
Heute scheint endlich wieder einmal die Sonne.
In der Nacht hat der Wind vom nahen Kastanienbaum einige Maronen herunter geschlagen.
Annette füllt vor dem Frühstück ihre Jackentaschen mit den Früchten.
Noch während wir am Tisch sitzen, fährt ein Reisecar auf den Platz. Eine Gruppe Schüler steigt aus und macht sich auf den Weg zur nahen Sommerskipiste. Einige stehen offensichtlich zum ersten Mal auf Snowboards und rutschen den letzten, flachen Teil der Piste hinunter.
Der Chauffeur, mit schicker Lederjacke, Hemd und glänzenden Schuhen, bleibt zurück.
Schon bald taucht er mit einem Putzeimer und einem Wischmob auf. Der Ärmste muss wohl während der Wartezeit die Fensterscheiben seines Busses putzen, vermuten wir. Er marschiert mit seinen Utensilien freundlich grüssend an uns vorbei und geht schnurstracks zum Kastanienbaum. Dort schlägt er mit dem langen Stiel die Maronen herunter und sammelt sie im Eimer.
Aha! So hätten wir auch mehr als eine knappe Mahlzeit zusammengebracht, kommentieren wir sein Tun neidisch.
Kurz nach Manteiga lockt uns ein Wegweiser zum „Poço do Inferno“ (Brunnen der Hölle). Wir biegen deshalb von der Hauptroute auf eine kleine Nebenstrasse ab.
Nach einigen Kilometern fahren wir an wunderschönen grossen Kastanienbäumen vorbei …
Stopp, das ist nicht ganz richtig.
Nochmals, aber diesmal ehrlich!
Nach einigen Kilometern halten wir bei ein paar wunderschönen grossen Kastanienbäumen an, steigen aus … und kurze Zeit später wieder ein, um fünf Kilogramm Maronen reicher.
Beim Parkplatz vom Poço do Inferno treffen wir ein jüngeres deutsches Pärchen, das von einer kleinen Rundwanderung zurückkehrt. Sie empfehlen uns diese Route und schenken uns auch gleich den Prospekt dazu.
Der Weg sei nicht immer einfach zu finden und zum Teil sehr steil und rutschig, warnen sie uns.
Wir ziehen los und wirklich, der nasse Pfad der Marke: „Schau selber wo’s langgeht, aber fall nicht hin!“ fordert uns einiges ab. Mit der Zeit wird der Weg aber flacher und ist besser markiert.
Plötzlich bleibt Annette staunend stehen.
Sie hat einen Kastanienbaum entdeckt, an dem die braunen Früchte in den noch grünen, aufgesprungenen Schalen in der Sonne glänzen.
Leider sind die Früchte für uns im steilen Hang unerreichbar.
Doch das letzte Wegstück führt auf einer Strasse unter „Du-ahnst-schon-welchen-Bäumen“ zurück und wir steigern unseren heutigen Ernteerfolg auf über 7 Kilogramm.
Kurz vor dem Ende der Wanderung: „Poço do Inferno“ finden wir den gesuchten „Poço“. Eine Treppe führt zum kleinen Wasserfall hoch, der sich in einen versteckten Tümpel ergiesst.
Das Wasserspiel ist nett anzusehen. Aber wir sind diesbezüglich halt schon etwas verwöhnt. 🙂
Viel spannender finden wir die Schlange, auf die uns das Kreischen von drei jungen Frauen aufmerksam macht.
Das Reptil liegt gleich neben der Treppe und versucht zuerst wegzukriechen. Das Gelände ist jedoch zu steil, der Weg über die Treppe von uns Gaffern versperrt und so bleibt sie halt liegen und beobachtet uns Beobachter.
Heute haben wir lediglich 16 Kilometer zurückgelegt. Nicht gerade viel auf unserem Weg nach Lissabon. Doch der Platz ist so schön und ruhig, wir bleiben einfach hier.
Link zur Wanderung: Poço do Inferno: (Da auf „google maps“ ein Teil des Weges fehlt, haben wir dort eine ungefähre Strecke in die Karte gezeichnet.)
Auf den höchsten Berg von Portugals Festland
27. Oktober 2016
Wir fahren dem Vale do Río Zêzere entlang hoch zum Pass. Das Tal wurde einst von einem Gletscher geformt. Einzelne verstreute Häuser und bewirtschaftete Wiesen deuten auf Bauernhöfe hin. Einige könnten aber auch Ferienhäuser sein.
Wir folgen immer der Strasse, die bergaufwärts führt, wollen eine Übersicht über den Naturpark Serra da Estrela gewinnen.
Kurz vor der Passhöhe entdecken wir einige sehr schöne, runde Gesteinsformationen.
Wir halten an, um uns diese vom Gletscher geschliffenen Felsen genauer anzusehen.
Schon vom Fahrzeug aus sehen wir eine beeindruckende Marienstatue, die direkt in einen Felsen gehauen wurde.
Die Senhora da boa estrela (Senhora vom guten Stern) ist über sieben Meter hoch und wurde von António Duarte erschaffen.
Doch auch die unbehauenen Felsen sind beeindruckend und lassen Raum für die Fantasie.
Auf einem Wanderwegweiser wird die Distanz zum Torre, dem höchsten Berg von Kontinentalportugal, mit 1,5 km angegeben.
Wir sind ja bereits auf die höchsten Berge der Niederlande, von Belgien und Grossbritannien gewandert, jetzt wollen wir unserer Gipfelstürmer-Statistik einen weiteren Meilenstein hinzufügen.
Wir finden den Einstieg in den Wanderweg jedoch nicht. Die Tafel scheint der Strasse entlang zu zeigen. Wir geben deshalb auf und beschliessen im Frühjahr hierher zurückzukehren und den Gipfel zu bezwingen.
Aber wir finden den Torre doch noch … und sind enttäuscht.
Auf den Gipfel des höchsten Berges muss man nicht wandern, nicht mal spazieren, man kann bequem mit dem Auto hinfahren und ihn umrunden. Die Strasse führt direkt auf den „Gipfel“, den ein riesiger Verkehrskreisel verunstaltet.
Hier liegt auch das einzige Skigebiet Portugals mit einem Sessel- und zwei Skiliften. Gesamte Pistenlänge: 5.9 Kilometer. Da braucht es natürlich eine Erschliessungsstrasse und viele Parkplätze.
Nach einer kurzen Rast fahren wir auf der anderen Seite des Berges hinunter. Auch hier gibt es viele „knubbelige“ Felsen.
Nach längerem Suchen finden wir bei Cimo de Alvém in der Nähe von Góis in einem duftenden Eukalyptuswald einen Schlafplatz.
Von riesigen Kreiseln und kleinem Auto
28. Oktober 2016
Wir lassen die Berge hinter uns und fahren durch bewaldete Hügel.
In Sertã steht mitten im riesigen Kreisverkehr ein altes Sägewerk. Das passt ausgezeichnet in diese Region, in der viele Menschen von der Holzwirtschaft leben.
Beim Einkaufen sehen wir, was ein wirklicher Kleinwagen ist. Da der Besitzer einen vollen Benzinkanister einlädt, gehen wir davon aus, dass es sich hier nicht um ein Tretauto handelt. Und wirklich, kurze Zeit später tuckert er mit seinem Gefährt von dannen.
In Abrantes fahren wir ein weiteres Mal um einen überdimensionierten Kreisel. Diesmal steht, wieder passend für diese Gegend, eine alte Olivenpresse in der Mitte.
Unser Gastank ist beinahe leer. Wir brauchen dringen LPG, wenn wir nicht plötzlich nur noch kalte Speisen zu uns nehmen wollen.
Annette erkundigt sich in einer Tankstelle. Der Tankwart fertigt ihr eine Skizze an mit dem Weg zu dem Ort, wo das gesuchte Gut zu kaufen ist.
Als sie den Laden verlässt, winkt ein Mann sie heran, der aus seinem Tanklastwagen Treibstoff nachfüllt. Ob sie Französisch spreche, fragt er freundlich. Annette bestätigt dies auf französisch. Er habe in Genf gearbeitet, falls wir Hilfe brauchten, würde er sich gerne als Dolmetscher zur Verfügung stellen. Annette bedankt sich herzlich, nun auf Portugiesisch, für das nette Angebot, was ihm ein Lachen entlockt.
Trotzdem vielen Dank dem Unbekannten für seine Hilfsbereitschaft.
Wenige Kilometer später sind wir in Tramagal.
Hier dürfen wir unseren NOBIS, unser Zuhause, bei Elke und Dave für die nächsten Wochen parken.
Übermorgen fliegen wir auf die Azoreninsel Graciosa, wo wir die Quinta Perpétua hüten werden.
Olivenernte
29. Oktober 2016
Heute helfen wir Dave bei der Olivenernte.
Zuerst werden Netze unter den Bäumen ausgelegt, dann lichtet Dave sie aus.
In der Zwischenzeit ernten wir die Oliven von den jüngeren, noch niedrigen Bäumen.
Danach streifen wir die Ölfrüchte von den geschnittenen Ästen in Plastikeimer. Die Arbeit macht riesig Spass.
Wir sitzen im Schatten und schwitzen trotz der leichten Tätigkeit. Es ist 30° C und das am 29. Oktober!
Am späteren Nachmittag dürfen wir dann mit zur Ölmühle fahren. Hier werden die Oliven via Förderband in eine Waschanlage befördert, wo auch die Fremdstoffe, wie Steine, Blätter und Äste entfernt werden. Danach werden sie gewogen. Unsere Tagesausbeute: 97 kg.
Am Abend bleibt noch Zeit für einen Spaziergang ins Dorf. Die Platanen auf dem Dorfplatz wurden für die Adventszeit geschmückt. Alle stehen nun in gehäkelten „Kleidern“ herum und werden von einem Frauenkopf mit eisenrädrigen Haaren bewacht.
Die Skulptur wurde zu Ehren von Eduardo Duarte Ferreira erstellt, dem Begründer der Metallindustrie, die in der Region bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielte.
Auf nach Graciosa
30. Oktober 2016
Heute, Sonntag Morgen, fährt uns Dave zum Bahnhof von Entroncamento.
Herzlichen Dank, Dave!
Nun geht es mit der Eisenbahn nach Lisboa Oriente und dann mit der U-Bahn zum Flughafen. Alles klappt wie am Schnürchen und wir starten pünktlich um 12:40 Uhr zum Flug auf die Azoren.