Noch schnell durch Luxemburg …
12. Juni 2015
Wir haben kein Bild von Luxemburg. Trotzdem wollen wir zwei bis drei Tage aufwenden, um uns dieses Land kurz anzusehen … doch es kommt ganz anders!
Wildblumenwiese und 1. Etappe einer Seeumrundung
13. Juni 2015
Nach dem Frühstück fahren wir bis zur Staumauer vor Esch-sur-Sûre. Unterwegs halten wir an und bestaunen ein grosses Wildblumenfeld. Wir können uns kaum sattsehen an der Farbenpracht.
Unter den vielen Mohnblumen entdecken wir sogar ein Exemplar mit „Schweizerkreuz“. Doch auch die Kornblumen und Kornrade sind ausserordentlich schön.
Auf einem Parkplatz vor Esch-sur-Sûre sehen wir auf einer Tafel, dass ein Wanderweg rund um den Lac de la Haute-Sûre (Ober-Sauer-See) führt. Die Umrundung des grössten Sees von Luxemburg ist 42 km lang. Das ist uns dann doch zu viel. Doch unser ist Ehrgeiz geweckt. Wir wollen den Weg in drei Etappen zurücklegen.
Das erste Teilstück nehmen wir sogleich in Angriff.
Der Weg führt in ständigem Auf und Ab durch den Wald.
Immer wieder ist der Blick frei auf den langgezogenen See. Bei Lultzhausen führt eine schwimmende Brücke über das Wasser.
Wir überqueren die Brücke, die von Badenden und Fischern genutzt wird.
Nach Lultzhausen führt der Weg wieder bergan und an vielen, zum Teil eindrücklichen, Steinskulpturen vorbei. Dies ist ein Teil der Europäischen Skulpturenstrasse des Friedens, die von der normannischen Küste nach Moskau führt.
Weitere Infos zu diesem Projekt:
Dann führt der Weg wieder hinunter zum Ober-Sauer-See. Wir wandern zurück zur Staumauer, wo unser NOBIS steht. Dieser Teil der Wanderung ist der unattraktivste. Der Wanderweg verläuft hier direkt neben der vielbefahrenen Strasse.
Nun suchen wir einen Übernachtungplatz. Doch die einsam gelegene St.Pirmin Kapelle, die wir ansteuern, wird von einem älteren Ehepaar in Beschlag genommen, das für morgen Mittag eine Feier vorbereitet.
Wir sind müde und fahren deshalb zurück an den Platz von gestern, der sehr ruhig und mitten im Wald liegt.
Link zur 1. Etappe der Wanderung um den Lac de la Haute-Sûre:
Lac de la Haute-Sûre, 2. Etappe
14. Juni 2015
Heute brechen wir auf zur zweiten Etappe. Wir fahren nochmals nach Lultzhausen und überqueren die schwimmende Brücke ein zweites Mal.
Wieder geht es ständig bergauf oder bergab. Obwohl wir höchstens auf 250 Meter über den See steigen, kommen wir so auf mindestens 2000 Meter Höhendifferenz.
Für diese längste Etappe haben wir den heissesten Tag seit langem erwischt. Wir sind rund sechs Stunden unterwegs.
Dafür werden wir mit vielen schönen Ausblicken auf den See entschädigt.
In Arsdorf wandern wir ins Dorf hinein. Wir wollen mit einem der vielen Busse, die wir gestern gesehen haben, zu unserem NOBIS zurückfahren.
In einer Gartenwirtschaft erfrischen wir uns und fragen nach dem Bus nach Lultzhausen. Die nette Wirtin erklärt uns: „Normalement ça n’est pas de problème … mais … aujord’hui c’est dimanche!“ (Normalerweise ist das kein Problem … aber … heute ist Sonntag!).
Aha!!
Wir mühen uns also wieder die steile Strasse hinauf auf die Überlandstrasse und versuchen es per Autostopp. Zum Glück hält bereits das zweite Auto und nimmt uns mit. Wir plaudern auf französisch mit dem netten Fahrer. Er legt uns eine weitere Wanderung ans Herz, diejenige hoch zum „Houfels“. Die müsse man einfach gemacht haben.
Nach einem erfrischenden Bad im Stausee fahren wir wieder zur St.Pirmin Kapelle. Diesmal sind wir alleine und bleiben über Nacht.
Am Abend äst ein Reh in der nahen Wiese und nach dem Eindunkeln schwirren leuchtende Glühwürmchen herum. Eine Nachtigall macht die Idylle perfekt und singt uns in den Schlaf.
Wir haben bis heute nur davon gehört, dass Nachtigallen schön singen, aber nicht gewusst, wie das tönt. Für alle, denen das gleich geht, hier der Link zu einer Tonaufnahme.
Link zum Gesang einer Nachtigall:
Link zur 2. Etappe der Wanderung um den Lac de la Haute-Sûre:
Lac de la Haute-Sûre, 3. Etappe
15. Juni 2015
Heute machen wir es schlauer und fahren zuerst mit dem Bus nach Arsdorf, dem Startpunkt unserer dritten Etappe.
Das „… pas de problème…“ der Wirtin von gestern relativiert sich: Heute ist nicht Sonntag und Arsdorf lediglich das dritte Dorf an der Strasse dem See entlang, doch es fährt kein Bus direkt dorthin. Wir kommen so zu einer dreiviertelstündigen Überlandfahrt mit Umsteigen in Rambrouch und geniessen die Landschaft, die an den Fenstern vorbeizieht.
Auch auf dieser mit 3 ½ Stunden kürzesten Etappe gibt es viele schöne Kleinigkeiten zu bewundern.
Die Nacht verbringen wir nochmals bei der St.Pirmin Kapelle.
Link zur Busfahrt und zur 3. Etappe der Wanderung um den Lac de la Haute-Sûre:
Schöne Aussicht
16. Juni 2015
Wir fahren weiter auf unserer Tour durch Luxemburg. Bei der Pont Misère parken wir und brechen zu der kleinen Rundwanderung auf, die uns der freundliche Herr vorgestern empfohlen hat.
Die Kennzeichnung des Weges ist nicht immer klar, aber wir finden trotzdem den Aussichtspunkt Houfels bei Boulaide.
Er gefällt uns so gut, dass wir beschliessen, anschliessend mit dem WoMo hierher zu fahren um zu übernachten.
Link zur Wanderung zum Houfels:
In der Luxemburgischen Schweiz
17. Juni 2015
Auf unserer Fahrt sehen wir schöne, rotbraune Kühe, die an der Sûre Wasser trinken. Das ist für uns als ehemalige Rinderhirten natürlich ein Stopp und zwei Fotos wert.
Wir suchen einen geeigneten Übernachtungsplatz. Das ist hier in der sandsteinzerklüfteten „Luxemburgischen Schweiz“ nicht ganz einfach.
Wir finden stattdessen einen eindrücklichen „Predigtstuhl“. Nicht ganz so imposant wie der berühmte Preikestolen am Lysefjord in Norwegen, aber immerhin … ein Predigerstuhl ist ein Predigerstuhl … und man kann ihn ebenfalls besteigen.
Danach spazieren wir auf den Wegen zwischen den mächtigen Sandsteinfelsen. Einige Passagen sind so schmal, dass man sie nur seitwärts gehend passieren kann.
Nachdem wir alle gut, knapp und nicht begehbaren Wege (seitliches Durchzwängen ohne Rucksack manchmal doch noch möglich) ausführlich getestet haben, fahren wir weiter.
In der Nähe von Haller finden wir eine kleine Strasse, die in den Wald führt. Bei einem grossen, offenen Pavillon aus Holz beschliessen wir zu bleiben.
Erholung und Arbeiten am Blog in Larochette
18. – 20. Juni 2015
Am Morgen nähern sich zwei Frauen mit einem Dutzend kleinen Kindern, alle mit leuchtendgelben Warnwesten ausgerüstet. Sie sind offensichtlich verunsichert, als sie unser Wohnmobil im Wald entdecken. Annette geht ihnen entgegen und es stellt sich heraus, dass dies der örtliche Kindergarten ist, der zweimal in der Woche einen Tag im Wald verbringt und diesen Pavillon benutzt. Und heute steht da plötzlich dieses fremdländisches Fahrzeug …
Mit den beiden Kindergärtnerinnen unterhalten wir uns eine Weile sehr nett, die Kindern sind aber dermassen verblüfft, dass sie uns nur mit offenen Mündern und grossen Augen anstaunen.
Wir sind müde von den vielen Eindrücken und den anstrengenden Wanderungen in den letzten Tagen und fahren deshalb in Larochette auf einen Campingplatz. Wir geniessen für einmal die Infrastruktur (inklusive WiFi, kleinem Hallenbad und knusprigfrischen, duftenden Baguettes zum Frühstück) und bleiben bei regnerischem Wetter zwei Tage hier. Zudem arbeiten wir an unserem Reiseblog.
Aber auch hier gibt es viel zu schauen:
Wir haben zum Beispiel nicht gewusst, dass die neueren Wohnwagen vom Auto losgekoppelt per Fernsteuerung auf den Platz gestellt werden können. Das dauert manchmal nur wenige Minuten. Doch unsere neuen Nachbarn brauchen dazu eine geschlagene Stunde. Der Mann müht sich ab, den besten Platz auf der Parzelle für den Caravan zu finden und die stark geschminkte Frau steht daneben, in blendendweissen Hosen, ihr Schosshündchen an der Leine.
Steht der Wagen endlich mal auf den Keilen und im Lot, was mit einer Wasserwaage kontrolliert wird, findet die holde Gattin, die andere Ecke sei vielleicht doch besser…
Oder Gassigehen mal anders: Ältere Frauen setzen ihre Hündchen in den Kinderwagen um sie auszuführen.
Oder der leutselige Herr im roten Poloshirt, der immer, wenn sich irgendwo in der Nähe etwas bewegt, sofort, wie aus dem Nichts, dasteht und mitredet, beide Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
Link zur Strecke vom 18. Juni 2015:
An die Mosel
21. 06.2015
In Larochette fahren wir an einer imposanten Schlossruine vorbei. Dann geht es weiter an die Mosel, den Grenzfluss zwischen Luxemburg und Deutschland.
Vor Wormeldange steht eine kleine Kapelle auf der Krete. Vielleicht ein Übernachtungsplatz?
Wir fahren hoch, doch das letzte Wegstück ist mit einem Fahrverbot belegt. Die Kapelle stellt sich als Gedenkstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges heraus. Der Ort bietet einen schönen Blick über die Mosel und die Rebberge an ihren Flanken.
In der Nähe von Remich spazieren wir durch das grosse, mit künstlichen Seen angelegte Naturreservat Haff Remich. Ein Paradies für Pflanzen und Tiere.
Von einer Vogelbeobachtungshütte aus verfolgen wir, wie die Kormorane ihr Gefieder trocknen. Der Chef hat sich dazu auf den Pfahl der künstlichen Insel gesetzt.
Danach fahren wir zurück nach Remich und stellen uns auf einen Parkplatz zu anderen Wohnmobilen, die direkt an der Mosel parkiert sind.
Link zum Spaziergang zur Gedenkstätte oberhalb von Wormeldingen:
Link zum Spaziergang durch das Naturreservat „Haff Remich“:
Von kunstvoll verdrehten Gänsen und Kunstwerken im Wald
22. Juni 2015
Am Morgen sehen wir, dass auch Schwäne und Nilgänse hier übernachtet haben. Morgentoilette ist angesagt und nötigt die Vögel zu einigen Verrenkungen und Beat zu nicht alltäglichen Bildern.
In der Nähe von Waldhaff entdecken wir auf einem Parkplatz die Holzskulptur „Mère de la Terre“.
Die gefällt uns sehr und wir beschliessen trotz Nieselregen die weiteren Kunstwerke anzuschauen, die an diesem Waldweg liegen sollen.
Die sind jedoch schon älter und stehen so nahe beisammen, dass sie sich gegenseitig stören. Zudem werden sie nicht unterhalten und sind zum Teil zugewachsen.
Hier trotzdem zwei Exponate, die uns gefallen.
Der Regen nimmt zu und wir kehren zum NOBIS zurück.
Unsere Augen sind wieder auf Kunstwerke eingestellt und deshalb fällt uns unterwegs Verschiedenes auf.
Aussergewöhnlich finden wir diese Eisenplastik, die in Walferdangen steht.
Ein Sinnbild für unsere Erde?
In der Nähe von Hunnebour bleiben wir über Nacht auf einem Parkplatz für Wanderer.
Von Schnecken und einem Kloster
23. Juni 2015
In der Nacht hat es ausgiebig geregnet. Doch jetzt am Morgen bleibt es trocken. Wir wandern den Berg hoch und in einem weiten Bogen wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Viele Schnecken haben sich vor den sintflutartigen Regenfällen der letzten Nacht in die Höhe geflüchtet.
Eine hängt etwa 1 ½ Meter über Grund an Zweigen und will nun wohl wieder hinunter.
An einem idyllischen Teich im Wald steht eine offene Hütte, in der man bei Regen Schutz suchen kann. Wanderer, was willst du mehr?
Nach einigen gescheiterten Versuchen einen Grünspecht in Pixel zu bannen, gelingt es Beat hier endlich. Leider ist das Licht nicht ideal und der Vogel etwas zu weit weg. Aber … ihr wisst ja … ein Grünspecht ist ein Grünspecht. Deshalb zeigen wir das Bild hier trotzdem.
Wir verlassen nun Luxemburg.
Aus den zwei bis drei Tagen, die wir in diesem kleinen Land verbringen wollten, sind schlussendlich elf Tage voller schöner Überraschungen geworden.
In Belgien besuchen wir die Abtei d’Orval. Das Zisterzienser-Kloster wurde im Laufe seines Bestehens mehrmals zerstört und teilweise wieder aufgebaut. Es wird noch heute von Mönchen genutzt. Deshalb sind nicht alle Teile öffentlich zugänglich.
Zu gewissen Zeiten, wenn keine Messen oder Gebetsstunden der Mönche stattfinden, darf man auf die Empore der Kirche steigen.
Von hier hat man freien Blick auf das wunderschöne Glasbild im Chor.
Nach dem Besuch fahren wir weiter nach Herbeumont und finden dort zufällig einen WoMo-Stellplatz, den die Gemeinde gratis zur Verfügung stellt.
Merci beaucoup!
Ihr schafft es schon wieder, den Wunsch zu wecken, eben genau dieses Land mal zu bereisen! Danke!
Wir haben selber gestaunt, wie abwechslungsreich Luxemburg ist. Schön, wenn es uns gelungen ist, unsere Begeisterung weiter zu vermitteln.
Hach … Schöön das.
Luxemburg ist klein, aber oho!