Anfang Dezember 2014
In der Caldeira, dem Krater des Vulkans auf der Insel Graciosa, liegt die „Furna do Enxofre“ (Schwefelhöhle).
An diesem trüben Novembertag waren wir die einzigen Besucher, die gleich von vier netten Damen im Touristenpavillon begrüsst wurden – Effizienz auf azorianische Art.
Der Einstieg führt oberhalb der Höhle ebenerdig auf die Zinne eines Turms, in dem man 183 Stufen hinuntersteigt.
In der Unterwelt empfing uns der Geruch von Schwefel, der an faule Eier erinnert.
Die „Furna do Enxofre“ ist die grösste, von einem Vulkan geschaffene Höhle Europas. Sie hat einen Durchmesser von ca. 180 Metern und ist 50 Meter hoch.
Zuhinterst liegt ein 11 Meter tiefer See. Wegen der hohen CO2 -Konzentration darf man leider nicht bis zu ihm hinunter steigen.
In einer anderen Ecke entdeckten wir eine Vertiefung, in der es blubberte. Die Wärme des Erdinneren lässt den Schlamm kochen und stinkende, schweflige Dämpfe entweichen. Die Metapher „in Teufels Küche“ bekam für uns eine neue, konkrete Dimension.
Der Gedanke, dass Fumarolen Anzeichen für aktive Vulkane sind, verursachte Gänsehaut und ein mulmiges Gefühl. Zum Glück rechnet die Geologie nicht in einzelnen Jahren, sondern in Jahrtausenden. Das beruhigte uns wieder ein wenig.
Doch nicht nur die Höhle, nein, auch der rustikale Turm ist beeindruckend. Mit viel Aufwand wurde 1939 diese Grotte erschlossen. Die dunklen, behauenen Vulkansteine passen ausgezeichnet in dieses Naturdenkmal und verstärken das Gefühl, weit unter der Erdoberfläche zu stehen.
Wieder oben, an der frischen Luft, betrachteten wir letzte Hortensienblüten.
Sie strahlten Lebensfreude aus, trotz der Spuren des harten Alltags, die sie im Antlitz trugen.
Diese Hortensienblüte als Metapher für die Schönheit des Älterwerdens … für Vergänglichkeit. Und die Höhle scheint mir wie eine Art Besuch im Bauch der Erde gewesen zu sein. Danke fürs Mich-Mitnehmen!!! 😀
Danke für deinen Kommentar. Du hast die Stimmung, die wir vermitteln wollten, gut nachempfinden können.